Akupressur wird häufig als weiterentwickelte Form der Akupunktur beschrieben. Demnach etablierte sich die Druckbehandlung zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Der Zeitpunkt beschreibt allerdings nur die Einführung von Akupressur als offizielle medizinische Therapieform im Medizinwesen des Westens. Das Konzept der Druckmassage an sich ist hingegen wesentlich älter als die Akupunktur.
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ToggleUnterschied zwischen Akupunktur und Akupressur
Experten gehen heute davon aus, dass die Akupressur weniger eine moderne Abwandlung als vielmehr die Urform der Akupunktur war. Dafür spricht allein schon die Tatsache, dass die manuelle Druckbehandlung im Gegensatz zur Behandlung mit Nadeln keinerlei Hilfswerkzeuge erfordert.
Nadel oder Fingerdruck – Was kam zuerst?
Akupunkturnadeln waren in der Antike noch echte Mangelware und die Nutzung der Finger als Druckmittel daher deutlich gebräuchlicher. Behandlungsnadeln so dünn zuzuschleifen, wie es eine moderne Akupunkturnadel erfordert, war damals ohnehin ein recht anspruchsvolles Unterfangen. Dementsprechend dürfte sich die Akupunktur allenfalls als experimentelles Verfahren zur Druckbehandlung einen Namen gemacht haben.
Ganz anders sieht es da mit der Akupressur aus. Aus verschiedenen Ländern sind antike Konzepte zur Druckbehandlung bekannt, die dem der Akupressur schon sehr nahekommen. Dazu gehört auch das aus China stammende Anma, das bereits um 500 v. Chr. existiert haben soll.
Wortherkunft von Akupunktur und Akupessur
Komplikationen bereitet nach wie vor die Einordnung historischer Entstehungszeiträume für bestimmte Verfahren der Druckbehandlung. Akupunktur und Akupressur machen hier den Anfang. Will man klären, ob denn nun Akupunktur oder Akupressur zuerst da war, sorgen schon die beiden Begriffe an sich für Missverständnisse. Die Worte leiten sich vom lateinischen
- acus für „die Nadel“,
- punctura für „das Stechen“
- und pressare für „drücken“
ab. Da in der Akupressur allerdings keine Nadeln zur Anwendung kommen, ist die Vorsilbe des Wortes eigentlich unlogisch. In Japan, dem Ursprungsland der modernen Akupressur, heißt diese ohnehin ganz anders. Hier nennt man die Druckbehandlung Shiatsu was übersetzt korrekterweise „Fingerdruck“ bedeutet.
Jedoch: Es handelt sich auch bei dem Begriff Shiatsu selbst um ein Modewort, das im frühen 20. Jahrhundert als Sammelbegriff für manuelle Behandlungsverfahren aus Asien aufkam.
Das heilende Handwerk des Gelben Kaisers
Es gibt in der chinesischen Mythologie zwei Figuren, die bei der Entstehung der Traditionellen Chinesischen Medizin Pate standen: Urkaiser Shennong, der Rote Kaiser, und Kaiser Huáng Di, der Gelbe Kaiser.
Meister Shennong trägt wegen seiner besonderen Kenntnisse um Heilpflanzen auch den Beinamen Kräuterkaiser. Seine heilpflanzlichen Erkenntnisse wurden später im Shénnóng Běn Cǎo Jīng (Klassiker der Kräuter nach Shennong) zusammengefasst, das in Sachen TCM Kräuter bis heute zur Pflichtlektüre in der Ausbildung zum TCM-Arzt gehört.
Das erste chinesische Arzneimittelbuch entstand schätzungsweise zwischen 300 v. Chr. und 200 n. Chr. als eine Abhandlung zu den Lehren von Meister Shennong, wird von TCM-Ärzten jedoch als Schrift der direkten Weisungen Shennongs zum pharmakologischen Arbeiten verstanden.
Dabei ist Shennong auch als Mitbegründer der Qi-Lehre, die als Grundlage der Akupunktur und Akupressur gilt. Die Qi-Lehre ist ein Konzept des Taoismus, das davon ausgeht, dass der Körper von universeller Lebensenergie (Qi) durchflossen wird, wobei die Meridiane als Leitbahnen des Qi fungieren.
Der Erfinder der Anma-Massage
Shennong gilt als Urkaiser und Begründer der chinesischen Kaiserdynastien. Seiner Blutlinie sollen diesbezüglich auch die Vorfahren des Gelben Kaisers Huáng Di entstammen. Dieser Gelbe Kaiser gilt in der Traditionellen Chinesischen Medizin als Erstverfasser von Schriften zur Anma-Massage.
Darauf verweist das Huángdi Nèijing (Klassiker des Gelben Kaisers zur inneren Medizin), das zwischen 475 und 221 v. Chr. in China entstand. Als erster medizinischer Leitfaden der chinesischen Sprache stellt es das zweite große Lehrbuch der Urkaiser in der TCM und beschäftigt sich unter anderem mit Anma-Massagegrifftechniken.
Akupunktur und Akupressur im Wandel
Während sich Historiker darüber streiten, ob die Medizinklassiker des Roten und Gelben Kaisers tatsächlich Original-Wortlaute der mythologischen Landeshelden enthalten, lässt das Datum ihrer Veröffentlichung doch keinen Zweifel daran, dass die Geschichte der Akupressur bei Weitem älter ist, als es gemeinhin angegeben wird.
Im Inneren Klassiker des Gelben Kaisers sind zudem auch erstmals verschiedene Metallnadeln und Stichtechniken zur Akupunktur beschrieben. Der chinesische Historiker Siam Qian erwähnt um 200 v. Chr. weiterhin Steinnadeln als Akupunktur-Werkzeuge.
Es scheint ganz so, als hätten Akupunktur und Akupressur nach den Vorgaben des Gelben Kaisers zur manuellen Behandlung gemeinsam Fortschritte gemacht. Dass es hierbei gerne zur historischen Fehleinordnung der Entstehungsdaten von Akupunktur und Akupressur kommt, mag darin begründet liegen, dass es sich beim Erfinder der modernen Anma-Behandlung um einen legendären Akupunkteur handelte.
Denn es war der Vater der japanischen Akupunktur, Sugiyama Waichi, der im 17. Jahrhundert nicht nur das Führungsröhrchen für Akupunkturnadeln erfand. Durch sein außergewöhnliches Engagement verlieh der Akupunktur-Meister auch der Anma-Akupressur einen ganz besonderen Status in der japanischen Gesellschaft der Edo-Zeit.
Anma: Mit den Händen sehen
Dass Sugiyama Waichi das Führungsröhrchen für Akupunkturnadeln erfand, hatte einen sehr speziellen Hintergrund. Der Akupunkteur litt aufgrund einer Vorerkrankung an einer Sehbehinderung. Diese machte es ihm unmöglich, die Nachfolge seines Vaters als Gefolgsmann des Fürsten Todo Takatora anzutreten. Stattdessen entschied sich Sugiyama dazu, das Handwerk des Akupunkteurs zu erlernen. Dabei bereitete ihm seine Blindheit beim Einführen der Akupunkturnadeln jedoch schwere Probleme.
Wegen seiner Unbeholfenheit wurde der Akupunkteur mit nur 22 Jahren vorzeitig aus seinem Ausbildungsverhältnis beim Akupunkturarzt Zamase Takuichi in Edo entlassen. Er kehrte anschließend zunächst in seine Heimat zurück, ehe er später von dem berühmten Akupunkturarzt Irie Toyoaki in Kyoto erneut als Schüler akzeptiert wurde.
Zum Glück für die medizinische Diagnostik, entwickelte Sugiyama neben den ersten Akupunktur-Führungsröhrchen aus Bambus doch auch die Palpation. Das Abtasten des Bauches als Methode zur Krankheitsdiagnose kennt heute jeder Hausarzt. Zudem lieferte es aller Wahrscheinlichkeit nach auch die Grundlage für Ōta Shinsais Bauchakupressur.
Akupunktur und Akupressur als Handwerk der blinden Heiler
Die Bedeutung des Tastsinns in der Akupressur wurde Sugiyama ob seiner Blindheit in außerordentlicher Weise bewusst. Da sich der Tastsinn bei Menschen mit Sehbehinderung darüber hinaus in besonderem Maße schärft, sind sie besonders sensibel für ungewöhnliche Vorgänge auf und unter der Haut.
Bei Massagen und Akupressur ist dieses Talent von unschätzbarem Wert. Das realisierte auch Sugiyama, der nach seiner Ausbildung wegen herausragender Leistungen auf dem Gebiet der manuellen Behandlung zum höchsten Rang des kengyo in der Hierarchie der Todoza aufstieg. Die Gilde für blinde Männer existierte in Japan schon seit dem 14. Jahrhundert und unterstand mit ihren 70 Rängen direkt der Kontrolle des Shoguns und seiner Regierung.
Besagter Shogun in Gestalt von Tokugawa Tsunayoshi war es schließlich auch, der Sugiyam den Auftrag gab, die erste Akupunkturschule für Blinde zu eröffnen. Das Handwerk des Akupunkteurs, ebenso wie die zugrundeliegende Anma-Behandlung, waren fortan in Japan ein Traditionshandwerk der Blinden. Und diese Tradition hat bis heute Bestand.
In Anbetracht dieses historisch denkwürdigen Werdegangs sind Akupunktur und Akupressur mehr als jede andere Form der manuellen Behandlung als ein über die visuelle Wahrnehmung hinaus gehendes Therapiekonzept zu verstehen. Die beiden Kardinaldisziplinen des Anma zielen darauf ab, sichtbare Krankheiten des physischen Körpers, sondern auch die des Geistes, der Seele und der Nerven durch besondere Sensibilität beim Abtasten des Patientenkörpers zu erfühlen und zu kurieren. Das mal mit oberflächlicher Druckbehandlung wie bei Akupressur, mal mit tiefergehendem Nadeldruck im Rahmen der Akupunktur.
Weiterentwicklungen der Druckpunktmassage
Basierend auf den Grundgriffen lassen sich in der Akupressur sehr unterschiedliche Behandlungstechniken realisieren, die heutzutage den Großteil aller Massage-Techniken stellen. Dazu gehören unter anderem:
- Anpuku
- Reiki
- Shiatsu
- Tuina
Je nach Kombination der einzelnen Griffmuster entstehen hier eine Reihe an individuellen Abläufen, die sich in Anbetracht des körperlichen Einsatzes der Therapeuten mit Trainingsfiguren aus dem Kampfsport, Yoga oder Qigong vergleichen lassen.
Zahlreiche Akupressur-Experten widmen sich neben ihrer Profession auch einer oder mehrerer dieser Disziplinen, um durch sie ein besseres Gefühl für die fließenden Bewegungsabläufe im Sinne des Qi-Flusses zu bekommen.
Tipp: Insbesondere Qi-Gong ist diesbezüglich eine gute Empfehlung für alle, die die Relation zwischen Energiefluss und therapeutischen Körperbewegungen besser verstehen möchten. Reiki verspricht wiederum eine besonders zarte manuelle Behandlung.
Akupressur in der manuellen Therapie
Was nun die verschiedenen Techniken der Akupressur anbelangt, so bestehen sie abgesehen von klassischen Konzepten wie Shiatsu und Tuina zumeist aus einer Kombination von Akupressur-Griffen und anderen Elementen der Massage bzw. manuellen Therapie. Denkbar ist zum Beispiel eine Mischung aus Akupressur und Moxibustion.
Letztere fügt der Akupressur eine thermische Komponente in Form von Wärmebehandlung hinzu. Auch Mischformen aus Akupressur und asiatischen Meditationstechniken sind denkbar. Das ist zum Beispiel bei der Thai-Massage der Fall, die Yoga und Akupressur in sich vereint.
Es sei jedoch erwähnt, dass nur traditionelle Techniken wirklich die ganze Bandbreite an Akupressur abdecken. In anderen Konzepten sind zwar Teile der Griffmuster übernommen, jedoch findet hier meist ein punktueller Schwerpunkt mit Fokus auf eine gesonderte Grifftechnik statt.
Die Spezialtechniken eignen sich damit eventuell eher für bestimmte Anwendungsgebiete, die als Ergänzung zur ganzheitlichen Akupressur zu verstehen sind. Des Weiteren kann das Vorgehen bei einigen Kombinationstechniken Geschmackssache sein und ist nicht für jeden Patienten geeignet.
Kontrovers diskutiert: Akupressur-Apparate
Sehr hitzig diskutiert wird außerdem die Automatisierung von Akupressur-Maßnahmen durch entsprechende Geräte wie die Akupressurmatte. Diese ist zwar zur Selbstbehandlung ein nützliches Werkzeug, kann aber nicht so intuitiv vorgehen wie ein geschulter Akupressur-Experte.
Für den Hausgebrauch mögen entsprechende Gerätschaften daher durchaus hilfreich sein, eine professionelle manuelle Therapie mit vorangegangener Anamnese und individueller Beurteilung des Behandlungsbedarfs während der Therapiesitzung können Massagematten, -stühle und Co. aber nicht ersetzen. Es bedarf daher schon der Konsultation eines fachkundigen Akupressur-Meisters, um das volle Heilungspotential der Druckmassage nutzen zu können.
Grundgriffe der Akupunktur und Akupressur
Grundlage für die Druckpunkte der Akupunktur und Akupressur sind die sogenannten Meridiane. Sie beschreiben gemäß taoistischer Überzeugung die Leitbahnen des Qi-Flusses. Der Energiefluss und Sein Verlauf sind essenziell für jedwede Druckpunktbehandlungen nach Vorbild der Anma-Behandlung. Dabei gestalten sich insbesondere die Akupressur-Grundgriffe recht komplex.
Eine Druckmassage nach Maßstäben der Akupressur ist zumeist sanfter und erfolgt unter mehr Körpereinsatz des Therapeuten als bei anderen Massagearten. Zudem umfassen die Akupressur-Handgriffe nicht nur bloße Druckpraktiken. Es sind bisweilen recht vielseitige Griffmuster, die gemeinsam den heilenden Effekt der Druckmassage einleiten. Man spricht deshalb nicht umsonst vom regelrechten Bearbeiten des Patientenkörpers.
Die Handgriffe der Akupressur folgen dem holistischen Konzept der manuellen Körpertherapie. Ihre Ausführung ist somit an die physiologisch vorgegebenen Bewegungsabläufe des Körpers gebunden. Auf keinen Fall dürfen sie wider das natürliche Bewegungsmuster von
- Gelenken,
- Wirbeln,
- Muskeln
- und Nerven
erfolgen, da dies zu ernsten Verletzungen, Verrenkungen oder Zerrungen führen kann. Darüber hinaus spielt wie erwähnt auch der Energiefluss des Körpers und die durch ihn bestimmten Meridiane eine Rolle bei der Durchführung der Grifftechniken. Gearbeitet wird folglich immer in Richtung des Energieflusses.
Ohne grundlegendes Wissen um den Verlauf der Meridiane und die damit verbundenen Akupunkturpunkte ist eine Akupressur demnach nicht möglich. Insgesamt setzen sich die manuellen Maßnahmen der Akupressur dabei aus fünf Griffmustern zusammen:
Druckpunktaktivierung
Wenngleich Akupressur auf dem Druckprinzip durch manuelle Behandlung basiert, kommt der angewendete Druck doch nicht durch Muskelkraft zustande. Vielmehr setzt der Therapeut zur Druckausübung sein Körpergewicht ein. Die hierbei aufgewendete Energie wird direkt auf den Patientenkörper übertragen und bildet somit eine energetische Induktion zur Aktivierung der Selbstheilungskräfte.
Man kann sich die manuellen Maßnahmen zur Druckpunktaktivierung also im Grunde wie ein Überbrückungskabel vorstellen, mit dem Energie von einem Körper auf den anderen übertragen wird, um ihm Starthilfe zu geben. Die Finger dienen hier lediglich einer Druckfokussierung an der gewünschten Körperstelle. Je nach zu massierender Fläche können dabei neben den Fingerspitzen auch die Handballen, Handflächen, Ellbogen, Knie oder Füße des Therapeuten zur Anwendung kommen.
Die Wahl der zum Druck angewandten Körperpartien orientiert sich daran, inwiefern sie sich an das Körperrelief des Patienten schmiegen. Dabei sollte aber darauf geachtet werden, keine unsachgemäßen Druckverhältnisse zu erzeugen. Eine Druckpunktaktivierung mit den Knien eignet sich beispielsweise nicht für die drucksensible Halspartie, sondern eher für die Oberschenkel- oder Rumpfpartie des Patienten.
Druckpunktstreichen
Verspannungen und Blockaden der Meridiane lassen sich häufig auch gut durch Streichungen beheben. Das Streichen erfolgt immer mit Fokus auf die zu behandelnden Druckpunkte, wobei eine sehr sanfte Streichbewegung auszuführen ist.
Die Halspartie spricht diesbezüglich zum Beispiel sehr positiv auf das sogenannte Sailor-Stroking an. Sie Streichbewegung ist den Handbewegungen eines Seemanns (englisch: sailor) beim Einholen eines Seiltaus nachempfunden, wobei der Hals quasi das Seil ersetzt.
Druckpunktstreichen ist einer der sanftesten Griffkomplexe der Akupressur. Es kann vorkommen, dass Patienten sich zunächst an diese sehr zarte Berührung seitens des Therapeuten gewöhnen müssen. Es gibt Fälle, in denen sich Personen zu Beginn unwohl bei diesen teils sehr intimen Handgriffen fühlen oder gar zu weinen beginnen, weil sie von der außergewöhnlich einfühlsamen Intensität des Streichens emotional überwältigt sind.
Ebenso ist es denkbar, dass durch die ungewohnt sanfte Berührung emotionale Traumata getriggert werden, etwa bei emotionaler Vernachlässigung, Missbrauch oder Mangel an sozialer Zuwendung. In solchen Situationen ist es wichtig, als Therapeut beruhigend auf die Patienten einzuwirken und bei Bedarf vorübergehend die massierte Körperpartie zu wechseln oder auf eine diskretere Grifftechnik umzusteigen.
In diesem Punkt dienen erste Akupressur-Sitzungen auch dazu, herauszufinden, wo die sensiblen Berührungszonen des Patienten liegen. Plötzliche Körperanspannung oder Unruhe können darauf hinweisen, besagte Zonen mit besonderer Vorsicht zu behandeln.
Druckpunktdehnen
Dass Akupressur teilweise an Aufwärmtraining und Maßnahmen aus der Sportmedizin erinnert, beweisen die Handgriffe zum Druckpunktdehnen. Das Körpergewicht des Therapeuten wird im Rahmen der Dehnbehandlung dazu eingesetzt, Arme und Beine des Patienten zu lockern.
Diagonale Dehnungen, bei denen ein Arm oder angewinkeltes Patientenbein vorsichtig überkreuz geführt wird, dienen ergänzend der Lockerung von Hüft-, Nacken- und Schulterpartien. Ebenfalls dehnen lassen sich besagte Körperpartien durch das Auseinanderziehen mit den Handflächen.
Druckpunktdehnungen sind einer der Hauptgründe, weshalb Akupressur für die Physiotherapie so wertvoll ist. Egal ob zur Rehabilitation nach Sportunfällen und Verletzungen oder bei alltäglichen Verspannungen, etwa durch sitzgebundene Tätigkeiten – die Dehnübungen sind eine wunderbare Möglichkeit, um Patienten Hilfe sowie Anleitung zu geben.
Eine gute Ergänzung ist die Praktik zudem für Entspannungsmaßnahmen wie Yoga. Denn der Körper muss die für Yoga-Figuren notwendige Dehnbarkeit erst langsam aufbauen und Druckpunktdehnen kann diesen Prozess positiv unterstützen.
Druckpunkthalten
Ein kurzweiliges Halten der Griffposition kann bei der Akupressur eine energetische Tiefenwirkung im Patientenkörper erzielen. Durch die Konzentration des zuvor aufgebauten Drucks an einer bestimmten Position lässt sich die Energie mitunter sehr direkt in einen Akupressur-Punkt leiten.
Das ist bei sehr schweren Blockaden durchaus sinnvoll. Beim Dehnen kann das Halten ferner die Auflösung von Verspannungen verbessern, da die Dehnung so länger anhält und zur Streckung schmerzhaft verkürzter Muskelpartien beiträgt.
Wichtig ist, das Druckpunkthalten wirklich nach einer vollendeten Massagebewegung durchzuführen und diese fließend im Halten auslaufen zu lassen. Setzt das Halten vor der eigentlichen Vollendung einer Bewegung seitens des Therapeuten ein, könnte sie hingegen zur Verschlimmerung einer Blockade im Qi-Fluss führen oder gar zusätzliche Verspannungen hervorrufen. Des Weiteren sollte der Druck nicht länger als fünf bis zehn Sekunden gehalten werden, um den Patienten nicht zu überfordern.
Druckpunktkreisen
Kreisende Handbewegungen sind eine wunderbare Kombinationsmöglichkeit für alle der oben genannten Grifftechniken. Die Rotation kann sich entweder auf Körperteile des Patienten beziehen oder aber die Bewegung der Hände und Finger des Therapeuten bestimmen.
Sehr wichtig ist das Druckpunktkreisen zur Auflösung von Muskelverspannungen, etwa im Nacken- und Hüft- oder auch im Kieferbereich. Ähnlich gut sprechen auch die Schläfenregion und Wirbelsäule auf das Druckpunktkreisen an.
Neben Handballen und Fingerkuppen sind auch die Knie und Ellenbogen dank ihrer rundlichen Form hervorragend zur Ausführung kreisender Massagebewegungen geeignet. Mit Blick auf Kreisbewegungen für Körperpartien des Patienten sollte sich die Rotation auf Gelenkabschnitte beschränken und sehr vorsichtig ausgeführt werden, um keine Verletzungen der Sehnen oder Bänder zu verursachen.
Auch eine Kombination mit anderen Massagetechniken ist denkbar, wobei man hier zwischen eigenständigen Massageformen und Varianten der Akupressur unterscheiden muss. So zählt die Thai-Massage zum Beispiel nicht zu den Akupressur-Techniken, da der Anteil an entsprechenden Griffmustern in Relation zur Gesamtbehandlung relativ gering ist.
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