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Pflanzliche Rohstoffe – Die grünen Ressourcen der Zukunft

Die Wirtschaft ist derzeit in einem längst überfälligen Wandel hin zur ökologischen Ressourcennutzung begriffen. Was von einigen als innovativer Trend gefeiert wird, ist in Wahrheit aber lediglich die Rückbesinnung auf alte Traditionen. Denn pflanzliche Rohstoffe bildeten einst die Grundlage für die Entstehung unserer Zivilisation und das auf äußerst vielfältige Weise.

 

Was sind pflanzliche Rohstoffe?

Als pflanzliche Rohstoffe werden gemeinhin alle Rohstoffe auf pflanzlicher Basis bezeichnet, die der Herstellung von Wirtschaftsgütern dienen. Je nach Art des Rohstoffs ergibt sich hieraus ein beachtlicher Bestand an Herstellungsmöglichkeiten, der unter anderem folgende Produktkategorien umfasst:

  • Antriebs- und Brennstoffe
  • Baumaterial
  • Besteck und Geschirr
  • Farben
  • Kosmetikartikel
  • Lebensmittel
  • Medikamente
  • Möbel
  • Schreibwaren
  • Textilien
  • Werkzeuge
  • Verpackung

 

Unschwer zu erahnen, dass pflanzliche Rohstoffe problemlos weite Teile bislang noch wenig umweltfreundlicher Produktionsbereiche grün revolutionieren könnten. Dabei kommt es aber stets auf die jeweiligen Rohstoffmerkmale an, wenn es darum geht, stabile und zweckmäßige Produkte herzustellen.

 

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Revolution im Badezimmer: Hygieneartikel bestehen erfreulicherweise immer öfter aus Bambus | © Das Grüne Archiv

Nachhaltige, natürliche und pflanzliche Rohstoffe – Wo liegt der Unterschied?

Während pflanzliche Rohstoffe meist auch natürlich und nachhaltig sind, gilt das umgekehrt für natürliche Rohstoffe gerade mit Blick auf die Nachhaltigkeit nicht immer. Denn auch Öl, Gas und Bodenschätze sind objektiv betrachtet natürliche Rohstoffvorkommen. Allerdings lassen sich diese Ressourcen nur schwer erneuern und aus pflanzlichen Ressourcen entstanden sind sie einst nur bedingt.

Öl benötigt für seine Entstehung beispielsweise Jahrmillionen. Der fossile Brennstoff entstand vor etwa 100 bis 400 Millionen Jahren zwischen dem Devon-Zeitalter und der Kreidezeit überwiegend aus prähistorischen Meereskleinstlebewesen. Er ist somit nicht erneuerbar und deshalb zwar natürlich, jedoch nicht nachhaltig.

Ähnlich sieht es mit vielen Bodenschätzen wie Edelmetallen oder Edelsteinen aus. Sie entstanden über ähnlich lange Zeiträume wie Öl und sind aufgrund ihrer Bedeutung für die Herstellung technologischer Geräte, Leitungssysteme und Schmuck äußerst teuer. Ihre seltenen Vorkommen erschöpfen sich dabei gerade mit Blick auf die Technologisierung der Gesellschaft seit dem letzten Jahrhundert überdurchschnittlich stark.

Darüber hinaus bedeutet der Abbau besagter Bodenschätze in Minen und Stollen häufig eine hohe Umweltbelastung. Zwar entstehen einige Bodenmineralien (z.B. Bernstein) streng betrachtet auch aus Pflanzen, ihre Gewinnung setzt jedoch häufig die Rodung ganzer Naturflächen und schwere Eingriffe in das Bodenmilieu zur Abtragung von Gesteins- und Mineralschichten voraus. Wann immer es geht, sollte man daher auf pflanzliche Rohstoffe ausweichen. Und das ist heutzutage auf sehr vielfältige Art und Weise möglich.

 

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Möglich ist vieles: ein Bucheinband aus Blättern und Bohnenhülsen | © Das Grüne Archiv

Pflanzliche Inhaltsstoffe als rohstoffliche Allround-Talente

Pflanzen enthalten mitunter eine schier unendliche Menge an primären und sekundären Pflanzenstoffen. Einige davon verleihen pflanzlichen Rohstoffen ihr besonderes Gesundheitspotential. Andere sind für die färbenden, lastentragenden und elastischen Eigenschaften der Rohstoffe verantwortlich.

 

Pflanzliche Strukturstoffe

Wenn Pflanzen uns eines lehren, dann sind es die vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten von Kohlenhydraten (Sacchariden). Diese sind für gewöhnlich eher als Nährstoffe aus der Ernährungslehre bekannt, spielen insbesondere mit Blick auf die Funktion von Pflanzen als pflanzliche Rohstoffe noch eine ganz andere Rolle.

Grundsätzlich basiert der Pflanzenstoffwechsel auf einem komplexen Wechselspiel aus Pflanzenzuckern, Aminosäuren und Carbonsäuren. Zu den pflanzlichen Zuckern alias Kohlenhydrate gehören dabei neben Fruchtzucker auch Stärke und Cellulose. Letztere ist ein Polysaccharid und gilt als einziges Kohlenhydrat, das vom menschlichen Körper nicht verwertet werden kann. Als Ballaststoff trägt Cellulose aber dennoch zur Gesundheit bei, da es die Verdauung anregt und so den Stoffwechsel stimuliert.

Die strukturellen Vorteile von Cellulose erkannten bereits die alten Ägypter. Ihr Papyrus als Vorläufer von modernem Papier, Pappe und Karton ist legendär, wobei Papyrus längst nicht die einzige Pflanze ist, aus der sich Papier und Co. herstellen lassen. Auch Holz und zahlreiche andere Gräser, darunter Weizen, Roggen und Halfagras, lassen sich zur modernen Papierherstellung verwenden. Am umweltfreundlichsten ist allerdings die Herstellung aus Altpapier. Denn Cellulose übersteht bis zu 25 Recyclingzyklen und gehört damit zu den nachhaltigsten Rohstoffen überhaupt.

 

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Von Papier bis Pappkarton: die unterschiedlichen Materialstärken von Cellulose | © Das Grüne Archiv

Neben Papier dient die unkaputtbare Cellulose im Bereich der Rohstoffverarbeitung als Basis für eine Reihe pflanzlicher Werkstoffe, Verbundstoffe und Strukturstoffe. Das gilt im Übrigen auch für Pflanzenstärke und aus Aminosäuren aufgebauten Pflanzenproteinen, die in der Lebensmittelproduktion sehr vielseitig als Gelier-, Verdickungs- und Bindemittel Verwendung finden.

 

Pflanzliche Nährstoffe

Neben Nährstoffen wie Proteinen und Stärke enthalten Pflanzen sowie deren Früchte und Samen auch Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente. Sie sind die Grundlage pflanzlicher Ernährungsmodelle und bieten mitunter eine durchaus fähige, wenn nicht sogar gesündere Alternative zu tierischen Nährstoffquellen.

In der Ernährungswissenschaft gilt derzeit abermals Pflanzenproteinen ein besonderes Hauptaugenmerk. Denn die Proteine aus Hülsenfrüchten wie Lupinen, Erbsen, Linsen und Bohnen gelten inzwischen als beste Ausgangsstoffe zur Herstellung von Fleischersatzprodukten. Ob Pflanzenmilch, Pflanzenjoghurt, Pflanzensahne und Pflanzenkäse aus Sojabohnen- und Linsenprotein, Würstchen, Steaks und Chicken Nuggets aus Lupinenmehl und Tofu oder vegane Backwaren, die auf Pflanzendrinks als Kuhmilchersatz setzen – möglich ist dank pflanzlicher Nährstoffe so einiges.

 

Pflanzliche Wirkstoffe

Pflanzliche Wirkstoffgruppen gehören zu den sekundären Pflanzenstoffen und werden seit der Antike zur Herstellung von Arzneimitteln, Naturfarben und Gewürzen verwendet. Unter dem medizinischen Begriff der Pflanzenheilkunde (Phytotherapie) hauchen sie dem Sprichwort „Gegen jede Krankheit ist ein Kraut gewachsen“ Leben ein.

Die Wirksamkeit von Heilkräutern ist durch eine Fülle an wissenschaftlichen Studien belegt und werden mittlerweile sogar als potentielle Wirkstoffquellen für die Medikamente der Zukunft diskutiert. Ebenso sind Nahrungsergänzungsmittel und natürliche Zusatzstoffe wie Lebensmittelaromen und Lebensmittelfarben auf pflanzliche Wirkstoffe angewiesen. Folgende pflanzliche Wirkstoffgruppen gehören diesbezüglich zu den bedeutsamsten:

  • Aminosäuren: Aminosäuen sind die kleinsten Bausteine von Proteinen. Sie sind für zahlreiche Körperfunktionen unerlässlich, darunter die Immunfunktion, Organfunktion, Muskel- und Nervenfunktion. Als Bestandteil von Nahrungsergänzungsmitteln, aber auch Medikamenten und Lebensmitteln decken essenzielle Aminosäuren den täglichen Aminosäurenbedarf und können so Mangelerscheinungen vorbeugen und entgegenwirken.
  • pflanzliche Aromastoffe: Gewürze wie Kurkuma, Ingwer oder Knoblauch verdanken ihr Aroma denselben pflanzlichen Inhaltsstoffen, die auch für ihre immunstärkende, antibiotische und antivirale Wirkung verantwortlich sind. Was außergewöhnlich schmeckt, hat mit Blick auf pflanzliche Rohstoffe also auch häufig eine medizinische Wirkung. Das gilt nicht nur für Wirkstoffe wie Curcumin, Gingerol oder Allicin, sondern auch für pflanzliche Bitterstoffe, die seit jeher zur Herstellung von verdauungsförderndem Magenbitter, pflanzlichen Antidepressiva, Schmerzmitteln und Stoffwechselpräparaten eingesetzt werden.
  • pflanzliche Farbstoffe: Ganz ähnlich wie mit pflanzlichen Aromen verhält es sich in Sachen Heilwirkung auch mit pflanzliche Farbstoffen. Zu diesen sogenannten Flavonoiden gehören unter anderem die als Provitamin A bekannten, gelb-orange bis rot färbenden Carotinoide sowie die rot-violett bis blau färbenden Anthocyane. Letztere sind als Farbstoff der meisten Beerenfrüchte wertvolle Antioxidantien mit antibiotischen bis antikarzinogenen Eigenschaften. Sie werden sowohl als Radikalfänger zur Stoffwechselstärkung als auch in der Behandlung von Harnwegsinfekten und Krebserkrankungen eingesetzt.
  • pflanzliche Gerbstoffe: Gerbstoffe tragen ihren Namen nicht umsonst, denn sie werden in der Lederverarbeitung seit Jahrhunderten zum Gerben von Tierhäuten genutzt. Ihre gute Wirkung gegen Keime macht sie zu exzellenten pflanzlichen Antibiotika. Außerdem besitzen sie einen adstringierenden Effekt, der durch Verkleinerung der Hautporen und Gefäße eine durchblutungsfördernde und hautschützende Wirkung erzielt. Für Hautpflegeprodukte, Herz- und Gefäßmedikamente sind Gerbstoffe darum eine besonders wichtige Inhaltsstoffgruppe pflanzlicher Rohstoffe.
  • Pflanzenglykoside: Sowohl Pflanzenfarbstoffe als auch einige pflanzliche Aromastoffe gehören zur Gruppe der Glykoside. Darunter versteht man chemische Verbindungen, die aus je einem Alkohol und einem Zucker bestehen. Neben Herzglykosiden sind in der Medizin vor allem die Senfölglykoside von Kreuzblütlern wie Kohlgemüse, Meerrettich, Kapuzinerkresse und dem namensgebenden Senf Gegenstadt der Forschung zu Antibiotika und Virustatika der nächsten Generation. Einmal mehr hat sich die Volksheilkunde hier als Quell innovativer Behandlungsansätze bewährt.
  • Pflanzenhormone: Pflanzenhormone oder Phytohormone haben unverkennbar einen Einfluss auf den menschlichen Hormonhaushalt. In der Frauenheilkunde arbeitet man diesbezüglich vor allem mit Phytoöstrogenen, um Fruchtbarkeitsprobleme oder schwere Begleiterscheinungen der Wechseljahre und des Menstruationsgeschehens abzumildern. Des Weiteren gibt es unter den Pflanzenhormonen auch pflanzliche Steroide, die das männliche Hormon Testosteron stimulieren. Phytohormone, die auf Umwegen Schilddrüsenhormone regulieren (z.B. bei Schilddrüsenfehlfunktionen), sind ebenfalls bekannt.
  • Pflanzenöle: Nutzpflanzen wie Getreidearten oder Gemüse enthalten große Mengen ungesättigter Fettsäuren, die aus ernährungstechnischer Sicht gesünder sind als ungesättigte Fettsäuren. Zudem bilden diverse Heilpflanzen ätherische Öle aus, die ebenfalls vielschichtige Gesundheitswirkung besitzen. Neben antibiotisch und antidepressiv wirkenden Mediterrankräutern wie Thymian, Lavendel oder Baldrian wären in diesem Zusammenhang vor allem Baumharze wie Myrrhe oder Weihrauch zu nennen, die wegen ihrer überaus antibiotischen Wirkung bereits im alten Ägypten als Leichenkonservierungsmittel bekannt waren.
  • pflanzliche Terpene: Terpene stellen in ätherischen Ölen die wichtigsten Inhaltsstoffe. Ihr Wirkungsweisen erstrecken sich im Grunde über das gesamte Krankheitsspektrum, weshalb ätherische Öle häufig als die hochwertigsten Wirkstoffextrakte pflanzlicher Rohstoffe angesehen werden. Einige Terpene weisen dabei auch eine aromatische Komponente auf.

 

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Ohne Pflanzen undenkbar: pflanzliche Aroma-, Farb- und Wirkstoffe | © Das Grüne Archiv

Vom Samen bis zum Blattstängel – Pflanzliche Rohstoffe aus Pflanzenfasern

Geht es um robustes Baumaterial, liefern Gehölze als pflanzliche Rohstoffe wohl den größten Nutzen. Nun lässt sich aus Pflanzen aber noch ganz andere robuste Bausubstanz gewinnen als nur in Form von Holz. In Afrika, Asien und Südamerika sind beispielsweise Tragekörbe, Geschirr, Sitzmatten, Teppiche und sogar Dächer oder Hauswände aus Pflanzenfasern gebräuchlich. Und selbst die moderne Textilindustrie kommt ohne Pflanzenfasern nicht aus. Dabei ist zwischen mehreren Faserqualitäten dieser pflanzlichen Rohstoffe zu unterscheiden.

 

Pflanzenwolle

Die wohl weichste Pflanzenfaser von allen wird maßgeblich aus den Samenhaaren von Baumwolle und Wollgras sowie aus der Verfilzung von Hanffasern gewonnen. Pflanzenwolle ist berühmt für ihre einzigartigen Dämmeigenschaften, die sowohl in der Hausdämmung als auch in der Herstellung wärmedämmender Kleidung von Bedeutung ist. Als Innenfutter von Jacken sowie Grundstoff zur Herstellung von Pullovern, T-Shirts, Hosen, Decken und anderen Textilerzeugnissen spielen insbesondere Baumwolle und Hanf eine wichtige Rolle.

Nun ist laut Angaben des Bundesministeriums für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen jedoch gerade Baumwoll-Dämmung nicht besonders umweltfreundlich. Grund hierfür ist allen voran die Kultur und Verarbeitung der Pflanzenwolle. Diese verläuft von einer Gewinnung aus umweltschädlichen Monokulturen unter intensivem Einsatz von Pestiziden bis zur Weiterverarbeitung der baumwollfasern durch Behandlung mit gesundheitsschädlichem Borsalz, das als Industrieabwasser bisweilen so manches Grundwasservorkommen verunreinigt.

Deutlich ökologischer sind hier Erzeugnisse aus Hanf und Wollgras. Vor allem Hanf ist diesbezüglich deutlich anspruchsloser, was den Spritzmittel- und Wasserbedarf angeht. Als unverwüstlicher Dämmschutz für Häuser sowie als Rohstoff zur Herstellung von Naturtextilien war Hanffaser dabei schon vor gut 2.800 Jahren in Gebrauch. Die Cannabispflanze kann also deutlich mehr als nur berauschen.

 

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In der Textilindustrie unabdingbar: Baumwolle, Hanffaser und Jute | © Das Grüne Archiv

Bast

Alternativ zur Hanfwolle kann aus Hanffasern auch sogenannter Hanfbast gewonnen werden. Die Naturfaser ist traditionell zur Herstellung widerstandsfähiger Textilien, Seile, Segeltücher, Taue, Leinwände sowie zur Produktion von Zellstoffen, Fasergeflechten, Papier und naturverstärkter Verbundstoffe in Verwendung. Je nach Feinheitsgrad der Hanffaser spricht man dabei entweder von Bast oder Hanfleinen.

Hanf ist mit Blick auf die klassische Bastgewinnung ein eher ungewöhnlicher Pflanzentyp. Denn eigentlich stellt man Bast heutzutage aus dem Untergewebe der Baumborke her. Im Detail ist es das unter der Baumrinde gelegene Zellleitsystem, das für en Wasser- und Nährstofftransport der Gehölze zuständig ist. Dementsprechend gehören neben Hanf maßgeblich Baumarten und Palmen wie

  • Affenbrotbaum,
  • Feigenbaum,
  • Hanfpalme,
  • Korbweide,
  • Kiefer,
  • Linde,
  • Maulbeerbaum,
  • Nadelpalme,
  • Papier-Birke,
  • Pappel,
  • Raphiapalme,
  • Reispapierbaum,
  • Sandelholzbaum
  • und Sägepalme

zu den wichtigsten Bezugsquellen für Bastfasern. Hinzu kommen faserreiche Baum- und Palmenteile wie Fiederblättchen oder Fruchtschalen. Gerade die Fiederblättchen der Raphiapalme sind als Ausgangsstoff zur Herstellung des sogenannten Raffia-Basts inzwischen sehr beliebt. Darüber hinaus tun sich mitunter auch weitere Stauden und Gräser mit faserigen Hohlstängeln wie

  • Bambus,
  • Brennnessel bzw. Fasernessel,
  • Farne,
  • Hopfen,
  • Jute,
  • Kenaf,
  • Lein bzw. Flachs,
  • Ramie,
  • Rohrkolben,
  • Pampasgras,
  • Papyrus,
  • Seegras,
  • Seggen,
  • Sorghumhirse
  • und Weizen

als alternative Bastlieferanten hervor. Lein oder Flachs gilt in diesem Zusammenhang als erste, historisch belegte Bezugsquelle für Bast, die bereits den Menschen der Steinzeit bekannt war. Die Sumerer stellten aus der Bastfaser des Flachses später Leinen her.

 

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klassisches Korbgeflecht aus Bastfaser | © Das Grüne Archiv

Hartfaser

Bastfasern sind bereits deutlich härter als Pflanzenwolle. Noch härter sind allerdings die sogenannten pflanzlichen Hartfasern. Der Begriff ist relativ lose definiert und bezeichnet einerseits aus Blattfasern gewonnene Pflanzenfasern. Es gibt jedoch aus Hartfasern wie die Kokosfaser, die ebenfalls zu den Hartfasern zählt, ähnlich wie Baumwolle aber aus den Samenhaaren der Kokospalme gewonnen wird. Die Kokosfaser ist gerade im Haus- und Gartenbau sehr beliebt, wo sie sich als Standarddämmung für Wände, Pflanzenkübel und sogar als Pflanzsubstrat durchgesetzt hat.

Im weiteren Sinne lassen sich auch Bananenblätter, Sisal, Stroh, Holzspäne, Holzwolle, Sägemehl und Bagasse als Hartfaser bezeichnen. Dies insbesondere mit Blick auf Verbundwerkstoffe wie Fasergeflecht oder die Hartfaserplatte, die man gemeinhin aus einer Kombination genannter Hartfaservarianten herstellt. Die Hartfasern werden zu diesem Zweck gepresst, wodurch sie eine ähnliche Dichte wie herkömmliche Holzplatten erreichen.

Allerdings sind Spanplatten und Co. durch die gezielte Nutzung von Abfallprodukten aus der Holz- und Landwirtschaft ressourcenschonender und auch preiswerter. Da sie sich zudem in unterschiedlichen Stärken herstellen lassen, erlauben sie als pflanzliche Rohstoffe eine deutlich vielseitigeren Einsatz als unflexible Holzplatten. Typische Anwendungsgebiete der Faserplatten sind die als Bodenbelag, Möbelplatten, Leinwände, Korkproduktion und Verschalung für Türen, Fassaden oder Lautsprecher.

 

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Hartfaserplatte (unten) und Spanpressplatte (oben) im Vergleich | © Das Grüne Archiv

Wissenswertes: Eine sehr besondere Hartfaser im Möbelbau ist Rattan oder Peddigrohr. Er wird aus der Rattan- bzw. Rotanpalme gewonnen, deren poröse Stammstruktur für die außergewöhnliche Elastizität der Rattanfasern verantwortlich ist. Unerlässlich ist die Hartfaser für die Herstellung der heißbegehrten Korbmöbel.

 

Holz

Einige Holzarten sind mitunter so robust, dass sie bei geeigneter Verarbeitung sogar witterungsbeständige Fassaden, Möbel und Verkleidungen liefern. Im Schiffsbau bildeten Holzplanken bis zur Entwicklung umweltschädlicher Dampfschiffe aus Stahl Jahrhunderte lang die Grundlage für das Befahren der Weltmeere.

Im Hausbau waren Holzhäuser nach Lehm- und Strohhütten die ersten die jemals gebaut wurden. Und was die Möbelindustrie anbelangt, so gehören Holzmöbel bis heute zu den hochwertigsten Möbelstücken der Welt. Ebenso kommt kein Kücheninventar ohne Holzgegenstände aus, seien es nun Schneidbretter, Kochlöffel oder das altbewährte Nudelholz. Nicht zu vergessen ist darüber hinaus die Bedeutung von Holz als Brennstoff in Form von Kohle und Holzpellets.

 

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in der Küche unverzichtbar: Besteck, Geschirr und Küchenwerkzeuge aus Holz | © Das Grüne Archiv

Gerade bei der Nutzung von Holz als Brennstoff zeigt sich aber auch, welch große Unterschiede es zwischen umweltfreundlicher und umweltschädlicher Holzverarbeitung gibt. Denn Kohlekraft ist alles andere als ökologisch und auch der Anbau von forstwirtschaftlich genutzten Baumarten als Monokulturen zur Holzgewinnung steht wegen Artenarmut und Umweltbelastung zu Recht in der Kritik.

Um Holz als pflanzlichen Rohstoff wirklich ökologisch zu nutzen, sind daher verantwortungsvolle Herstellungspraktiken gefragt, die Holz nicht als Mittel zum Zweck sondern vielmehr als kostbare Ressource verstehen.

Übrigens: Ein äußerst faszinierender Werkstoff, der zwar verholzt, botanisch gesehen aber zu den Gräsern gehört, ist Bambus. Aus ihm werden inzwischen immer öfter Gebrauchs-, Hygiene- und Kosmetikartikel wie Besteck, Zahnbürsten und Kämme hergestellt.


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Pflanzliche Abbaustoffe

Pflanzen sind selbst dann noch nützlich, wenn es um ihre Abbauprodukte geht. Nehmen wir zum Beispiel das für Menschen überlebensnotwendige Abbauprodukt Sauerstoff. Er bildet sich in Pflanzen im Zuge der Photosynthese, bei der mit Hilfe von Sonnenlicht aus CO“ und Wasser Kohlenhydrate entstehen. Der hohe Nährstoffgehalt von Pflanzen macht sie außerdem zu interessanten Düngemitteln und Pestiziden mit ökologischem Profil.

Bestes Beispiel hierfür sind Brennnesselsud und Brennnesseljauche. Das vermeintliche Unkraut Brennnessel enthält nämlich hohe Mengen an Stickstoff – einer der wichtigsten Nährstoffe für Pflanzen aller Art. Brennnesseljauche ist darum ein äußerst beliebter Naturdünger. Gleichzeitig ist die Brennnessel auch reich an Histamin, das bereits in Lebendexemplaren der Pflanze als Wirkstoff der pflanzeneigenen Brennhaare eine effektive Schädlingsabwehr darstellt. Auf Garten- und Feldpflanzen gesprüht, hält Brennnesselsud darum erfolgreich Blattläuse und Co. fern.

Ein weiteres wichtiges Düngemittel und auch Basis für ökologische Maßnahmen zur Energie- und Wärmegewinnung ist Biomasse. Sie lässt sich aus

  • abgestorbenen Pflanzenteilen,
  • Fruchtresten,
  • Laub oder
  • Totholz

gewinnen und dient entweder als Grundlage von Kompost oder Energieträger. Äußerst kostbare Nebenprodukte sind ferner Mineralien wie Bernstein oder Diamanten. Die Edelsteine gehören zu den teuersten der Welt, wobei Bernstein über Jahrmillionen aus Baumharz, Diamanten über einen ähnlich langen Zeitraum aus Kohle entstand. Als Heilsteine und Ornamente für hochwertige Schmuck- und Kunstwaren symbolisieren sie den hohen Wert pflanzlicher Rohstoffe und lehren uns, Pflanzen als kostbaren Schatz der Erde zu begreifen.

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