Wurzelkräuter genießen unter den Kräuterarten einen oftmals mystischen bis legendären Ruf. Das liegt nicht nur an ihrer ungewöhnlichen Form, sondern auch an ihren Inhaltsstoffen, die aus mancher Wurzel ein wahres Wundermittel gegen Krankheiten und Gesundheitsbeschwerden machen.
Bei Wurzeln (Rhizomen) handelt es sich um die Überdauerungsorgane von Pflanzen. Gegen Ende des Jahres, etwa um Mitte Herbst, beginnen viele oberirdischen Pflanzenteile zu welken. Die Pflanzen richten ihre Energie dann in gen Erdreich, um wertvolle Inhaltsstoffe bis zum nächsten Frühjahr in ihren Rhizomen zu speichern. Es versteht sich von selbst, dass die Wurzelernte deshalb primär im Herbst stattfindet, wenn Wurzelkräuter besonders wirkstoffreich sind.
Viele essbare Wurzeln enthalten zunächst einmal einen hohen Gehalt an Stärke, Vitaminen und Mineralstoffen. Sie werden deshalb nicht nur als Heilkräuter, Teekräuter und Gewürzkräuter, sondern auch als Wurzelgemüse genutzt. Speziell die heilsamen Eigenschaften mancher Wurzeln beruhen dabei oft auf Aromastoffen und Farbstoffen.
Ein gutes Beispiel hierfür sind Gingerol und Cucurmin, die in Ingwer, Kurkuma und Galgant eine wichtige Rolle spielen. Sie wirken überaus immunstärkend, antimikrobiell und antioxidativ, weshalb die drei asiatischen Wurzeln als Ayurveda Kräuter und TCM Kräuter eine bedeutsame Rolle spielen. Ähnlich sieht es mit dem Knoblauch aus, dessen schwefelige Aminosäure Alliin keimtötend und immunstärkend wirkt. Und im chinesischen Kult-Wurzelkraut Ginseng sorgen Ginsenoside für eine herz- und immunstärkende Wirkung.
In Wurzelkräutern wie dem Meerrettich kommen wiederum Senfölglykoside als Hauptwirkstoffe zum Tragen. Die Scharfstoffe verleihen auch dem namensgebenden Senf seinen scharf-würzigen Geschmack und werden immer wieder als Geheimwaffe gegen multiresistente Keime und schwere Infektionskrankheiten diskutiert.
Nun gibt es allerdings nicht nur uneingeschränkt gesunde Wurzelkräuter. So wurde die Alraune als legendäre Königin der Hexenkräuter früher beispielsweise als Schlafmittel und Zauberkraut verwendet, ist heute aber als Giftkraut nur noch bedingt im Einsatz. Allerdings zeigt sich an der Alraune auch, dass die oftmals an menschliche Extremitäten erinnernde Wurzelform im Volksglauben mitunter für diverse Mythen und Legenden sorgte.