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Farne – Luftreiniger und Zierpflanze in einem

Geht es um CO₂-aktive Pflanzen, stehen Farne ganz oben auf der Liste. Ihre Kultur wird mittlerweile in zahlreichen Leitfäden zur Verbesserung des Raumklimas am Arbeitsplatz, wie auch im Wohnbereich empfohlen. Dabei sind Farnpflanzen nicht nur für Innenräume wichtige Luftreiniger. Noch wesentlich bedeutsamer ist ihr Einfluss auf das Weltklima. Darüber hinaus setzen die feingliedrigen Blattfächer der Farnpflanzen einzigartige Akzente und fallen je nach Farnart sehr unterschiedlich aus.

Wissenswertes: Früher galten Farne als vielseitige Heilkräuter. Zum Beispiel erhielt der Wurmfarn seinen Namen, weil er als Wurmmittel gebräuchlich war. Der Hirschzungenfarn aus der Gattung der Nestfarne ist wiederum als Wundmittel und Arznei gegen Milzerkrankungen bekannt. Allerdings sind viele Farnarten leicht giftig, weshalb wir von Selbstversuchen abraten und ausschließlich die Anwendung professioneller Farnarznei aus der Apotheke empfehlen

 

Farne als Klimaregulatoren

Farne entstanden etwa zeitglich mit Moosen vor rund 400 bis 350 Millionen Jahren als erste Landpflanzen der Welt aus Algen. Ihre Entstehung fällt dabei in ein Zeitalter der Erdgeschichte, in der das Klima noch äußerst lebensfeindlich war. Die Erdkruste war noch immer gekennzeichnet von hoher vulkanischer Aktivität und die Luft nach wie vor durchsetzt mit Kohlenstoffdioxid und Stickstoff.

Mit dem Auftreten der ersten Gefäßsporenpflanzen änderte sich das jedoch schlagartig. Sie bildeten die frühen Formen der Urwälder, in denen es anders als heute noch keine Bäume gab. Stattdessen dominierten bis zu 30 m hohe Urfarne das Waldbild, deren riesige Blattwedel Unmengen an Schadstoffen aus der Atmosphäre absorbierten und sie in Sauerstoff umwandelten. In Folge kühlte sich die Atmosphäre stark ab und entwickelte angenehme Temperaturverhältnisse.

 

Die Welt der Farnpflanzen

Dass es sich bei Farnpflanzen um Urpflanzen mit äußerst langer Entstehungsgeschichte handelt, zeigt sich auch an der Fülle unterschiedlicher Farnarten. Die Pflanzengruppe zählt weltweit rund 12.000 Gattungen, die sich wiederum in vier Klassen mit unterschiedlichen Pflanzenfamilien aufteilen. Wichtige Kulturfarne sind hierbei

  • Adlerfarn (Pteridium)
  • Eichenfarn (Gymnocarpium)
  • Frauenhaarfarn (Adiantum)
  • Königsfarn (Osmunda)
  • Nestfarn / Streifenfarn (Asplenium)
  • Perlfarn (Onoclea)
  • Rippenfarn (Blechnum)
  • Saumfarn (Pteris)
  • Schwertfarn (Nephrolepis)
  • Straußenfarn (Matteuccia)
  • Sumpffarn (Thelypteris)
  • Tüpfelfarn (Polypodium)
  • Wimperfarn (Woodsia)
  • Wurmfarn (Dryopteris)

Im Vergleich zu ihren urzeitlichen Vorfahren haben die Farne im Laufe der Evolution stark an Wuchshöhe eingebüßt. Beispielsweise erreicht der Adlerfarn, seines Zeichens größte in Deutschland verbreitete Farnart und beliebte Zierpflanze für den Garten, gerade einmal Wuchshöhen von bis zu 2 m.

Unschwer zu erahnen, dass die CO₂-Ausbeute heutiger Farnpfkanzen bei Weitem nicht mehr so hoch ist wie damals. Was Farne an Größe verloren haben, müssten sie daher eigentlich an flächenmäßger Ausbreitung wieder wett machen, um das Klima weiterhin zu regulieren.

Es gibt allerdings durchaus noch ein paar Farnarten, die zumindest ansatzweise an die einsteige majestätische Wuchshöhe der Urfarne erinnern. Die Rede ist von Baumfarnen, die, wie der Name schon sagt, baumähnliche Stämme ausbilden und bis zu 20 m groß werden können.

 

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Urzeitliches Farnwald Projekt im Tropenhaus des Botanischen Gartens in Glasgow | © Das Grüne Archiv

Leider schrumpft der natürliche Lebensraum von Farnpflanzen seit Beginn der Industrialisierung und damit gut 150 Jahren zusehends. Schuld daran ist der Raubbau an der Natur und ein Aussterben der großen Urwälder, die Farne seit Jahrmillionen ihre Heimat nennen. Eine Wiederaufforstung täte daher dringend Not. Und erfreulicherweise lässt sich diese mit Blick auf Standorte für Farnarten nicht nur im Urwald durchführen.

Übrigens: Auch wenn es ihr Name vielleicht anders vermuten lässt, gehören die Moosfarne nicht zu den echten Farnarten, sondern bilden eine eigenständige Ordnung.

 

Farne pflanzen gegen den Klimawandel

Pflanzkonzepte, in denen Farne eine übergeordnete Rolle einnehmen, finden sich eigentlich zuhauf. In tropischen Ländern mit vergleichsweise viel Niederschlag, aber auch in regenreichen Regionen Europas wie Schottland oder Irland sprießen die Gefäßsporenpflanzen teils wie Unkraut aus dem Boden und zwar nicht nur an Waldstandorten.

  • Flachdächer
  • Geröllhalden
  • Gleisbette
  • Stadtparks
  • Teichufer
  • Vorgärten

Es gibt viele Orte, an denen Farnpflanzen sich theoretisch ausbreiten können. Selbst Asphaltspalten schattiger Seitengassen von Großstädten bilden hier keine Ausnahme. Daneben machen sich Farnpflanzen auch als Topf- und Zimmerpflanzen gut, wodurch sie weitere Standflächen auf Balkonen, in Zimmern und Terrarien erhalten können.

 

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Straußenfarn am Wegesrand | © Das Grüne Archiv

Der richtige Standort für Farne

Ein besonderer Tipp zur gezielten Farnkultur sind des Weiteren Naturgärten und Schattengärten. Da Farne im Allgemeinen schattenliebende Pflanzen sind, gedeihen sie in entsprechenden Gartenkonzepten hervorragend. Speziell im Waldgarten bilden sie außerdem eine essenzielle Pflichtbepflanzung einer authentischen Waldflora.

Grundsätzlich bevorzugen Farnpflanzen dabei ein gut durchlässiges, mäßig nährstoffreiches sowie kalkfreies Substrat. Dieses sollte stets frisch-feucht sein und einen sauren bis neutralen pH-Wert von 6 bis 7,5 aufweisen. Was die genaue Substratzusammensetzung angeht, haben Farne artabhänigig unterschiedliche Vorlieben. So bevorzugen Nestfarne und Rippenfarne beispielsweise leicht kiesigen Boden, wohingegen sich Adlerfarn und Königsfarn eher auf sandig-lehmigen bzw. torfig-humosen Böden wohl fühlen.

Je nach Wuchshöhe der Farne bieten sich unterschiedliche Verwendungsmöglichkeiten an. Hohe Farngewächse wie der Adlerfarn, Königsfarn, Rippenfarn und Straußen- und Wurmfarn erreichen hier Wuchshöhen zwischen 75 cm bis 200 cm. Sie sollten daher eher in Einzelstellung im Freiland und mit genügend Freiraum zur Entfaltung kultiviert werden. Niedrige Farne wie Frauenhaarfarn, Nestfarn oder Tüpfelfarn werden hingegen nur 30 bis 50 cm hoch, womit sie sich gut als Bodendecker und Zimmerpflanzen eignen.

Pflanztipp: Da es sich bei Farnarten um vorzeitliche Urwaldpflanzen handelt, schätzen sie hohe Luftfeuchtigkeit. In Zimmerpflanzenkultur fühlen sie sich darum insbesondere an Badstandorten wohl, wo regelmäßige Duschgänge den Feuchtigkeitsgehalt der Luft regelmäßig erhöhen.

Einzelheiten zum Standort für Farne:

  • schattigen bis halbschattigen Standort wählen
  • durchlässiger, nährstoffarmer und kalkfreier Boden
  • Nest- und Rippenfarne bevorzugen kiesige Böden
  • Adler und Königsfarn mögen sandig-lehmige / torfige Substrate
  • Boden-pH-Wert: sauer bis neutral, zwischen 6 und 7,5
  • hohe Farnpflanzen in Einzelstellung im Freiland halten
  • niedrige Farnarten auch als Bodendecker / für Zimmerkultur 
  • Zimmerfarne sind ideal für Standorte im Bad

 

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Hirschzungenfarn (Asplenium scolopendrium) mutet im Bad an wie eine Algenart | © Das Grüne Archiv

Pflanzanleitung für Farne

1. Schritt – Pflanztermin wählen: Generell können Sie Tüpfelfarne aber ganzjährig und somit auch im Herbst pflanzen. Damit sich Farngewächse vor dem Winter aber speziell im Freiland gut am Gartenstandort eingewöhnen kann, ist eine Pflanzzeit im Frühling, nach den letzten Spätfrösten ratsam.

2. Schritt – Boden vorbereiten: Lockern Sie die Erde vor der Pflanzung der Farne gut auf. Ideal ist ein Substratgemisch, das je nach Farnart aus Torf, Lauberde, Sand und Kies zusammengemischt wird. Nach der Bodenvorbereitung heben Sie im Freiland ein Pflanzloch aus, das in etwa dem Umfang des Wurzelballens entspricht. Bei Topfpflanzungen empfiehlt sich ein Pflanzgefäß von 1 ½-facher Größe des Wurzelballens

3. Schritt – Tüpfelfarn pflanzen: Der Pflanzabstand für Tüpfelfarne im Freiland beträgt in etwa 30 bis 40 cm. Am schönsten kommen die Farnpflanzen dabei in Gruppenpflanzungen zu je 3 bis 5 Pflanzen pro Quadratmeter zur Geltung. Nach der Pflanzung werden die Gewächse dann noch großzügig erstbewässert.

Kurzschritte zum Pflanzen im Überblick:

  • Pflanztermin: ganzjährig aber frostfrei, Mai ist ideal
  • Boden zuvor gut auflockern
  • Substrat bei Bedarf selbst mischen
  • je nach Farnart Mischung anpassen
  • denkbar sind Torf, Lauberde, Sand und / oder Kies
  • Pflanzabstand für Farne im Freiland: 30 – 40 cm
  • sehr schön wirken Grüppchen zu je 3 – 5 Pflanzen pro m²
  • nach der Pflanzung großzügig angießen

 

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Straußenfarn im Freiland | © Jutta Lieb

Farne gießen und düngen

Auch wenn Farne nicht gerne staunass stehen, wissen sie eine konstante Bodenfeuchtigkeit doch sehr zu schätzen. Gießen Sie daher mäßig aber regelmäßig. Zusätzlich benötigen die Pflanzen regelmäßige Sprüheinheiten, um eine gewisse Luftfeuchtigkeit zu simulieren. Sprühen Sie hier am besten ein- bis zweimal wöchentlich mit einer Sprühflasche oder nutzen Sie im Freiland einen Gartenschlauch mit Sprühaufsatz.

Düngen sollte man Farngewächse mit Blick auf ihre Bevorzugung von nährstoffarmen Böden nicht. Allenfalls eine leichte Düngung mit Hornspänen ist alljährlich empfehlenswert. Gelegentliches Mulchen kann hingegen gerade im Sommer vor Austrocknung schützen. Außerdem hält gerade Rindenmulch aus Pinienrinde das Substrat in einem leicht sauren pH-Wert.

Kurztipps zum Gießen und Düngen:

  • Farne mäßig aber regelmäßig gießen
  • ergänzend 1 bis 2 mal wöchentlich besprühen
  • Pflanzen wenn nur leicht mit Hornspänen düngen
  • besser ist ein Mulchen mit Pinienrinde

 

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Das Sensibelchen unter den Farnarten: Frauenhaarfarn reagiert in Zimmerkultur sehr empfindlich auf Pflegefehler | © Das Grüne Archiv

Farne überwintern

Die meisten Farne sind im Freiland bis zu -29 °C oder mehr winterhart. Außer einem leichten Winterschutz aus Rindenmulch oder Reisig benötigen die Pflanzen bei Gartenkultur daher keine Winterschutzmaßnahmen. In Zimmerpflanzenkultur wird der Winter für Farnpflanzen hingegen oftmals zur Bewährungsprobe. Trockene Heizungsluft, ebenso wie pralle Wintersonne können den Grünpflanzen hier stark zu schaffen machen.

Suchen Sie für Ihren Farn im Topf daher ein passendes Winterquartier im hellen Halbschatten fernab von Heizkörpern. Gegossen wird im Winter moderat und nur, wenn der Boden sehr trocken erscheint.

 

Farne – Mögliche Krankheiten und Schädlinge

Schadbilder machen Farngewächsen eigentlich kaum zu schaffen. Nur, wenn es mit der Wasserversorgung klappt, wird der Farn schnell ungemütlich. Zum einen können hier Welke Blattränder entstehen. Zum anderen neigen Insbesondere Zimmerkulturen des Farns zu einem Befall durch Schildläuse, wenn die Luftfeuchtigkeit nicht stimmt. Ist dies der Fall, so müssen die Schädlinge konsequent abgesammelt und am besten auch natürliche Fressfeinde wie Schlupfwespen oder Marienkäfer eingesetzt werden.

 

Fazit

Farne sind im Grunde genügsame Zierpflanzen, die sowohl in Zimmerkultur als auch im Freiland prächtig gedeihen. Wichtig ist aber, die individuellen Substratvorlieben der Urpflanzen zu beachten und sie trotz Aversion gegen Staunässe stets frisch-feucht zu halten. In diesem Zusammenhang ist auch ein regelmäßiges Besprühen der Pflanzen wichtig, da sie eine gewisse Luftfeuchtigkeit zu schätzen wissen. Ansonsten zeigt sich Farn aber recht pflegeleicht.

One thought on “Farne – Luftreiniger und Zierpflanze in einem

  1. Vor etwa 3-4 Jahren tauchte einfach so ein Farn in einem sich selbst uberlassenden Blumenkübel auf. Zusammen mit Ackerwicke, Zaunwicke,Löwenzahn,Thymian und Gräsern machte er es sich in einer Ecke neben der Vogeltränke gemütlich. Alle 2-3 Tage gibt es für alle ne Dusche aus der Gießkanne. Anfangs musste der Blumenkübel gegen Menschen verteidigt werden,die in dem Wildwuchs nichts weiter als Unkraut sahen. Oft sind es die alten Menschen,die den Wert und Sinn nicht erkennen. Alles was von Natur aus wächst,wird mit Leidenschaft bekämpft. Es passt nicht in ihre Ordnung,denn für sie ist es unordentlich und unsauber,wenn sich z.B. ein Löwenzahn zwischen den grauen Pflastersteinen ausbreitet. Die Kippenstummel und der Plastikmüll der direkt daneben liegt,stört sie dabei allerdings weniger, als die Pflanzen. Merkwürdig,oder?! Welch Zeit,Geld und Arbeit in die Bekämpfung der Natur investiert wird,ist schon wirklich aberwitzig. Und es nimmt kein Ende,denn die Natur kommt immer wieder,und spätestens nächstes Jahr,steht der Löwenzahn eh wieder da. Es ist der Wahnsinn…:-))

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