Dass man die Redewendung „Kraut und Rüben“ gerne verwendet, um einen gewissen Grad der Verwirrung oder Unordnung zu beschreiben, kommt nicht von Ungefähr. Tatsächlich sorgen Kohlkraut und Rübengemüse in Sachen Definition nämlich gerne für Verwirrung und werden sinngemäß durcheinander gebracht. Die Angelegenheit gestaltet umso chaotischer, wenn man die eigentlichen Gattungen von Rüben- oder Wurzelgemüse abgrenzen möchte. Hier werden insbesondere Rüben und Rübsen gerne miteinander verwechselt.
Rübe und Rübse – Wo liegt der Unterschied?
Für das Wort „Rübe“ gibt es gemeinhin zwei unterschiedliche Definitionen. Einerseits bezeichnet man hiermit alle Wurzelarten, die als Speicherorgan eine Rübe ausbilden. Zu ihnen gehören zahlreiche essbare Rübenarten wie die Möhre (auch gelbe Rübe genannt), Schwarzwurzel, Rettich oder Rote Beete, die sich dementsprechend zum Wurzelgemüse zählen lassen.
Andererseits stellt die Rübe (Beta) aber auch eine eigenständige Pflanzengattung, zu denen unter anderem die Gemeine Rübe (Beta vulgaris) gehört. Und hier fängt das Verwirrspiel um die Zugehörigkeit des Wurzelgemüses bereits an. Denn während Variationen der Gemeinen Rübe wie die Rote Beete ganz klar zum Wurzelgemüse gehören, ist der Mangold als Blattgemüse und oberirdischer Pflanzenteil der Beta vulgaris weit entfernt davon, eine Rübe zu sein.
Damit nicht genug, wird die Rübe oftmals fälschlicherweise mit den eigenständigen Rübsen (Brassica rapa) gleichgesetzt. Der Gemüsekenner weiß, dass sich hinter Brassica eigentlich die Gattung der Kohlgemüsearten verbirgt. Allerdings lassen sich in der Tat auch hier einige Arten an Rübengemüse finden.
Die Rübe im Krautgemüse
Rübsen zeichnen sich als Kohlart durch eine unglaubliche Vielfalt an verschiedenen Kulturvarianten aus. Bestens bekannt sind, ist hier die Herbstrübe (Brassica rapa subsp. rapa subvar. esculenta), die durch ihre seltene, weiß-violett panaschierte Schale auffällt. Ihr mild-scharfes Aroma erinnert stark an Rettich, weshalb sie irrtümlich auch oft für eben jenen gehalten wird. Neben der Herbstrübe gibt es unter den Rübsen aber auch diverse bekannte Blattgemüsesorten, darunter:
- Rübstiel (Brassica rapa var. rapifera subvar. pabularia)
- Chinakohl (Brassica rapa subsp. pekinensis)
- Pak Choi (Brassica rapa subsp. chinensis)
- Stängelkohl (Brassica rapa var. cymosa)
Insbesondere Pak Choi und Chinakohl erfreuen sich bei uns großer Beliebtheit und werden sowohl als Gemüsebeilage als auch für Salate verwendet. In ihren asiatischen Ursprungsgebieten sind sie zudem ein beliebter Spinatersatz und Zutat für traditionelle Suppen- oder Nudelgerichte wie Ramen.
Unterschied zwischen Rüben und Rübsen
Sowohl Chinakohl als auch Pak Choi zeichnen sich durch ihre mehr oder weniger farblich abgesetzten Blattrippen aus. Ihretwegen hält man die beiden Rübsengewächse gelegentlich für eine Sonderform des zu den Rüben gehörenden Mangolds. Ihr Geschmack erinnert hingegen sehr an ihre Stammgattung des Kohls und wird gelegentlich mit Blumenkohl assoziiert.
Rübsen sind eine Elternart des Rapses (Brassica napus), der ebenfalls zu den Kohlarten gehört und eine ähnlich farbenfrohe Wurzelrübe ausbildet wie die Herbstrübe – die sogenannte Rutabaga Rübe. Vor allem in Großbritannien ist diese orange-violette Rübe auch als „Swede“ bekannt, gemahnt an die Erstentdeckung ihrer Wildform in Schweden durch den Schweizer Botaniker Gaspard Bauhin. Dabei schmeckt Rutabaga deutlich süßer als die artverwandte Herbstrübe, besitzt kaum Schärfe und wird gerne als Suppengrün verwendet.
Übrigens: Auch der Kohlrabi wird gerne als Rübkohl oder Kohlrübe bezeichnet. Da sie eine fleischige Knolle bildet, wird sie gelegentlich ebenfalls als Rübe definiert. Allerdings wächst die Kohlrabiknolle deutlich über und nicht im Boden, weshalb man ihre Zugehörigkeit zum Wurzelgemüse zumindest diskutieren kann.
Rübe und Rübse im Gemüsebeet
Trotz ihrer Gemeinsamkeiten in Sachen Wuchsform vertragen sich Rüben und Rübsen im Gemüsebeet nur bedingt miteinander. Abermals kommt es hier sehr stark darauf an, welche Art gemeint ist. Echte Rüben wie die Rote Beete harmonieren beispielsweise sehr gut mit Kohlgemüse wie Rübsen.
Anders sieht es hingegen bei Rübengemüse wie Rettich oder Möhren aus. Sie gehören wie Kohlgemüse nämlich zur Familie der Kreuzblütengewächse. Gewächse dieser Pflanzenfamilie sind als sogenannte Starkzehrer bekannt und beanspruchen dementsprechend den Nährstoffspeicher des Bodens sehr. Kreuzblütler sollten darum im Beet nie nebeneinander stehen.
Auch als Folgefrucht anderer Kreuzblütengewächse sind Rübsen eher ungeeignet. Sie sollten daher immer einen frischen, gut regenerierten und nicht ausgelaugten Beetstandort bekommen. Arten der eigentlichen Rübengattung sind dagegen etwas weniger strapaziös für den Boden, sollten aber nicht neben Möhren, Kartoffeln und Zwiebelgemüse stehen.
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