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Henna, Hennapaste, Hennapulver

Henna – Wirkung und Verwendung

7 Minuten Lesezeit

Körperbemalungen haben in zahlreichen Kulturen der Welt lange Tradition. Neben dem permanenten Tätowieren mit Pflanzenfarben hat das temporäre Bemalen mit Henna (Lawsonia inermis) diesbezüglich besonders lange Tradition.

Dabei war Henna in der Vergangenheit aber nicht nur eine Färberpflanze, sondern auch eine Zauberpflanze. Und sogar als Duftkraut und Heilkraut wurde Lawsonia inermis früher verwendet.

Besonderheiten von Lawsonia inermis

Der Hennastrauch gehört zur Familie der Weiderichgewächse (Lythraceae). Die Pflanze ist also eng verwandt mit dem Blutweiderich. Im Gegensatz zu diesem ist der Hennastrauch aber nicht in Europa heimisch.

Das Gehölz gedeiht ausschließlich in warmen Regionen Afrikas, der Arabischen Halbinsel und Asiens. Dementsprechend ist er auch nicht winterhart, weshalb man ihn in gemäßigten Breitengraden leider nicht kultivieren kann.

Aussehen und Wuchs

Lawsonia inermis wächst als bis zu 8 m hoher Strauch oder Baum und besitzt eine vergleichsweise dünne Rinde. Diese weist in der Regel eine weißliche bis gräuliche Färbung auf, weshalb zu den gängigen wissenschaftlichen Synonymen auch die Bezeichnung Lawsonia alba (von lat.: albus für „weiß“) gehört.

Kürzere Äste des Gehölzes sind teilweise mit Dornen besetzt. Im Großen und Ganzen ist der Strauch aber überwiegend unbedornt, daher auch der reguläre Artenzusatz inermis für „wehrlos“.

Die Blütezeit von Lawsonia inermis liegt in der Regel zwischen Oktober und November. Während dieser Zeit entwickelt das Gehölz wohlriechende, weiße, gelbe, rosa oder rote Radblüten.

Für die Verwendung als Kräuterpflanze im Vordergrund stehen die eiförmigen bis elliptischen Blätter des Hennastrauchs. Sie sind leicht ledrig und besitzen an den Spitzen oftmals feine Stacheln.

 

Kräuterwelten, Färberkräuter

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Inhaltsstoffe und Farbstoffe

Der Farbstoff, der Hennablätter zu beliebten Färberkräutern macht, ist ein Keton namens 2-Hydroxy-1,4-naphthochinon, auch bekannt als Lawson. Wie Lawsonia selbst verdankt es seinen Namen dem schottischen Arzt und Mineralogen Isaac Lawson, wohl wegen seiner Arbeit über pflanzliche Wirkstoffe.

Tatsächlich finden sich in Lawsonia inermis auch so manche medizinischen Inhaltsstoffe. Zu nennen sind hier insbesondere folgende Flavone:

  • Apigenin
  • Apiin
  • Apigetrin
  • Luteolin

Sie besitzen eine antioxidative Wirkung. Außerdem wird Henna eine antibakterielle, wundheilende und hautstärkende Wirkung nachgesagt.

Eine Studie des College of Medicine and Health Sciences an der Sultan Qaboos University im Oman fand hierzu beispielsweise heraus, dass Extrakte der frischen Hennablätter gegen verschiedene bakterielle Erreger wirksam sind.1Omar A Habbal, Ali A Al-Jabri, Abdulghaffar H El-Hag, Zahra H Al-Mahrooqi, Nasser A Al-Hashmi: In-vitro antimicrobial activity of Lawsonia inermis Linn (henna). A pilot study on the Omani henna; in: Saudi Medical Journal, Volume 26, Issue 1, 2005; PMID: 15756356 PubMed Dazu gehörten laut Studienergebnissen vor allem Escherichia coli, Pseudomonas aeruginosa, Staphylococcus aureus und Shigella sonnei.

 

Hennastrauch, Lawsonia itermis
Im Hennastrauch steckt mehr als nur Farbstoffe | © Atamari

Henna als Heilkraut und Duftpflanze

Bereits Pedanios Dioskurides war Lawsonia inermis als Heilpflanze bekannt. Seinerzeit bezeichnete man den Strauch noch als Kypros – ein direkter Verweis auf die Insel Zypern als wichtiges Handelszentrum für Henna und andere Farbstoffe in der Antike.

Dioskurides beschreibt in seiner „Materia Medica“ sowohl Abkochungen als auch breiige Umschläge aus Hennablättern, die laut seinen Aussagen eine adstringierende (zusammenziehende) Wirkung haben. Entsprechende Heilmittel sollten gegen Ausschläge, Geschwülste und sogar Verbrennungen helfen.

Ebenfalls erwähnt wird bei Dioskurides eine sogenannte Kyprossalbe gegen Zerrungen. Darüber hinaus ist bekannt, dass Umschläge aus der Pflanze auch gegen Lepra und Pocken Anwendung fanden.

Dass Henna nicht nur eindrucksvolle Farben erzeugt, sondern auch angenehm duftet, wusste schon Plinius. Das aromatische Hennaöl wurde in der Vergangenheit sogar nach ihm benannt und trug im Altertum den Namen Plinius cyprinum.

Erfunden hat Plinius die Herstellung dieses Öls aber nicht. Es war bereits den alten Ägyptern und Griechen bekannt, die den Ölextrakt aus den Blüten der Pflanze gewannen.

Der Duft von Hennaöl wird oft als warm, erdig und leicht süßlich beschrieben. Es hat eine komplexe, blumige Note, die von vielen als angenehm empfunden wird.

 

Henna, Hennapulver, Hennaöl
Ob als Körperkunst, Haarfarbe oder Duftöl – die Blätter und Blüten des Hennastrauchs lassen sich sehr vielseitig anwenden

Eine magische Färberpflanze 

Während Henna im Westen heutzutage überwiegend als natürliches Haar- und Hautfärbemittel bekannt ist, steckt speziell hinter dem Bemalen von Fuß- und Handflächen mit Henna doch eine viel tiefere Bedeutung. Die filigranen Hennamuster hatten nämlich eine besondere Schutzfunktion.

Die Hand der Fatima

Als Hand der Fatima (Hamsa) wird im islamischen Volksglauben ein Schutzsymbol bezeichnet, das der Hand der jüngsten Tochter des Propheten Mohammend, Fatima, nachempfunden ist.

Sie gilt als muslimisches Äquivalent zur christlichen Jungfrau Maria, wobei die Hand der Fatima im Christentum auch als Hand der Maria und im Judentum als Hand der Mirjam bekannt ist.

Fatima soll von Gott besonders gesegnet gewesen sein, da ihre Kinder von allen Nachkommen Mohammeds als einzige das Erwachsenenalter erreichten.

Aus diesem Grund gilt Fatima im Orient sowie in Nordafrika als legendäre Mutterikone und Königin aller Frauen im Paradies. Ihr Handsymbol soll diesbezüglich den „Bösen Blick“ fernhalten. Darunter versteht man eine Verwünschung mit den Augen durch eine Person, die magische Kräfte besitzt und einem Böses will.

 

Hand der Fatima
Die Hand der Fatima ist der arabische Schutzzauber schlechthin

Mehndi – Die Kunst der Henna-Tattoos

Die Tradition in arabischen Kulturkreisen, Brauthände vor der Hochzeit mit Henna zu bemalen, leitet sich direkt aus der Schutzfunktion der Hand der Fatima ab. Die dazugehörige Zeremonie ist dementsprechend ein Schutzritual für die Braut. Und auch der Bräutigam erhält vor der Trauung entsprechende Körperbemalung

Allerdings werden besagte Bemalungen nicht nur zur Hochzeit angebracht. Tatsächlich sind Henna-Tattoos und auch das Färben von Haaren und Bärten mit Henna im Rahmen zahlreicher arabischer Bräuche üblich.

Die Kunst etwaiger Körperbemalungen ist auch unter dem Namen Mehndi bekannt. Sie bezeichnet die teils rituelle, teils kosmetische Applikation der Hennafarbe nach bestimmten Mustern.

Heute ist Mehndi auch als Kunstmuster in der Textilherstellung bekannt. Sowohl Kleidung als auch Decken, Bezüge und Vorhänge werden mit Mehndi-Mustern versehen, die dann oft mehr schutzsymbolische Intention besitzen, als es Käufern oft bewusst ist.

 

Henna, Mehndi
Braut mit Mehndi-Ornamenten an den Händen

Herstellung von Hennafarbe

Henna wird üblicherweise als Farbpulver verkauft, das sich dann zu einer färbenden Paste anrühren lässt. Während das Trocknen der Kräuter sowie das anschließende Zermahlen der getrockneten Blätter zu Farbpulver recht einfach erscheint, ist es eine Kunst, danach den gewünschten Farbton anzumischen.

Farbvarianten

Von Natur aus färbt Henna-Pulver eigentlich orange bis rotbraun. Dafür wird das Pulver normalerweise mit Wasser oder Zitronensaft angerührt.

Es gibt jedoch bekanntermaßen auch schwarze oder gar blonde Varianten. Hier kommt die Kombination des Farbpulvers mit anderen Kräutern oder Lösungsmitteln zum Tragen. Hier ein paar Tipps zum Erzeugen verschiedener Farbergebnisse:

  • Rotbraun: Die klassische Farbe ergibt sich durch Anrühren des Pulvers mit einer sauren Flüssigkeit, wie Zitronensaft. Der Saft sorgt dafür, dass sich der natürliche Farbstoff Lawson im Farbpulver entfaltet. Die Mischung wird nach dem Anrühren ca. 4 bis 12 Stunden stehen gelassen, um ein besonders kräftiges Farbergebnis zu erzielen.
  • Dunkelrot bis Burgunder: Um eine dunklere, tiefrote Färbung zu erhalten, wird dem Farbpulver Tee oder Wein anstelle von Wasser oder Zitronensaft beigemischt. Zusätzlich kann man Kaffee oder schwarzen Tee verwenden, um die Färbung zu intensivieren. Das Einwirken der Paste für längere Zeit und das Abdecken der Haut mit Folie kann die Farbintensität weiter vertiefen.
  • Braun: Für einen braunen Farbton wird Henna mit Indigo gemischt. Zunächst wird das Pulver wie üblich mit Zitronensaft oder Tee angerührt und aufgetragen, danach folgt eine Schicht Indigo (als separate Paste aufgetragen), um den Braunton zu erzeugen. Die Kombination mit Indigo wird oft bei Haarfärbungen verwendet, um braune oder schwarzbraune Farbtöne zu erzielen.
  • Schwarz: Reines Lawsonia inermis selbst erzeugt keinen schwarzen Farbton. Durch die Zweischrittmethode mit Indigo lässt sich bei längerer Einwirkzeit aber auch eine schwarze Färbung erreichen. Manche verwenden auch Eisenoxid (in traditionellen Rezepten) oder eine Mischung mit Kaffee und Schwarztee, um die schwarze Farbe zu intensivieren.
  • Orange: Eine leicht orange Färbung entsteht, wenn die Henna-Paste mit Apfelessig oder einer schwächeren Säure gemischt wird und nur kurz, für etwa 1 bis 2 Stunden einwirkt. Je kürzer die Einwirkzeit, desto heller und oranger wird das Ergebnis.
  • Kupferrot: Um einen besonders kräftigen Kupferrot-Ton zu erhalten, kann man das Pulver mit reinem Zitronensaft oder Granatapfelsaft gemischt werden. Die Verwendung von ätherischen Ölen wie Teebaum- oder Lavendelöl in kleinen Mengen verstärkt die Farbintensität.
  • Blond: Henna selbst erzeugt keine blonde Farbe, aber durch die Zugabe von Kassie (Cassia obovata) kann bei sehr hellen oder grauen Haaren ein goldener, fast blonder Farbton entstehen. Kassia wird oft als alternatives, „neutrales Henna“ verwendet, um dem Haar Glanz und eine leicht goldene Tönung zu verleihen.

 

Henna, Mehndi
Mehndi-Muster in verschiedenen Farbtönen an den Handflächen

Henna richtig auftragen

Um die gewünschten Farbergebnisse und Farbmuster zu erzielen, muss man Henna nicht nur richtig anrühren, sondern auch richtig auftragen. Hier eine Anleitung für die Applikation auf Haut und Haare:

Auftragen auf die Haut

– Reinigt die zu färbende Hautstelle gründlich, um Fett und Schmutz zu entfernen.

– Tragt als nächstes die Hennapaste mit einer Applikationsflasche, einem Pinsel oder einem Holzspieß auf die gewünschte Hautpartie auf. Achtet auf eine gleichmäßige Schicht.

– Die Paste sollte etwa 6 bis 8 Stunden auf der Haut trocknen. Je länger, desto intensiver die Färbung. Um die Feuchtigkeit zu bewahren, kann die Paste nach dem Trocknen mit einem Baumwolltuch oder Folie abgedeckt werden.

– Entfernt die getrocknete Paste vorsichtig und vermeide Wasser für die nächsten Stunden, um die Farbe zu intensivieren.

Henna auftragen mit Applikator

Fingerspitzengefühl gefragt: Das Auftragen von Mehndi-Mustern ist eine Kunst für sich. Anfängern können hier spezielle Schablonen helfen.

Auftragen auf die Haare

– Wascht das Haar gründlich, um Rückstände zu entfernen. Henna wirkt am besten auf sauberem, trockenem Haar.

– Tragt die Paste vom Ansatz bis zu den Spitzen auf, Strähne für Strähne. Stellt dabei sicher, dass alle Haarpartien gut bedeckt sind.

– Bedeckt das Haar mit einer Duschhaube oder Frischhaltefolie und lasst die Paste 2 bis 4 Stunden einwirken. Für intensivere Farben kann die Einwirkzeit verlängert werden.

– Spült das Henna gründlich mit Wasser aus, ohne Shampoo zu verwenden. Verwendet erst am nächsten Tag Shampoo, um die Farbe zu stabilisieren.

Studienbelege:

  • 1
    Omar A Habbal, Ali A Al-Jabri, Abdulghaffar H El-Hag, Zahra H Al-Mahrooqi, Nasser A Al-Hashmi: In-vitro antimicrobial activity of Lawsonia inermis Linn (henna). A pilot study on the Omani henna; in: Saudi Medical Journal, Volume 26, Issue 1, 2005; PMID: 15756356 PubMed

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