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Orchideen – Infos zu Arten, Kultur und Pflege

8 Minuten Lesezeit

Orchideen werden häufig wie eine einzige Pflanzengattung behandelt. In Wahrheit verbirgt sich hinter den Zierpflanzen mit der unvergleichlichen Blütenpracht jedoch eine ganze Pflanzenfamilie, nämlich jene der Orchideengewächse (Orchidaceae). Mit mehr als 690 Gattungen und über 1800 Arten wird schnell klar, dass die Welt der Orchideen vielseitiger ist, als es zunächst den Anschein hat. Zur besseren Übersicht werden die Zierpflanzen deshalb in fünf Unterfamilien eingeteilt:

  • Unterfamilie der Apostasioideae
    umfasst 2 Gattungen der Orchidaceae
  • Unterfamilie der Cypripedioideae
    umfasst 5 Gattungen der Orchidaceae
  • Unterfamilie der Epidendroideae
    umfasst 650 Gattungen der Orchidaceae
  • Unterfamilie der Orchidoideae
    umfasst 18 Gattungen der Orchidaceae
  • Unterfamilie der Vanilloideae
    umfasst 15 Gattungen der Orchidaceae

 

Besonderheiten der Orchidaceae

Die Geschichte der Orchideen ist eine lebhafte. Die ältesten Exemplare dieser Pflanzenfamilie entstanden bereits vor gut 15 Millionen Jahren. Auch wenn man den ziervollen Zimmerblumen dabei nicht auf Anhieb ansehen, gehören zahlreiche Orchideen zu den Sukkulenten. Ihre fleischigen Blätter und Wurzeln speichern hervorragend  größere Wassermengen Gegen Bodentrockenheit und ausbleibende Gießgänge können sie sich daher recht gut behaupten behaupten, was sie als Zimmerpflanzen relativ pflegeleicht macht

Ein Mitgrund, weshalb Orchideen in der Indoor-Kultur so beliebt sind. Ein anderer ist natürlich ihr außergewöhnlicher Blütenschmuck. Ihr einmaliges Spektrum an Blütenfärbungen ist wohl das bekannteste Merkmal der Orchideen. Von einfarbigen über mehrfarbige bis hin zu gestreiften und gepunkteten Blüten findet man bei den Orchideengewächsen eigentlich jede nur erdenkliche Farbkombination.

 

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Originelles Blütenmuster an Schmetterlingsorchidee ‚Lioulin Wild Cat‘ | © Elisabeth Adam

Auch die Blütenform lässt sich bei Orchideen nicht einheitlich beschreiben. Zwar wachsen die verzweigten Blütenstände für gewöhnlich immer rispenförmig, doch in der Ausprägung ihrer Blütenblätter haben Orchideengattungen äußerst individuelle Eigenheiten.

Wie schon beim Form- und Farbspektrum ihrer Blüten geht es auch bei den Wuchsformen der Orchidaceae sehr vielseitig zu. So wachsen zum Beispiel nicht alle Orchideen auf der Erde. Einige von ihnen bevorzugen diesbezüglich eher Felsen oder andere Wirtspflanzen (v.a. Bäume) als Habitat.

Die Blattstellung kann bei Orchideengewächsen ebenfalls stark variieren, entwickeln manche Orchideen doch einen Blatthorst, andere wiederum gestielte Blätter. Ebenso ist die Blattfarbe der Orchideen sehr unterschiedlich. Neben dem klassischen Grün kann man hier auch rötliche und sogar gefleckte oder panaschierte Blätter finden.

Wissenswertes: Wenngleich die meisten Orchideen auf der lichtreichen Fensterbank gehalten werden, macht den Zierpflanzen generell auch eine lichtärmere Umgebung nichts aus. Mehr noch, kann es im Sommer passieren, dass die direkte Einstrahlung von Mittagssonne auf der Fensterbank die herrlichen Blüten der Orchideen zerstört. Im Zweifelsfall ist deshalb eher ein Standort im hellen Halbschatten denn in voller Sonne zu empfehlen.

 

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Juwelorchidee (Macodes petola) entfaltet ihr wahrhaft elektrisierendes Blattmuster am besten im Halbschatten | © Das Grüne Archiv

Pflege von Orchideen – Tipps und Infos

Orchideen sind als Zimmerpflanzen vor allem deshalb so beliebt, weil sie höchsten Zierwert bei niedrigem Pflegeaufwand versprechen. Trotz ihrer extravaganten Erscheinung sind Orchideen also relativ anspruchslos und neben einer Kletterhilfe für die langen Blütentriebe hochwachsender Arten benötigen sie nicht nicht viel Aufmerksamkeit. Ein paar Dinge gibt es bei der Orchideenkultur aber dennoch zu beachten.

So wächst mit Ausnahme der Gartenorchideen beispielsweise kaum eine Orchideen in Blumenerde. Vielmehr ist ein leichtes Spezialsubstrat von Nöten, das nur sehr locker um die Luftwurzeln der Orchideen ausgebracht wird. Da die schönen Zierpflanzen ferner sehr anfällig für Wurzelfäule sind, muss äußerst sparsam gegossen werden. Damit hier keine Pflegefehler passieren, nachstehend ein paar Hinweise zur Pflanzung und Pflege der Orchideen.

 

Das richtige Substrat für Orchideen

Die meisten Zimmerorchideen stammen ursprünglich aus tropischen Regenwäldern, wo sie ähnlich wie Lianen epiphytisch an Bäumen wachsen. Substrate für Orchideen sollten daher so luftig und durchlässig wie möglich sein. Außerdem empfiehlt sich ein saures Substrat mit pH-Werten zwischen 5,5 und 6,5 Punkten. Liegt der pH-Wert zu hoch, könnte dies die Nährstoffaufnahme der Zimmerpflanzen behindern.

Meist verwendet man als ideales Pflanzsubstrat für Orchideen eine Mischung aus Pinienrinde und einem trockenen sowie saugfähigen Füllmaterial (z.B. Blähton, Kork, Kokosfasern, Perlit oder Moos) im Verhältnis 1:1.  Spezialsubstrate aus dem Handel in Form von Orchideenerde erleichtern diesbezüglich die Kultur hier enorm.

Etwas anders gestalten sich die Standortansprüche für Freilandorchideen wie den Frauenschuh. Sie schätzen ein feinkrümeliges Substrat mit Lavalit oder Blähton und neutralen bis alkalischen pH-Werten zwischen 7,5 und 8,5. Ansonsten sind aber auch Orchideengewächse für den Garten relativ anspruchslos. Solange man ihr Standortsubstrat frisch-feucht hält und gelegentlich ein paar Nährstoffe an sie abgibt, geben auch sie sich leicht zufrieden.

Einzelheiten zum Standort für Orchideen:

  • Zimmerorchideen in spezielle Orchideenerde pflanzen
  • alternativ Substrat aus Pinienrinde und Füllstoff mischen
  • Mischverhältnis beträgt dann 1:1
  • Boden-pH-Wert für Orchideen: sauer, bei 5,5 bis 6,5 Punkten
  • für Freilandorchideen feinkrümeliges Substrat wählen
  • Mischung aus Blähton und Lavalit ist optimal
  • im Freiland auf alkalischen Boden achten (7,5 bis 8,5)

 

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Schmetterlingsorchidee ‚Lioulin King‘ | © Elisabeth Adam

Orchideen gießen, düngen und vermehren

In den meisten Fällen kommen Orchideen bis zu zwei Wochen ohne Wasser aus. Bewässert werden Zimmerorchideen daher sehr sparsam und nicht öfter als ein mal pro Woche während der Vegetationsphase. Dabei ist es besser, die Orchideen in lauwarmes Wasser zu tauchen, anstatt sie von oben zu gießen. Verwenden Sie am besten kalkarmes Wasser, um den Boden-pH-Wert nicht unnötig in die Höhe zu treiben. Bei Freilandorchideen ist es sinnvoll, vorab die Bodenfeuchtigkeit zu kontrollieren. Denn der Boden darf zwar nicht vollständig austrocknen, Staunässe ist aber dennoch zu vermeiden.

Zur Düngung eignet sich für Zimmerorchideen spezieller Orchideendünger. Geben Sie diesen vor allem während der Blütezeit an die Pflanzen ab und halten Sie sich bei der Dosierung an die Herstellerangaben. Als Richtwert gilt jedoch, dass die Düngung der Pflanzen ähnlich moderat wie die Bewässerung und in Mindestabständen von zwei bis vier Wochen erfolgen sollte. Freilandorchideen erhalten dagegen einen organischen Dünger, beispielsweise Kompost oder Brennnesseljauche.

Eine Vermehrung der Orchideen ist dann im Frühling möglich. Nutzen Sie hierfür Ableger der Pflanze, an denen sich mindestens drei sogenannte Pseudobulben gebildet haben. Trennen Sie den Ableger vorsichtig von der Mutterpflanze ab und entfernen Sie beschädigte bzw. vertrocknete Wurzeln.

Danach wird der Ableger wie gewohnt in Orchideenerde verpflanzt und bis zum Anwurzeln im Topf leicht feucht gehalten. Am besten führen Sie die Vermehrung über Ableger durch, wenn Sie die Orchidee umtopfen. Das ist bei ausgewachsenen Orchideen etwa alle zwei bis drei Jahre notwendig.

Tipps zum Gießen, Düngen und Vermehren:

  • Zimmerorchideen 1 mal pro Woche wässern
  • Pflanzen hierfür in kalkarmes, lauwarmes Wasser tauchen
  • Boden von Freilandorchideen stets frisch-feucht halten
  • Staunässe ist dennoch zu meiden
  • Düngung der Orchideen mit speziellem Orchideendünger
  • Dünger max. alle 2 – 4 Wochen an Pflanzen abgeben
  • Vermehrung erfolgt über Ableger im Frühling
  • Ableger am besten beim Umtopfen entnehmen
  • Teilstücke sollten mind. 3 Pseudobulben besitzen
  • die Ableger vorsichtig von Mutterpflanze abtrennen
  • danach in separaten Topf mit Orchideenerde pflanzen

 

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Typische Freilandorchidee: der Frauenschuh (Cypripedium)

Orchideengewächse der Cypripedioideae

Dass Orchidee nicht gleich Orchidee ist, beweisen die Cypripedioideae sehr eindrucksvoll. Im Gegensatz zu vielen anderen Orchideen, besitzen die Gattungen dieser Unterfamilie nämlich sehr abweichende Blütenblätter. Bestes Beispiel ist hier der zu den Gartenorchideen gehörende Frauenschuh, eine von wenigen in Europa heimischen Orchideen, der man ihre Zugehörigkeit zu den Orchideengewächsen auf den ersten Blick gar nicht ansieht.

Die dreizähligen Blüten des Frauenschuhs sind eher schmal und lanzettlich gehalten, wohingegen die aufgeblasene Blütenlippe sofort ins Auge sticht. Sie erinnert in ihrer Form an zierliche kleine Schuhe und ist somit für die Namensgebung des Frauenschuhs verantwortlich. Die schuhförmige Lippe in der Blütenmitte ist im Übrigen kennzeichnend für Orchideen der Cypripedioideae.

Den „Schuh“ im Namen tragen dabei eigentlich alle Mitglieder Unterfamilie, was nicht selten zu Verwechslungen führt. Insbesondere der in Asien beheimatete Venusschuh wird irrtümlicher Weise oft für einen Frauenschuh gehalten.

Farbenfroh sind Cypripedioideae trotz ihrer teils nach innen gekehrten Blüten allemal. Sowohl der Blütenschuh als auch die dreizähligen Außenblüten warten mit einem breiten Spektrum an Farben auf. Sogar mehrfarbig gestreifte Blütenblätter sind nicht unüblich. Als Gartenorchideen lassen sich dabei sowohl der Echte Frauenschuh als auch winterharte Arten anderer Cypripedioideae kultivieren. Insgesamt gehören zu den Gattungen der Unterfamilie:

  • Echter Frauenschuh (Cypripedium)
  • Amerikanischer Frauenschuh (Phragmipedium)
  • Mondschuh (Selenipedium)
  • Venusschuh (Paphiopedilum)

 

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Der Klassiker: weiße Schmetterlingsorchidee (Phalaenopsis amabilis) | © Elisabeth Adam

Orchideengewächse der Orchidoideae

Eine völlig andere Blütenform findet man bei den Orchidoideae. Sie werden auch gerne als „wilde Orchideen“ bezeichnet, da sie als sehr urtümliche Blütenstauden an einem hyazinthenähnlichen, dicken Blütenstiel aus dem Boden ragen. Ihre Blütenblätter sind gemeinhin deutlich kleiner als jene der anderen Orchideen. Grundsätzlich besitzen ihre Blüten nur einen einzigen, aufgerichteten Staubbeutel, der von mehr oder weniger gespornten Lippenblüten umgeben wird.

Gattungen der Orchidoideae werden auch als Knabenkraut bezeichnet. Viele davon, darunter das Echte Knabenkraut, Fingerwurz und Hundswurz, sind sogar in Europa heimisch. Sie können folglich problemlos als Gartenorchideen gepflanzt werden.

Dies ist mit Blick auf den Arterhalt sogar zu empfehlen, denn gerade Fingerwurzen und Echte Knabenkräuter stehen heutzutage unter strengem Naturschutz und könnten eine schützende Zuflucht im Heim fürsorglicher Gärtner gut gebrauchen. Insgesamt sind folgende Formen von Knabenkräutern als Orchideen in Kultur:

  • Echtes Knabenkraut (Orchis)
  • Falsches Knabenkraut (Neotinea)
  • Fingerwurz (Dactylorhiza)
  • Hundswurz (Anacamptis)
  • Juwelorchidee (Macodes)
  • Kugelknabenkraut (Traunsteinera)
  • Netzblatt (Goodyera)
  • Ragwurz (Ophrys)
  • Rundblättriges Knabenkraut (Amerorchis)
  • Zwerg-Knabenkraut (Chamorchis)

 

Ragwurz, Ophrys
Ragwurz (Ophrys) | © Jutta Lieb

Orchideengewächse der Epidendroideae

Die wohl größte und damit vielseitigste Unterfamilie der Orchideen wird von den Epidendroideae gestellt. Ihr entstammen Orchideenklassiker wie die Nachtfalterorchidee, deren Schmetterlingsblüten den meisten in den Sinn kommen dürften, wenn von Orchideengewächsen die Rede ist.

Die Farbgebung der Blüten ist bei Gattungen dieser Unterfamilie abermals sehr umfangreich. Allerdings sind viele Wildformen eher schlicht gefärbt und weisen lediglich eine auffällig gefleckte Blütenlippe auf. Es gibt jedoch auch Ausnahmen.

So können es einige Sorten der Nachtfalter- oder Schmettelingsorchidee, wie auch die Hybridsorten der Burrageara durchaus mit den extravaganten Blütenmustern von Frauenschuhen und Knabenkräutern aufnehmen. Als Gartenorchideen sind diese tropischen Orchideen allerdings weniger geeignet.

Viele Epidendroideae stammen aus den feuchtwarmen Tropengebieten Afrikas, Südamerikas oder Südasiens. Sie werden bei uns darum traditionell als Zimmerorchideen gehalten. Vereinzelt lassen sich in dieser Unterfamilie der Orchideen aber auch Gartenorchideen finden.

Die bekanntesten sind hier sicherlich die Japan- und Tibetorchidee. Ebenso gibt es unter den Epidendroideae interessante baumbewohnende Orchideen zu entdecken, so zum Beispiel die Baumorchidee oder Cattleya. Nachstehend einige der schönsten Varianten dieser Unterfamilie im Überblick:

  • Baumorchidee (Dendrobium)
  • Burrageara (Burrageara)
  • Cattleya (Cattleya)
  • Japanorchidee (Bletilla)
  • Jochblatt (Zygopetalum)
  • Nachtfalterorchidee / Schmetterlingsorchidee (Phalaenopsis)
  • Stendelwurz (Epipactis)
  • Tibetorchidee (Pleione)

 

Fazit

Nicht nur das Spektrum an Blütenfarben ist bei Orchideen sehr umfangreich. Auch die Blütenformen und der Wuchs der Pflanzen kann mitunter stark variieren. Es ist daher kaum verwunderlich, dass die Gattungen dieser Zierpflanzen eine eigene Familie stellen. Neben den wohlbekannten Zimmerorchideen gibt es dabei auch einige Gartenorchideen zu entdecken, die den einmaligen Zierwert von Orchideengewächsen auch ins Freiland zu tragen vermögen. Sie findet man vor allem unter den Arten des Frauenschuhs sowie den als Knabenkräutern bekannten Orchidoideae.

Die Unterfamilie der Epidendroideae hält ebenfalls einige Orchideen fürs Freiland parat. Im Großen und Ganzen ist sie allerdings eher für klassische Vertreter der Zimmerorchideen, darunter die allseits beliebte Nachtfalter- oder Schmetterlingsorchidee bekannt. Ungeachtet ihrer Eignung als Freiland- oder Zimmerpflanzen sind Orchideen aber sehr pflegeleichte Pflanzen, die gemeinhin mit wenig Wasser und wenig Licht auskommen. Was faszinierend ist, wenn man die vielseitige Blütenpracht betrachtet, die aus dieser Genügsamkeit hervorgeht.


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