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Nachtkerze, gelbe Nachtkerze, Gemeine Nachtkerze, Oenothera biennis

Nachtkerze – Wirkung, Kultur und Arten

Die Nachtkerze (Oenothera) ist ein altes Heilmittel aus der Volksheilkunde der indigenen Völker Nordamerikas. Medizinisch gehört sie zu den bedeutsamsten Heilkräutern in der Behandlung von Hauterkrankungen. Und auch in der Hautpflege wird Nachtkerzenöl gerne zur Herstellung von Naturkosmetik verwendet.

Im Garten faszinieren Nachtkerzen zudem nicht nur wegen ihrem aromatischen Duft, sondern auch mit ihren wunderschönen Blüten, die je nach Art in Gelb, Weiß oder Rosa erstrahlen.

 

Nachtkerze in der Küche und Medizin

In der traditionellen Volksküche ist die Nachtkerze auch als Schinkenwurzel oder Schinkenkraut bekannt. Grund dafür sind ihre fleischig rosafarbenen Wurzeln, die früher gerne als Fleischersatz Verwendung fanden. Auch die Blätter der Nachtkerze sind als Spinatersatz und Zutat für Frühlingssalate in der Volksküche bekannt.

 

Von Malven, Primeln und Rapunzeln

Die markanten Radblüten der Nachtkerze stiften gerne Verwirrung. Vor allem die Rosa Nachtkerze (Oenothera speciosa) erinnert mit ihren zarten Äderchen in der Blütenzeichnung gerne an Malven.

Darüber hinaus werden Nachtkerzen gerne mit Primeln verwechselt. Das liegt nicht nur an den teils sehr ähnlichen Blütenblättern, sondern auch am englischen Namen der Nachtkerze, Evening Primrose, also Abend-Primel.

Wissenswertes: Der Name der Nachtkerze kommt nicht von Ungefähr, denn ihre kurzlebigen Blüten öffnen sich in der Abenddämmerung. Einige Arten durchlaufen in Folge ein schwaches Farbspektrum, das von weiß bis blassrosa oder blassgelb reichen kann.

Als kulinarisch und medizinisch genutzte Art war die gelb blühende Gemeine Nachtkerze (Oenothera biennis) früher auch unter Beinamen wie Rapunzelsellerie oder Gelbe Rapunzel bekannt. Manch verwechselt sie darum gerne mit anderen „Rapunzeln“ wie dem Goldbaldrian, der Rapunzel-Glockenblume oder dem Feldsalat.

 

Nachtkerze, Rosa Nachtkerze, Oenothera speciosa
Die Ziervolle: Rosa Nachtkerze

Inhaltsstoffe und Wirkung von Nachtkerzenöl

Bereits die amerikanischen Ureinwohner nutzten Oenothera biennis zur Behandlung von Hautausschlägen und Frauenleiden. Heute gilt in der Hautpflege und Dermatologie insbesondere dem Nachtkerzenöl als Heilmittel gegen Hautbeschwerden besondere Aufmerksamkeit. Das Öl enthält wertvolle dermatologische Wirkstoffe, darunter:

  • Arachidonsäure
  • Linolsäure
  • Vitamin E

Während Vitamin E ein wichtiger Hautnährstoff zur Zellregeneration ist, wirken Linolsäure und Arachidonsäure entzündungshemmend, juckreizlindernd und feuchtigkeitsspendend. Das ist insbesondere bei chronischen Hauterkrankungen wie Dermatitis, Neurodermitis und Schuppenflechte hilfreich. Ähnlich sieht es mit trockener Haut aus, weshalb Nachtkerzenöl in zahlreichen Hautcremes zu finden ist.

Medizinisch vorrangig genutzt wird die Gemeine Nachtkerze. Diese findet nicht nur in der Dermatologie, sondern auch als Frauenheilkraut Verwendung. Bekannt ist beispielsweise eine Anwendung von Nachtkerzenöl in den Wechseljahren sowie in der Geburtshilfe.

 

Nachtkerze, Nachtkerzenöl
In der Dermatologie und Frauenheilkunde hoch geschätzt: Nachtkerzenöl

Interessante Arten der Gattung Oenothera

Nachtkerzen stellen die Stammgattung in der Familie der Nachtkerzengewächse. Die rund 140 Arten der Nachtkerze stammen ursprünglich aus Amerika. Allerdings gelangten sie mit Aufkommen des Überseehandels auch vermehrt nach Europa und neigen hier seither zu einer recht lebhaften Hybridisierung. Beliebte Kulturarten sind diesbezüglich:

  • Duft-Nachtkerze (Oenothera odorata): gelbe Blüten; 90 cm Wuchshöhe; Blüten färben sich von gelb zu rot
  • Gemeine Nachtkerze (Oenothera biennis): gelbe Blüten; 1,5 m Wuchshöhe; Blüten färben sich am Morgen orange; heilpflanzlich genutzte Nachtkerzen-Art
  • Großblütige Nachtkerze (Oenothera grandiflora): gelbe Blüten; 1,6 m Wuchshöhe; große Blütenblätter
  • Kleinblütige Nachtkerze (Oenothera parviflora): gelbe Blüten; 1,5 m Wuchshöhe; kleine Blüten
  • Rosa Nachtkerze (Oenothera speciosa): zartrosa Blüten mit dunklen Blütenadern und weißer Mitte; 50 cm Wuchshöhe; beliebte Zier- und Gemüsepflanze
  • Rosen-Nachtkerze (Oneothera rosea): rosarote Blüten; 90 cm Wuchshöhe
  • Rotkelchige Nachtkerze (Oenothera glazioviana): gelbe Blüten mit rotem Blütenkelch; 1,8 m Wuchshöhe
  • Stein-Nachtkerze (Oenothera caespitosa): weiße Blüten, 10 cm Wuchshöhe; angenehmer Duft; Blüten färben sich bis zum Morgen pink; ideal für Steingärten
  • Weiße Nachtkerze (Oenothera albicaulis): weiße Blüten; 30 cm Wuchshöhe; Blüten färben sich bis zum Morgen von weiß zur blassrosa oder cremefarben

 

Nachtkerze, gelbe Nachtkerze, Gemeine Nachtkerze, Oenothera biennis
Die Heilsame: Gemeine Nachtkerze

Nachtkerze pflanzen – Standort und Ablauf

Nachtkerzen sind artabhängig gut bis sehr gut winterhart und vertragen Temperaturen bis -28 °C. Man kann sie in gemäßigten Breitengraden also problemlos ganzjährig im Freiland pflanzen.

Beliebt sind die heilsamen wie ziervollen Blütenstauden dabei nicht nur im Kräuterbeet. Auch im Prachtstaudenbeet oder Blumenbeet kommen sie wunderbar zur Geltung. Speziell die Stein-Nachtkerze ist außerdem auch für den Steingarten interessant.

Trotz guter Winterhärte bevorzugt Oenothera aber einen sonnigen bis vollsonnigen Standort. Im Schatten könnte es zur Entstehung von Rost oder Mehltau kommen.

Wichtig: Obwohl Oenothera winterhart ist, handelt es sich doch um eine zweijährige Blumenstaude. Sie muss also alle zwei Jahre neu angesät bzw. ausgepflanzt werden. In den meisten Fällen gelingt das problemlos durch Selbstaussaat oder Direktaussaat des gesammelten Saatguts.

 

Der richtige Boden für Nachtkerzen

Nachtkerzen stehen gemeinhin lieber nährstoffarm und trocken. Wählen Sie als Standortboden für Oenothera daher ein gut durchlässiges, mageres und sandig-lehmiges Substrat.

In Sachen pH-Wert ist Oenothera weniger wählerisch. Die Heilpflanze ist kalktolerant und verträgt von sauren bis basischen Böden zwischen 5,5 und 8,5 Punkten eigentlich alles.

Einzelheiten zum Standort für Nachtkerzen:

  • sonniger bis vollsonniger Standort
  • trockener, nährstoffarmer, sandig-lehmiger Boden
  • Boden-pH-Wert: sauer bis basisch, zwischen 5,5 und 8,5
  • Oenothera gedeiht zweijährig
  • eine Neuaussaat oder Selbstaussaat sorgt für Mehrjährigkeit

 

Nachtkerze, Rosa Nachtkerze, Oenothera speciosa
Nachtkerzen am Wegesrand

Nachtkerze säen und pikieren

1. Schritt – Aussaattermin wählen: Aussäen können Sie Saatgut der Oenothera ab April. Es empfiehlt sich, die letzten Spätfröste abzuwarten, damit sich die jungen Sämlinge von Beginn an gut am Standort etablieren können. Für die Ernte von Nachtkerzenwurzeln empfiehlt sich eine etwas spätere Aussaat im Mai.

2. Schritt – Boden vorbereiten: Lockern Sie den Standortboden vor der Aussaat tiefgründig auf und reichern Sie zu schwere Lehmböden bei Bedarf mit Sand an.

3. Schritt – Nachtkerze aussäen: Säen Sie die Nachtkerzensamen in einer Saattiefe von ca. 2 cm aus. Danach ist das Saatgut bis zur Keimung ausreichend feucht zu halten. Die ersten Keimlinge sollten sich dann spätestens nach vier Wochen zeigen.

4. Schritt – Jungpflanzen pikieren: Nach der Keimung können Sie die jungen Nachtkerzenpflänzchen auf einen Abstand von 20 bis 25 cm vereinzeln. Um die Wurzeln nicht zu beschädigen, sollten Sie die Jungpflanzen mit großzügig umliegendem Substrat ausheben.

 

Nachtkerze gießen und düngen

Oenothera ist relativ pflegeleicht und bedarf als zweijährige Pflanze im Freiland weder besonderer Bewässerung noch gezielter Düngung. Lediglich im Topf werden manuelle Gießgänge notwendig, wobei Staunässe unter allen Umständen zu vermeiden ist.

 

Nachtkerze, Weiße Nachtkerze, Oenothera albicaulens
Die Geheimnisvolle: Weiße Nachtkerze

Nachtkerze ernten und vermehren

Ein Schnitt an Nachtkerzen wird nur notwendig, wenn man eine Selbstaussaat vermeiden möchten. Schneiden Sie hier im Herbst die Blütentriebe zurück, ehe die Samen heranreifen. Zur Ernte können Sie im Frühjahr die frischen Blätter der Nachtkerze sammeln. Die Wurzel sollte man erst im Herbst ernten.

Vermehrung durch Aussaat: Für eine Direktaussaat oder geplante Neuaussaat können Sie einige Blütentriebe im Herbst stehen lassen, ggf. das Saatgut absammeln und dann wie gewohnt aussäen.

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