Der Heidegarten ist eine Hommage an die natürlichen Heidelandschaften dieser Welt. Je nach Klimazone finden sich hier regionale, immergrüne Gehölze von niedrigem Wuchs, die zumeist aus der Familie der Heidekrautgewächse stammen. Doch auch andere Pflanzen haben im Heidegarten durchaus ihre Daseinsberechtigung. Wie Sie diesen am besten anlegen und gestalten, erläutern wir Ihnen in diesem Beitrag.
Wo der Saum der Hügelketten
Fern den müden Himmel hält,
Dort zerfließt in violetten
Farbentönen schon die Welt.
Bäume heben scharf umrissen
Sich hervor am Bergesrand,
Rings im fahlen, ungewissen
Lichte träumt das Heideland.
aus dem Gedicht „Auf der Heide“ von Rainer Maria Rilke
Auf der Heide – ein Portrait
Das althochdeutsche Wort Heyde bedeutete ursprünglich „unbebautes Land“. Es handelt sich bei Heideland also um eine naturbelassene Landschaftsform, die bis heute in den verschiedensten Regionen der Welt anzutreffen ist.
Ob in Steppen, Gebirgen, Sumpf- oder Küstenlandschaften – Heidearten haben viele Gesichter und kommen von der Nord- bis zur Südhalbkugel in unzähligen Varianten vor.
Je nach Region ist dabei von Zentralheiden, Felsenheiden, Moorheiden oder Küstenheiden die Rede. Da es sich bei den natürlichen Heiden um seltene Biotope handelt, stehen sie in den meisten Ländern unter Naturschutz.
Charakteristisch für mitteleuropäische Heidelandschaften ist ein violetter Grundton. Dieser rührt von der Blütenfarbe heimischer Heidepflanzen wie dem Heidekraut oder der Besenheide her, welche auch im Heidegarten einen Großteil der traditionellen Bepflanzung stellen. Darüber hinaus zeichnen sich Heidearten gemeinhin durch markanten Strauch- bzw. Koniferenwuchs aus.
Eine bunte Mischung aus Nadelsträuchern, Zwergkoniferen und kleinwüchsigen Gehölzen mit nadelartigen Blättern tummelt sich hier zwischen schroffen Felsen und kargen Böden, was dem Heidegarten ein äußerst rustikales Ambiente verschafft.
In Deutschland kann man die klassischen Eigenschaften der Heidelandschaft am besten in der Lüneburger Heide beobachten. Doch auch in Irland, Schottland, Nordengland, der Bretagne und in Westpommern lassen sich eindrucksvolle Heidearten entdecken.
Heidegarten anlegen und gestalten
Die Kriterien zum Anlegen eines Heidegartens orientieren sich zu großen Teilen an den Standortanforderungen der Heidekräuter. Auch legen viele Gärtner der Gestaltung im Heidegarten ein felsiges Landschaftsbild zugrunde, das zwar nicht zwingend erforderlich ist, in Kombination mit Heidepflanzen jedoch eine besondere Wirkung erzielt. Als Orientierungshilfe für die Planung können Ihnen folgende Punkte dienen:
Standort und Lage
In Sachen Winterhärte müssen Sie sich bei Heidepflanzen keinerlei Sorgen machen. Sowohl Heidekraut als auch alle anderen, bei uns heimischen Pflanzen für den Heidegarten sind gut bis sehr gut winterhart. Dennoch benötigen die Gehölze einen sonnigen Standort, was Sie beim Anlegen des Gartens bedenken sollten.
Bodenbeschaffenheit im Heidegarten
Heidekräuter, wie auch die meisten anderen Heidepflanzen, bevorzugen einen nährstoffarmen und sauren pH-Wert von 4 bis 6 Punkten. Neutrale Substrate müssen diesbezüglich unbedingt mit reichlich Torf versetzt werden. Des Weiteren darf der Boden im Heidegarten keinen Kalk enthalten. Zur Bodenoptimierung wird etwas Humus, Kies und Sand eingearbeitet.
Pflanzzeit für Heidepflanzen
Da Heidepflanzen häufig blühende Sträucher sind, sollten sie erst im Garten gepflanzt werden, wenn sie ihre Energie voll und ganz auf die Anwurzelung im Boden richten können. Die beste Pflanzzeit für Heidekraut und Co. ist deshalb der Herbst, zwischen September und Oktober.
Alternativ ist auch eine Pflanzung von April bis Mai möglich. Allerdings bilden hier viele Heidepflanzen bereits ihre ersten Blütenknospen aus, was die Standortetablierung beeinträchtigen könnte.
Gestaltungsgrundlagen im Heidegarten
Symmetrie sollte im Heidegarten auf ein Minimum beschränkt werden. Die meisten Gewächse kommen hier nämlich erst dann richtig zur Geltung, wenn sie versetzt stehen. Insgesamt können Sie Heidepflanzen aber sehr eng nebeneinander ansiedeln, was meist auch einen besseren Effekt erzielt.
Gerade die niedrigwüchsigen Strauchwälle von Heidekraut bilden bei dichter Bepflanzung einen wunderschönen Blütenteppich aus. Dazwischen wirken höher wachsende Nadelsträucher oder Zwergkoniferen sehr ansprechend. Besondere Akzente lassen sich zudem mit Natursteinen, kleinen Teichen und passenden Begleitpflanzen erzielen.
Wege durch den Heidegarten
Zugunsten der Natürlichkeit einer Heide sollten die Wege im Heidegarten aus Naturmaterialien bestehen. Häufig werden Kies- oder Schotterwege gewählt. Doch auch Steinplatten sind akzeptabel, solange sie den rustikalen Charme der Heidegärten unterstützen.
Über die Heide sind wir gegangen,
Und die Heide war blütenleer,
Goldene Käfer flogen schimmernd
Auf dem Sande vor uns her.
Alle Fuhrenzweige blühten,
Und die Heidelerche sang
Aus der wolkenlosen Höhe
Süß zu unserm Heidegang.
Einen Busch von goldenem Ginster
Hieltest du in deiner Hand,
Den ich an dem Hünengrabe
Zur Erinnerung dir band.
Zur Erinnerung an die Stunde,
Die in uns noch lange glüht,
Wenn an deinem Ginsterstrauße
Alle Blumen sind verblüht.
„Über die Heide“ von Hermann Löns, dem Heidedichter
Geeignete Pflanzen für den Heidegarten
Wie bereits erwähnt lebt eine Heide von ihren Sträuchern. Diese werden oft schon durch den Namenszusatz „Heide“ ausreichend als Heidepflanzen gekennzeichnet. Zusätzlich dürfen aber auch Ziergräser, Blütensträucher und Nadelgehölze im Heidegarten Platz finden.
Voraussetzung für etwaige Begleitbepflanzung ist jedoch, dass diese sich harmonisch ins Gesamtbild fügen und in ihrer Wuchshöhe überschaubar bleiben. Empfehlungen für eine geeignete Bepflanzung entnehmen Sie bitte der nachstehenden Übersicht:
Heidekrautgewächse
Die wohl wichtigsten Vertreter der Heidekrautgewächse im Heidegarten sind Heidekraut (Erica) und Besenheide (Calluna). Letztere werden aufgrund ihrer Ähnlichkeit zum Heidekraut ebenfalls gerne als solche bezeichnet.
Die bei uns heimischen Arten dieser Pflanzen, ebenso wie die Irische Heide (Daboecia cantabrica) sind mit eineer Wuchshöhe von meist nur 30 bis 90 cm eher niedrigwüchsig und geben somit eine ideale Grundbepflanzung der Heidebeete ab.
Ergänzend dazu finden sich mit Varianten wie der Alpenheide (Loiseleuria procumbens) oder der als Rosmarinheide bekannten Lavendelheide auch bodendeckende Alternativen zur Unterpflanzung. Das Gehölz erreicht meist nur eine Höhe von 40 cm, bleibt vielfach aber auch deutlich kleiner.
Es gibt jedoch auch hochwachsende Heidekrautgewächse wie die Traubenheide. Sie erreicht oft Wuchshöhen von bis zu 150 cm und macht sich sehr gut als Solitärpflanzung inmitten kleinwüchsiger Heidekräuter. Des Weiteren bieten sich im Heidegarten folgende Heidekrautgewächse an:
Azalee, Blaubeere, Cranberry, Heidelbeere, Prachtglocke, Preiselbeere, Rhododendron
Zwergkoniferen
Kleinwüchsige Nadelbäume oder Nadelsträucher machen sich im Heidegarten vor allem als Solitäre gut. In Säulenform gehalten, bilden sie so einen ansprechenden Kontrast zu den blütenreichen Polsterteppichen des Heidekrauts und machen die Heidelandschaft durch ihren wilden Charme perfekt.
Des Weiteren gibt es auch Zwergkoniferen, die Sie als kleine Kissensträucher pflanzen und so einen grünen Saum zum Blütenflor der Heidekräuter anlegen können. Die Nadelgewächse lassen sich also sehr vielfältig ins Pflanzkonzept des Heidegartens integrieren.
Wichtige Nadelgehölze stellen hier unter anderem Eibe, Fichte, Kiefer, Lebensbaum, Tanne, Wacholder, Zeder und Zypresse. Nachstehende einige Empfehlungen zu diesen Koniferen im Heidegarten:
Abendländischer Lebensbaum, Balsamtanne, Berg-Kiefer, Fadenzypresse, Gold-Lebensbaum, Hemmlockstanne, Kriechkiefer, Kriech-Wacholder, Kugelfichte, Kugel-Kiefer, Kugel-Lebensbaum, Mooszypresse, Muschelzypresse, Nestfichte, Säulenkopfeibe, Säulen-Schwarzkiefer, Scheinzypresse, Schuppen-Wacholder, Silberzypresse, Wacholder, Weißzeder, Zwergeibe, Zwerghutfichte, Zwergkiefer, Zwerg-Lebensbaum, Zwergschwarzkiefer, Zwergwacholder
Begleitpflanzen
Wer schon einmal das Heideblüten-Barometer der Lüneburger Heide verfolgt hat, der weiß, dass Heidekräuter primär zwischen Juli und September blühen. Außerhalb ihrer Blütezeit könnte es im Heidegarten also etwas schmuckslos zugehen, wenn man keine geeigneten Begleitpflanzen wählt.
Diesbezüglich sind Ziergräser und Blütensträucher sind zwar keine klassischen Heidepflanzen, als schmuckvolle Begleitpflanzen machen sich einige von ihnen aber dennoch gut. Besonders gerne wird diesbezüglich der Ginster gepflanzt. Seine wechselständigen Laubblätter sind nadelartig ausgebildet und fügen sich deshalb harmonisch in die Heidelandschaft ein.
In Teichnähe sind ferner Gräser wie Blauschwingel eine Überlegung wert. Alles in Allem lassen sich folgende Begleitpflanzen im Heidegarten verwenden:
Distel, Fetthenne, Ginster, Kreuzkraut, Krokus, Lampenputzergras, Narzisse, Schneeglöckchen, Schwingelgras (insbesondere Blauschwingel), Tulpe
Heidegarten – Tipps zur Dekoration
Natürliche Gestaltungselemente dürfen sich im Heidegarten auch in der Dekoration fortsetzen. Allen voran sind es Überreste großer Bäume, die in einer Heidelandschaft nicht fehlen sollten.
Von knorrigen Baumwurzeln und Baumstümpfen bis hin zu eigentümlichen Gartenmöbeln aus Baumstämmen ist hier alles erlaubt. Solange sich ihre Anzahl in Grenzen hält, dürfen auch Skulpturen aus Naturstein in die Heidelandschaft integriert werden.
Ergänzend geben Naturfelsen und Findlinge dem Heidegarten den letzten Schliff.
Fazit
Wer den rauen, wilden Charme unberührter Heidelandschaften liebt, der wird im Heidegarten seine Erfüllung finden. Beim Anlegen haben Gärtner hier weitestgehend freie Hand, so lange sie auf einen sauren Boden-pH-Wert, eine nicht allzu symmetrische Anordnung der Pflanzen, sowie naturbelassene Gestaltungselemente wie Holz und Stein achten.
In Sachen Heidepflanzen kommen sowohl Heidekrautgewächse als auch Koniferen und Begleitpflanzen wie Ginster in Frage. Die Bepflanzung durch Heidekräuter sollte jedoch überwiegen, damit der Heidegarten auch als solcher zu erkennen ist.
Ein wenig Experimentierfreude ist für Heidegartenbesitzer ebenfalls ratsam, denn manchmal bedarf die richtige Kombination der Pflanzen einiger Versuche. Wurde die Anordnung der Heidepflanzen aber erst einmal perfektioniert, so lässt es sich in dem rustikalen Ambiente wunderbar schwelgen.
FAQ – Häufige Fragen zum Heidegarten
Was zeichnet einen Heidegarten aus?
Ein Heidegarten besticht durch seine natürlichen, wilden Strukturen und die vielseitige Farbenpracht über das ganze Jahr hinweg. Typisch sind Pflanzen aus der Familie der Heidekrautgewächse, wie Sommerheide (Calluna) und Winterheide (Erica), die zusammen mit anderen säuretoleranten Pflanzen wie Gräsern und Zwergsträuchern eine harmonische Landschaft schaffen. Heidegärten sind ideal für sonnige bis halbschattige Standorte und saure, gut durchlässige Böden.
Wie lege ich einen Heidegarten an?
Beginnen Sie mit der Bodenverbesserung, indem Sie sauren Torf oder spezielle Moorbeeterde einarbeiten. Wählen Sie eine Mischung aus Sommer- und Winterheide, um ganzjährig Blüten zu haben. Setzen Sie die Pflanzen in Gruppen und ergänzen Sie mit dekorativen Elementen wie Findlingen oder Holz. Eine Mulchschicht aus Rindenhumus hält den Boden feucht und unterdrückt Unkraut.
Welche Pflege benötigt ein Heidegarten?
Ein Heidegarten ist pflegeleicht, benötigt jedoch regelmäßiges Gießen, besonders in Trockenperioden. Ein Rückschnitt der Heidepflanzen im Frühjahr fördert die Verzweigung und eine üppige Blüte. Düngen Sie sparsam mit speziellem Heide- oder Rhododendrondünger, um die Pflanzen vital zu halten. Achten Sie darauf, kalkhaltiges Wasser zu vermeiden, da Heidepflanzen auf kalkarme Bedingungen angewiesen sind.
Welche Pflanzen passen gut zu Heidepflanzen?
Ergänzen Sie Heidepflanzen mit Gräsern wie Blauschwingel oder Seggen, die Struktur und Bewegung in den Garten bringen. Zwergkoniferen und kleinwüchsige Rhododendren setzen grüne Akzente, während Farne und Moos im Schatten für einen waldähnlichen Charakter sorgen. Frühjahrsblüher wie Krokusse oder Narzissen bringen zusätzliche Farbtupfer in den Heidegarten.
Kann ein Heidegarten auch im Topf angelegt werden?
Ja, ein Heidegarten kann auch im Topf angelegt werden, ideal für Balkone oder Terrassen. Wählen Sie breite, flache Gefäße mit guter Drainage und verwenden Sie saure Erde, wie sie für Rhododendren oder Azaleen empfohlen wird. Achten Sie auf eine regelmäßige Bewässerung und schützen Sie die Pflanzen im Winter vor starkem Frost. Ein Mix aus Sommer- und Winterheide sorgt für ganzjährige Blütenfreude.
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