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Familien der Pflanzenwelt: Sonnentaugewächse

Den als Karnivoren bekannten fleischfressenden Pflanzen sind in der Botanik ein paar ganz besondere Pflanzenfamilien gewidmet. Die bekannteste von ihnen ist wohl die Familie der Sonnentaugewächse (Droseraceae). Zu ihr zählt neben dem nanemsgebenden Sonnentau auch die berühmte Venusfliegenfalle. Trotz ihrer insgesamt rund 200 Arten ist die Systematik der Sonnentaugewächse aber verhältnismäßig klein. Eigentlich enthält jede Unterfamilie nur eine einzige Gattung, beziehungsweise deren Arten. Hier ein kleiner Überblick:

  • Unterfamilie der Aldrovanda
    enthält die einzige Art der Wasserfalle
  • Unterfamilie der Dionea
    enthält die einzige Art der Venusfliegenfalle
  • Unterfamilie der Drosera
    enthält die ca. 200 Arten des Sonnentaus

 

Besonderheiten der Sonnentaugewächse

Gemeinsam ist den Sonnentaugewächsen, dass sie als Karnivoren lebende Nahrung verzehren, um ihren Nährstoffbedarf zu decken. Zu diesem Zweck besitzen Droseraceae spezielle Fangblätter oder Fangtentakel, die wie eine Klappfalle funktionieren.

Lässt sich ein Beutetier auf der Pflanzenfalle nieder, so schnappt die Falle zu und nimmt die Beute damit gefangen. In den meisten Fällen sondern Dorseraceae zusätzlich ein klebriges Sekret ab, an dem das Beutetier hängen bleibt. Im Verlauf mehrerer Tage oder Wochen wird die Beute dann durch pflanzeneigene Enzyme zersetzt und verdaut.

 

Venusfliegenfalle, Dionaea muscipula, fleischfressende Pflanze
Das wohl berühmteste Sonnentaugewächs der Welt: die Venusfliegenfalle | © Das Grüne Archiv

Droseraceae als Zimmer- und Wasserpflanzen

Kleinwüchsige Sonnentaugewächse wie die Venusfliegenfalle oder zwergwüchsige Arten des Sonnentaus werden hierzulande gerne als Zimmerpflanzen gehalten. Ebenso eignen sich einige Droseraceae als Wasser- bzw. Aquariumpflanzen.

Vor allem die Wasserfalle gehört zur traditionellen Pflanzenausstattung von Fischaquarien und Warmwasserteichen. Eine manuelle Fütterung der fleischfressenden Pflanzen ist dabei im Übrigen nur selten notwendig. Sie wird meist nur zu Demonstrationszwecken durchgeführt.

 

Sonnentaugewächse der Aldrovanda

Die Wasserfalle kommt natürlich fast nur noch in Afrika und Australien vor. Hier gedeiht sie vorzugsweise in nährstoffarmen Gewässern mit schwach saurem pH-Wert um die 6 Punkte. Gerne schwimmt Aldrovanda frei zwischen anderen Wasserpflanzen, wie etwa Binsen oder Schilf.

Auf Algenbestände reagiert die Wasserfalle dagegen recht allergisch. Interessant an Aldrovanda sind zudem ihre Vermehrungsgewohnheiten, denn wenn ihr Bestand an einem Ort zu groß wird, geht dieser automatisch zurück. Die zarten Fanghärchen der Wasserfalle heften sich dann an das Gefieder ortsansässiger Wasservögel, von denen sich die fleischfressende Pflanze anschließend in neue Gewässer tragen lässt.

Früher waren die Arten der Wasserfalle auch in Europa zahlreich vertreten. Durch das vermehrte Ableiten von Klär- und Industriewasser sowie die erhöhte Ausbringung von Düngemitteln in den letzten 200 Jahren stieg der Nährstoffgehalt vieler Gewässer, die Aldrovanda als Lebensraum dienten, jedoch enorm an.

Dies führte zu einem flächendeckenden Aussterben der Wasserfalle in europäischen Ländern, weshalb ihre Arten hierzulande als vom Aussterben bedroht bzw. als bereits ausgestorben gilt. Von den einst 6 Arten der Wasserfalle ist heute nur noch eine, nicht winterharte Art existent:

  • Blasige Wasserfalle (Aldrovanda vesiculosa)

 

Venusfliegenfalle, Dionaea muscipula, fleischfressende Pflanze
Zwei von drei Sonnentaugewächsen gehören zu de bedrohten Arten  | © Das Grüne Archiv

Sonnentaugewächse der Dionea

Auch die einzige Art der Venusfliegenfalle galt lange Zeit als gefährdet. Hier liegt die Verantwortung hauptsächlich in der durch Menschenhand verursachte Trockenlegung von Mooren und Sümpfen, welche der Venusfliegenfalle als natürlicher Standort dienen. Feuer macht der Dionea dagegen kaum etwas aus.

Mehr noch, braucht die Venusfliegenfalle in freier Wildbahn sogar regelmäßige Buschfeuer, um die Flora vor Überwucherung der fleischfressenden Pflanze zu bewahren. Die oberirdischen Fangblätter sterben im Zuge der Brände zwar ab, doch ihre hartnäckigen Wurzeln treiben nach einem Brand schnell wieder nach.

Ähnlich der Wasserfalle benötigt die Venusfliegenfalle einen eher nährstoffarmen Standort, wobei die Karnivore ausschließlich in den warmen, subtropischen Pocosin-Mooren von North und South Carolina natürlich vorkommt.

Allerdings übersteht die Venusfliegenfalle in Ernstfall auch Minusgrade, womit sie sich von der nicht winterharten Blasigen Wasserfalle unterscheidet. Generell mag es aber auch Dionea lieber etwas wärmer und freut sich über ein feuchtwarmes Klima bis 40 °C. Die einzige bekannte Art der Venusfliegenfalle ist:

  • Gemeine Venusfliegenfalle (Dionea muscipula)

 

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Pflanzententakeln wie aus einer anderen Welt: Die Stammgattung der Sonnentaugewächse alias Sonnentau | © Das Grüne Archiv

Sonnentaugewächse der Drosera

Im Gegensatz zur Wasser- und Venusfliegenfalle wartet der Sonnentau mit einer ungeahnten Fülle an Arten und Sorten auf. Seine imposanten Fangtentakel können dabei die unterschiedlichsten Formen und Farben annehmen.

Dass Drosera aufgrund ihrer originellen Tentakel meist sehr unwirklich und extraterrestrisch wirken, macht Arten des Sonnentaus zu äußerst extravaganten Zier- und Zimmerpflanzen. Einige Arten der Drosera sind sogar bei uns heimisch und überstehen daher problemlos den mitteleuropäischen Winter im Freiland.

Wie alle Sonnentaugewächse bezieht auch der Sonnentau selbst seine Nährstoffe überwiegend aus verdauten Beutetieren. Hilfe benötigt Drosera hierbei eigentlich nicht, sofern man ihren als Zimmerpflanzen gehaltenen Arten kleine Stubenfliegen nicht konsequent vor der Nase wegtötet. In Sachen Boden wünscht sich Drosera wie alle Vertreter seiner Familie ein nährstoffarmes, saures und feuchtes Standortsubstrat. Hier ein paar Empfehlungen zu besonders schönen Arten des Sonnentaus:

  • Arkturische Drosera (Drosera arcturi)
  • Bewundernswerter Sonnentau (Drosera admirabilis)
  • Edle Drosera (Drosera aliciae)
  • Englischer Sonnentau (Drosera anglica)
  • Ericksons Drosera (Drosere ericksoniae)
  • Fadenförmiger Sonnentau (Drosera filiformis)
  • Gegabelter Sonnentau (Drosera bianta)
  • Kap-Sonnentau (Drosera capensis)
  • Königssonnentau (Drosera regia)
  • Menziesische Drosera (Drosera menziesii)
  • Nestförmiger Sonnentau (Drosera nidiformis)
  • Rosetteartige Drosera (Drosera roseana)
  • Rundblättriger Sonnentau (Drosera rotundifolia)
  • Schöner Sonnentau (Drosera pulchella)
  • Skorpionartige Drosera (Drosera scorpioides)
  • Spatelförmiger Sonnentau (Drosera spatulata)
  • Übergangener Sonnentau (Drosera omissa)
  • Venus-Sonnentau (Drosera venusta)
  • Westlicher Sonnentau (Drosera occidentalis)
  • Zweifarbiger Sonnentau (Drosera dichrosepala)
  • Zwergsonnentau (Drosera pygmaea)

 

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Fleischfressende Pflanzen wie die Sonnentaugewächse haben sehr spezielle Standortbedingungen, die sich zumeist am besten in einem Terrarium oder Aquarium realisieren lassen| © Das Grüne Archiv

Tipps zur Substratwahl bei Droseraceae

Wie wenig Droseraceae auf Bodennährstoffe angewiesen sind, lässt sich vor allem beim Zwergsonnentau und anderen zwergwüchsigen Arten der Drosera schön beobachten. Ihnen fehlt das für viele Pflanzen übliche Enzym Nitratreduktase gänzlich.

Besagtes Enzym ermöglicht es Pflanzen, Nitrat aus Stichstoffdüngung des Bodens zu ziehen. Dass Nitratreduktase bei einigen Arten des Sonnentaus erst gar nicht vorhanden ist, macht eines ganz deutlich: Organischer und stickstoffreicher Boden ist bei Sonnentaugewächsen überflüssig, um nicht zu sagen schädlich.

Was für die meisten Garten- und Zimmerpflanzen nämlich der Nährstoffquell schlechthin, sorgt bei Droseraceae für eine anhaltende Überdüngung, welche die Pflanzen nur allzu leicht eingehen lässt. Oberstes Gebot bei der Kultur von Sonnentaugewächsen ist darum ein mineralisches Substrat (z.B. Sand oder Kies), das nur bedingt bis gar nicht mit organischer Pflanzenerde angereichert ist. Selbst ein bloßer Stein, der regelmäßig befeuchtet wird, ist als Untergrund für Drosera und Co. besser geeignet als organische und nährstoffreiche Substrate.

 

Fazit

Sonnentaugewächse faszinieren nicht nur durch ihre Eigenheit, sich ihre Nährstoffquellen in Form von Beutetieren selbst einzufangen. Die fleischfressenden Pflanzen bestechen auch durch ein oftmals sehr originelles Aussehen, was sie zu ziervollen Zimmerpflanzen macht.

Einige Arten der feuchtigkeitsliebenden Droseraceae, darunter die Wasserfalle, lassen sich sogar als Teich- und Auqariumpflanzen halten. Damit die Karnivoren zu Hause aber auch gut gedeihen, ist es wichtig, sie nicht durch nährstoffreiche Böden zu überdüngen. Mineralische Sand-, Kies- und Steinböden sind deshalb am besten geeignet.

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