Ingwer (Zingiber) ist weltweit als König der asiatischen Wurzelkräuter bekannt. Die markant gelbe Farbe, ebenso wie der ungewohnt zitronig-scharfe Geschmack seiner Wurzeln macht ihn zu einem außergewöhnlichen Gewürz und Naturfarbstoff. Daneben sind auch die Heilkräfte des Ingwers etwas ganz besonderes.
Wissenswertes: Der Name des Ingwers leitet sich von dem Sanskrit-Wort singabera ab, was so viel wie „Hornwurzel“ bedeutet. Der Begriff beschreibt treffend die charakteristischen, knolligen Wurzeln des Ingwers, die in ihrer Form an ein Horngeweih von Huftieren erinnern.
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ToggleIngwer in der Küche und Medizin
Die Ingwerwurzel ist ein Paradebeispiel für das ganzheitliche Behandlungskonzept der asiatischen Heilkunde. Als Standardgewürz in zahlreichen Traditionsgerichten Asiens verleiht er diesen nicht nur einen einzigartigen Geschmack, sondern auch ein außergewöhnliches Gesundheitspotential. Ob heilsame Gewürzmischungen wie Curry oder Vitalgetränke wie Goldene Milch, Verdauungsschnäpse und Ingwertee – gesundheitsfördernde Rezepturen mit Ingwer gibt es so einige. Und das nicht erst seit gestern.
Der König der asiatischen Wurzelkräuter
Zusammen mit Knoblauch, Kurkuma und Galgant gehört Ingwer zu den wichtigsten Wurzelkräutern aus Fernost. Speziell Ingwer, Kurkuma und Galgant stellen diesbezüglich auch das Trio der Wurzelkräuter aus der Familie der Ingwergewächse. Gemeinsam ist diesen Kräuterwurzeln ein äußerst markanter Geschmack und, im Falle von Kurkuma und Ingwer, auch eine sehr markante Farbe. Gerade die Ursprünge von Ingwer als Heilkraut und Gewürz reichen dabei tief in die antiken medizinischen Schriften Chinas zurück.
Erstmals Erwähnung findet die Ingwerwurzel diesbezüglich im „Shennong Ben Cao Jing“ (Klassisches Arzneibuch des Landmanns Shennong). Das schätzungsweise 2.500 Jahre alte Werk gilt bis heute als essenzielles Lehrbuch der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) und beschreibt Ingwer als eine Wurzel mit außergewöhnlichen therapeutischen Eigenschaften. Demnach wird Ingwer für seine Fähigkeit geschätzt, die Lunge zu klären, die Verdauung zu fördern und die Heilwirkung anderer Kräuter zu verstärken.
Ein besonders faszinierender Aspekt der Anwendung von Ingwer in der asiatischen Heilkunde ist zudem seine Verwendung zur Stärkung des Immunsystems sowie zur Behandlung von Erkältungskrankheiten. Die alten chinesischen Heilkundigen betrachteten Ingwer als einen Schlüssel zur Wahrung des Gleichgewichts im Körper, insbesondere während der kalten Wintermonate. Und noch heute wird Ingwer als wärmendes TCM-Kraut gegen Kälte und Grippe eingesetzt. Gleichwohl soll die Ingwerwurzel dazu beitragen kann, das Qi zu harmonisieren.
In der indischen Ayurveda-Medizin gilt Ingwer ebenfalls als wichtiger Bestandteil verschiedener Kräuterrezepturen. Innerhalb des Ayurveda-Systems wird Ingwer als „Vishwabhesaj“ bezeichnet, was übersetzt „Universalarznei“ bedeutet. Diese Bezeichnung unterstreicht die vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten von Ingwer nach ayurvedischem Verständnis.
Es wird angenommen, dass Ingwer als Ayurveda Kraut aufgrund seiner wärmenden Eigenschaften dazu beiträgt, das Gleichgewicht der drei Doshas (Vata, Pitta, Kapha) im Körper zu harmonisieren. Diese Doshas repräsentieren gemäß Ayurveda-Lehre unterschiedliche Energien und Konstitutionstypen. In diesem Zusammenhang wird Ingwer unter anderem zu folgenden Zwecken eingesetzt:
- Behandlung von Entzündungen
- Förderung der Verdauung
- Linderung von Verdauungsbeschwerden
- Unterstützung des Immunsystems
Verdauungsfördernde und immunstärkende Ingwerwurzel
Dem Ingwerhandel nach Europa kam im Mittelalter eine bedeutende Rolle zu. Während der Kreuzzüge und der damit einhergehenden Handelsexpansion mit dem Osten wurde Ingwer zu einem geschätzten Gewürz in der europäischen Küche.
Alte Schriften wie das medizinische Werk „Physica“ von Hildegard von Bingen, einer bedeutenden Äbtissin des 12. Jahrhunderts, loben Ingwer für seine wärmenden Qualitäten und empfehlen ihn als Heilmittel gegen verschiedene Leiden, so zum Beispiel als Hausmittel gegen Erkältungen oder Berdauungsbeschwerden. Insbesondere betont Hildegard von Bingen die Verwendung von Ingwer zur Unterstützung der Verdauung und zur Linderung von Magenbeschwerden.
Seine Blütezeit erlebte Ingwer in Europa dann während der Renaissance. Apotheker und Köche dieser Ära schätzten Ingwer für seine vielseitigen Anwendungen. In Apothekerrezepturen wurde die Ingwerwurzel häufig als Tinktur oder Extrakt zur Förderung der Verdauung und Stärkung des Immunsystems verwendet.
In den Küchen der Renaissance nutzte man wiederum Gewürzmischungen mit gemahlenem Ingwer in süßen und herzhaften Gerichten. Rezepte aus dieser Zeit betonen die harmonisierende Wirkung von Ingwer auf den Geschmack und die Verdauung gleichermaßen.
Inhaltsstoffe und Wirkung von Ingwer
Die medizinisch vorrangig genutzte Ingwer-Art ist der Gewöhnliche Ingwer (Zingiber officinale). Dessen vielfältige Heilwirkung lässt sich auf seine reichhaltige Mischung von bioaktiven Inhaltsstoffen zurückführen, darunter:
- Borneol: Verleiht Ingwer sein leicht mentholartiges Aroma, besitzt beruhigende Eigenschaften und möglicherweise dazu beitragen, Übelkeit zu lindern.
- Cineol (Eukalyptol): Ein Terpen, das Ingwerwurzel ein erfrischendes Aroma verleiht. Es kann dazu beitragen, die Verdauung zu fördern und besitzt möglicherweise entzündungshemmende Eigenschaften.
- Gingerol: hauptverantwortlich für die entzündungshemmenden und antioxidativen Eigenschaften von Ingwer
- Limonen: Das Terpen ist für den zitrusartigen Geschmack verantwortlich. Es kann die Magenmotilität stimulieren und so die Verdauung unterstützen. Limonen hat auch antioxidative Eigenschaften.
- Shogaol: Bildet sich durch die Dehydrierung von Gingerol und zeigt ebenfalls entzündungshemmende Wirkungen,
- Zingiberen: Verantwortlich für den typischen Geschmack und das Aroma von Ingwer.
- Beta-Carotin: Ein Vorläufer von Vitamin A, wichtig für die Gesundheit der Augen und die Stärkung des Immunsystems.
- Vitamine (v.a. Vitamin C und Vitamin B6): Tragen zur allgemeinen Gesundheit und zum Immunsystem bei.
- Mineralstoffe (wie Kalium und Mangan): Wichtig für den Elektrolythaushalt und verschiedene Stoffwechselprozesse im Körper.
Zingiber officinalis enthält mit Gingerol, einen hochpotenten medizinischen Wirkstoff, der die entzündungshemmende und antioxidative Wirkung der Ingwerwurzel maßgeblich mitgestaltet. Studien haben gezeigt, dass Gingerol entzündungsfördernde Enzyme hemmen kann, was zu einer Reduzierung von Entzündungen im Körper führt.
Die antioxidativen Verbindungen in Ingwer bieten außerdem Schutz vor oxidativem Stress und können die Zellen vor Schäden durch freie Radikale bewahren. Darüber hinaus können die entzündungshemmenden Eigenschaften von Ingwer können auch bei der Linderung von Schmerzen, insbesondere bei Arthritis, hilfreich sein.
Die verdauungsfördernden Eigenschaften von Ingwer, ebenso wie seine antiemetische Wirkung, lassen sich neben Gingerol auch auf die Inhaltsstoffe Borneol, Cineol, Shoagol und Zingiberin zurückführen. Bekannt sind sekrefördernde Eigenschaften, welche die Produktion von Verdauungssäften anregen. Des Weiteren kann Ingwerwurzel Magenkrämpfe lindern und die Darmperistaltik fördern.
Ingwer pflanzen – Standort und Pflege
Ingwer ist die Stammgattung der Ingwergewächse und wie viele Vertreter dieser Pflanzenfamilie ursprünglich aus den Tropen und Subtropen Asiens heimisch. In seinem natürlichen Verbreitungsgebiet fühlt er sich an sonnigen bis halbschattigen Standorten in Regenwäldern am wohlsten. Die Temperaturen sollten konstant zwischen 20 und 30 Grad Celsius liegen, und gerade in den Anfangsphasen des Wachstums ist eine hohe Luftfeuchtigkeit von Vorteil.
Unnötig zu erwähnen, dass eine Freilandkultur von Ingwer in Regionen wie Mittel- und Nordeuropa eher problematisch ist. Für gemäßigte Zonen, in denen der Freilandanbau von Ingwerwurzel eine Herausforderung darstellt, bietet sich daher die Zimmerkultur in Töpfen oder ein Anbau Gewächshäusern an.
Der richtige Boden für Ingwer
Ingwer bevorzugt gut durchlässiges, lockeres, sandig-lehmiges Substrat mit vergleichsweise hohem Nährstoffanteil. Eine Mischung aus Komposterde bzw. nährstoffreicher Kräutererde und Gartenerde ist ideal. Sandiger Boden fördert die Drainage und verhindert Staunässe, während lehmiger Boden Feuchtigkeit und Nährstoffe besser speichern kann.
Ein ausreichend ockerer Boden unterstützt bei Ingwer das Wurzelwachstum. Die Rhizome können das Substrat dann leichter durchdringen und sich gut entwickeln. Staunässe sollte vermieden werden, um Fäulnis und Krankheiten vorzubeugen.
Für eine gute Drainage ist es weiterhin empfehlenswert, im Pflanzloch etwas Sand oder Perlit auszubringen. Der optimale pH-Wert des Bodens liegt für die Ansprüche von Ingwerwurzel im schwach sauren Bereich, zwischen 6,1 und 6,5 Punkten.
Einzelheiten zum Standort für Ingwer:
- sonniger bis halbschattiger Standort
- durchlässiger, nährstoffreicher Boden
- sandig-lehmiges Substrat
- Boden-pH-Wert: schwach sauer, von 6,1 bis 6,5
- Standorttemperatur: konstante 20 bis 30 °C
- hohe Luftfeuchtigkeit empfehlenswert
Ingwer pflanzen
Die Kultivierung von Ingwer beginnt mit der sorgfältigen Auswahl von frischen, gesunden Knollen. Sie können hierfür problemlos Knollen aus dem Lebensmittelhandel verwenden. Die Knollen werden anschließend etwa fünf Zentimeter tief in gut durchlässiges Substrat gesetzt, wobei darauf zu achten ist, dass die Knospen nach oben zeigen.
Wählen Sie für die Ingwerkultur einen Pflanztopf mit einem Durchmesser von etwa 25 bis 30 cm. Dies bietet ausreichend Platz für das Wachstum der Ingwerpflanze und ermöglicht eine gute Entwicklung der Wurzeln. Ein etwas größerer Topf kann ebenfalls von Vorteil sein, da er mehr Raum für das Rhizom und das Wurzelsystem bietet. Dabei ist wichtig, dass der Pflanztopf über ausreichende Abflusslöcher am Boden verfügt, um Staunässe zu vermeiden.
Der Prozess der Keimung kann zwischen zwei und vier Wochen dauern und ist abhängig von den Umgebungsbedingungen. In dieser Phase ist eine konstante Pflege entscheidend, um ein gesundes Wachstum zu fördern. Halten Sie den Standortboden stets frisch feucht und stellen Sie angemessene Keimtemperaturen sicher.
Die Phase der Keimung markiert den Beginn eines etwa acht- bis zehnmonatigen Wachstumszyklus. Während dieser Zeit erfordert Ingwer regelmäßige Pflege, einschließlich angemessener Bewässerung, regelmäßiger Kontrolle auf Schädlinge und Krankheiten sowie gegebenenfalls zusätzlicher Düngung. Der Erfolg beim Anbau von Ingwer erfordert Geduld und Hingabe, da die Pflanze in dieser Zeit ihre charakteristischen Rhizome entwickelt.
Ingwer gießen und düngen
Ingwerwurzel bevorzugt einen stets leicht feuchten Boden, jedoch ohne Staunässe. Eine regelmäßige, aber nicht übermäßige Bewässerung ist wichtig, um optimale Bedingungen zu gewährleisten. Eine ausreichende Luftfeuchtigkeit können Sie erzielen, indem sie die Pflanze regelmäßig mit Wasser besprühen.
Wichtig: Kalkhaltiges Wasser kann den pH-Wert des Bodens erhöhen, was für Ingwer nicht optimal ist. Wenn das Leitungswasser in Ihrer Region sehr kalkhaltig ist, könnte es hilfreich sein, auf Regenwasser, Mineralwasser oder aufbereitetes Wasser zurückzugreifen.
Während seines aktiven Wachstums zwischen Frühlng und Sommer benötigt Ingwer alle 2 bis 4 Wochen eine ausgewogene Düngung. Hierbei ist darauf zu achten, dass ein spezieller Flüssigdünger für Nutzpflanzen verwendet wird, um die benötigten Nährstoffe bereitzustellen. Während der Vegetationsruhe von Herbst bis ist die Düngung dann allmählich einzustellen.
Ingwerwurzel ernten und vermehren
Die Erntezeit für Ingwer beginnt, wenn die oberirdischen Teile der Pflanze absterben, was auf ein vollständiges Reifen der Rhizome hinweist. Dies ist in der Regel nach etwa 8 bis 10 Kulturmonaten der Fall. Der Erntezeitpunkt ist entscheidend, da er einen direkten Einfluss auf die Qualität und den Geschmack der Ingwerwurzel hat. Die Rhizome sollten behutsam aus der Erde gelöst werden, wobei darauf zu achten ist, die Wurzeln nicht zu beschädigen.
Nach der Ernte bietet sich die Möglichkeit zur Vermehrung an. Die Rhizome können in kleinere Teile geschnitten werden, wobei jedes Stück mindestens einen „Auge“ oder eine Knospe haben sollte. Diese Rhizomteile können dann wieder eingepflanzt werden, um neue Ingwerpflanzen zu züchten. Die Vermehrung ist eine nachhaltige Methode, um den Ingweranbau fortzusetzen und gleichzeitig das Wissen über die Pflanze zu vertiefen.
Wichtige Arten der Gattung Zingiber
Die Gattung Zingiber umfasst etwa 188 Arten. Neben Zingiber officinalis werden dabei noch andere Ingwer-Arten kulinarisch und heilpflanzlich genutzt. Hier ein Überblick zu den wichtigsten Kultur-Arten:
- Blockzitwer (Zingiber montanum)
- Gewöhnlicher Ingwer (Zingiber officinalis)
- Japanischer Ingwer / Myoga (Zingiber mioga)
- Shampoo-Ingwer (Zingiber zerumbet)
Ingwer – Krankheiten und Schädlinge
Mit Blick auf Schadbilder ist für die Ingwerpflanze vor allem die Wurzelfäule ein häufiges Risiko. Sie ist durch faulige Wurzelteile und damit einhergehende Wachstumsstörungen der Pflanze gekennzeichnet und wird insbesondere durch anhaltende Staunässe hervorgerufen. Um Wurzelfäule zu verhindern, ist es daher entscheidend, ein gut durchlässiges Substrat zu verwenden und die Bewässerung sorgfältig zu kontrollieren, um Staunässe zu vermeiden.
Auch falscher Mehltau stellt eine potenzielle Gefahr für die Ingwerpflanze dar und zeigt sich durch einen grauen, pulverförmigen Belag auf den Blättern. Kupfersprays können hier als effektive Bekämpfungsmittel dienen, während eine ausreichende Belüftung um die Pflanze herum förderlich ist. Die Wurzelfäule kann ebenfalls Ingwer beeinträchtigen, zu gelben Blättern und schlechtem Wachstum führen. Das Problem lässt sich minimieren, indem man ein gut durchlässiges Substrat verwendet und die Bewässerung kontrolliert.
Darüber hinaus können Schädlinge wie Spinnmilben auftreten, die sich durch feine Gespinste auf den Blättern und gelbe Verfärbungen zeigen. Der Einsatz von Raubmilben und die Kontrolle der Luftfeuchtigkeit können hier wirksam sein. Blattläuse und Thripse sind weitere mögliche Schädlinge, gegen die natürliche Feinde wie Marienkäfer oder der Einsatz von Neemöl hilfreich sind. Eine frühzeitige Erkennung von Krankheiten und Schädlingen sowie der Einsatz natürlicher Methoden sind entscheidend, um die Gesundheit der Ingwerpflanzen zu gewährleisten und den Einsatz schädlicher Chemikalien zu minimieren.
Fazit
Ingwer mag kein heimisches Heil- und Gewürzkraut sein, ist aber dennoch längst in der westlichen Küche und Heilkunde angekommen. Mit seinen mannigfaltigen Vorteilen für die Gesundheit kann die verdauungsfördernde und immunstärkende Ingwerwurzel bei so manchen Beschwerden helfen und gilt gemeinhin als eines der medizinisch wertvollsten Wurzelkräuter aus Asien. Aufgrund seiner tropischen Herkunft sollten Kräuterfans den Ingwer allerdings lieber in Zimmerkultur halten.
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