Die Stechpalme (Ilex) mag zwar giftig sein, jedoch gilt sie ähnlich wie die Mistel gerade im Winter auch als bedeutsames Ziergehölz. Ihre immergrünen Blätter, ebenso wie ihre im Winter fruchtreifen, roten Steinfrüchte zaubern gerade zu Weihnachten einmalige Akzente ins Freiland. Dabei ist der Name der Stechpalme aber etwas verwirrend,. Denn nicht alle Ilex-Arten besitzen die zu Dekorationszwecken sehr beliebten, mit Nadelspitzen versehenen Blätter. Eine Stechpalme pflanzen sollte man mit Blick auf den Giftgehalt der Gehölze zudem nur unter bestimmten Sicherheitsvorkehrungen.
Wandlungs- und widerstandsfähig – Die Arten der Stechpalme
Stechpalmen sind in vielerlei Hinsicht etwas ganz Besonderes. Einerseits gehören sie zu den wenigen Pflanzen, die mit nur einer Gattung eine gesamte Pflanzenfamilie, in diesem Fall die der Stechpalmengewächse (Aquifoliaceae), stellen. Dabei ist die Gattung Ilex mit stolzen 600 Arten weltweit aber auch deutlich umfangreicher als manch andere Pflanzengattung. Andererseits zählt Ilex auch zu jenen seltenen Pflanzengattungen, die von extrem kalten Polarregionen bis zu extrem heißen Tropenregionen in ausnahmslos allen Klimazonen vorkommen.
Ilex ist also absolut winterhart und kommt gleichzeitig auch mit Trockenperioden gut zurecht, was das Strauchgehölz zu einer robusten Zier- und Heckenpflanze macht. Gerade in Parks und an Grundstücksgrenzen wird die giftige Schönheit immer wieder gerne als Sichtschutz oder Grenzhecke kultiviert. Und selbst als kleiner Zierbaum lassen sich manche Stechpalmen-Arten problemlos halten.
Grund für die hervorragende Anpassungsfähigkeit der Stechpalme sind ihre ledrigen Blätter, die sowohl großer Hitze als auch frostiger Kälte unbeeindruckt trotzen. Gerade Stechpalmen mit dornigen Blättern gelten deshalb vielen Kulturen als Symbol für Wehrhaftigkeit und Langlebigkeit, das speziell zu Winterfesten wie dem nordisch-germanischen Julfest vom Triumph des Lebens über Kälte und Tod kündet.
Heterophyllie bei Stechpalmen-Arten
Nun finden sich die charakteristischen, mit Dornen besetzten Blätter aber nicht an jeder Stechpalmen-Art. Beispielsweise zeichnet sich die Kahle Winterbeere durch unbedornte, ganzgradige und elliptische Blätter aus. Bei Arten wie der Chinesischen Stechpalme (Ilex cornuta) sind ebenfalls ovale Blätter ohne Dornen vorherrschend. Die Betonung liegt auf vorherrschend, weil sich bereits and dieser Ilex-Art eine auffällige Besonderheit der Stechpalmen zeigt: Heterophyllie.
Als Heterophyllie oder Blattmorphismus versteht man in der Botanik die Eigenart einiger Pflanzen, unterschiedlich geformte Blätter auszubilden. Bekannt ist ein heterophyler Blattwuchs unter anderem beim Efeu oder Fensterblatt. Das Fensterblatt bildet hier zum Beispiel sowohl Blätter ohne Schlitze als auch mit Schlitzen aus.
Bei der Stechpalme bezieht sich die Heterophyllie hingegen auf die dornigen Auswüchse der Blätter. Sowohl die Europäische Stechpalme als auch die Amerikanische Stechpalme (Ilex opaca) werden diesbezüglich zwar gerne mit dornigen Blattspreiten abgebildet, besitzen mitunter aber auch unbedornte Blätter.
Eine Zwischenform beider Blattarten bildet die Japanische Stechpalme (Ilex crenata). Ihre elliptischen Blätter bilden sehr feine Blattnadeln aus, was die Ilex-Art besonders elegant aussehen lässt.
Trotz Giftigkeit: Stechpalmen-Arten als Nutzpflanzen
Es sei an dieser Stelle ausdrücklich davon abgeraten, Blätter und Früchte wilder oder im Garten kultivierter Stechpalmen-Arten zu verzehren. Die Pflanzenteile gelten je nach Autor als schwach bis stark giftig und können Vergiftungserscheinungen in Form von
- Übelkeit,
- Erbrechen,
- Durchfall,
- Herzrhythmusstörungen,
- Magenentzündungen,
- Nervenlähmungen
- und Nierenschäden
hervorrufen. Nichtsdestotrotz wurde und wird die Stechpalme in zahlreichen Kulturen einschließlich denen Europas sehr umfangreich als Nutzpflanze verwendet. So ist das dunkle Holz von Stechpalmen beispielsweise ein beliebter Ebenholzersatz und findet als Material für Furniere, Gehstöcke und Messergriffe Verwendung. Die starren, dornigen Stechpalmenblätter werden traditionell als Stechpalmenbüschel in der Schornsteinreinigung genutzt.
Selbst die Verwendung mancher Stechpalmen-Arten in der Lebensmittelindustrie lässt sich nicht von der Handweisen. Bekannt ist zum Beispiel Stechpalmenhonig, bei dem die Blüten der auch als Tintenbeere bekannten Kahlen Winterbeere (Ilex glabra) den Bienen als Nektar dienen. Aus den Blättern des in Paraguay heimischen Mate-Strauch (Ilex paraguariensis) stellt man wiederum den berühmten Mate-Tee her.
Im Elsass sind die Früchte der Europäischen Stechpalme (Ilex aquifolium) gar ein wichtiger Bestandteil für die Destillation von Baie de Houx Obstbrand. Gleichwohl verwendete man die Fruchtsamen dieser Stechpalmen-Art früher zur Herstellung von Kaffeeersatz. Ebenso waren Beeren einst in der Volksheilkunde als Mittel gegen Verdauungsprobleme, Epilepsie und Rheuma bekannt. Und tatsächlich stecken laut jüngsten Forschungsergebnissen antioxidative Wirkstoffe in Ilex aquifolium. Von Privatexperimenten ist aber dennoch unbedingt abzusehen.
Stechpalme pflanzen – Standort und Ablauf
Sträucher und Bäume der Stechpalme wachsen in freier Natur bevorzugt in Laubwäldern. Dementsprechend sollte man den Standort halbschattig wählen oder zumindest darauf achten, dass Ilex der Vollsonne nicht dauerhaft ausgesetzt ist. Als Unterpflanzung für größere Bäume machen sich Stechpalmen also ideal. Und auch Standorte an abschattigen Lagen sind für die Ilex-Gehölze wie geschaffen.
Stechpalmen sind äußerst schnittverträglich und geben daher wunderbare Formgehölze ab. Ihr dichtes Blattwerk prädestiniert sie zudem für Heckenpflanzungen (z.B. als Sichtschutz) und auch als formschöner Solitär in Kübelhaltung ist Ilex ein echte Zierde im Garten. Gerade die Europäische Stechpalme gibt es diesbezüglich auch in zahlreichen Ziersorten, wobei es vor allem die Sorte ‚Argentea Marginata‘ mit ihren kunstvollen weiß-gelben Blatträndern vielen Ziergärtnern angetan hat.
Was den passenden Boden für die Stechpalme angeht, so sind gut durchlässige, humusreiche und sandig-lehmige Böden zu wählen. Stark verdichtete, reine Lehmböden sind hingegen ungeeignet, da das Gehölz äußerst empfindlich auch Staunässe reagiert. Der ideale Boden-pH-Wert liegt im Falle von Stechpalmen im sauren Bereich, zwischen 6 und 6,5. Neutrale Böden werden notfalls vertragen, doch kalkhaltige Böden sind unter allen Umständen zu meiden.
Einzelheiten zum Standort für Stechpalmen:
- Standort im hellen Halbschatten oder abschattige Lagen
- durchlässiges, sandig-lehmiges, humusreiches Substrat
- pH-Wert des Bodens: sauer, bei 6 bis 6,5 Punkten
- Stechpalme als Hecke oder Solitär im Kübel denkbar
Pflanzanleitug für Stechpalmen
1. Schritt – Pflanztermin wählen: Die Stechpalme pflanzen sie am besten im Frühjahr nach den letzten starken Frösten. Zwar ist das Gehölz wie erwähnt sehr frostresistent, solle jedoch nach der Pflanzung eine mildere Eingewöhnungszeit erhalten, um sich gut am Standort etablieren zu können.
2. Schritt – Boden vorbereiten: Lockern Sie den Standortboden für Ilex tiefgründig auf und reichern Sie die Erde bei Bedarf mit Sand und Humus an. Sehr Lehmige Böden optimieren Sie mit einem Drittel Gartenerde. Eine Kiesdrainage im Pflanzloch ist empfehlenswert, um einen bestmöglichen Wasserablauf zu garantieren. Das Pflanzloch sollte hierbei etwa den anderthalbfachen Durchmesser des Wurzelballens aufweisen.
3. Schritt – Stechpalme pflanzen: Setzen Sie Ilex so in das Pflanzloch ein, dass der Wurzelhals nach der Pflanzung knapp über der Erde liegt. Bei Heckenpflanzungen sollten pro Meter nicht mehr als 4 bis 8 Pflanzen nebeneinander stehen. Abschließend treten Sie die Erde um die Stechpalme noch gut fest.
Kurzschritte zur Pflanzung im Überblick:
- Pflanztermin für Ilex: frostfrei im Frühjahr
- Boden vorab tiefgründig auflockern
- Bei Bedarf mit Sand und einem Drittel Gartenerde optimieren
- zur Grunddüngung bietet sich humusreicher Kompost an
- Pflanzloch 1 ½ Mal so groß wie Wurzelballen wählen
- bei Pflanzung der Stechpalme als Hecke max. 4 – 8 Pflanzen pro m
Stechpalme gießen und düngen
Arten der Stechpalme sind unglaublich pflegeleicht. Einen sehr hohen Wasserbedarf haben die Gehölze nicht. In der Regel kommen sie mit natürlichen Niederschlägen aus, weshalb nur Kübelpflanzungen manuell bewässert werden müssen.
Wesentlich wichtiger ist an Stechpalmen hingegen die Vermeidung von Staunässe. Gießen Sie Ilex im Topf daher mit Augenmaß und verwenden Sie nur kalkfreies Wasser, da die Pflanze Kalk nicht besonders schätzt.
Die Düngung sollte an Stechpalmen ebenfalls nur mit kalkfreiem Dünger erfolgen. Ideal sind organische Düngemittel wie Hornspäne oder Kompost. Ein guter Tipp sind außerdem Rhododendrondünger und Rindenmulch. Letzterer kann zum Beispiel aus Pinienrinde bestehen, die einen sauren pH-Wert besitzt und somit für die Bedürfnisse von Ilex wunderbar geeignet ist. Gleichzeitig bildet eine Mulchschicht im Wurzelbereich auch einen hervorragenden leichten Winterschutz, der dann auch völlig ausreichend ist.
Stechpalme schneiden und vermehren
Stechpalmen werden je nach Art zwischen 1,5 und 3 m hoch. Mit dem richtigen Erziehungsschnitt kann man die Gehölze aber problemlos auf einer gewünschten Wuchshöhe halten. Dabei zeigt sich Ilex wie erwähnt sehr schnittverträglich, was gerade für Heckenpflanzungen sehr von Vorteil ist.
Stechpalmen schneiden sollte man aber dennoch nicht mit der brachialen Motorsäge. Verwenden Sie stattdessen lieber eine herkömmliche Heckenschere zur Formgebung. Der Schnitt erfolgt einmal jährlich im Herbst oder Winter.
Vermehrung durch Absenker: Die Vermehrung von Stechpalmen nehmen sie am besten über Absenker vor. Zwar kann man das Gehölz theoretisch auch über Stecklinge vermehren, doch deren Bewurzelung ist ein recht langwieriges unterfangen. Schneller geht es, wenn Sie einen der üppig an Ilex wachsenden Rutentriebe im Frühjahr gen Boden biegen, ihn dort mit einem Stein oder Erdhaken im Substrat fixieren und warten, bis er Wurzeln ausgebildet hat. Danach können Sie den Absenker von der Mutterpflanze abtrennen und neu verpflanzen.
Ilex – Mögliche Schadbilder
Im Großen und Ganzen sind Stechpalmen-Arten relativ schadbildresistent. Allenfalls die Ilex-Minierfliege macht dem Gehölz gelegentlich zu schaffen. Ihre Larven hinterlassen auf den Blättern auffällige Fraßgänge. Befallenes Laub sollte unverzüglich abgesammelt werden, um den Befall einzudämmen.
Ähnliche Beiträge
Entdecke mehr von Das Grüne Archiv
Subscribe to get the latest posts sent to your email.