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Früchtebrot, Hutzelbrot, Kletzenbrot

Früchtebrot (Hutzelbrot)

Aus Trockenobst lässt sich bekanntlich so mancher kulinarischer Leckerbissen zaubern. Neben Stollen gehört hier insbesondere Früchtebrot bzw. Hutzelbrot zu den echten Klassikern. Und ähnlich wie Stollen wird auch dieses vorzugsweise in der Weihnachtszeit gebacken.

Stichtag ist hier der am 30. November begangene Andreastag, der früher den Auftakt zum Hutzelbrot-Backen bildete. Allerdings dürfte das Rezept für das Süßgebäck aus Trockenobst bei Weitem älter sein.

Ein Fruchtgebäck mit internationaler Geschichte

Der Andreastag war seinerzeit mit einer Vielzahl an Bräuchen verbunden, die den Beginn des Winters ankündigten. Umzüge, Einkehrbräuche und Opferrituale gab es in vielfältigen Variationen.

Speziell die Klöpfelnächte, die am letzten Novemberabend begannen und bis zum Dreikönigstag anhielten, machten Hutzelbrot zu einer beliebten Gabe, die Sternsingern und Einkehrern an der Haustüre oder zur obligatorischen Einkehrer-Brotzeit gereicht wurden.

Und auch am Nikolaustag, Heiligabend und Stephanitag reichte man das Fruchtgebäck an Kinder, Hofknechte und Mägde.

Nun ist das Süßgebäck aber nicht erst seit Entstehung christlicher Feiertage in der Vorweihnachtszeit ein Thema. Bereits in der Antike gab es vom alten Ägypten über das Römische Reich und Griechenland bis hin zum persischen Reich Rezepte, die bereits sehr an das heutige Früchtebrot erinnern.

Kaum verwunderlich, immerhin stammen klassische Zutaten wie Feigen, Datteln und Aprikosen maßgeblich aus dem mediterranen Raum.

Neueste archäologische Funde deuten des Weiteren darauf hin, dass Früchtebrot schon vor gut 5.000 Jahren eine winterliche Kraftnahrung für Stonehenge-Pilger war, die dort gemeinsam die Wintersonnwende feierten. Und selbst den amerikanischen Ureinwohnern war Wegzehr aus Trockenfrüchten wohlbekannt.

 

Früchtebrot, Hutzelbrot, Kletzenbrot
Schon unter Stonehenge-Pilgern ein beliebter Snack: Süßes Brot mit Trockenfrüchten | © Das Grüne Archiv

Außergewöhnliche Haltbarkeit von Früchtebrot

Dass Früchtebrot über alle Ländergrenzen hinweg schon seit tausenden von Jahren ein beliebtes Wintergebäck ist, liegt allen voran an seiner außergewöhnlichen Haltbarkeit. Diese ist noch deutlich besser als bei Stollen.

2016 wurde in einer alten Forscherhütte am antarktischen Kap Adare ein 100 Jahre altes Früchtebrot in nahezu tadellosem Zustand entdeckt. Es stammt aller Wahrscheinlichkeit nach von dem britischen Entdecker Robert Falcon Scott, der zwischen 1910 und 1913 mit seiner Terra-Nova-Expedition die Antarktis erkundete.

Die beeindruckende Haltbarkeit von Früchtebrot ist dabei einem besonders hohen Gehalt an Trockenfrüchten zu verdanken. Sie verlieren im Rahmen des Trocknungsprozesses ihren leicht verderblichen Flüssigkeitsanteil nahezu vollständig. Was übrig bleibt, sind konservierender Fruchtzucker und quasi natur-gelierte Ballaststoffe.

Der Mehlanteil wiederum ist in Früchtebrot vergleichsweise niedrig. Verderbliche Kohlenhydrate in Form von Stärke kommen dahin nur in sehr geringen Mengen im Gebäck vor. Hinzu kommen Nüsse als Zutat, die als trockene Fruchtkerne ebenfalls sehr lange haltbar sind. Und auch der desinfizierende Honig im Früchtebrot trägt zur Haltbarkeit bei.

 

Früchtebrot, Hutzelbrot, Kletzenbrot
Dürfen in Früchtebrot ebenfalls nicht fehlen: Haselnüsse | © Das Grüne Archiv

Unterschied zwischen Früchtebrot und Hutzelbrot

Dass Früchtebrot heute auch gerne als Hutzelbrot oder Kletzenbrot bekannt ist, liegt vor allem an traditionellen Rezepturen aus Süddeutschland, Österreich und der Schweiz. Dort wurde das nahrhafte Gebäck aus Trockenfrüchten nämlich ursprünglich mit getrockneten Birnenschnitzen versehen. Diese sind im regionalen Volksmund auch als Hutzen oder Hutzeln, speziell in Bayern und Österreich als Kletzen bekannt.

Echtes Hutzelbrot muss demnach eigentlich auch Birnen als Dörrobst enthalten. Allerdings hat sich im Laufe der Jahrhunderte eine Kombination aus Rosinen, Dörrpflaumen, getrockneten Aprikosen, Datteln und Feigen durchgesetzt.

 

Früchtebrot, Hutzelbrot, Kletzenbrot
Das Beste, was man aus Trockenfrüchten machen kann | © Das Grüne Archiv

Rezept für Früchtebrot

Das nachstehende Rezept lässt sich sowohl für herkömmliches Früchtebrot als auch für Hutzelbrot verwenden. Wer den Klassiker mit Birnenhutzeln zubereiten möchte, der ersetzt Feigen und Datteln einfach durch diese. Alternativ sind auch getrocknete Apfelstücke denkbar.

 

Früchtebrot (Hutzelbrot)

Früchtebrot ist im Herbst und Winter ein echtes Kultrezept zur Verarbeitung von Trockenfrüchten. Seine Haltbarkeit ist dabei erstaunlich.

Rezept-Zutaten:

  • 200 g Vollkornmehl
  • 150 g Datteln (getrocknet)
  • 150 g Feigen (getrocknet)
  • 150 g Haselnüsse
  • 150 g Honig
  • 125 g Orangeat und Zitronat
  • 75 g Rosinen
  • 75 g Aprikosen (getrocknet)
  • 4 Eier
  • 2 TL Zimt
  • 2 TL Backpulver

Rezeptanweisungen:

Es werden zunächst Aprikosen, Datteln und Feigen in grobe Stücke geschnitten. Die Haselnüsse werden gehackt oder grob zerstoßen. Danach gebt Ihr Eier und Honig in einen Messbecher und schlagt das Ganze schaumig. In einer separaten Schüssel mischt Ihr dann Vollkornmehl, Backpulver und Zimt zusammen. Die Eier-Honig-Masse wird danach untergehoben.

Als Nächstes gebt ihr Haselnüsse, Aprikosen, Datteln, Feigen, Rosinen, Orangeat und Zitronat in den Teig. Rührt alles noch einmal kräftig durch, ehe Ihr die Masse in eine mit Backpapier ausgelegte Kastenform füllt. Das Früchtebrot muss nun im vorgeheizten Backofen bei 160 °C für 60 Minuten backen.

Tipp: Lasst das Früchtebrot nach dem Backen in Alufolie gepackt für ein paar Tage durchziehen, damit es besonders aromatisch wird.

Bewertung des Redakteurs:
5

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