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Kräuterkunde

Kräuterkunde zu betreiben oder sich auf dem Gebiet der Heilkunde weiterzubilden fällt dank der umfangreichen Lektüre im Kräuterarchiv nicht schwer. Die Studierpulte des herbologischen Korridors zeugen mit unzähligen darauf aufgeschlagenen Kräuterbüchern von hochwissenschaftlicher Arbeit vor Ort. Die hiesigen Gelehrten befassen sich derzeit offenbar vor allem mit den Ursprüngen der Kräutermedizin sowie verschiedenen Kräuterarten.

 

Die Welt der Kräuterkunde

Eine Fibel zur Kräutermedizin

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Eine Schrift hat es dir besonders angetan. Sie trägt den bedeutungsvollen Namen „Von der Kräuterkunde…“ und liest sich wie folgt:

 

Von der Kräuterkunde…

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Gemäß Definition vereint Kräuterkunde (Herbologie) zwei naturwissenschaftliche Disziplinen in sich, nämlich die Pflanzenkunde (Botanik) und die Heilkunde (Medizin). In der Alltagspraxis ist deshalb auch von der Pflanzenheilkunde oder Phytotherapie die Rede. Schon der Vater der modernen Medizin, der griechische Arzt Hippokrates von Kos, setzte bei seinen Behandlungsmaßnahmen stets auch auf die Heilkraft der Kräuter. Bei einigen Kräutern gilt er sogar als Erstbeschreiber. Es ging also schon sehr früh sehr wissenschaftlich zu in der Herbologie. Dabei hat die Kräuterkunde bisweilen aber auch einige so ganz und gar nicht wissenschaftliche Ursprünge.

 

Kräuterpflanzen als Zauberpflanzen und Hexenkräuter

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Es ist kein Geheimnis, dass Pflanzen mit besonderer Wirkung immer eine gewisse Faszination hervorrufen. Seien es nun positive Wirkungen, wie sie für traditionelle Heilkräuter und Gewürze typisch sind, oder die relativ gefährlichen, wenn nicht sogar tödlichen Effekte von Giftkräutern. Die Macht der Natur wird bei Kräuterpflanzen ganz besonders deutlich spürbar. So scheint es auch nicht verwunderlich, dass Kräuter im Altertum sehr gerne für magische Rituale verwendet wurden, etwa um einen Schutz- oder Liebeszauber zu wirken.

Doch die Assoziation von Kräutern mit Magie hatte nicht nur ihr Gutes. Im Volksaberglauben vieler Länder ging man nämlich auch davon aus, dass bestimmte Hexenkräuter und Zauberpflanzen dämonischen Ursprungs waren und somit Unglück oder gar den Tod bringen. Neben Giftpflanzen fielen hierbei aber auch einige eher harmlose Kräuter mit in Ungnade. Ganz zu schweigen von den unzähligen Kräuterfrauen, die wegen dem Gebrauch oder Anbau besagter Teufelskräuter als Hexen auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurden. Generationen uralten Pflanzenwissens wären womöglich mit ihnen ausgestorben, hätte es da nicht einige gegeben, die ihr Wissen hinter sicheren Klostermauern bewahrten.

 

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Hildegard von Bingen – Die Kräuterfrau

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Viele sind der Meinung, dass Hildegard von Bingen selbst eine Kräuterhexe gewesen sei. Vor allem ihre Stellung in der Frauenheilkunde legt nahe, dass es sich bei dieser Geistlichen in Wahrheit um eine Bewahrerin der alten, der heidnischen Volksheilkunde gehandelt haben muss.

Auch hegte sie solch mysteriöse Interessen wie Mystik, Musik, Poesie und Philosophie und ist für ihre Hellsichtigkeit und Visionen berühmt, was sich doch schon sehr verdächtig anhört. Darüber hinaus kamen zahlreiche zufluchtsuchende Frauen in Hildegards Kloster Rupertsberg. Es wurde im 12. Jahrhundert von der Klosterfrau und ihren Schwestern in Bingen am Rhein gegründet und diente Hildegard als Lehr-, Forschungs- und Behandlungszentrum.

Bei ihrem heilpflanzlichen und für damalige Verhältnisse auch recht emanzipierten Treiben ging die Äbtissin jedoch äußerst diskret vor. Ihre Schriften waren stets gemäß den kirchlichen Weisungen verfasst und ihre Kräuterpraktiken streng auf die Klostergärtnerei beschränkt, sodass es keine Missverständnisse gab. Dank ihrer hohen Position innerhalb der Klostergemeinde hatte sie außerdem Zugriff auf antike Schriften zur Kräuterkunde aus aller Welt. Ein Umstand, der ihre fortschrittlichen Kenntnisse zur heilpflanzlichen Behandlung enorm erweitert haben dürfte.

 

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Kräuterwelten, Verdauungskräuter, nach Hildegard von Bingen
Kräuterwelten:
Verdauungskräuter

Verdauungskräuter nach Hildegard von Bingen:

Hildegards beste Kräuterrezepte gegen Verdauungsbeschwerden gibt es im ersten Band unserer Buchreihe Kräuterwelten nachzulesen. Das Buch dokumentiert die Errungenschaften der Äbtissin auf dem Gebiet der Ernährungslehre und liefert eine Fülle interessanter Anreize. Das ganze natürlich herrlich illustriert und versehen mit alten Traditionsrezepten aus dem Fundus der Hildegard von Bingen.

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Mutter aller Kräuterhexen

Was ihre Behandlungsphilosophie anbelangt, so setzte Hildegard immer auf die „grüne Kraft“ wie sie die Naturheilkunde nannte. Wichtig war ihr diesbezüglich auch eine heilsame Ernährung, die zeitgleich zu ihrer Kräutertherapie stattfand.

Ein Konzept, das schon aus der traditionellen indischen Heilkunde Ayurveda wie auch der traditionellen chinesischen, afrikanischen und indianischen Heilkunde bekannt ist. Hildegards Lieblingskraut war dabei der verdauungsfreundliche Fenchel. Aus seinen Samen stellte sie Verdauungstränke her wohingegen ihr die Fenchelknolle für verdauungsfördernde Gerichte diente.

Frauenheilkräuter wurden bei der Äbtissin dagegen oft als Tee verordnet oder in Wein gekocht; die Wundbehandlung verfolgte durch Umschläge mit Kräuterpasten und Breis. Und wenn es um Frauenleiden im speziellen ging, wusste Hildegard ebenfalls meist einen guten Rat.

Auch Aromatherapie und Nährstoffwerte waren von Bingen nicht fremd. Eine strenge, gärtnerische Diät, wenn man so will, die ihren Patientinnen und Schülern zu besserer Gesundheit verhelfen sollte, waren für die Äbtissin selbstverständlich. Insgesamt eine bemerkenswerte heilpflanzliche Arbeit.

Die wichtigsten Kräuterlehren, auf die sich Hildegard hierbei bezog, umfassten höchstwahrscheinlich sowohl europäische, als auch arabische und asiatische Überlieferungen. Dabei haben die jeweiligen Regionen ihre ganz eigenen Kräutergrößen.

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Meister Shennong – Der Kräuterkaiser

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Legenden besagen, dass die chinesischen Kaiserdynastien vor etwa 5000 Jahren durch die drei Erhabenen (三皇, Sān Huáng) begründet wurden. Zu diesen gehörte neben dem Urahnen der Menschen, dem Gott Fu Xi und dessen Frau, der Schöpfergöttin Nü Wa, auch der Ehrwürdige Gott der Landwirtschaft, der Urkaiser Shennong. Er ist auch als der Rote Kaiser oder Kräuterkaiser bekannt; letzteres, weil er nichts geringeres als die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) erfunden haben soll.

Demzufolge wirkte er maßgeblich an der Entstehung der Qi-Lehre mit, welche für medizinische Behandlungsmaßnahmen wie Akupunktur, Yoga, Qi-Gong oder auch bestimmte Massagetechniken eine Rolle spielt. Zudem werden auch TCM Kräuter gemäß dem Qi-Fluss im Körper zugeordnet.

Entsprechende Weisungen, die direkt von Shennong und seinen Schülern stammen sollen, sind in dem berühmten heilkundlichen Werk ‚Klassisches Werk der Wurzeln und Kräuter nach Shennong‘ (神農本草經 / 神农本草经, Shénnóng Běncǎojīng) festgehalten. Dieser bildet bis heute eine der wichtigsten Schriften innerhalb der TCM und beinhaltet 365 Heilpflanzen, die von Meister Shennong gegen verschiedene Beschwerden empfohlen wurden. Und selbst die Herstellung von Tee soll auf Shennong zurück gehen.

Die Entstehungssage deckt sich hier allerdings fast vollständig mit einer Sage der australischen Aborigines. In beiden Fällen soll der Entdecker ein Blatt des Teebaums dabei beobachtet haben, wie es auf der Wasseroberfläche landete und dadurch das Wasser dunkel verfärbte. Die Erzählungen weisen gleichzeitig auch auf einen wichtigen Bestandteil von Kräutern hin, nämlich Naturfarbstoffe. Interessanterweise haben viele von ihnen auch aromatische und sogar heilsame Eigenschaften, weshalb sie nicht nur für Teerezepte Wirk-, Farb- und Aromastoffe zugleich sind.

 

Meister der Aromatherapie

Shennong befasste sich viel mit dem Geschmack der Heilpflanzen. Darauf weist sogar eines seiner legendärsten Portraits hin, auf dem er an einer Kräuterwurzel knabbert, um sie geschmacklich auf ihr Heilungspotential zu überprüfen. Tatsächlich lassen sich nämlich ziemlich viele Kräuter mit Blick auf ihre Heilwirkung verschiedenen Geschmacksrichtungen zuordnen.

Das gilt zum Beispiel für den leicht scharf-minzigen Geschmack von Kräutern wie Minze oder Salbei. Aromastoffe wie Menthol oder Kampfer sind hier für eine atemwegsbefreiende Wirkung verantwortlich, die insbesondere bei Erkältungskrankheiten und Atemwegsinfektionen wirkt. Ähnlich sieht es bei sogenannten Senfölglykosiden aus, die scharfen Heilkräutern wie Rettich, Meerrettich oder Kapuzinerkresse ihr antibiotisches und antivirales Potential verleihen. Besonders aromatisch ging es hierbei in der Indischen und Arabischen Kräuterkunde zu.

 

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Rhazes – Der Kräutermediziner

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Es gab eine Zeit, da war die orientalische Medizin der abendländischen Meilen weit voraus. Während in den Metropolstädten des mittelalterlichen Europas aufgrund niedriger Hygienestandards der Schwarze Tod grassierte, entstand auf der Arabischen Halbinsel bereits das erste gut funktionierende Gesundheitssystem. Unter strengen Vorschriften und höchster medizinischer Disziplin kam man hier erstmals den Erregern klassischer Infektionskrankheiten wie Pocken und Masern auf die Schliche und führte präzise chirurgische Präzedenzeingriffe durch.

Als einer der Begründer arabischer Schulmedizin gilt hierbei der persische Arzt, Chirurg, Chemiker und Naturwissenschaftler Abu Bakr Muhammad bin Zakariya al Razi (ابو بکر محمّد بن زَکَریای رازی), im Westen auch Rhazes genannt. Um 900 n. Chr. machte er bahnbrechende Entdeckungen auf dem Gebiet der Chirurgie und Infektionsmedizin.

Dabei befasste sich Rhazes insbesondere mit der Heilkunst Indiens und des Mittelmeerraums. Ein großes Vorbild aus dem mediterranen Raum dürfte in diesem Zusammenhang der griechische Arzt Pedanios Dioskurides gewesen sein. Er gilt als Pionier der Pharmakologie und beschrieb in seinem legendären Werk ‚De Materia Medica‘ (Über Arzneistoffe) erstmals ausführlich eine Reihe mediterraner Kräuter, deren antibiotische und antivirale Wirkung noch heute von der Schulmedizin hoch geschätzt wird.

 

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Kräuterwelten, Kräuter und Keime, mit Empfehlungen von Dioskurides
Kräuterwelten:
Kräuter und Keime

Kräuter und Keime nach Dioskurides

Unser Band Kräuter und Keime aus der Buchreihe Kräuterwelten befasst sich eingehend mit desinfizierenden Kräutern zur Behandlung von Infektionskrankheiten. Dabei enthält das Buch neben Empfehlungen des Begründers der Pharmakologie Pedanios Dioskurides auch interessante Details über seinen arabischen „Fernschüler“ Rhazes.

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Pionier der Chirurgie und Infektionsmedizin

Auch die Desinfektionsmedizin der alten Ägypter war Rhazes nicht unbekannt. Sie nutzen Thymian, Myrrhe und Weihrauch zur Herstellung von Leichenbalsam nutzen, um Verwesungskeime von Mumien fernzuhalten. Doch der persische Arzt übernahm das alte Wissen der frühen Infektionsprävention nicht einfach nur. Er revolutionierte es. So soll er der Erste gewesen sein, dem die Destillation von hochprozentigem Alkohol zur Desinfizierung gelang. Seine Aufzeichnungen zu Grundlagen der Destillation gehören bis heute zu den Standardwerken der schulmedizinischen Ausbildung. Gleiches gilt für seine detaillierten Erstbeschreibungen von Krankheiten und Operationen, darunter Einträge zu Pocken, Masern, Appendizitis und frühen Augenoperationen.

Rhazes‘ medizinisches Vermächtnis wird in Europa bis heute sehr geschätzt. So ist ihm zum Beispiel am medizinischen Campus von Paris bis heute ein Denkmal gewidmet. Es verdeutlicht, wie sehr Rhazes westliche Schulmedizin mitgeprägt hat. Selbst die Mönche des Mittelalters zollten dieser Koryphäe auf dem Gebiet der Medizin ihren Tribut und übersetzten diverse seiner Werke ins Lateinische.

 

Kräuterkunde in der modernen Heilkunde

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Es gibt noch eine ganze Reihe an Heilkundigen, die in derart beeindruckender Weise die moderne Medizin geprägt haben.

  • Hieronymus Bock
  • Otto Brunfels
  • Aulus Cornelius Celsus
  • Pedanios Dioskurides
  • Leonhart Fuchs
  • Aelius Galenus
  • Paracelsus (Theophrastus Bombast von Hohenheim)

 

Sie alle trugen dazu bei, dass die Kräuterkunde heute eigentlich den reichsten Heilschatz aller Zeiten birgt. Die Schulmedizin begann in der Vergangenheit nur sehr zaghaft mit dessen Wiederentdeckung. Inzwischen gibt es zu vielen Kräutern aber fundierte Studienergebnisse, die ihre Heilwirkung nachweisen konnten.

Auch der Biohandel und natürlich die Biogärtner sind vielfach glühende Verfechter der Kräuterkunde, die deshalb gerade ein echtes Revival feiert. Hinzu kommen eine Reihe ungewöhnlicher Super Foods im aktuellen Ernährungstrend. Aufgrund ihrer Heilwirkung und Nährwerte lassen sich nach der ayurvedischen Medizin zumindest einige von ihnen ebenfalls als Kräuter definieren. Bestimmte Pilze und Biokulturen können der Gesundheit ebenfalls auf heilpflanzlicher Basis gut tun und zudem im heimischen Grün Fuß fassen. Die Welt der Kräuter, ebenso wie deren Verwendungsmöglichkeiten sind also sehr vielseitig.

 

Wichtige Utensilien in der Kräuterkunde

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Wer zu Hause selbst als Kräuterkundler tätig werden möchte, der braucht eigentlich nicht viel. Die meisten Heil- und Gewürzpflanzen lassen sich ganz unkompliziert als Teekräuter zubereiten oder als Küchenkräuter beim herkömmlichen Kochen verwenden. Empfehlenswert sind jedoch in jedem Fall Mörser und Stößel, um getrocknete Pflanzenteile bei Bedarf zermahlen zu können. Wer zusätzlich vorhat, Kräuter zu extrahieren, der sollte außerdem auf die Beschaffung folgender Utensilien zur Grundausstattung einstellen:

  1. geschmacksneutrale Pflanzenöle (für Ölauszüge)
  2. relativ geschmacksneutraler Alkohol (für Tinkturen)
  3. Bienenwachs (für Kräutersalben)
  4. Basiscreme (für Kräutercremes)
  5. Antiranz (für längere Haltbarkeit öliger Extrakte)
  6. großes Schraubglas (zum Extrahieren)
  7. dunkle Flaschen und Salbentiegel (zur Aufbewahrung)

 

Die Gefäße zur Aufbewahrung müssen hierbei wirklich dunkel gefärbt sein. Denn nur so lassen sich die oftmals lichtempfindlichen Inhaltsstoffe der Extrakte ausreichend vor Sonnenlicht schützen. Denn Lichteinstrahlung kann die heilpflanzlich relevanten Wirkstoffe mitunter schnell zerstören. Während der Extraktion ist Sonnenlicht dagegen äußerst wichtig, um selbe Wirkstoffe aus den Kräutern zu lösen. Schraubgläser und sonstige Extraktionsbehältnisse müssen deshalb aus klarem Weißglas bestehen. Zudem sollten sie gut verschlossen werden, damit keine Luft an das Extrakt gelangt und der Kräuterauszug nicht zu schimmeln anfängt.

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