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Kamille – Wirkung, Kultur und Ernte

8 Minuten Lesezeit

Die Kamille (Matricaria) wird nicht umsonst ‚Königin der Heilkräuter‘ genannt. Sie zählt zu den beliebtesten Heilpflanzen der Welt und der aus ihr gewonnene Kamillentee ist eine der meist gekauften Teesorten. Aus gutem Grund, denn Kamille kann bei zahlreichen Wehwehchen zuverlässige Hilfe bieten. Auch die Behandlung ernsterer Krankheiten kann durch Kamillentee positiv unterstützt werden. Umso günstiger ist es da, wenn die Kamille im eigenen Garten wächst. Nachstehend ein paar nützliche Tipps zur Kultivierung.

 

Kamille in der Küche und Medizin

Der Name der Kamille leitet sich vom altgriechischen Wort chamaimelon ab und bedeutet übersetzt so viel wie „Erdapfel“. Die Bezeichnung geht auf das an Äpfel erinnernde Aroma der Heilpflanze zurück, das auch der Grund für die Nutzung der Kamille als Duftpflanze verantwortlich ist.

 

Kamille als Küchenkraut

In der Küche verfeinert das Apfelaroma der Pflanze wunderbar Salate und Gemüsebeilagen. In Broten und Marmelade kann man sie Blütenköpfe der Kamillen ebenfalls verwenden. Dampfbäder aus Kamillenwasser werden zudem bei Erkältungen inhaliert.

Gerade in Naturkosmetik wie Hautcremes, Shampoos, Haarspülungen und Conditioner spenden Kamillenkräuter nicht nur einen angenehmen Wohlgeruch, sondern auch einen haut- und haarstärkenden Effekt. Vor allem feinem, blonden Haar verleiht Kamillenextrakt einen goldenen Glanz und eine kräftige Haarwurzel. Dermale Beschwerden wie Juckreiz, Hautentzündungen oder Hautschuppen werden gleichermaßen gelindert.

In diesem Zusammenhang sei neben der eigentlichen Kamille auch die Römische Kamille (Chamaemelum) erwähnt, deren ätherische Öle ganz ähnlich wie die der Kamille wirken. In der Haut- und Haarpflege zum Einsatz kommen kann hier einerseits schlichter Kamillensud, der sich ganz einfach aus kaltem Kamillentee herstellen lässt. Andererseits wird auch Kamillenöl gerne zur kosmetischen Pflege eingesetzt.

 

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Römische Kamille | © Das Grüne Archiv

Vorsicht, Verwechslungsgefahr

Kamillen werden neben der Römischen Kamille auch nur allzu gerne mit Margeriten verwechselt. Wie die Arten der Kamillen gehören auch sie zur Familie der Korbblütler und besitzen diese weiße Radblüten mit einem auffällig gelben Blütenkörbchen in der Mitte. Allerdings sind Margeriten reine Zierblumen und im Gegensatz zur Kamille mit Vorsicht zu genießen. Denn ihre Pflanzenteile können bei Hautkontakt dermale Reizungen verursachen.

Anders sieht es beim Muitterkraut aus. Es wird wie die Kamille heilpflanzlich genutzt und hier insbesondere als Frauenheilkraut. Allerdings ist die Heilwirkung von Mutterkraut trotz optischer Ähnlichkeit zur Kamille nicht identisch aus.

 

Mutterkraut, Tanacetum parthenium
Sieht der Kamille zum Verwechseln ähnlich und wird als Heilkraut auch ähnlich hochgeschätzt: Mutterkraut

Inhaltsstoffe und Wirkung von Kamille

Die wichtigste, heilpflanzlich genutzt Kamillenart ist jedoch die Echte Kamille (Matricaria chamomilla). Ihre besondere Wirkung auf die Haut- und Haargesundheit rührt von Inhaltsstoffen wie Matricin, Chamazulen, Bisabolol, sowie verschiedene Flavonoide und Cumarine her. Sie bewirken den desinfizierenden, entzündungshemmenden und beruhigenden Effekt der Kamille. Neben Kamillentee lässt sich dieser auch in Form von Kamillenöl anwenden.

Die heilsamen Inhaltsstoffe der Kamille wirken nicht nur für schuppige, gerötete und juckende Haut bzw. Kopfhaut wahre Wunder. Auch Entzündungskrankheiten innerhalb des Körpers wie Magen-Darm-Entzündungen, Mund- und Rachenentzündungen reagieren auf Kamille äußerst positiv. Die beruhigende Wirkung der Kamille wird ferner zur Behandlung von Menstruationsbeschwerden, Verdauungsproblemen und Schlafstörungen angewandt.

 

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Die Kamille gehört wegen ihrer sanften aber zuverlässigen Wirkung quasi zur Grundausstattung jeder Hausapotheke | © Das Grüne Archiv

Kamille anbauen – Standort und Ablauf

Die Gattung der Kamillen ist maßgeblich in den gemäßigten und mediterranen Regionen der Nordhalbkugel heimisch. Damit kommt die Kamille auch in Europa natürlich vor, wobei sie aber warme, sonnige und geschützte Standorte bevorzugt. Und auch mit Blick auf den Standortboden ist Kamille etwas wählerisch

 

Der richtige Boden für Kamille

Der Boden sollte für Bedürfnisse der Kamillen karg, kalkhaltig und mäßig feucht sein. Ein durchlässiges und sandig-lehmiges Substrat ist ideal, um einen guten Wasserablauf zu garantieren. Der optimale pH-Wert des Bodens liegt mit 6,5 bis 8 Punkten im neutral bis alkalischen Bereich.

Kamille wächst im Freiland bevorzugt am Wegesrand und auf sonnigen Freiflächen wie Äckern, Feldern oder im Brachland. Im Garten pflanzt man das Heilkraut am besten an den Beetrand. Gute Pflanzpartner sind unter anderem Kräuter wie Kapuzinerkresse. Und auch Gemüsepflanzen wie Radieschen, Lauchgemüse, Kartoffeln oder Kohl sind gute Nachbarpflanzen.

Einzelheiten zum Standort für Kamille:

  • sonnige, warme und geschützte Standorte wählen
  • Boden muss karg, gut durchlässig und mäßig feucht sein
  • kalkhaltige, durchlässige und sandig-lehmige Böden sind ideal
  • Boden-pH-Wert: neutral bis alkalisch bei 6,5 bis 8 Punkten
  • Kamillen am besten am Beetrand pflanzen
  • Pflanzpartner im Kräuterbeet: Kapuzinerkresse
  • Pflanzpartner im Gemüsebeet: Kartoffeln, Kohl, Lauch, Radieschen

 

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Echte Kamille | © Das Grüne Archiv

Pflanzanleitung für Kamille

1. Schritt – Termin für die Aussaat wählen:Viele Gärtner säen ihre Kamille im Frühjahr nach dem letzten Frost aus. aus. Alternativ kann die Aussaat aber auch im Herbst erfolgen. Eine Herbstaussaat verpsricht nicht selten eine üppigere Ernte im Folgejahr, was für Kräutergärtner natürlich von Vorteil ist. Sofern Sie sich für eine späte Aussaat entscheiden, nehmen Sie diese am besten von Ende August bis September vor.

2. Schritt – Boden vorbereiten: Lockern Sie das Standortsubstrat vor der Aussaat gut auf und entfernen Sie alle Bodenhindernisse und Unkrautreste. Zur Bodenoptimierung können Sie das Substrat mit etwas Kompost und Gartenkalk anreichern. Wer die Kamille im Topf aussät, verwendet am besten Kräutererde oder gibt die Grunddüngung in etwas Blumenerde.

3. Schritt – Kamille säen: Zeichnen Sie im feinkrümeligen Substrat einige Saatrillen vor. Diese sollten einen Reihenabstand von 20 bis 35 cm haben. Im Topf drücken Sie einfach ein paar Saatlöcher in die weiche Erde. Nach der Aussaat wird das Saatgut nicht mit Substrat bedeckt. Denn Kamillen sind Lichtkeimer und benötigen für die Keimung ordentlich Sonne. Topfsaaten sollten deshalb auf der warmen Fensterbank stehen. Die Keimung sollte nach ca. einer Woche einsetzen.

Kurzschritte zur Aussaat im Überblick:

  • Aussaattermin: frostfreier Spätfrühling / Spätsommer / Herbst
  • Herbstpflanzung sorgt meist für üppigere Ernte
  • Boden vor der Pflanzung auflockern und Bodenhindernisse entfernen
  • bei Bedarf mit Kompost und Gartenkalk anreichern
  • Reihenabstand für Saatrillen im Beet: 20 – 35 cm
  • im Topf Saatlöcher in die Kräutererde drücken
  • Kamillensamen sind Lichtkeimer, daher nicht mit Erde bedecken

 

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Kamille im Kräuterbeet | © Das Grüne Archiv

Pflege der Kamille – Gießen und Düngen

Die Kamillenanzucht sollte bis zur Keimung zunächst behutsam mit einer Sprühflasche befeuchtet werden. Danach kann vorsichtig auf eine kleine Gießkanne umgestiegen werden. Kalkhaltiges Wasser ist mit Blick auf die Liebe der Kamille zu kalkhaltigen Böden durchaus für die Bewässerung geeignet. Denken Sie aber daran, dass die Heilpflanze keine zu nassen Böden mag. Gießen Sie daher nur in anhaltenden Trockenphasen.

Gedüngt wird die Kamille ebenfalls sehr sparsam. Lediglich Kalium sollte während der Blütezeit hinzu gegeben werden, um die Blühfreudigkeit der Pflanze zu unterstützen. Stickstoff- und Kaliumdünger sind dagegen wenn überhaupt nur in Maßen auszugeben. Denken Sie auch daran, nur organischen Dünger zu verwenden. Immerhin soll das Heilkraut später zu medizinischen Zwecken dienen und darf daher keine Chemikalien aus dem Boden aufnehmen.

Kurztipps zum Gießen und Düngen:

  • Anzucht mit Sprühflasche feucht halten
  • nach der Keimung nur noch sparsam gießen
  • Düngung ist meist nur während der Blütezeit notwendig
  • hierfür ausschließlich organischen Kaliumdünger verwenden

 

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Weniger ist mehr: Kamillenkräuter gedeiht am besten, wenn man sie nur sparsam mit Nährstoffen versorgt | © Das Grüne Archiv

Pflege der Kamille – Schneiden und Ernte

Ein Rückschnitt von Kamille erfolgt einerseits bei Herbstsaaten im folgenden Frühjahr. Andererseits muss man natürlich für die Ernte die Schere ansetzen. Sobald die Pflanze großzügig blüht, erntet man die Blütenköpfe ab und kann sich danach im günstigsten Fall sogar über eine Zweitblüte freuen. Es sei jedoch gesagt, dass der Wirkstoffgehalt der Kamillenblüten mit jeder weiteren Nachblüte abnimmt.

Wichtig: Wer im Folgejahr einen neuen Austrieb wünscht, sollte einige Blütenköpfe stehen lassen. Denn die Kamille ist bei uns eine einjährige Blume und die ihre Selbstaussaat die beste Möglichkeit, um sie dauerhaft im Garten anzusiedeln.

Die geernteten Kamillenblüten können anschließend gleich für frischen Tee oder als Zutat für Gebäck, Salate, Cremes und Kräuteröle verwendet werden. Alternativ ist ist eine Trocknung der Blüten möglich, die sich danach sehr lange halten und einen nützlichen Vorrat für die Hausapotheke bilden. Seien Sie beim Trocknen aber flink, denn wer zu lange wartet verliert wichtige Inhaltsstoffe. Am besten geben sie die Blüten gleich nach der Ernte in den Backofen und trocknen sie  bei 35 °C oder lassen sie an einem warmen Ort lufttrocknen.

Kurztipps zum Schneiden und Ernten:

  • Herbstaussaat nach dem Winter zurückschneiden
  • für Ernte die Blütenköpfe abschneiden
  • Nachblüte ist ärmer an Wirkstoffen
  • Kamillenblüten lassen sich frisch wie getrocknet verarbeiten
  • Trocknung muss gleich nach der Ernte erfolgen
  • entweder lufttrocknen oder im Backofen bei 35 °C

 

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Römische Kamille vor Färberkamille | © Das Grüne Archiv

Interessante Arten und Sorten der Matricaria

Die Gattung der Kamillen ist mit nur 7 Arten verhältnismäßig klein und die Echte Kamille (Matricaria chamomilla) die wichtigste Art für den Hausgebrauch. Interessante Sorten sind unter anderem:

  • ‚Bodegold‘
  • ‚Goral‘
  • ‚Zloty Lan‘

Die alle wachsen bis zu 40 cm hoch und haben in etwa die selben Eigenschaften. Ergänzend gibt es mit der Römischen Kamille (Chamaemelum nobile) noch eine winterarte Kamilengattung.

Eine interessante Alternative für die Pflege von blondem Haar ist weiterhin die Färberkamille (Anthemis tinctoria). Sie stammt aus der Gattung der Hundskamillen und fällt schon durch ihre kräftig gelb gefärbten Blüten auf. Der darin enthaltene Farbstoff Luteolin wird bereits seit Jahrhunderten zum Färben von Naturtextilien wie Leinen, Wolle, Hanf oder Seide verwendet. Blondem Haar verleiht Luteolin ebenfalls einen besonders goldenen Schein.

 

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Färberkamille (Anthemis tinctoria) | © Das Grüne Archiv

Kamille – Mögliche Krankheiten und Schädlinge

So anspruchslos die Kamille in ihrer Kultur auch ist, zeigt sie sich leider sehr anfällig für Schädlinge. Diese lieben die wohlriechenden Blüten der Pflanze nämlich ebenso sehr wie der Mensch. Vor allem der Kamillenglattkäfer, Blattläuse, Blattwanzen und der Rüsselkäfer machen dem Gärtner seine Kamillenernte streitig. Abhilfe schaffen kann hier aber eine ordentliche Dusche mit Brennnesselsud, der die lästigen Insekten schmerzhaft vertreibt.

In Sachen Pflanzenkrankheiten machen der Kamille vor allem die Wurzelfäule, Blattfleckenkrankheit und der Falsche Mehltau zu schaffen. Die Wurzelfäule wird durch den Schlauchpilz Fusarium ausgelöst und ist fast immer auf ein Übergießen der Pflanze zurück zu führen. Stellen Sie zur Prävention also sicher, dass sich keine Staunässe am Standort bildet.

Bei Mehltau kann das Einsprühen mit Milchwasser oder Knoblauchsud helfen. Leidet Ihre Kamille allerdings an der Blattfleckenkrankheit, muss die Pflanze umgehend aus dem Beet entfernt und im Restmüll entsorgt werden, um eine weitere Ausbildung des verantwortlichen Schimmelpilzes Alternaria zu verhindern.

 

Fazit

Die Kamille ist in einem traditionellen Kräutergarten unverzichtbar. Ihre Anwendungsmöglichkeiten im medizinischen Bereich sind sehr vielseitig und reichen von Haut- und Haarproblemen über Entzündungskrankheiten bis hin zu Verdauungsbeschwerden. In der Kultur zeigt sich die Heilpflanze relativ anspruchslos. Einzig ein sonniger und nährstoffreicher Standort sowie eine moderate Bewässerung sind nötig, um die Kamille üppig sprießen zu lassen. Um die Anfälligkeit der Pflanze für Schadbilder zu reduzieren, sind allerdings gewissenhaft die Kulturbedingungen zu befolgen. Im Notfall können natürliche Pflanzenschutzmittel wie Brennnesselsud, Milchsud oder Knoblauchsud bei der Schadbildbekämpfung helfen.


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