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Knöterich, Wiesenknöterich, Persicaria, Persicaria bistorta, Bistorta officinalis

Knöterich pflanzen – Wirkung, Kultur und Arten

Der Knöterich (Persicaria) wird heutzutage gerne als Unkraut verkannt. Dabei handelt es sich eigentlich um eine alte Heil- und Gewürzpflanze mit äußerst gesunden Inhaltsstoffen. Das gilt allen voran für den Wiesenknöterich und Wasserpfeffer, die immer wieder als neue Wirkstoffe für moderne Arzneimittel diskutiert werden.

Auch die Gefährdung mancher Arten würde eigentlich eher einen besonderen Schutz als die Bekämpfung von Knöterichen nahelegen. Zudem besitzen Knöterich-Arten meist auch einen hohen Zierwert.

Knöterich in der Küche und Medizin

Für ein Unkraut besitzt der Knöterich erstaunlich viele positive Eigenschaften. Die Pflanze stellt die Stammgattung innerhalb der Knöterichgewächse, zu denen auch wertvolle Gemüsepflanzen wie der Rhabarber oder Sauerampfer und sogar der Buchweizen als bedeutsame Getreidealternative gehören. Und auch Knöteriche sind schon seit Jahrtausenden als Nutzpflanzen in Gebrauch.

 

Knöteriche als Gewürzkräuter

Gemäß archäologischen Funden aus dem Lea-Tal in England wurde Knöterich bereits während der Bronzezeit als Gewürz verwendet.

Im Detail handelte es sich bei den Funden um Samen des auch als Pfefferknöterich oder Flohpfeffer bekannten Wasserpfeffers (Persicaria hydropiper). Der Name verrät bereits, dass diese Art des Knöterichs dank ihres würzigen, leicht scharfen Geschmacks früher gerne als Pfefferersatz verwendet wurde.

Andere Knöteriche schmecken hingegen eher säuerlich. Bestes Beispiel hierfür ist der Ampfer-Knöterich (Persicaria lapathifolia), der seinen Namen nicht ohne Grund dem artverwandten Sauerampfer verdankt. Der Milde Knöterich (Persicaria dubia) erhielt seine Bezeichnung ebenfalls aufgrund seines, im Vergleich zum Wasserpfeffer milderen Geschmacks.

Man kann die Blätter von Knöterich entweder als würzige Zutat für Gemüsebeilagen oder aber in Wildkräutersalat verarbeiten. Teilweise werden auch die nahrhaften und stärkereichen Wurzeln der Pflanze verzehrt.

 

Knöterich, Ampfer-Knöterich, Persicaria, Persicaria lapathifolia
Schmeckt wie Ampfer, heißt wie Ampfer und ist auch mit ihm verwandt: der Ampfer-Knöterich

Inhaltsstoffe und Wirkung von Knöterich

Verantwortlich für das scharfe Aroma des Wasserpfeffers ist der in ihm enthaltene Scharfstoff Polygodial. Das Sesquiterpen genießt den Ruf, eine entzündungshemmende Wirkung sowie antimikrobielle, antioxidative und antiallergene Eigenschaften zu besitzen. Daneben enthalten Knöteriche ätherische Öle, die hauptsächlich aus Monoterpenen bestehen, darunter:

  • Bergamoten
  • Caryophyllen
  • Cineol
  • Fenchon
  • Humulen
  • Phellandren
  • Pinen

Diese sind medizinisch vor allem für die Behandlung von Infektionen, Entzündungen und Schmerzsymptomen von Bedeutung.

Ein medizinisch ganz besonderer Knöterich ist der auch als Schlangenknöterich oder Schlangenwurz bekannte Wiesenknöterich (Persicaria bistorta / Bistorta officinalis). Er ist nicht zu verwechseln mit der echten Schlangenwurz, die zu den giftigen Aronstabgewächsen gehört.

Studien förderten auch für diese Knöterich-Art ein entzündungshemmendes und antibakterielles Profil zutage. Diesbezüglich soll Wiesenknöterich insbesondere gegen entzündliche Hauterkrankungen empfehlenswert sein. Außerdem wird die Pflanze als möglicher Kandidat zur Entwicklung neuer Arzneistoffe gegen Diabetes mellitus diskutiert.

 

Knöterich, Wiesenknöterich, Persicaria, Persicaria bistorta, Bistorta officinalis
Der medizinisch besonders wertvolle Wiesenknöterich | © Das Grüne Archiv

Wiesenknöterich weist in seinen Wurzeln einen hohen Gehalt an Vitamin C auf, weshalb man ihn in der traditionellen Winterküche früher gerne als vitaminreiche Bratlinge zubereitet hat. Zu diesem Zweck wurde die Wurzel des Wiesenknöterichs vorab in Scheiben geschnitten und für etwa 24 Stunden in Wasser eingelegt. Der Geschmack der Knöterich-Art ist ähnlich säuerlich wie der von Ampfer-Knöterich.

Achtung: Für den säuerlichen Geschmack mancher Knöterich-Arten ist Oxalsäure verantwortlich. Diese sollte nur in Maßen genossen werden, wobei eine Dosis von mehr als 45 mg bereits zu Hyperoxalurie führen und das Risiko von Nierensteinen und Nierenschäden erhöhen kann. Eine Dosis von 600 mg pro kg Körpergewicht gilt als tödlich. Die einzige Option, den Oxalsäuregehalt von Knöerich zu reduzieren, ist dabei eine ausreichende Erhitzung des Krautes.

 

Arten der Gattung Persicaria

Der Gattungsname Persicaria leitet sich vom lateinischen persica für „Pfirsich“ ab und nimmt Bezug auf die Blätter der Persicaria-Arten, die denen von Pfirsichen oftmals sehr ähnlich sind. Früher wurden Knöteriche noch zur Gattung der Vogelknöteriche (Polygonum) gezählt und bildeten hier eine Untersektion.

Heute stellt Persicaria eine eigenständige Gattung, der je nach Autor zwischen 100 und 150 verschiedene Arten zugeschrieben werden. Dabei sind die Grenzen zu anderen Knöterichgewächsen nicht immer ganz klar definiert. Vor allem Arten der Gattungen Wiesenknöterich (Bistorta) und Flügelknöterich (Fallopia) werden mitunter häufig zu den Knöterichen zugerechnet.

Dabei gibt es mit Blick auf ihre Verwendung und Kultureignung durchaus gewisse Unterschiede. Neben den heilpflanzlich und als Gewürzkräuter sowie Nahrungsmittel genutzten Arten lassen sich hier primär Zierpflanzen, Wasserpflanzen und Unkräuter unterscheiden.

 

Schlingknöterich, Fallopia baldschuanica
Als invasives Unkraut besonders gefürchtet: der Schlingknöterich

Knöteriche als invasive Unkräuter

Knöteriche tragen ihren Namen nicht umsonst. Markant sind einerseits ihre Sprossachsen, die durch stark verdichte Knoten, die sogenannten Nodien auffallen. Andererseits sind auch die Fruchtknoten der Knöterichfrüchte sehr auffällig, deren zwei Griffel wie Antennen anmuten.

Darüber hinaus, prädestiniert der verknotete Wuchs ihrer Wurzeln die Knöteriche zum Wuchern und das mit teils äußerst problematischer Ausbreitungsrate.

Eine Knöterich-Art, die Landwirten wie Gärtnern hier als Unkraut besonders zu schaffen macht, ist der ursprünglich aus Asien stammende Schlingknöterich (Fallopia baldschuanica / Polygonum baldschuanicum). Dieser gehört zwar nicht per se zur Gattung Persicaria, ist als Knöterichgewächs aber ein direkter Verwandter anderer Knöteriche.

Durch seinen kletternden Wuchs breitet sich der Schlingknöterich oft unkontrolliert auf Äckern und Wiesen aus.

Auch der Japanische Staudenknöterich (Fallopia japonica / Polygonum cuspidatum), wenngleich eine äußerst ziervolle Knöterich-Art, gilt in Europa, Kanada, Australien und Neuseeland als höchst invasiver Neophyt.

 

Japanischer Staudenknöterich, Fallopia japonica
Trotz hohem Zierwert: Die Pflanzung von Japanischem Staudenknöterich ist wegen seinem hochinvasiven Charakter in Deutschland verboten

Knöteriche als Zierpflanzen

Zu den weniger bedenklichen und überwiegend in Europa heimischen Zierstauden gehören insbesondere hoch wachsende und horstbildende Arten des Knöterichs. Sie erreichen eine Wuchshöhe von bis zu 90 cm und benötigen im Garten dementsprechend Platz. Schöne Beispiele für das Zierstaudenbeet oder die Blumenwiese sind hier:

  • Ampfer-Knöterich (Persicaria lapathifolia)
  • Kerzen-Knöterich (Bistorta amplexicaulis)
  • Knöllchen-Knöterich (Bistorta vivipara)
  • Milder Knöterich (Persicaria dubia)
  • Orient-Knöterich (Persicaria orientalis)
  • Virginia-Knöterich (Persicaria virginiana)
  • Wiesenknöterich (Persicaria bistorta / Bistorta officnalis)

 

Knöterich, Kerzen-Knöterich, Persicaria amplexicaulis, Bistorta amplexicaulis
Der Kerzen-Knöterich besticht durch purpurrote Blütenähren

Knöteriche als Bodendecker

Mit ungefähr 25 bis 40 cm relativ niedrig wachsende Knöterich-Arten sind anders als ihre großen Artgenossen wunderbar zur Unterpflanzung von Gehölzen oder aber als Bodendecker (z.B. im Steingarten) geeignet. Vier Zwergknöteriche sind hier eine besondere Empfehlung wert:

  • Floh-Knöterich (Persicaria maculosa)
  • Kleiner Knöterich (Persicaria minor)
  • Knöpfchen-Knöterich (Persicaria capitata)
  • Schneckenknöterich (Persicaria affine / Bistorta affinis)

 

Knöpfchen-Knöterich, Persicaria, Persicaria capitata
Seltene, knöpchenförmige Kopfblüten an Knöpfchen-Knöterich

Knöteriche als Wasserpflanzen

Grundsätzlich sind Arten der Gattung Persicaria feuchten Böden eher zugetan als zu trockenen. Einige Arten wachsen sogar von Natur aus am Gewässerrand und tragen das Wasser, das sie so schätzen, teils sogar im Namen.

Als Wasserpflanzen sind sie daher wunderbar für die Uferbepflanzung geeignet. Zu empfehlen sind in diesem Zusammenhang vor allem zwei Persicaria-Arten:

  • Wasser-Knöterich (Persicaria amphibia)
  • Wasserpfeffer (Persicaria hydropiper)

 

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Der wurzigste Knöterich von allen: Wasserpfeffer

Knöterich pflanzen – Standort und Ablauf

Arten der Gattung Persicaria sind weltweit in den gemäßigten Breitengraden der Nordhalbkugel heimisch. Dass Knöteriche gerne als Unkräuter gelten, zeigt bereits, wie anspruchslos sie in ihrer Kultur sind. Gleichwohl gibt ihr Status als Unkraut aber auch zu bedenken, dass man etwaige Kulturstandorte mit bedacht wählen und ggf. Maßnahmen zur Eindämmung der Pflanze ergreifen muss.

 

Der richtige Standort für Wiesenknöterich und Co.

Knöteriche kommen mit sonnigen und halbschattigen Standorten gleichermaßen gut zurecht. Allerdings sollte das Substrat stets frisch-feucht, humus- sowie nährstoffreich und gut durchlässig sein. Ein sandig-lehmiges Substrat ist ratsam. Darüber hinaus sollte der Boden kalkfrei sein und einen schwach sauren bis neutralen pH-Wert zwischen 5,5 und 7 aufweisen.

Knöterich-Arten fallen durch ihre ährigen Blütenstände, die häufig in kräftigem Rosa oder leuchtendem Weiß sprießen, sofort auf. Der medizinisch genutzte Wiesenknöterich hat hierbei auch den mitunter größten Zierwert. Andere Knöteriche sind auf der Wildblumenwiese praktisch Pflicht oder dienen als Bienenweide bzw. Nützlingsweide. Ein spezieller Winterschutz wird für die meisten Knöteriche nicht benötigt, da die Pflanzen bis -35 °C winterhart sind.

Einzelheiten zum Standort für Knöterich:

  • sonniger bis halbschattiger Standort
  • durchlässiges, humus- und nährstoffreiches Substrat
  • kalkarmer, sandig-lehmiger Boden 
  • Boden-pH-Wert: schwach sauer bis neutral, bei 5,5 bis 7
  • Knöteriche sind bis -35 °C winterhart
  • Wasserknöterich ist ideal für Uferbepflanzungen
  • Schneckenknöterich macht sich gut als Bodendecker
  • hohe Knöteriche pflanzt man ins Zierstaudenbeet
  • alternativ Pflanzung auf Bienenweiden und Blumenwiesen 

 

Knöterich, Floh-Knöterich, Persicaria maculosa
Fürs Ziergartenbeet und als Bodendecker gleichermaßen gut geeignet: der Floh-Knöterich

Pflanzanleitung für Knöterich

1. Schritt – Pflanztermin wählen: Pflanzen können Sie Knöteriche entweder im Frühling nach den letzten Spätfrösten oder aber im Herbst. Bei Herbstpflanzungen ist ein trockener Tag zu wählen. In den Wochen nach der Pflanzung sollten auch während den Herbstmonaten kein Frost drohen.

2. Schritt – Boden vorbereiten: Lockern Sie das Standortsubstrat vor der Pflanzung von Persicaria-Arten gut auf und reichern Sie es gegebenenfalls mit etwas Sand an, um den Wasserablauf zu verbessern. Etwas Komposterde und Humus zur Grunddüngung sind sinnvoll.

3. Schritt – Knöterich pflanzen: Der Pflanzabstand für niedrige Knöterich-Arten sollte mindestens 25 cm betragen. Für hohe Arten empfiehlt sich ein Pflanzabstand von 90 bis 100 cm. Wer hohe Knöteriche im Topf kultiviert, sollte insbesondere bei horstbildenden Arten nicht mehr als einen Knöterich pro Topf pflanzen.

 

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Gemeinschaftspflanzung aus Wiesenknöterich und Schafgarbe auf der Feuchtwiese

Knöterich gießen und düngen

Auch wenn Knöterich sehr standorttolerant ist, sollte man doch zumindest beim Gießen auf ein paar Besonderheiten achten. Da Persicaria keinen Kalk verträgt, darf nur kalkfreies Regenwasser oder allenfalls gut abgestandenes Leitungswasser für die Bewässerung verwendet werden. Insgesamt bevorzugen Knöteriche eher feuchte Böden. Dabei gilt: Je sonniger der Standort, desto feuchter ist der Standort zu halten.

Eine Düngung ist bei Knöterich nicht zwingend notwendig. Ist der Boden vergleichsweise nährstoffarm, kann im Frühling mit etwas Kompost, Hornspänen, Brennnesseljauche oder Ackerschachtelhalmjauche gedüngt werden. Eine gute Grunddüngung macht entsprechende Düngemaßnahmen aber meist überflüssig.

 

Knöterich schneiden und eindämmen

Zur Ernte kann man von Frühling bis Herbst die frischen Blätter des Knöterichs abschneiden. Die nahrhafte Wurzel von Wiesenknöterich lässt sich im Herbst ernten. Dazu gräbt man die Pflanze einfach aus und schneidet gut entwickelte Pfahlwurzeln ab.

Weitere Schnittmaßnahmen werden vor allem zum Entfernen welker Blütentriebe sowie zur Eindämmung des Knöterichs wichtig. Um problematische Knöterichwucherungen nachhaltig und umweltfreundlich gleichermaßen zu behandeln, sollte man frühzeitig die noch nicht verholzten Ausläufer der Pflanze abschneiden oder die Pflanzen im Jungstadium vollständig ausreißen und dabei keine unterirdischen Pflanzenteile übersehen. Bei älteren Pflanzen hat sich das Abdecken mit schwarzer Gartenfolie bewährt.

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