„Brennnessel, verkanntes Kräutlein, dich muß ich preisen.
Dein herrlich Grün in bester Form baut Eisen,
Kalk, Kali, Phosphor, alle hohen Werte,
entsprießend aus dem Schoß der guten Mutter Erde.
Nach ihnen nur brauchst Du Dich hin zu bücken ,
die Sprossen für des Leibes Wohl zu pflücken,
als Saft, Gemüse oder Tee sie zu genießen,
das, was umsonst gedeiht in Wald, auf Pfad und Wiesen,
selbst in noch dürft’ger Großstadt nahe Dir am Wegesrande,
nimm’s hin, was rein und unverfälscht die gütige Natur
dir heilsam liebend schenkt auf ihrer Segensspur!“
– Heinrich Hoffmann, deutscher Psychiater und Lyriker
Die Brennnessel (Urtica) ist eine verkannte Heilpflanze, die nur allzu gerne als Unkraut beschimpft wird. Auch wird sie wegen den Hautirritationen, die sie bei Berührung hervorruft von vielen mit einem gewissen Argwohn beäugt, was ihrem Ruf nicht wirklich hilft.
Ja, es ist wahr, dass sich die Brennnessel aufgrund ihres eifrigen Wurzelwachstums relativ rasch ausbreitet und dabei schon mal andere Pflanzen radikal verdrängt. Doch das heißt noch lange nicht, dass Brennnesseln keinen Nutzen hätten. Tatsächlich sind die Arten der Urtica nämlich wichtige Blasen- und Nierenkräuter. Darüber hinaus sind Brennnesselsud und Brennnesseljauche wertvolle natürliche Dünge- und Pflanzenschutzmittel. Es gibt also mehr als einen Grund, die Pflanze im Garten anzusiedeln. Wie man sie dabei am besten im Zaumhält, verrät der nachstehende Beitrag.
Wissenswertes: Die fachbotanische Bezeichnung der Brennnessel, Urtica, leitet sich aus dem Lateinischen ab und gab auch einer ganz bestimmten Hautkrankheit ihren Namen. Die Rede ist von der Nesselsucht (Urtikaria). Sie ist einer Fehlfunktion des Immunsytems geschuldet und verursacht bei Betroffenen die selben Hautrötungen, die bei Hautkontakt mit den Brennnhaaren der Urtica entstehen, daher auch die Assoziation mit der Kräuterpflanze.
Die Brennnessel in Küche und Medizin
Die brennenden Quaddeln, die durch eine Berührung der Brennnessel auf der Haut hervorgerufen werden, rühren vom Brennsaft her, der sich in den Brennhaaren der Pflanze befindet. Er besteht zu großen Teilen aus Histamin, also genau jedem Gewebshormon, das auch bei der Entstehung von allergischen Hautreaktionen eine Rolle spielt.
Gemeinsam mit den Neurotransmittern Acetylcholin und Serotonin, die ebenfalls im Brennsaft der Urtica enthalten sind, soll das Histamin die Pflanze vor etwaigen Fressfeinden, wie Insektenraupen oder auch Wildtieren schützen. Diese zeigen sich von dem Brenneffekt der Brennnessel nämlich nicht minder abgeschreckt als der Mensch. Ein natürlicher Pflanzenschutz also. Dieser Abwehrmechanismus der Pflanze, ebenso wie ihr hoher Stickstoffgehalt können im Übrigen auch zum Pflanzenschutz sowie zur Düngung im Garten verwendet werden, nämlich in Form von Brennnesselsud und Brennnesseljauche.

Auch in der Küche ist die Brennnessel keine Unbekannte, gehört sie doch zu den alten Blattgemüsearten und wurde in dieser Funktion sowohl für die Zubereitung von Salaten, als auch zu Suppengemüse verarbeitet. Noch weitaus umfangreicher sind die Anwendungen der Brennnessel als Heilpflanze. So wird Brennnesseltee wegen seiner harntreibenden und entzündungshemmenden Eigenschaften mit Vorliebe zur Durchspülung und Desinfektion der Harnwege bei Blasenentzündungen verwendet. Das Cumarin in der Brennnessel wirkt außerdem harnsäureregulierend, was für Patienten mit Gicht ein wahrer Segen ist.
Hinzu kommen bei der Urtica Mineralstoffe wie Eisen, Kalzium und Mangan, die gemeinsam mit der pflanzeneigenen Kieselsäure den Haarwuchs sowie Nägel und Haut stärken. Die Brennnessel ist also ein wahres Multitalent, das wesentlich öfter den Weg in heimische Kochtöpfe und Teekannen finden sollte.
Brennnessel pflanzen – Standort und Ablauf
Brennnesseln sind die namensgebende Gattung in der Familie der Brennnesselgewächse (Urticaceae). Mit Ausnahme der Antarktis ist die Kräuterpflanze fast überall auf der Welt heimisch und fungiert hier oftmals als Ruderalpflanze auf ungenutzten Naturflächen. Am häufigsten im Garten anzutreffen sind dabei die Kleine Brennnessel (Urtica urens) und die Große Brennnessel (Urtica dioca).
Brennnesseln wachsen bevorzugt auf Böden, die sehr viel Stickstoff enthalten. Dieser hohe Stickstoffanteil ist generell positiv zu bewerten, denn auch alle anderen Pflanzen benötigen ausreichend Stickstoff für ihr Wachstum. Dabei können Brennnesseln auch als Stickstoffanzeiger im Garten genutzt werden. Überall dort, wo die Pflanze üppig sprießt, ist der Boden demnach sehr stickstoffhaltig. Der pH-Wert solcher Böden liegt für gewöhnlich im neutralen Bereich, zwischen 6,5 und 7,5 Punkten.
Urtica ist die ideale Bepflanzung für schattige Standorte. Dabei sind frisch-feuchte, sandig-lehmige bis kiesig-lehmige Böden am besten geeignet. Auch lieben Brennnesseln humus- und nährstoffreiche Böden, weshalb sie von zahlreichen Gärtnern direkt neben dem Komposthaufen angebaut werden.
Normaler Weise sind Brennnesseln bis zu -35 °C winterhart und treiben nach dem Winter jedes Jahr aufs Neue aus. Eine frostfreie Periode von mindestens zwei Wochen pro Jahr ist aber dennoch wichtig.
Pflanztipp: Siedeln Sie die Brennnessel gezielt neben Pflanzen an, die anfällig für Schädlingsbefall sind! Die „brennende Aura“ des Heilkrauts hält Schädlinge nämlich wie durch Zauberhand fern. Apropos Hand, tragen Sie bei Arbeiten an der Brennnessel bitte stets Handschuhe, um sich vor den Hautreizungen bei Kontakt mit den Brennhaaren der Pflanze zu schützen.
Einzelheiten zum Standort für Urtica:
- schattigen bis halbschattigen Standort wählen
- Boden muss frisch-feucht und sandig-lehmig oder kiesig-lehmig sein
- Brennnesseln sind Zeigerpflanzen für Stickstoff
- pH-Wert des Bodens: neutral, von 6,5 bis 7,5 Punkte
- gute Pflanzpartner: schadbildanfällige Pflanzen
- Urtica ist bis -35 °C winterhart
- Handschuhe schützen vor Hautreizungen durch Brennhaaren

Pflanzanleitung für Brennnessel
1. Schritt – Pflanztermin wählen: Urtica kann das ganze Jahr über im Garten ausgepflanzt werden. Wählen Sie am besten eine frosfreie Zeit im Frühling oder Frühherbst, damit die Pflanze vor dem Winter noch gut anwurzeln und am Standort etablieren kann.
2. Schritt – Boden vorbereiten: Lockern Sie den Boden vor der Pflanzung gut auf und mischen Sie zur optimalen Nährstoffversorgung der Brennnessel bei bedarf etwas Humus und Kompost unter. Sofern der Boden von Haus aus stickstoffarm ist, kann eine Vordügnung mit Brennnesseljauche sinnvoll sein.
3. Schritt – Brennnessel pflanzen: Heben Sie ein Pflanzloch aus, das mindestens 36 cm tief ist. Um eine übermäßige Ausbreitung der Brennnesseln zu verhindern, kann es helfen, Wurzelsperren ins Pflanzloch einzubringen, oder die Kräuter mitsamt Untertopf in den Boden einzulassen. Nach der Pflanzung sollte der Standortboden dann gut angewässert werden.
Kurzschritte zur Pflanzung im Überblick:
- Pflanztermin: frostfreie Perioden im Frühling oder Herbs
- vorab Boden auflockern und mit Humus / Kompost anreicher
- stickstoffarme Böden mit Brennnesseljauche vordüngen
- Pflanztiefe: 36 cm
- zur Eindämmung des Wurzelwachstums Wurzelsperre einbringen
- alternativ Brennnessel mitsamt Pflanztopf einsetzen

Brennnessel pflegen – gießen, düngen, schneiden
Brennnesseln sind gemeinhin völlig anspruchslos, weshalb sie auch ohne Zutun des Gärtners munter sprießen. Gewässert werden muss das Kraut nur während anhaltender Trockenphasen im Sommer. Eine Düngung ist ebenfalls nur selten notwendig, da sich die Pflanze gut selbst mit Stickstoff versorgt.
Wesentlich wichtiger als Gießen und Düngen sind bei der Brennnessel regelmäßige Rückschnitte. Kürzen Sie Urtica zu diesem Zweck im Sommer bodennah ein. Das fördert den Neuaustrieb und garantiert eine ganzjährige Ernte.
Auch das „Unkrautjäten“ ist an Brennnesseln eine wiederkehrende Pflegemaßnahme. Ausläufer sind nach Möglichkeit vollständig auszureißen, damit es nicht zu einer unkontrollierten Vermehrung der Pflanze kommt. In diesem Zusammenhang sollten Sie auch die Blütenstände der Urtica vor der Samenreife entfernen, um die Pflanze an der Selbstaussaat im Beet zu hindern. Die Wurzelausläufer können beispielsweise dazu genutzt werden, kontrolliert neue Pflanzen zu ziehen.
Kurztipps zum Gießen und Schneiden:
- Urtica muss nur bei anhaltender Trockenheit gegossen werden
- Düngung ist nicht notwendig
- regelmäßiger Rückschnitt im Sommer fördert Neuaustrieb
- zu Prävention unkontrollierter Vermehrung Wurzelausläufer ausreißen
- zusätzlich Brennnesselblüten vor der Samenreife entfernen

Interessante Arten der Urtica
In der Gattung Urtica gibt es ungefähr 45 verschiedene Arten. Neben der Großen und Kleinen Brennnessel sind dabei auch noch ein paar andere Arten für die Kultur interessant. Diese unterscheiden sich maßgeblich in ihrer Wuchshöhe, Blattform und Blütenfarbe. Hier ein paar Empfehlungen:
Art | Beschreibung |
---|---|
Geschwänzte Brennnessel Urtica membrana | Blütezeit: Februar bis September Blütenfarbe: violette Blüten Blätter: ei- bis herzförmige Blätter Wuchshöhe: bis zu 80 cm Herkunft: Europa, Nordafrika Eignung für Kultivierung: sehr gut Besonderheiten: der Name rührt von den schwanzartig abstehenden Blütenständen her; wird in Sizilien als Blattgemüse für Brennnessel-Spinat und Brennnessel-Suppe genutzt; in Griechenland und Ägypten gilt die geschwänzte Brennnessel außerdem als antikes Aphrodisiakum und Frauenheilkraut gegen Brustleiden und Menstruationsbeschwerden. |
Große Brennnessel Urtica dioica | Blütezeit: Juli bis Oktober Blütenfarbe: bis zu 300 cm Blätter: grünlich-bräunliche Blüten Wuchshöhe: längliche, herzförmig zugespitze Blätter Herkunft: Amerika, Asien, Europa, Nordafrika Eignung für Kultivierung: sehr gut Besonderheiten: traditionelles Wildgemüse in Europa und beliebte Zutat für Polenta, Gemüsepüree, Pesto; in Albanien Zutat für Börek-Füllung; als Heilkraut vor allem gegen Harnwegserkrankungen und zur Stärkung der Haarwurzeln in Gebrauch |
Kleine Brennnessel Urtica urens | Blütezeit: Juni bis Oktober Blütenfarbe: bis zu 60 cm Blätter: grünliche Blüten Wuchshöhe: kleine, eiförmige Blätter Herkunft: Asien, Europa Eignung für Kultivierung: sehr gut Besonderheiten: obwohl kleiner als die Große Brennnessel, brennt deren kleine Schwester deutlich stärker; in der Küche wird die Kleine Brennnessel für Gemüsesäfte, Kräuterbutter, Salate, Brotaufstriche, Spinate, Kräutersaucen, Trockengewürzmischungen und deftiges Gebäck verwendet; als Heilkraut bei Nierenleiden, Hautkrankheiten wie Nesselsucht, Allergien, Verbrennungen, Sonnenbrand, Insektenstichen, Gicht und Erkrankungen des Stütz- und Bewegungsapparates in Gebrauch |
Pillen-Brennnessel Urtica pilulifera | Blütezeit: April bis Oktober Blütenfarbe: grüne, pillenförmige Kugelblüten Blätter: stark gekerbte, länglich-eiförmige Spitzbläter Wuchshöhe: bis zu 100 cm Herkunft: Asien, Europa, Nordafrika Eignung für Kultivierung: gut Besonderheiten: die "Pillenfrüchte" gelten als vitalisierend und dienen als Stärkungsmittel |
Röhricht-Brennnessel Urtica kioviensis | Blütezeit: Juli bis August Blütenfarbe: grünliche Blüten Blätter: herzförmige Blätter Wuchshöhe: bis zu 200 cm Herkunft: Europa Eignung für Kultivierung: sehr gut Besonderheiten: liebt Uferstandorte, daher auch als Ufer-Brennnessel bekannt; wird neben der Verwendung als Blattgemüse in Suppen, Aufläufen und Salaten vor allem als Heilkraut gegen Prostatavergrößerung eingesetzt |
Brennnessel – Mögliche Krankheiten und Schädlinge
Es sind keine Schadbilder für die Brennnessel bekannt.
Fazit
Die Brennnessel ist in der Tat mehr als nur ein lästiges Unkraut. In Wahrheit verbirgt sich hinter ihr eine wertvolle Bezugsquelle für Pflanzenschutzmittel, Naturdünger, Blattgemüse und vielseitige Heilkräuter zugleich. Kaum eine andere Nutzpflanze ist so vielseitig einsetzbar und obendrein auch noch so gesund. Obendrein zeigt sich Urtica in der Pflege auch gänzlich anspruchslos, zeigt Gärtnern gratis stickstoff- und damit nährstoffhaltige Böden an und ist so gut wie gar nicht anfällig für Schadbilder. Eine Kultur von Brennnesseln im Garten kann daher als lohnend sein. Das einzige, was es braucht, um das Kraut zu einem friedlichen und verträglichen Gartenmitbewohner zu machen, ist eine gute Wurzelsperre sowie das regelmäßige Eindämmen aggressiver Wurzelausläufer.