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Indigo, Indigopflanze, Indigofera tinctoria

Färberwaid und Indigo – Unterschiede und Verwendung

7 Minuten Lesezeit

Wenn es um den blauen Farbstoff Indigo geht, stiften zwei Färberkräuter regelmäßig Verwirrung. Ursprünglich stammte diese pflanzliche Naturfarbe nämlich von der gleichnamigen Indigopflanze (Indigofera tinctoria) – einer legendäre Färberpflanze mit langer Kulturgeschichte.

Allerdings gibt es daneben auch den als Deutschen Indigo bekannten Färberwaid (Isatis tinctoria) und der ist nicht minder berühmt als sein Namenspatron. Trotz ähnlichem Färbeverhalten unterscheiden sich die Pflanzen aber in einigen Punkten.

Unterschied zwischen Färberwaid und Indigo

Der größte Unterschied zwischen Färberwaid und Indigo findet sich bereits in ihrer Herkunft. Denn nur der Waid ist neben Algerien, Marokko und der Türkei auch in Europa heimisch, wohingegen Indigo ursprünglich nur in Afrika und Asien vorkommt.

Und auch in Sachen Wuchs und Kulturbedingungen sind sich die beiden Pflanzen nicht gleich. Hinzu kommt, dass Echter und Deutscher Indigo trotz Namensähnlichkeit auch nicht näher miteinander verwandt sind.

Taxonomie

Während die Gattung Waid nämlich zur Familie der Kreuzblütler gehört, handelt es sich bei der Indigopflanze um einen Hülsenfrüchtler.

Damit ist Indigo übrigens mit einer weiteren blauen Färberpflanze verwandt, nämlich der als Blaue Klitorie bekannten Schmetterlingserbse. Allerdings enthält diese kein Indigo. Stattdessen beruht die blaue Färbung von Schmetterlingserbsenblüten auf Anthocyanen.

Auch werden bei der Indigopflanze nicht die Blüten, sondern die Blätter als Färberkräuter verwendet. In diesem Punkt ähnelt Indigo dann doch dem Färberwaid, der trotz mangelnder Artverwandtschaft ebenfalls einen hohen Gehalt an Indigo aufweist.

Aussehen und Wuchs

Abgesehen von dem gemeinsamen blauen Farbstoff sind die beiden, bis zu 1,5 m hohen Indigopflanzen optisch sehr verschieden. So leuchten die Schmetterlingsblüten des Indigos zum Beispiel in einem tiefen Rosa bis Rosarot. Die Kreuzblüten des Färberwaids sind dagegen in einem kräftigen Gelb gefärbt.

Auch besitzt Indigofera tinctoria elliptische Fiederblättchen und kann mitunter sogar als Halbstrauch wachsen. Isatis tinctoria gedeiht dagegen ausschließlich als krautige Pflanze bzw. Staude und seine eilanzettlichen Blätter sind oft fein gezähnt.

Mit Blick auf die Winterhärte gibt es ebenfalls große Unterschiede zwischen Indigo und Färberwaid. Während der Waid nämlich bis -20 °C gut winterhart ist, verträgt Indigo Temperaturen unter 5 °C nur schlecht.

Dementsprechend lässt sich nur der Waid in Europa mehrjährig kultivieren. Und seine Kulturgeschichte reicht in diesem Zusammenhang bis in die Steinzeit zurück.

 

Färberwaid, Indigo, Isatis tinctoria
Der Deutsche Indigo: Färberwaid

Die Farbe des Lichts

Indigo wird oft als eine der Farben des Lichts betrachtet, die im sichtbaren Spektrum vorkommen. In der traditionellen Farbtheorie, die auf den Arbeiten von Sir Isaac Newton zur Farbenlehre basiert, wird das sichtbare Licht in sieben Farben unterteilt, wobei jede Farbe einem konkreten Wellenlängenbereich zugeordnet ist:

  • Rot: etwa 620–750 Nanometer
  • Orange: etwa 590–620 Nanometer
  • Gelb: etwa 570–590 Nanometer
  • Grün: etwa 495–570 Nanometer
  • Blau: etwa 450–495 Nanometer
  • Indigo: etwa 420–450 Nanometer
  • Violett: etwa 380–420 Nanometer

Indigo wird unter den Farben des Lichts oft als eine tiefere, intensivere Form von Blau angesehen und hat eine besondere Bedeutung in verschiedenen kulturellen Kontexten.

Von blauen Kelten und ägyptischen Priestern

Die Geschichte der Indigofarbstoffe ist mystisch und faszinierend. Und obgleich es sich bei Färberwaid nicht um den echten Indigo handelt, war er als Farbstoff in Europa schon deutlich früher in Gebrauch als die eigentliche Indigopflanze.

Archäologische Funde deuten darauf hin, dass Färberwaid bereits in der europäischen Jungsteinzeit, also zwischen ca. 5.000 und 2.500 v. Chr. als Färberpflanze in Gebrauch war. Damit ist seine Anwendungsgeschichte ähnlich alt wie die von Färberkrapp und Färberdistel.

Echter Indigo fand hingegen erst ab dem 12. Jahrhundert n. Chr. vermehrt in Europa Verwendung. Davor ist seine Nutzung primär für das alte Ägypten und asiatische Länder wie Indien und China dokumentiert.

Die blaue Kriegsbemalung der Pikten

Ein eindrucksvolles Beispiel dafür, wie der Färberwaid schon sehr früh als Färberkraut zum Einsatz kam, sind die keltischen Kriegsbemalungen. Sowohl die Pikten Schottlands als auch irische Keltenstämme nutzten den Waid, um sich vor einer Schlacht blau anzumalen. Ein berühmtes Zitat von Julius Caesar lautet hierzu wie folgt:

„Alle Britannier hingegen färben sich mit Waid blaugrün, wodurch sie in den Schlachten um so furchtbar[er] aussehen; auch tragen sie lange Haare…“

Besagte blaue Kriegsbemalung aus Färberwaid war nicht nur unter den Römern legendär. Auch den Wikingern waren die Keltenkrieger als „de blå“ (Die Blauen) bekannt. Ein Begriff, der ansonsten in Skandinavien übrigens für Menschen mit dunkler Hautfarbe verwendet wurde.

In der Ynglinga-Saga, dem ersten Teil von Snorri Sturlusons berühmter Heimskringla (Der Weltenkreis) aus dem 13. Jahrhundert, bezeichnet er Afrika als Blåland (Blauland) und seine Einwohner als blåmenn (Blaue Männer). Das Wort blå stand im alten Skandinavien dabei sowohl für die Farbe Blau bzw. Dunkelblau, als auch für Schwarz.

 

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Indigo als zeremonielle Farbe im alten Ägypten

Die Herstellung blauer Farbe aus echtem Indigo wurde als erstes von den Ägyptern gemeistert. Im Land der Pharaonen wusste man die Indigopflanze bereits um 2.500 v. Chr. zu extrahieren und aus ihr traditionelle Priestergewänder und Zeremonienbekleidung herzustellen.

Als seltene und deshalb kostbare Naturfarbe war das Tragen von Blau häufig der Herrscherkaste und ihren engen Beratern vorbehalten. Auch stand die Farbe in Ägypten symbolisch für den Himmel und das Übernatürliche, weshalb sie mit den Göttern assoziiert wurde.

Indigo im Mittelalter

Es sei darauf hingewiesen, dass sich die Silbe „-waid“ in Färberwaid direkt von dem mittelhochdeutschen waide für „jagen“ oder „sammeln“ ableitet. Die mittelalterliche Bezeichnung eines Jägers als Waidmann teilt sich also denselben Wortursprung mit dem Waid.

Die Pflanze wurde höchstwahrscheinlich nach der traditionellen Praxis benannt, Färberwaid für die Herstellung von Indigoblau zu sammeln. Dabei konnte der finale Farbton je nach Extraktionsmethode zwischen Blaugrün, Blau und Blauviolett stark variieren.

Insbesondere das aus Färberwaid extrahierte Blauviolett gilt hierbei als klassische Standardfarbe vieler Kleidungsstücke des Mittelalters.

 

Indigopflanze, Indigofera tinctoria
Die eigentlichen Färberkräuter an der Indigopflanze: ihre Blätter

Herstellung von Indigo

Indigo liegt sowohl in den Blättern der Indigopflanze als auch jenen des Färberwaids in Form von Indikan vor. Es macht etwa 0,2 bis 0,8 Prozent der Blattmasse aus, wobei der Indigofarbstoff im Zuge der Kräuterextraktion zunächst vom Indikangerüst abgespalten werden muss. Der Extraktionsprozess folgt dabei den Grundregeln der Fermentation:

  • Hydrolyse: Im ersten Schritt werden die Färberpflanzen in Wasser eingelegt. Danach kommt es zunächst zur Abspaltung von Glucose aus dem Indikan
  • Fermentation: Nach etwa ein bis zwei Wochen leiten natürliche Pflanzenenzyme dann den Fermentationsprozess im wässrigen Extrakt ein. In dessen Verlauf kommt es zum Abbau von Indikan zum gelben Farbstoff Indoxyl.
  • Oxidation: Der Sauerstoff im Wasser oxidiert während dem Extraktionsprozess mit dem fermentierten Indoxyl. Dadurch entsteht Indigo als blaues Ausfallprodukt, das sich am Boden des Extraktes ablagert.
  • Alkalisierung: Man kann das überschüssige Lösungsmittel nun abschöpfen und die Ausfällung nochmals mit einer alkalisierenden Base anreichern. Früher verwendete man hierzu neben Natronlauge auch gerne ammoniakhaltigen Urin.
  • Trocknen und Pulverisieren: Auf ein Trockenblech gestrichen oder zu einem Presskuchen verarbeitet, muss der noch breiige Indigofarbstoff dann erst einmal gründlich trocknen, ehe man ihn zu blauem Farbpulver verarbeiten kann.

Das Indigopulver lässt sich danach insbesondere zum Färben von Leinen wunderbar verwenden. Doch auch andere Naturtextilien wie Baumwolle oder Seide nehmen Indigo gut an. Ebenso werden blaue Jeans traditionellerweise mit Indigo gefärbt.

Darüber hinaus kann man Indigo auch zum Haarfärben nutzen. Hierzu wird der blaue Farbstoff gerne mit Henna vermischt, was dann eine dunkelbraune bis schwarze Haarfarbe erzeugt.

 

Indigo, Indigopflanze
Echtes Indigopulver | © Gitane

Indigo pflanzen

Auch wenn man aus Indigopflanze und Färberwaid den gleichen Farbstoff gewinnen kann, sind die Kulturbedingungen für beide Färberkräuter doch nicht ganz identisch. Aus diesem Grund gibt es nachstehend wichtige Kulturhinweise für beide Varianten:

Standort und Boden

Die echte Indigopflanze stammt aus tropischen und subtropischen Regionen und bevorzugt einen sonnigen Standort. Der Boden sollte gut durchlässig, sandig und nährstoffreich sein, um das Wachstum zu unterstützen.

Indigofera tinctoria verträgt keine Staunässe, daher ist ein lockerer, leicht lehmiger Boden ideal. Der pH-Wert sollte zwischen 6,5 und 7,5 Punkten liegen. In kühleren Klimazonen können Sie die Pflanze im Topf kultivieren und als Zimmerpflanze überwintern.

Färberwaid ist deutlich widerstandsfähiger und gedeiht gut in gemäßigten Klimazonen. Er bevorzugt ebenfalls einen sonnigen Standort und kommt mit verschiedenen Bodenarten zurecht.

Ideal ist jedoch ein tiefgründiger, durchlässiger Boden, der leicht kalkhaltig und mäßig nährstoffreich ist. Der ideale pH-Wert liegt hier im neutralen bis leicht alkalischen Bereich zwischen 6,5 b 8 Punkten.

Pflanzzeit und Aussaat

Samen der Indigopflanze werden im Frühjahr, etwa ab April) vorgezogen, da die Keimung höhere Temperaturen von mindestens 18 bis 25 °C erfordert. Die Anzucht erfolgt am besten in einem Gewächshaus oder auf der Fensterbank. Die Saattiefe beträgt etwa 1 bis 2 cm.

Nach dem letzten Frost, ab Mitte Mai, können die jungen Pflanzen ins Freiland oder in große Kübel gesetzt werden. Der Saatabstand sollte etwa 30 bis 40 cm betragen, damit die Pflanzen genügend Platz zur Entfaltung haben.

Färberwaid wird stattdessen direkt ins Freiland gesät, da er sehr frosthart ist. Die Aussaat kann schon im Frühjahr, von März bis April erfolgen. Die Saattiefe beträgt auch hier etwa 1 cm, der Pflanzabstand 30 cm.

Gießen und Düngen

Indigofera tinctoria benötigt während der gesamten Wachstumsperiode regelmäßige Wassergaben, ohne dass der Boden zu nass wird. Trockene Böden können das Wachstum verlangsamen.

In den Sommermonaten sollte die Pflanze bei Bedarf einmal wöchentlich gegossen werden. Während der Wachstumsphase kann ein organischer Dünger oder Kompost zur Unterstützung der Nährstoffversorgung eingesetzt werden.

Isatis tinctoria hat einen geringeren Wasserbedarf und kommt gut mit trockeneren Bedingungen zurecht. Einmal etabliert, benötigt er nur gelegentliches Gießen, insbesondere während langer Trockenperioden.

Färberwaid ist anspruchslos und benötigt nur eine Grunddüngung im Frühjahr mit Kompost oder einem organischen Dünger.

Schneiden und Ernten

Sowohl echter Indigo als auch Deutscher Indigo sind meist erst ab dem zweiten Standjahr erntereif. Die Ernte der Blätter kann bei echtem Indigo mehrmals im Jahr erfolgen. Bei Deutschem Indigo gelten Juli, August und September als die besten Monate für eine Ernte.

Regelmäßiges Schneiden der Pflanzen fördert außerdem das Wachstum und die Bildung neuer Triebe. Speziell Färberwaid stirbt als zweijährige, krautige Pflanze im Folgejahr nach der Aussaat ab, kann aber durch Absammeln von Saatgut nach der Blüte problemlos erneut ausgebracht werden.


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