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Linde pflanzen – Wirkung, Kultur und Schnitt

Der klebrige Blütensaft der Linde (Tilia) mag Autobesitzern, die ihr Auto versehentlich unter einem Lindenbaum abstellen, ein Dorn im Auge sein. Für zahlreiche Nützlinge, darunter Bienen und Hummeln sind Lindenblüten jedoch ein wahrer Festschmaus. Und auch für Menschen ist Tilia durchaus von Nutzen, weshalb man bei ausreichend Platz im Garten unbedingt eine Linde pflanzen sollte.

 

Ich schritt vorbei an manchem Baum
Im Spiel der Morgenwinde,
Ich schwankte hin in wachem Traum
Und sah nicht, wie der Blinde.
Doch plötzlich fuhr ich auf im Traum
Und rief: »O Gott, wie linde!«
Ich fand mich unterm Lindenbaum,
Er hauchte Duft im Winde.
Ich aber sprach: »Du süßer Baum,
Dich grüßt wohl auch der Blinde,
Der deinen Namen selbst im Traum
Noch nie gehört, als Linde.«

– Friedrich Hebbel, Linde

 

Linde als Heilpflanze und Zeremonienbaum

Sei es nun als Heilkraut oder Zusatz für Tees, Saft oder Honig – die strahlend weißen Blüten und gezähnten Herzblätter von Tilia bergen ein großes Nutzpotential. Zudem bestechen Lindenbäume durch ihren malerischen Wuchs, der den Laubbaum schon zur Inspirationsquelle zahlreicher Poeten, Musiker und Maler machte. Dabei galt die Linde schon den Germanen und Slawen als äußerst heiliger Baum. Der nordischn Göttin Freya geweiht, fungierte Tilia als Schutzbaum aber auch als wertvolles Heilkraut.

 

Ein Friedens- und Gerichtsbaum

Unter den Linden wurde in alter Zeit das legendäre Schiedsgericht der Wikinger und Germanen abgehalten, das Thing. Aus diesem Grund trägt Tilia bis heute den volkstümlichen Namen Gerichtsbaum.

Gleichwohl pflanzte man Lindenbäume als Zeichen für beendete Kriege, so zum Beispiel nach dem Deutsch-Französischen Krieges im 19. Jahrhundert oder im Zuge des Westfälischen Friedens von 1648. Heilung versprach Tilia hier nicht nur für die Volksseele, sondern auch für so manche Volkskrankheit.

Inhaltsstoffe und Wirkung der Lindenblüten

Sowohl Lindenblütentee als auch Lindenhonig sind dafür bekannt, eine ausgezeichnete Wirkung gegen Erkältung zu haben. Zudem wirken Lindenblüten sekretfördernd, beruhigend und entzündungshemmend, weshalb sie neben Erkältungen und Husten auch bei Harnwegsinfekten, Magen-Darm-Entzündungen, Schlaflosigkeit und Schmerzbeschwerden (z.B. bei Kopfschmerzen, Migräne oder Rheuma) zum Einsatz kommen. Zu den wichtigsten Inhaltsstoffen von Lindenblüten gehören dabei:

  • Astragalin
  • Eugenol
  • Flavonoide
  • Geraniool
  • Gerbstoffe
  • Linalool
  • Quercetin
  • Rutin
  • Schleimstoffe
  • ß-Sitosterol

 

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Der heilsame Lindenblütentee ist gegen Erkältung, Schlaflosigkeit und Schmerzbeschwerden wärmstens zu empfehlen.

Linde pflanzen – Standort und Ablauf

Linden gehören zur Familie der Malvengewächse, die gemeinhin eher in milden bis subtropischen Klimagebieten heimisch sind. Im gemäßigten Mitteleuropa gedeihen deshalb nur wenige Lindenarten, darunter die Winterlinde (Tilia cordata), Sommerlinde (Tilia plathyphyllos) und Silberlinde (Tilia tomentosa). Trotz ihrer sehr guten Winterhärte bis -30 °C sollten jedoch auch die genannten Lindenarten einen Standort in der Sonne oder zumindest im hellen Halbschatten bekommen.

 

Boden für Lindenbäume

Da Lindenbäume schnell Wuchshöhen von 15 bis 40 m und einen Kronendurchmesser vom bis zu 30 m erreichen können, brauchen sie im Garten einiges an Platz. Standorte in Hauswandnähe sind deshalb nicht zu empfehlen. In Sachen Bodenansprüche ist Tilia aber sehr genügsam. Ein kalkhaltiger, lockerer und frisch-feuchter Boden ist völlig ausreichend. Bei zu trockenen Böden kann die Bodenfeuchtigkeit ggf. durch das Untermischen von Torf verbessert werden. Der ideale pH-Wert des Bodens liegt zwischen 5,5 und 6,5.

Pflanztipp: Lindenbäume können unglaubliche 1000 Jahre alt werden. Der Standort will deshalb wohl überlegt sein. Auch tun Sie Nachbarn einen großen Gefallen, wenn die Linde ihren Blütensaft im Frühling nicht gerade direkt auf parkende Fahrzeuge absondert.

Einzelheiten zum Standort für Lindenbäume:

  • Linde bevorzugt Standorte in der Sonne oder im hellen Halbschatten
  • die Bäume werden bis zu 40 m groß
  • aus diesem Grund ausreichend Platz einplanen
  • am besten nicht in Hauswand- oder Parkplatznähe pflanzen
  • als Standortsubstrat kalkhaltige, lockere und feuchte Böden wählen
  • trockenen Boden für Bedürfnisse der Linde mit Torf optimieren
  • Boden-pH-Wert: schwach sauer bis neutral, von 5,5 bis 6,5 Punkten
  • bei uns überlebensfähige: Silberlinde, Sommerlinde, Winterlinde
  • diese sind bis -30 °C winterhart und bestehen in Deutschland problemlos

 

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Die heilsamen Lindenblüten | © Das Grüne Archiv

Pflanzanleitung für Lindenbäume

Linden werden am besten in Form am Hochstamm gepflanzt. Da der Stammumfang einer ausgewachsenen Linde ganze 20 m betragen kann, ist es besser, vorgezogene Jungbäume in den Garten zu integrieren. Achten Sie neben dem Stammumfang aber auch auf die Krone des Lindenbäumchens. Damit die Linde nicht allzu ausladend wächst, sollte die Baumkrone erst auf 1,8 m Höhe ansetzen. Erhältlich ist ein vorgezogener Hochstamm der Linde in den meisten Baumschulen. Das Pflanzen der Jungbäume gestaltet sich nach dem Erwerb wie folgt:

1. Schritt – Pflanztermin wählen: Pflanzen Sie Ihren Lindenbaum erst, wenn er kein Laub mehr trägt. Nur wenn Tilia keine Energie mehr auf die Blattbildung verwenden muss, kann sich der Baum voll und ganz auf die Wurzelbildung konzentrieren. Die beste Pflanzzeit liegt damit also im Herbst oder zeitigen Frühling. Fröste sollten in den ersten Wochen nach der Pflanzung nicht auftreten.

2. Schritt – Boden vorbereiten: Vor der Pflanzung wird der Boden auf die Bedürfnisse der Lindenbäume optimiert. Lockern Sie das Substrat hierfür gut auf und reichern Sie es gegebenenfalls mit Kalk, Kompost und Torf an. Um Staunässe zu vermeiden, wird das Pflanzloch zudem mit Kieselsteinen drainiert.

3. Schritt – Linde pflanzen: Das Pflanzloch sollte doppelt so breit und tief wie der Wurzelballen des Lindenbäumchens sein. Während dem Ausheben des Lochs ist Tilia gut in einen Eimer voll Wasser aufgehoben. Hier können sich die Wurzeln des Baums schon vorab gut mit Feuchtigkeit vollsaugen, was ein rasches Anwachsen im Boden unterstützt. Setzen Sie die junge Linde sehr behutsam ins Pflanzloch ein und füllen Sie das Erdloch mit Aushub auf. Zum Abschluss treten Sie die Erde vorsichtig fest und gießen Ihren Lindenbaum kräftig an. Für einen stabilen Wuchs

Kurzschritte zum Pflanzen im Überblick:

  • Pflanztermin für Tilia: Frühling oder Herbst, in frostfreien Phasen
  • Boden vor dem Pflanzen der Lindenarten auflockern
  • ggf. Kompost, Kalk und Torf untermischen
  • Drainage aus Kieselsteinen ist ebenfalls sinnvoll
  • Pflanzloch muss doppelten Umfang des Wurzelballens besitzen
  • Lindenbäume während Bodenvorbereitung ins Wasser stellen
  • danach vorsichtig ins Pflanzloch einsetzen
  • mit Aushub bedecken und gut wässern
  • Stützpfosten stabilisieren seinen Wuchs des Baums

 

Lindenblatt | © Das Grüne Archiv

Linde gießen und düngen

Wie bereits angesprochen, sind Linden sehr Feuchtigkeitshungrig. Ausgewachsene Lindenbäume versorgen sich diesbezüglich selbstständig mit Flüssigkeit aus dem Grundwasserspiegel. Bis ihre Wurzeln jedoch entsprechend tief ins Erdreich ragen, muss Tilia hin und wieder manuell Bewässert werden.

Vor allem in der Anwachsphase benötigt die Linde regelmäßige Gießgänge. Hat sich das Bäumchen am Standort eingelebt, genügen Gießgänge in anhaltenden Trockenphasen. Staunässe ist bei aller Feuchtigkeitsliebe der Lindenbäume aber dennoch zu vermeiden. Ansonsten könnte der nützliche Laubbaum schnell krankheitsanfällig werden.

Vor allem junge Lindenbäumchen erfreuen sich in den ersten Wachstumsjahren auch an monatlichen Düngungen. Verwenden Sie hierfür Kompost, den Sie im Frühjahr um den Baumstamm herum verteilen und vorsichtig unter die Erde heben. Wer kalkhaltiges Leitungswasser besitzt, der kann das Gießen sogar in eine Mineralkur für das Jungbäumchen verwandeln. Gießen Sie aber nicht zu oft mit hohem Kalkgehalt, da dies den Boden-pH-Wert langfristig zu stark verändern könnte.

Kurztipps zum Gießen und Düngen:

  • Jungbäume der Tilia müssen regelmäßig gegossen werden
  • gerade in der Anwachsphase ist konstante Bodenfeuchte sehr wichtig
  • später reicht Bewässerung von Jungbäumen in Trockenphasen
  • gelegentliches Gießen mit Kalkwasser dient der Mineralversorgung
  • ansonsten Kompost zur Düngung verwenden
  • diesen im Frühling vorsichtig in den Oberboden einarbeiten
  • ausgewachsene Lindenbäume versorgen sich selbstständig mit Wasser
  • Düngungen sind dann nur noch selten notwendig

 

Krone des Lindenbaums | © Das Grüne Archiv

Linde schneiden und auslichten

Etwa ab dem 6. Standjahr bilden junge Linden im Juni ihre zierlichen weißen bis hellgelben Blüten aus. Diese bestechen durch ihren charakteristischen süßen Duft, wie auch ihre beruhigende Wirkung bei innerer Unruhe, Magenkrämpfen, Halsschmerzen und Hustenreiz.

Um die Heilwirkung der Lindenblüten zu nutzen, werden sie meist in getrockneter Form als Tee aufgebrüht. Zwicken Sie die Blüten zu diesem Zweck im Frühsommer einfach vom Baum ab. Alternativ zum Lindenblütentee lassen sich auch Säfte, Desserts und Honig zaubern.

Einige Gärtner entwipfeln ihren Lindenbaum regelmäßig, um verschiedene Kronenformen zu erzielen. Hierzu werden alle Äste bis auf die Hauptäste vom Hochstamm entfernt. Wer noch keine Erfahrung im Entwipfeln (auch Kopfbaumschnitt genannt) hat, der sollte für diesen Schnittvorgang unbedingt einen Fachmann zu Rate ziehen. Denn die Linde ist zwar schnittverträglich, ein Radikalschnitt wie beim Entwipfeln könnte dem Baum aber dennoch stark zusetzen.

Überhaupt ist es ratsam, Lindenbäume bis auf gelegentliche Auslichtungsschnitte ungestört wachsen zu lassen, denn so entwickeln die Bäume ihren natürlichen Charme am besten. Schneiden Sie darum vorrangig morsche Triebe und ungünstig wachsende Äste aus. Der beste Zeitpunkt für sämtliche Schneidarbeiten liegt im zeitigen Frühjahr.

Kurztipps zum Schneiden und Auslichten:

  • Rückschnitt an Tilia ist nicht notwendig, aber möglich
  • für Formschnitte wie das Entwipfeln am besten Fachmann befragen
  • ansonsten den Lindenbaum durchdacht auslichten
  • vorrangig morsches / unansehnlich wachsendes Triebholz entfernen
  • Lindenblüten haben beruhigende Wirkung
  • zur Nutzung die Blüten im Frühsommer einfach abzwicken

 

Interessante Arten und Sorten der Tilia

Die 20 bis 45 bekannten Arten der Linde lassen sich hauptsächlich anhand ihrer Blattränder unterscheiden. Während manche Linden nur leicht gezähnte, herzförmige Blätter besitzen, ist die Zähnung bei anderen Arten der Tilia deutlich ausgeprägter und auch unregelmäßiger. Sommerlinde, Winterlinde und Silberlinde gehören diesbezüglich zu den leicht gezähnten Lindenarten. Hier ein kleiner Überblick:

SorteBeschreibung
Silberlinde
Tilia tomentosa
Blütezeit: Juni bis Juli
Blütenfarbe: hellgelbe Blüten
Wuchshöhe: 25 bis 30 m
Herkunft: Südosteuropa, Kleinasien
Eignung für Kultivierung: sehr gut
Besonderheiten: die Blüten der Silberlinde besitzen ein silbrig-weißes Tragblatt; auch die Unterseite der einheitlich schwach gezähnten Herzblätter ist silbrig-weiß; aufgrund ihres etwas höheren Stammes sind Silberlinden beliebte Allee- und Parkbäume
Sommerlinde
Tilia platyphyllos
Blütezeit: Juni
Blütenfarbe: weiße Blüten
Wuchshöhe: 35 bis 40 m
Herkunft: Mittel- und Südeuropa
Eignung für Kultivierung: sehr gut
Besonderheiten: die Sommerlinde besitzt einen Stammdurchmesser von bis zu 9 m und blüht von allen Lindenarten am frühesten; die Blattränder von Tilia platyphyllos sind scharf kerbig gezähnt; Sommerlinden sind gut als Parkbaum und Schattenspender geeignet
gute Sorten: 'Dorflinde'
Winterlinde
Tilia cordata
Blütezeit: Juni bis Juli
Blütenfarbe: weiße Blüten
Wuchshöhe: 35 bis 40 m
Herkunft: Europa
Eignung für Kultivierung: sehr gut
Besonderheiten: die Blätter der Winterlinde sind am Blattrand regelmäßig gezähnt und leicht nach oben gebogen; die Baumkrone ist kuppelförmig, der Stamm sehr kurz; Tilia cordata ist gut geeignet für hohe Hecken oder als Bienenweide

 

Mögliche Krankheiten und Schädlinge

Die Linde ist ein robuster Laubbaum, der bei optimalen Standortbedingungen kaum von Erkrankungen oder Schädlingen befallen wird. Linden, die nahe an Straßen oder in beengten Grünflächen wachsen, werden hingegen häufiger von Lindenspinnmilben, der kleinen Lindenblattwespe, der Lindengallmilbe oder dem großen Lindenprachtkäfer heimgesucht.

Die Schädlinge sorgen für das frühzeitige Verwelken der Blätter. Bei starkem Befall kann es auch zum Absterben des gesamten Baumes kommen. Glücklicher Weise lassen sich die Plagegeister aber durch das Besprühen mit Brennnesselsud oder das Ausbringen von Marienkäfern oder Schlupfwespen beseitigen.

 

Fazit

Ziergehölz, Nutzgehölz, Heckenpflanze oder Traditionsbaum – die Linde hat von allem ein bisschen was. Ihre schmuckvollen Blüten und deren lieblicher Duft machen Linden gewiss zu einem originellen Blickfang. Doch auch als schnittverträgliche Hecke oder Heilkrautquelle erfüllen Arten der Linde durchaus ihren Zweck.

Besonders pflegeintensiv ist der sommergrüne Laubbaum dabei nicht. Solange Tilia im Garten genügend Platz, Wasser und die richtigen Nährstoffe zur Verfügung hat, gedeiht der Baum selbst im Halbschatten noch prächtig und fasziniert manchmal sogar mit imposantem Kronen- und Stammdurchmesser. Bedenken Sie aber, dass Linden stolze 1000 Jahre alt werden können. Sie sollten deshalb einen ganz besonderen Standort bekommen, an dem sie sich ungestört entfalten können.

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