Der Garten als Konzept der kultivierten Natur wahren Schätze der Menschheit. Ihr ganzes Streben, mit der Natur in Harmonie zu leben, findet darin Ausdruck. Malerische Arrangements, liebevoll gepflegte Pflanzen und eine menschliche Hand, die alles in Balance hält. So sollte es sein in der Gartengestaltung, auch wenn es das nicht immer ist. Hier im Grünen Archiv jedoch, scheint dieser bewahrende Aspekt in keinster Weise eingebüßt zu haben. Das Gartenarchiv sorgt dafür.
Es lässt sich nicht beschreiben, wie wundersam sich die fließenden Übergänge von Marmorregalen hin zu Stauden, Sträuchern und Ranken ineinander winden. Eine meisterliche Kombination verschiedener Gartenarten, in denen naturbelassene Konzepte dominieren, bestimmen im Gartenarchiv die strukturelle Gliederung. Ein kleines grünes Gartenparadies für sich und zwar mit allem, was zu einem botanischen Garten der Extraklasse dazu gehört.
Wenn du dich rechts von den Regalgärten hältst, gelangst du unweigerlich in die Nähe der Gartenküche mit ihrer ellenlangen Vorratskammer. Ein Torbogen trennt den nach hinten kuppelförmig abfallenden Raum vom Rest des Archives und weist den Weg in einen atemberaubenden Erntetempel, der im Gartenarchiv von alten Traditionsrezepten bis hin zu nützlichem Wissen über saisonale Ernteklassiker das Beste aus dem Nutzgarten in sich vereint.
Im hinteren Bereich der Gartenküche führt ein Durchgang in einen weitläufigen Lagerflügel, in dem es vor Kisten, Körben und Einmachgläsern voller Gartenobst und Gartengemüse nur so wimmelt. Sie bilden einen langen Korridor hinaus auf die Veranda, die wie ein Plateau dem Rest des zugeschnitzten Baumstupfes vorgelagert ist. Der Verandabereich windet sich hinunter zum Erdreich des Waldes und bildet so eine natürliche Wendeltreppe zu einem Heckenlabyrinth, über dessen Wege man die Farmgärten erreicht, die im tieferen Wald gelegen sind.
Hier im Gartenarchiv scheint man die dort hervorgebrachten Lebensmittel zu lagern. Die keimfreie Umgebung der Bücherei, ebenso wie die kühle Höhenluft scheinen dafür einen idealen Standort zu gewährleisten. Zusätzlich zur Lagerung scheinen die Erträge im Archiv auch untersucht zu werden, um die saisonale Ernte dokumentieren zu können.
Signifikante Veränderungen am Gartenboden sowie am Waldklima sind im Gartenarchiv chronologisch festgehalten. Dabei scheinen auch einige Jäger und Sammler zur Vervollständigung der Aufzeichnungen beizutragen. Man kann sich nur grob vorstellen wie sehr das Wort Gartenarbeit hier auch Gemeinschaftsarbeit bedeutet.
Viele Bücher findest du in der Speise des Gartenarchivs aber nicht. Vielmehr sind es ein paar wenige, dafür aber riesige und schwere Wälzer, die auf verschiedenen Holzpodesten zwischen den Lagerstätten ausgestellt sind. Man kann praktisch im Stehen darin lesen und sich Notizen machen. Sie von ihrem angestammten Platz im Gartenarchiv zu nehmen oder sogar hinaus zu schaffen scheint ob ihres Gewichts nahezu unmöglich. In einem ziemlich nah am Eingang positionierten Band des Gartenarchivs kannst du auf der momentan aufgeschlagenen Seite folgendes lesen:
„Gärten, egal welcher Art, waren schon immer ein harmonisches Zusammenspiel aus Ästhetik und Nutzen. Die Nützlichkeit muss sich hierbei nicht zwingend auf Fruchtertrag beziehen. Denn auch Farbspiele, Düfte, Geräusche, kurzum, die Natur an sich hat im Garten nützliche Aufgaben. Von Pflanzen umgeben zu sein, nährt die innere Ruhe, die Genesung und die Stärkung des Körpers. Es ist wahr, dass die Menschen ohne Natur schnell krank werden. Ebenso leidet ihre Psyche unter der Trennung von ihrem natürlichen Lebensraum, aus dem sie sich maßgeblich selbst mehr und mehr ausschließen. Welch schmerzliche Selbstzweifel müssen eine Art plagen, dass sie sich langsam selbst zerstört? Es bedürfte eines ganzen MEERES voller Gärten, um ihrer aller verirrten Geist zu beruhigen und wieder auf den Weg der Klarheit zu führen.“
Rutan Routa, Chefbotaniker von Ackerwinde
Das ging ins Mark… Was wird das hier, eine Therapiestunde im Garten? Na, wenn das so ist, schnappst du dir doch gleich erst mal einen Apfel aus dem Obstkorb neben dir. Den wird schon keiner vermissen. Außerdem sieht er so schön golden und saftig aus. Muss eine Herbstsorte sein… Wenn man sich so umsieht, bräuchte man schon einen halben Tag allein um alle Obst- und Gemüsearten genauer unter die Lupe zu nehmen.
Wo das wohl alles hinkommt? Wofür braucht eine Bibliothek denn überhaupt Speisekammern von solch riesigem Ausmaß? Da müssen doch mehr als zwei Dutzend hungrige Bäuche zu stopfen sein. Bevor du dir hierüber aber noch mehr Gedanken machen kannst, leuchtet dein schwebender Display auf. Er entfaltet sich auf Leinwandgröße und verschafft dir einen wahrhaft dreidimensionalen Überblick über das literarische Inventar des Gartenarchivs: