Zur Walpurgisnacht und auch zu Halloween begibt sich eine gute Hexe gern auf ihren Besen und schwingt sich in Lüfte. So zumindest die Legende. Doch was ist dran, am Hexenbesen und wie stellt man ihn eigentlich her? Eine Anleitung.
WARNUNG: Das Ministerium für Zauberei rät dringend davon ab, mit einem nachgebastelten Hexenbesen eigenmächtige Flugversuche zu unternehmen und damit von Felsvorsprüngen, Hausdächern oder aus anderweitigen Höhen zu springen. Gegen einen Hexentanz mit dem Besen ums Feuer spricht jedoch nichts, so lange Hexen nur sicher stellen, dass der Besen dabei nicht in Brand gerät…
Inhaltsverzeichnis
ToggleDie Legende vom fliegenden Hexenbesen
Fliegende Hexenbesen sind spätestens seit Harry Potter jedem ein Begriff. Der Nimbus 2000, seines Zeichens hochwertiger Pflichtbesen für jeden professionellen Teilnehmer am legendären Quidditch Spiel zu Hogwarts, begeisterte die Massen und ist inzwischen sogar als Fan Merchandise erhältlich.
Aufgegriffen wurde mit dem Nimbus 2000 ein alter Mythos, der besagt, dass Hexen gerne auf Besen reiten. Eine Legende, die märchenhaften Zaubergegenständen wie den Siebenmeilenstiefeln oder dem fliegenden Teppich ähnelt. Allerdings hatte der Hexenbesen im Unterschied zu diesen verzauberten Objekten während dem Mittelalter schwerwiegende Folgen für etwaige Besitzer. Denn auch nur das angedeutete Reiten auf einem Besen konnte einen damals schon wegen Hexerei auf den Scheiterhaufen bringen.
„ … denn sie hatten sich erst angezogen und anstatt des Lichts eine schweflichte blaue Flamm auf der Bank stehen, bei welcher sie Stecken, Besen, Gabeln, Stühl und Bänk schmierten und nacheinander damit zum Fenster hinaus flogen.“
– Hans Jacob Christoffel von Grimmelshausen (1669), „Der abenteuerliche Simplicissimus“
Bräuche und Rituale rund um den Besen
Die Vorstellung von Hexen, die während der Walpurgisnacht alias Beltane auf ihrem Besen zum Blocksberg reiten oder zu Halloween den Nachthimmel damit unsicher machen, hat ihre Ursprünge im Aberglauben des Mittelalters. Tatsächlich gibt es auch einige magische Rituale, die den Besen betreffen und entsprechende Fantasien schürten.
Zum Beispiel war es während dem Ursprungsfest von Halloween, Samhain, üblich, mit dem Besen das alte Jahr symbolisch aus dem Haus zu fegen und gegebenenfalls danach mit dem Besen auch durch die Straßen zu kehren. Vorab werden zu dieser Zeit gerne neue Besen gebunden, da man im Herbst am besten das Reisig dafür sammeln kann. Und auch Hebammen fegten früher nach einer erfolgreichen Entbindung gerne den Hauseingang mit einem Besen aus. Das sollte schlechte Einflüsse von Mutter und Neugeborenem fernhalten.
Wissenswertes: Samhain ist das Gegenstück zu Beltane, wobei beide Feste als die wichtigsten Hexensabbate gelten. Traditionellerweise handelt es sich hierbei lediglich um saisonale Feierlichkeiten, die jedoch insbesondere während der Hexenverfolgung des 15. bis 17. Jahrhunderts als heidnische Feste zu Riten der Teufelsanbetung degradiert wurden.
Von Flugsalben und Hexenbesen
Dass sich der Hexenbesen laut Aberglaube in die Lüfte erhob, hat vielfach mit der sogenannten Flugsalbe zu tun. Eine Salbenrezeptur, deren Existenz, Zusammensetzung und Wirkung bis heute nicht eindeutig belegt ist. Von Verfechtern der Hexenverfolgung wurde sie während dem Mittelalter aber dennoch pauschal als Teufelswerk mit schauerlichen Ingredienzien definiert.
Höchstwahrscheinlich handelte es sich um nichts weiter als eine visionen- oder schlaffördernde Salbe mit mehr oder weniger psychedelischer Wirkung. Der „Flug“ ist dabei eher als schwebender Geisteszustand oder außerkörperliche Erfahrung zu verstehen denn als ein Levitieren oder gar ein Fliegen auf dem Besen.
Nichtsdestotrotz kostete die Anwendung der Flugsalbe, insbesondere in Kombination mit angedeutetem Besenritt durch das Zimmer oder um ein Feuer herum, so manche Hexe das Leben. Denn Begebenheiten dieser Art, wenngleich eher übereifriger Tollerei als teuflischer Machenschaft geschuldet, diente in Hexenprozessen bereits als unanfechtbares Indiz dafür, dass man mit dem Teufel im Bunde war.
Hexenbesen als Beweismittel in der Hexenverfolgung
In der Regel handelte es sich bei den Anschuldigungen der Hexenverfolgung und angeblichen Nachweisen zur Teufelsanbetung um die lebhaften Fantasien von streng gläubigen Männern der christlichen Gemeinde. Als Inspirationsquelle für etwaige Theorien gilt der berüchtigte Hexenhammer auch bekannt als Malleus maleficarum.
Geschrieben von dem christlich-katholischen Inquisitor Heinrich Kramer, erschien das Handbuch zur Hexenverfolgung erstmals im Jahr 1486. Historiker wie Sozialforscher beurteilen das Werk heute als frauenfeindliche Hetzschrift und verschwörungstheoretische Propaganda, die inspiriert war von einem Judenprozess, dem Kramer damals in Trient beiwohnte.
Im Laufe der folgenden 200 Jahre gereichte dabei leider auch der Hexenhammer anderen als zweifelhafte Inspiration. So etwa dem Hexentheoretiker und Anhänger der Hexenverfolgung, Martin Anton Delrio. Dieser gilt als einer der federführenden Autoren in der Entwicklung der christlichen Hexenlehre. Basierend auf der gängigen „Beweisführung“ des Hexenhammers und anderer abergläubischer Hetzschriften schrieb er 1599 in seinem Hexentraktat Disquisitionum magicarum libri sex:
„So also die Hexen, sobald sie sich mit ihren Salben eingerieben haben, auf Stöcken, Gabeln oder Holzscheiten zum Sabbath zu gehen, indem sie entweder einen Fuß darauf stützen und auch auf Besen oder Schilfrohren reiten, oder indem sie von entsprechenden Tieren, männlichen Ziegenböcken oder Hunden, getragen werden …“
Der Rest ist Schweigen…
Einen magischen Hexenbesen gestalten
Ungeachtet seiner düsteren Geschichte handelt es sich beim Hexenbesen letztendlich auch nur um in Kehrwerkzeug. Allerdings kann man ihn durchaus kunstvoll gestalten und ihm so eine magische Note verleihen. Das fängt schon bei der Wahl der richtigen Materialien an. Diese bestehen in der Regel aus pflanzlichen Rohstoffen, weshalb der Hexenbesen auch eine nachhaltige Bastelidee ist.
Ein Besenstiel mit Charakter
Der Begriff Hexenbesen existiert auch in der Biologie und beschreibt dort stark verdichtete, buschige Verzweigungen einer Baumkrone. Gelegentlich auch unter der Bezeichnung Donnerbusch bekannt, werden entsprechende Auswüchse einer Besenkrone meist durch Misteln oder verschiedene Pilzerkrankungen des Baumes, etwa durch Rostpilze oder Schlauchpilze verursacht.
Es gibt aber auch Baumarten, bei denen der Donnerbusch in der Krone durch natürliche Mutationen der Baumknospe entsteht. Diese dienen in der Baumkultur oft zur Züchtung von Zierbäumen mit kugelförmiger Krone. Ungeachtet der Entstehungsursache werden Holzarten, die einer Hexenbesen-Krone neige, auch gerne zur Herstellung von Hexenbesen genutzt, darunter:
- Apfelholz
- Birkenholz
- Eichenholz
- Eschenholz
- Fichtenholz
- Kiefernholz
- Kirschholz
- Lärchenholz
- Robinienholz
- Tannenholz
Will man einem Besen ein magisches Erscheinungsbild geben, sollte bereits der Besenstiel eine unkonventionelle Form aufweisen. Harry Potters Nimbus 2000 ist hier ein gutes Beispiel. Anders als bei herkömmlichen Besen ist das Stielholz hier nicht gerade, sondern besitzt eine markant geschwungene, ergonomische Form, die einem Lenker ähnelt.
Im übertragenen Sinne wird hiermit die das geschmeidige Gleiten stromlinienförmiger Objekte durch den Wind sowie die Grifffunktion des Besens beim Reiten angedeutet. Der Nimbus 2000 weist diesbezüglich einen Besenstiel aus Mahagoni auf, weshalb er auch relativ teuer ist. Eine heimische Holzsorte tut es für den Hexenbesen aber auch.
In diesem Zusammenhang sind Laubholzarten klar vorzuziehen, da sie im Gegensatz zu den eher schlank und aufrecht wachsenden Nadelgehölzen häufig einen knorrigeren Wuchs entwickeln. Schöne, leicht gekrümmte Äste findet man an ihnen darum häufiger. Das gilt insbesondere für Apfelbäume, Birken, Eichen und Kirschbäume. Auch sollte das Holz nicht zu hart sein, damit es sich leichter bearbeiten lässt, wobei abermals Laubgehölze empfehlenswerter sind.
Material für die Besenborsten
Die Borsten eines Besens können aus den unterschiedlichsten Materialien bestehen. Gerne verwendet man das Birkenreisig oder das Reisig von Besenginster oder Besenheide, die wegen ihrer regen Nutzung für Besenreisig das Besen gar mit im Namen tragen.
Wer aber einen echten Nimbus 2000 basteln möchte, der sollte nach Möglichkeit auf besonders langes, schlankes und unverzweigtes Reisig setzen. Dadurch lässt sich die elliptische Borstenform besonders gut ausarbeiten. Ideal sind hier die dünnen, hängend wachsenden Triebspitzen der Hängebirke oder Trauerweide.
Auch das Reisig darf beim Hexenbesen gerne frisch gesammelt verwendet werden. Das erleichtert gerade ungeübten auch das Binden der Borsten, da frisches Reisig noch flexibel ist und sich leichter biegen lässt.
Schöne Verzierungen für den Hexenbesen
Um einen Hexenbesen passend zu verzieren, gibt es viele Methoden. Denkbar sind zum Beispiel Perlen und Edelsteine, die in den Griff eingelassen oder vereinzelt an einigen Reisigtrieben aufgefädelt werden. Auch bunte Bänder und Geflechte aus Wolle oder Garn machen sich gut am Besen.
Wer ein besonders natürliches und dennoch magisches Erscheinungsbild des Hexenbesens bevorzugt, dem sind außerdem Verzierungen aus Blättern, Trockenblüten oder Früchten zu empfehlen.
Hexenbesen binden – so gelingt’s
Wir verwenden für unseren Besen einen naturbelassenen Birkenast in praktischer Standhöhe mit einer Länge von 1,5 m und frisches Reisig der Trauerweide, das wir in einer Länge von 50 bis 70 cm schneiden. Alternativ könnt Ihr natürlich auch getrocknete Reisigbündel nehmen, die es übrigens auch in gut sortierten Bastelshops oder beim Fachhändler für Naturmaterialien zu kaufen gibt. Das Reisigbündel sollte sich in seiner Dicke gerade noch so mit der Hand umspannen lassen und einen ungefähren Durchmesser von 7 cm aufweisen.
Um den Hexenbesen zu binden benötigen wir nur wenige Hilfsmittel. Ein bis zwei Zangen und eine Astschere (wer möchte kann auch eine Bonsaischere verwenden) reichen aus, um das Reisig zu begradigen und ggf. überstehende Verzweigungen vom Besenstiel zu entfernen. Ein kleines Schnitzmesser oder Taschenmesser hilft uns beim Bearbeiten des Besenstiels. Das Binden selbst erfolgt dann mit Draht bzw. Basteldraht sowie einem Naturgarn.
Besenstiel und Reisig vorbereiten
Je nachdem, wie genau Ihr Euren Besenstiel ausgestalten möchtet, ist er vorab mehr oder weniger zu bearbeiten. In jedem Fall müsst Ihr die Spitze pfahlförmig zuschnitzen, damit sie sich später wie ein Keil in das Reisigbündel stecken lässt. Der Griff kann bei Bedarf abgerundet oder an manchen Stellen ausgehöhlt werden, um ihn mit Edelsteinen zu verzieren.
Frisches Reisig müsst Ihr vor dem Besenbinden zunächst entlauben, begradigen und eventuell einkürzen. Getrocknete bzw. gekaufte Reisigbündel lassen sich meist direkt weiterverarbeiten. Denkt aber daran, die einzelnen Äste vor dem Binden zu Sortieren, sodass sie für einen schönen Hexenbesen im Nimbus-Stil der Länge nach ein schlankes Bündel ergeben. Dieses teilen wir anschließend in zwei gleich große Teilbündel auf.
Reisig binden und fixieren
Ein paar zu kurz gerate Triebe dienen uns als Zentrum für das zu bindende Borstenbündel. Dafür könnt ihr zum Beispiel Äste aus dem Verschnitt nehmen. Sie geben dem Besen von innen etwas mehr Volumen und werden im ersten Schritt des Bindens mit Draht fixiert. Legt den Draht einfach entlang des Reisigs an und wickelt ihn dann ein paar mal um die eigene Achse.
Achtet darauf, dass bereits die Mitte des Reisigbündels gut verzurrt ist, damit das Reisig später nicht auseinander Fällt. Sobald die Mitte gebunden ist, nehmt Ihr nun eines der Teilbündel und legt es seitlich um die Mitte an. Wer den Draht zu Beginn lang genug gewählt hat, kann nun einfach damit weiter binden. Ansonsten legt Ihr einfach ein neues Stück Draht an, wobei das Drahtende immer von innen in das Reisigbündel zu schieben ist.
Habt Ihr das erste Teilbündel um die Mitte befestigt, tut Ihr das selbe mit dem zweiten Bündel. Auch hier wieder daran denken: Es muss alles so fest wie möglich gebunden sein. Nach dem Binden könnt Ihr dann mit einer Schere noch überstehendes Reisig einkürzen.
Besenstiel anbringen
Steckt das zum Pflock geschnitzte Ende des Besenstiels mittig in das Reisigbündel. Das kann etwas Kraft erfordern, bis der Stiel sicher im festgezurrten Bündel verankert ist. Danach umwickelt man den unansehnlichen Draht gerne mit einem Garn.
Bei dieser Gelegenheit kann man, wenn man will, auch gleich etwas Flechtkunst mit an den Besenstiel binden. Wir haben hier ein klassisches Korbgeflecht angewendet, wie es auch beim Basteln von Körben und Füllhörnern aus Bast zum Einsatz kommt.
Auch der Griffbereich lässt sich nach Belieben mit Garn umwickeln, was den Eindruck eines handschmeichelnden Fluglenkers am Hexenbesen erweckt. Zum Schluss bindet Ihr für einen authentischen Nimbus 2000 Charakter noch die Spitzen des Reisigbündels zusammen und schon ist der Hexenbesen fertig.
Aus frischem Reisig gebundene Besen müssen nun vor dem ersten Einsatz zunächst eine Weile trocknen. Je nach Lagerungsbedingungen ist Halloween bzw. Beltane eine gute Orientierungshilfe für die Trocknungsdauer. Um damit zu kehren, wird die zusammengebundene Spitze des Reisigbündels gelöst. Bis es so weit ist, kann man den Hexenbesen aber bereits als festliche Deko verwenden oder, nach guter Hexenmanier, damit ums Feuer reiten!
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