Dass von Getreideknappheit nicht nur Entwicklungsländer und Krisengebiete bedroht sein können, hat die Kornkrise der Ukraine sehr deutlich gemacht. Ein Kriegsszenario im Hoheitsgebiet von Ländern, die als wichtige Getreideexporteure gelten, reicht bereits aus, um die globalen Getreidelieferungen ins stocken geraten zu lassen. Getreide selber anbauen wollen darum immer mehr Privatpersonen.
Hinzu kommen die Auswirkungen des Klimawandels, die mit anhaltenden Dürren die Getreideernte in vielen Teilen der Welt beeinträchtigen. Regionaler Getreideanbau rückt darum nicht nur für die Landwirtschaft und betriebliche Endverbraucher aus der Lebensmittelindustrie wieder in den Fokus. Auch für Privatpersonen kann es sich lohnen, wenn sie Getreide wieder selber anbauen. Aus diesem Grund hier ein detaillierter Ratgeber zum Getreideanbau im Garten.
Warum Getreide selber anbauen?
Getreide ist ein Grundnahrungsmittel, auf das langfristig niemand verzichten kann. Aus diesem Grund bildet der Anbau von Getreide einen essenziellen Bestandteil der sogenannten Urproduktion, zu der neben der Landwirtschaft im Übrigen auch die Forstwirtschaft, Jagd, Fischerei und der Bergbau gehören. Eine Landeswirtschaft, in der einer dieser primären Wirtschaftssektoren verloren geht, hat auf lange Sicht keinen Bestand.
Was in der Vergangenheit im Großteil aller Fälle ursächlich für den Untergang von lokalen Zivilisationen war. Und es ist gerade die Missernte von Lebensmitteln wie Getreide, welche diesbezüglich speziell aus der Landwirtschaft die Achillesverse der Zivilisation macht. Sei es das Römische Reich, das altägyptische Reich Pharaonen, das legendäre Khmer-Königreich von Angkor oder indigene Hochkulturen Amerikas wie die Nazca oder Maya. Sie alle hatten gegen Ende ihrer Blütezeit mit dem selben Problem zu kämpfen: schlechte Getreideernte.
Der Grund für den Niedergang der Landwirtschaft in antiken Großreichen war ebenfalls oft der gleiche. Nach Jahrzehnten bis Jahrhunderten der Überbeanspruchung landwirtschaftlich genutzter Ackerflächen waren die Böden irgendwann schlichtweg ausgelaugt. Da es außerdem zu einer großflächigen Monokultur von Feldfrüchten wie Getreide kam, erschöpften sich die Bodennährstoffe noch schneller und konnten sich nicht angemessen regenerieren. Oftmals wurde die Situation durch klimatische Durststrecken in Form von ausbleibendem Regen und dadurch zurückgehendem Grundwasserspiegel noch verschärft.

Getreide selber anbauen ist ökologisch wertvoll
Was sagt uns das? Nun, zunächst einmal, dass künstlich angelegte Kulturflächen von überdimensionaler Größe ein Verfallsdatum haben. Es ist ein Unterschied, ob man Feldfrüchte zur Versorgung eines Haushalts, eines ganzen Dorfes, einer Stadt oder gar für diverse Abnehmer aus anderen Regionen anbaut. Bei regional stark begrenzter oder privater Getreidekultur können sich Böden im Falle pfleglicher Behandlung noch ausreichend selbst regenerieren.
In den Großreichen der Antike nahm die lokale Bevölkerung durch Entstehung zivilisatorischer Ballungszentren jedoch stets Überhand. Dadurch stieg der Lebensmittelbedarf und somit auch die Überbeanspruchung der Bodenressourcen vor Ort bis zu einem Punkt, an dem sich die Ressourcen irreversibel erschöpften.
Das Kern- oder vielmehr Kornproblem liegt somit in der punktuellen Konzentration und zu intensiven Nutzung landwirtschaftlicher Anbauflächen. Eine Dezentralisierung dieser Flächen sowie deren Verteilung auf kleinere Areale in Privatbesitz kann demnach eine bedeutende Entlastung für den Boden und auch den Grundwasserspiegel bedeuten. Des Weiteren hat der Getreideanbau im eigenen Garten auch für Privatpersonen ihren Vorteil.
Tipp: Eine besonders schöne Idee sind Getreidebeete für den Bauerngarten. Hier übernehmen sie gleichzeitig dekorative wie nutzbringende Funktion, und spiegeln die Ursprünge der ländlichen Gartenkunst auf imposante Weise wieder.
Mehr Versorgungssicherheit durch privaten Getreideanbau
Laut Statistik verbraucht jeder Bürger jährlich etwa 83 kg Getreide pro Kopf. Das ist ganz schön viel, wenn man sich die dafür benötigte Agrarfläche ansieht. Denn nach Angaben des Bundesinformationszentrums Landwirtschaft beträgt der Ertrag von Weizen gerade einmal 800 g pro Quadratmeter. Das macht eine Anbaufläche von insgesamt 103,75 m² pro Person. Auf die Stadtbevölkerung einer Großstadt wie Berlin gemünzt, sind das sage und schreibe 380 Millionen m² oder 38.000 Hektar.
Zum Vergleich: Ein Fußballfeld ist etwa 7.140 m² groß. Es ist also eine Fläche von 53 Fußballfeldern nötig, um die Berliner Bevölkerung jährlich mit ausreichend Getreide zu versorgen.
Nun sei aber gesagt, dass unsere moderne Weltbevölkerung in Sachen Getreideverbrauch nicht gerade in den Sphären der Bescheidenheit schwebt. Zumindest die Bevölkerung westlicher Industrienationen nicht. Wir verbrauchen bei Weitem mehr Getreide als notwendig, indem wir unsere Ernährung auf Fertigprodukte ausrichten, die unnötige Mengen an Mehl und Getreidestärke als Zusatzstoff, Bindemittel und Konsistenzgeber verschlingen. Würde sich der Getreidebedarf allein auf Grundnahrungsmittel wie Brot oder Getreideflocken beschränken, ließe sich der Verbrauch deutlich reduzieren.
Ein weiteres Argument für Getreide aus eigenem Anbau. Denn wenn wir Getreide selber anbauen, bekommen wir ein besseres Gefühl für unser Konsumverhalten, entwickeln mehr Respekt für die harte Arbeit, die hinter der Getreidekultur steckt, und gehen sparsamer mit den uns gegebenen Ressourcen um. Die jährliche Bedarfsmenge an Getreide allein durch eigenen Anbau zu decken, mag dabei zwar flächenmäßig nicht jedem möglich sein. Doch wenn wir nur 10 bis 20 Prozent des Bedarfs über den Getreideanbau im Garten oder gemeinschaftlich genutzte Flächen in der Nachbarschaft decken würden, wäre der Sache schon geholfen. Zudem bietet der private Getreideanbau auch eine Option der Notvorsorge, kann der Ertrag doch als Notration für schwere Zeiten dienen. Immerhin ist Getreide gut haltbar, wenn es richtig gelagert wird.

Getreidesorten für den Garten
Getreide selber anbauen bedeutet auch sich mit den bewährten Getreidesorten für die Kultur auseinanderzusetzen. Grundsätzlich kommen für den Getreideanbau im Garten alle traditionellen Getreidearten in Betracht. Es gibt jedoch einige Getreidesorten, die sich für den Eigenanbau im Garten besonders anbieten. Das nicht nur mit Blick auf ihren Ertrag, sondern auch auf ihre Verträglichkeit mit Folgefrüchten.
Die Auswahl der richtigen Fruchtfolge ist in diesem Zusammenhang sehr wichtig, da sie eine bessere Nutzung der Anbaufläche ohne Überbeanspruchung des Bodens gewährleistet. Ebenso ist es möglich, durch richtige Getreidewahl ressourcenschonend zwei Ernten pro Jahr zu erzielen, was die Nachhaltigkeit der Flächenbewirtung weiter erhöht. Zu unterschieden ist dabei zwischen zwei Getreide-Kategorien:
- Sommergetreide: Als Sommergetreide gelten alle Getreidesorten, die zwischen März und Mai ausgesät werden und dann bis zum Sommer heranreifen. Die Sorten benötigen meist ein besonderes Maß an Sonne und Wärme, um zu gedeihen. Entsprechende Arten von Sommergetreide sind Hafer, Hirse, Mais, Reis, Sommereinkorn, Sommergerste und Sommerweizen. Da Sommergetreide eine relativ kurze Reifezeit aufweist, ist der Ertrag oft nicht so hoch wie beim Wintergetreide.
- Wintergetreide: Als Folgefrucht für Sommergetreide wird neben anderen Feldfrüchten auch häufig Wintergetreide von Oktober bis November angebaut. Es handelt sich hierbei um winterharte Getreidesorten, deren Saat zur Keimung einen Kältereiz benötigt. Das gilt unter anderem für Dinkel, Emmer, Roggen, Wintereinkorn, Winterweizen und Triticale. Wintergetreide erzielt in der Regel einen deutlichen höheren Ertrag als Sommergetreide, da es eine längere Reifezeit besitzt und dadurch üppiger blüht.
Ökologisch gesehen kann es neben passenden Fruchtfolgen auch sinnvoll sein, im Garten Mischkulturen aus verschiedenen Getreidearten zu pflanzen. Das erhöht die Biodiversität und ist für den Boden schonender, als eine nährstoffzehrende Monokultur. Auch sorgt die Getreidemischung gerade in Zeiten des Klimawandels für einen stabileren Ertrag. Sollten trockenheitsempfindliche Getreidesorten einmal weniger ertragreich sein, lässt sich der Verlust durch robustere Kulturpartner wieder ausgleichen.
Dinkel (Spelz)
Der auch als Spelz bekannte Dinkel (Triticum aestivum subsp. spelta) ist eine Sonderform des Weizens und gilt als eines der ältesten und auch gesündesten Traditionsgetreide. Schon Hildegard von Bingen ernannte das verdauungsfördernde, stoffwechsel- und immunstärkende Dinkelkorn im 12. Jahrhundert zu ihrem Lieblingsgetreide. Mitteleuropa kam damals gerade aus einer längeren Kälteperiode, in der sich Dinkel als besonders robust erwiesen hatte.
Mit Blick auf den Klimawandel erleben widerstandsfähige Getreidesorten wie der Dinkel gerade eine wahre Getreide-Renaissance, da sie den klimatischen Wetterlaunen offenbar deutlich besser standhalten als etwa der Weizen-Klassiker. Dass der Dinkelertrag mit 600 bis 700 g pro m² dabei leicht unter dem von herkömmlichem Weizen liegt, ist da schon zu verschmerzen.
Ein weiterer Bonus von Dinkel ist, dass das Getreide als Folgefrucht problemlos nach Gemüsearten wie Hülsenfrüchte, Kartoffeln oder Rüben stehen kann. Ansonsten ist Dinkel relativ anspruchslos und benötigt bei Weitem nicht solch intensive Pflege wie andere Getreidesorten. Ausgesät wird Dinkel als Wintergetreide zwischen Oktober und November. Zu empfehlen ist die Kultur insbesondere für Liebhaber rustikaler Brotsorten, denn Dinkelmehl ist eine der hochwertigsten Mehlsorten zum Brotbacken.
Einkorn (Kleiner Spelz)
Ebenfalls ein sehr robustes Urgetreide ist das Einkorn (Triticum monococcum), Es stammt vom Wilden Weizen (Triticum boeoticum) ab und wurde bereits vor knapp 10.000 Jahren in Mesopotamien kultiviert. Auch der legendäre Mann aus dem Eis Ötzi ernährte sich laut Forschungsergebnissen überwiegend von Einkorn. Mit sehr positiver Auswirkung auf seine Gesundheit, denn wie Dinkel ist Einkorn reich an wertvollen Nährstoffen wie Carotinoiden, Aminosäuren sowie den Mineralstoffen Magnesium, Eisen und Zink.
Allerdings kommt diese Gesundheitsleistung mit einem eher geringen Ertrag von nur 300 g pro m². Das ändert aber nichts daran, dass Einkorn als Saatbeimischung im ökologischen Bio-Landbau wieder beliebter wird. Einerseits erweist sich das Getreide als äußerst schädlingsresistent und nimmt vergleichsweise wenige Umweltgifte auf. Andererseits hält es wacker den Klimadürren und Unwettern stand.
Zweikorn (Emmer)
Auch das Zweikorn (Triticum dicoccum), besser bekannt als Emmer, ist als robustes Urkorn jüngst wieder auf dem Vormarsch und das trotz ähnlich geringem Ertrag wie Einkorn. Das Umdenken im Getreideanbau zeigt, dass Kulturqualitäten wie Robustheit bei der Getreidewahl längst die Vorteile ertragreicher Getreidesorten in den Schatten stellen. Weniger ist mehr und mit Blick auf die Zukunft der Getreideernte definitiv mehr als gar nichts.
Ein weiterer Pluspunkt von Emmer ist, dass es als besonders hoch wachsendes Getreide mit rotvioletter bis blauchwarzer Ährenfärbung durchaus auch ein interessantes Ziergras für den Garten ist. Vor allem der Schwarze Emmer (Triticum dicoccon var. atratum) kann hier neben ihrer Funktion als Nutzpflanze auch mit einem außergewöhnlichen Zierwert aufwarten.
Gerste (Kulturgerste)
Mit einem Ertrag von bis zu 700 g pro m² kommt Kulturgerste (Hordeum vulgare) sehr nah an die Ertragshöhe von Weizen heran. Zudem liefert die Getreideart mit Wintergerste und Sommergerste Sorten für zwei jährliche Anbauphasen. Wintergerste ist dann zum Beispiel als Vorfrucht mit Raps, als Nachfrucht sogar mit Erbsen und Bohnen verträglich. Sommergerste zeigt sich dagegen etwas zimperlicher in der Partnerwahl und harmoniert als Folgefrucht ausschließlich mit Klee.
Wer über den Anbau von Gerste nachdenkt, muss sich also zwischen Ertragreichtum und Nachhaltigkeit entscheiden. Für ein wirklich nachhaltiges Anbaukonzept ist Wintergerste definitiv vorzuziehen. Besonders interessant dürfte die Gerstenkultur aber für all jene sein, die auf Malzkaffee und Graupen stehen, als deren Hauptzutat die Gerste oftmals gilt.
Hafer (Saat-Hafer)
Mit 400 g Ertrag pro m² liegt Saat-Hafer (Avena sativa) im guten Mittelfeld des Getreideertrags. Das Getreide ist gerade für Liebhaber von Haferflocken, Porridge, Müsli und Müsliriegeln eine Empfehlung wert. Als glutenarmes dafür aber nährstoffreiches Urgetreide ist es sehr gesund und in der Kultur ähnlich robust wie Gerste.
Ein Manko ist jedoch die schlechte Verträglichkeit von Hafer mit Vor- und Nachfrüchten, kommt es doch allenfalls mit Weizen als Nachfrucht wirklich gut aus. Andere Folgefruchtpflanzungen sind zwar möglich, bringen aber keine besondere Schonung für den Boden. Auf keinen Fall Pflanzen sollte man Hafer zusammen mit Mais oder Roggen.
Hirse
Wer an einer Glutenunverträglichkeit leidet, für den ist Hirse die beste Wahl. Auch kann man aus dem Getreide viele leckere orientalische Gerichte zubereiten, darunter Couscous und Fladenbrot. Die exotische Herkunft dieser Hirseprodukte sagt allerdings auch etwas über die Standortvorlieben der Hirse aus, von der viele Sorten gerne wärmer und sonniger stehen. Man kultiviert sie darum vorwiegend als Sommergetreide mit einer Aussaat zwischen Mai und Juni.
Was den Ertrag anbelangt, so muss zwischen den Sorten der Sorghumhirse (Sorghum) und Millethirsen wie Rispenhirse (Panicum), Fingerhirse (Eleusine), Kolbenhirse (Setaria), Perlhirse (Pennisetum) und Teff (Eragrostis) unterschieden werden. Rispenhirse kann je nach Grat der Verunkrautung im Beet zwischen 80 und 400 g Ertrag produzieren. Sorghumhirse bringt einen Ertrag von etwa 140 bis 170 g pro m². Millethirse ist mit nur 70 bis 90 g pro m² deutlich ertragsärmer. Der Hirseertrag schwankt also stark und kann insgesamt nicht mit ertragreichen Getreidesorten wie Weizen oder Gerste mithalten.
Mais (Kukuruz)
Es mag auf den ersten Blick nicht sofort auffallen, doch auch die Kolben von Mais (Zea mays) sind im Grunde eine Getreideart. Und das Riesengetreide aus Amerika hat seine Vorteile, denn durch ihre besondere Größe bringen Maiskolben auch einen deutlich höheren Ertrag von bis zu 4,7 kg pro m². Als Gartengetreide ist Mais darum besonders beliebt. Dabei lässt er sich nicht weniger vielseitig verarbeiten als andere Getreidesorten. Denkbar ist Mais sowohl als Gemüsebeilage als auch Maismehl, mit dem sich Brot, Gebäck, Soßen und Co. ganz wie mit herkömmlichem Getreidemehl herstellen lassen.
Doch der hohe Ertrag und Nutzen hat seinen Preis. Mais ist im Vergleich zu kleinfrüchtigem Urgetreide deutlich anfälliger für Klimaextreme, was in den letzten Jahren zu Ernteeinbußen von bis zu 18 Prozent geführt hat. Zwar bevorzugt die Getreidepflanze für ein optimales Wachstum viel Sonne und Wärme, das heißt aber nicht, dass sie mit Trockenheit gut zurecht kommt. Im Gegenteil, ist Mais wegen seiner riesigen Kolben auf eine äußerst ausgewogene Wasserversorgung angewiesen. Sein Wasserbedarf kann im Gegensatz zu vielen anderen Getreidesorten auch nur selten über Niederschläge allein gedeckt werden.
Eine manuelle Bewässerung der Maisstauden ist daher vor allem in der Hauptwachstumsphase meist dringend nötig. Da es sich bei Mais um ein Sommergetreide mit Aussaat zwischen April und Mai handelt, fällt dieses Hauptwachstum zudem in den von Trockenperioden gekennzeichneten Sommer. Darüber hinaus ist Mais nicht außerordentlich verträglich mit Vor- und Nachfrüchten. Das Riesengetreide laugt den Boden sehr stark aus, weshalb der Standortboden nach dem Anbau unbedingt eine mehrjährige Schonung mit entsprechender Nährstoffbehandlung erhalten sollte. Empfehlenswert ist eine Zwischenfruchtmischung aus Roggen, Weidelgras, Wicken und Klee bis zur nächsten Aussaat.
Reis (Wildreis)
Der Reisanbau ist ein Traditionshandwerk, das man vor allem aus Asien kennt. Hier werden Reiskörner auf groß angelegten Wasser-Reisfeldern kultiviert. Dabei muss aber mit einigen Irrtümern aufgeräumt werden. Zunächst einmal ist mit dem Gerücht aufzuräumen, dass es sich bei braunem Reis um eine Art ungeschälter Wildreis handelt. Die länglichen Brauen Reiskörner ist nämlich kein gewöhnlicher Reis (Oryza), sondern Wasserreis (Zizania). Wildreis sind dabei im Grunde beide unbehandelten Reiskörner. Allerdings muss man nur den Wasserreis in der Tat zwangsläufig auf Wasserflächen anbauen. Nicht so der Oryza-Reis, den man eigentlich auch problemlos trocken im Garten anbauen.
Ein überschwemmtes Wasserbeet ist für die Reiskultur also nicht zwingend notwendig, wie es das Image des Reisanbaus gerne suggeriert. Tatsächlich ist die Kultur von Reis auch in herkömmlichen Feldbeeten möglich. Man muss lediglich den hohen Wasserbedarf der Reispflanzen durch manuelles Zugießen decken.
Der Ertrag von Reis kann sich mit 600 g bis 1,2 kg pro m² durchaus sehen lassen. Zudem ist der Trockenanbau von Reis umweltfreundlicher als der Nassanbau, bei dem durch die lebhafte Vermehrung von Archaebakterien im Schlamm der Wasserfelder hohe Mengen an Methan entstehen. Wer seinen Reis trocken im eigenen Garten anbaut, tut also auch was für das Klima.
Roggen (Winterroggen)
Um bei der Fruchtfolge zu bleiben, muss Roggen (Secale cereale) schlichtweg als eine der besten Anbaulösungen genannt werden. Nicht nur, dass es das einzige Getreide ist, dass sehr gut mit sich selbst verträglich ist, harmoniert es auch mit einer großen Fülle an Vor- und Nachfrüchten. Das Spektrum reicht hier von Gemüsesorten wie Hülsenfrüchten, Kartoffeln und Raps bis hin zu anderen Getreidesorten wie Sommergerste, Mais oder Weizen.
Winterroggen ist ein klassisches Frühgetreide, das sich als Folgefrucht zahlreicher Sommergetreidesorten anbietet. Auch eignet sich Roggen mit Ausnahme von Hafer hervorragend für viele Getreidemischkulturen und kann als robuste und bodenschonende Getreidesorte eine sehr ökologische Lösung für jeden sein, der Getreide selber anbauen und gleichzeitig umweltfreundlich kultivieren möchte. Der Ertrag von Roggen ist mit ca. 500 g pro m² recht ergiebig.
Weizen
Unangefochtener Spitzenreiter in Sachen Ertrag ist unter den Getreidesorten nach Mais der herkömmliche Weizen. Dabei ist neben Kulturvarianten wie Dinkel, Einkorn und Zweikorn auch zwischen den zwei Hauptvarianten der Weizenkultur zu unterscheiden, nämlich dem als Hartweizen bekannten Durumweizen (Triticum durum) und dem als Brot- oder Weichweizen bekannten Saat-Weizen (Triticum aestivum).Je nach Verwendungszweck eignen sich dabei unterschiedliche Weizensorten. Hartweizen ist ideal als Mehlzutat für Nudeln und Vollkornbrote. Weichweizen liefert dagegen für glatten Brotteig, feines Gebäck, Süßgebäck und als Bindemittel für Soßen die bessere Mehlgrundlage.
Durch seine vielfältigen Verarbeitungsmöglichkeiten und, im Falle von Einkorn und Zweikorn, seine lange Kulturgeschichte erfreut sich Weizen als Spitzengetreide großer Beliebtheit. Speziel Hartweizen und Weichweizen haben als meistkultivierte Getreidearten aber auch ihre Tücken. Einerseits hat sich aus der regen Nutzung von Weichweizen das vergleichsweise ungesunde und kalorienreiche Weißmehl entwickelt. Andererseits sind Hart- und Weichweizen gegen den Klimawandel denkbar schlecht gefeit und vertragen sich im Vergleich zu anderen Getreide- und Weizenvarianten relativ schlecht mit einer Reihe anderer wichtiger Getreidesorten wie Gerste.
Für den Boden ist die Hart- und Weichweizenkultur ebenfalls recht strapaziös, besitzt das Getreide doch einen recht hohen Nährstoffbedarf. Im Garten sollte man Weizen daher nur in Form von Winterweizen als Nachfrucht einer anspruchslosen Feldfrucht oder in Form von Triticale anbauen. Letzteres ist eine Kulturhybride aus Weizen und Roggen, welche die Kulturvorteile von Roggen mit dem Ertragreichtum von Weizen vereint.

Getreide und Pseudogetreide – Wo liegt der Unterschied?
Echte Getreidepflanzen gehören ausnahmslos zu den Gräsern und hier speziell zur Familie der Süßgräser. Sie sind also eng verwandt mit Ziergräsern für den Garten und klassischen Gräsern für Rasenflächen und Wiesen. Anders sieht es beim sogenannten Pseudogetreide aus. Es wird zwar teilweise ebenfalls zur Herstellung typischer Getreideprodukte wie Cerealien oder Mehl genutzt, gehört aber nicht zu den Süßgräsern.
Daneben bilden die meisten Pseudogetreide auch keine Ähren aus, wie sie für die Blüten- und Samenstände von Gräsern und Süßgräsern charakteristisch sind. Man spricht bei Pseudogetreide daher eher von herkömmlichen Saaten und Kernen. Sehr beliebt sind diesbezüglich:
- Amarant
- Buchweizen
- Chia
- Fuchsschwanz
- Melde
- Lein
- Quinoa
Getreide selber anbauen – Standort und Kultur
Getreide schätzt im Allgemeinen sonnige Standorte und nährstoffreichen und durchlässigen Boden mit hohem Humusgehalt. In Sachen pH-Werte gibt es je nach Getreidesorte aber große Unterschiede. Während Getreidearten wie Gerste, Weizen und Mais einen schwach sauren bis neutralen Boden um die 6 bis 7,5 Punkte bevorzugen, kommen Roggen und Hafer auch mit sehr sauren Böden um die 5 bis 6,5 Punkte zurecht.
Mitunter recht individuelle Bedürfnisse hat Getreide weiterhin in Sachen Bewässerung. Anspruchslose Getreidesorten wie Roggen geben sich häufig mit natürlichen Niederschlägen zufrieden. Wasserhungriges Getreide wie Reis oder Mais kann auf manuelle Bewässerung hingegen nicht verzichten. Sommergetreide im Speziellen benötigt für eine üppige Ausbildung der Getreideähren weiterhin warme Temperaturen zwischen 25 und 27 °C.
Aussaat des Getreides Schritt für Schritt
1. Schritt – Boden vorbereiten: Bereiten Sie für die Getreidekultur ein Feldbeet vor und lockern sie den Boden zunächst bis auf eine Tiefe von 15 cm (z.B. mit einer Bodenfräse) gründlich auf. Bei Bedarf können Sie das Substrat mit etwas Humus, Kompost und Sand anreichern. Der Boden sollte nach der Vorbreitung schön feinkrümelig sein.
2. Schritt – Getreide säen: Ziehen Sie Saatrillen mit einer Tiefe von 3 bis 5 cm und einem Reihenabstand von 15 cm vor. Säen Sie insgesamt etwa 15 bis 20 g Saatgut pro m² aus. Danach harken Sie die Getreidesamen gut in den Boden ein, sodass es am Ende mit einer etwa 4 cm dicken Erdschicht bedeckt ist. Abschließendes Walzen des Bodens ebnet die Saat ein.
3. Schritt – Getreidesamen erstbewässern: Gießen Sie das Getreide nach der Aussaat gut an. Die Saat sollte anschließend konstant feucht gehalten werden.
Getreideanbau – Gießen und Düngen
Anspruchsvolle Getreidesorten müssen in Phasen ausbleibenden Niederschlags regelmäßig bewässert werden. Genügsames Getreide ist hier deutlich weniger Pflegeintensiv. Was die Düngung anbelangt, so ist bei guter Vordüngung aber keine zusätzliche Nährstoffversorgung erforderlich.
Tipp: Getreide kann hervorragend von den Bodennährstoffen zehren, die durch geeignete Fruchtfolge über Pflanzenkompost in den Boden wandert. Hierzu ist es ratsam, Getreide nur alle vier Jahre an der gleichen Stelle zu kultivieren und zwischendurch auf Folgefrüchte wie Klee, Kartoffeln und Blattgemüse oder Hülsenfrüchte zu setzen.
Getreideanbau – Unkrautjäten und Schädlingsabwehr
Die richtige Fruchtfolge minimiert beim Getreideanbau auch das Risiko von Schädlingsbefall. Vor allem Schnecken, Getreideälchen und Getreidefliegen machen dem Bestand häufig zu schaffen. Auch einige Pilzkrankheiten werden bei Pflegefehlern am Getreide häufig beobachtet. Dabei muss man aber nicht gleich zur chemischen Keule unter den Pestiziden greifen. Ein Getreideschutzvlies und Naturstoffe wie Kieselerde oder der Bodenpilz Beauveria bassiana können dem Schädlingsbefall ebenfalls ein Ende bereiten.
Das Jäten von Unkraut im Getreidefeld sollte nach Möglichkeit schon kurz nach der Keimung erfolgen. Sobald die Getreidepflänzchen eine Höhe von ca. 10 cm erreicht haben, was ungefähr nach vier Wochen der Fall ist, lassen sich keimende Unkräuter relativ leicht entdecken. Je höher das Getreide später wächst, desto seltener wird dann auch das Unkraut, wird es doch von den Getreidepflanzen erfolgreich überschattet.
Getreide ernten und lagern
Die Ernte von Getreide erfolgt bei Sommer- wie Wintergetreide zwischen Juni und August. Egal, welche Sorte von Getreide Sie selber anbauen, ernten können Sie immer zum gleichen Zeitpunkt. Eine Ausnahme bildet der Mais, der etwas Später im September geerntet wird. Für die Gartenernte ist dabei ein kleiner Mähdrescher empfehlenswert, um den körperlich sehr anstrengenden Erntearbeit in Grenzen zu halten. Man kann die Ernte aber auch auf altmodische Art mit der Erntesichel oder aber mit einer Motorsense durchführen.
Nach der Ernte muss das Getreide zunächst für drei bis vier Wochen ausreichend trocknen, damit sich während der Lagerung kein Schimmel bilde. Das kann man entweder tun, indem man die Getreidehalme in Bündeln zusammenbindet und trocken aufstellt oder aufhängt. Wurde mit einem Mähdrescher geerntet, sind die vorsortierten Samen danach großflächig auf einer atmungsaktiven Unterlage wie Holz auszustreuen und alle zwei Tage zu wenden. Die Restfeuchtigkeit im Getreide darf 14 Prozent zum Lagerzeitpunkt auf keinen Fall übersteigen.
Für die Lagerung selbst bieten sich dann spezielle Lagerkanister an. Sie bewahren das Getreide vor einziehender Feuchte, Luft und Insektenbefall. Lagern Sie das Getreide in luftdicht verschlossenen Behältern möglichst dunkel. Bei einer Lagertemperatur bis maximal 12 °C ist das Getreide dann zwischen 6 und 20 Jahre haltbar, was die außergewöhnliche Eignung des Grundnahrungsmittels für Langzeit-Vorratskammern aufzeigt.

Getreide weiterverarbeiten
Für die Verarbeitung von Getreide gibt es verschiedene Möglichkeiten. Als Standardausstattung gilt die Getreidemühle, mit der sich die Getreidekörner zu Mehl verarbeiten lassen. Zur Herstellung von Haferflocken gibt es eine sogenannte Flockenquetsche.
Vollkornprodukte aus eigenem Getreideanbau
Personen, die ihr Getreide selber anbauen, werden in der Regel die Vorzüge von Vollkornprodukten kennen und schätzen lernen. Volles Korn bedeutet hier, dass das Getreide vor der Weiterverarbeitung nicht aufwändig im industriellen Herstellungsprozess geschält wurde und die Schale somit noch am Korn sitzt. Das ist auch besser so, denn zahlreiche Getreidenährstoffe tummeln sich maßgeblich in der Getreideschale. Getreideprodukte aus eigenem Anbau ist also deutlich gesünder und besitzt zumeist auch einen besseren Geschmack.
Wohin mit dem Stroh?
Aus dem Stroh, das nach der Getreideernte übrig bleibt, kann man einerseits herrliche Sommer und Herbstdeko basteln. Andererseits können Sie auch bei einem Bauernbetrieb mit Nutzvieh oder auf einem Pferdehof nachfragen, die das Stroh gerne als Futter und Stalleinlage abnehmen. Haben Sie mit einen erfahrenen Landwirt als Abnehmer gefunden, erweist sich dieser eventuell sogar als wertvoller Ratgeber, der Sie in die Kniffe und Tricks des Getreideanbaus einweihen kann.
Fazit
Wer sein Getreide selber anbauen möchte, der könnte damit gerade den Nerv der Zeit treffen. Sowohl das Klima als auch die Wirtschaft bedürfen einer Entlastung des Agrarsektors, der zunehmend mit schlechter Ernte und Lieferengpässen zu kämpfen hat. Darüber hinaus taucht man beim Getreideanbau ein in eine gut 10.000 Jahre alte Tradition, die den Menschen seit seiner Sesshaftwerdung begleitet hat und in Sachen Urgetreide derzeit eine wahre Renaissance erlebt. Getreide selber anbauen zu wollen, ist deshalb mehr als nur ein Trend, sondern eine Reise back to the Roots mit ökologischem Nutzen.