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Familien der Pflanzenwelt: Ölbaumgewächse

6 Minuten Lesezeit

Ob nun Nutzpflanzen wie der Ölbaum, Traditionsbäume wie die Esche, Heckenpflanzen wie der Liguster oder Ziergehölze wie Flieder, Jasmin und Forsythie – Sie alle gehören zur Familie der Ölbaumgewächse (Oleaceae), deren Gattungen weltweit eine äußerst lange Kulturgeschichte haben.

Man denke nur an die Olivenhaine Südeuropas und Arabiens, in denen der Echte Ölbaum seit über 9000 Jahren zur Oliven- und Ölgewinnung angebaut wird.

Auch die Kultur von Jasmin und Flieder hat in weiten Teilen Europas und Asiens lange Tradition, was eindrucksvoll beweist, wie lange Ölbaumgewächse die menschliche Zivilisation im Alltag schon begleiten. Einteilen lassen sich die Oleaceae dabei in fünf verschiedene Tribus:

  • Tribus der Fontanesieae
    enthält die Gattung der Fontanesia
  • Tribus der Forsythieae
    enthält 2 Gattungen der Oleaceae
  • Tribus der Jasmineae
    enthält 2 Gattungen der Oleaceae
  • Tribus der Myxopyreae
    enthält 4 Gattungen der Oleaceae
  • Tribus der Oleeae
    enthält 11 Gattungen der Oleaceae

Besonderheiten der Ölbaumgewächse

Oleaceae wachsen für gewöhnlich als Bäume oder Sträucher. Ihren Namen verdanken Ölbaumgewächse ihren ölhaltigen Inhaltsstoffen, die sich nicht nur in den Früchten, sondern auch in den Blättern und dem Stammholz der Pflanzen wiederfinden. Besagter Ölgehalt sorgt mitunter für sehr vielseitige Blütengerüche.

So manches Gewächs dieser Pflanzenfamilie, darunter Flieder und Jasmin, wird darum sehr gerne als Duftpflanze verwendet. Die Duftblüte verdankt ihrem einmaligen Blütenduft gar ihren Namen. Darüber hinaus besitzen Oleaceae in der Regel nicht nur duftende, sondern auch sehr farbenfrohe Blüten, die den Zierwert der Gehölze weiter erhöhen.

Insbesondere die Blätter der Oleaceae sind aufgrund des hohen Ölgehalts äußerst dick und ledrig, was der meist immergrünen Belaubung eine besondere Robustheit beschert. Allerdings bedeutet Robustheit nicht gleich Frostresistenz.

Im Gegenteil sind Gehölze wie der Ölbaum oder Jasmin nur bedingt bis gar nicht winterhart. Sie lassen sich bei uns deshalb nur mit ausreichendem Winterschutz, beziehungsweise bei Überwinterung im Haus erfolgreich kultivieren.

 

Ölbaumgewächse des Tribus Forsythieae

Beim Tribus der Forsythieae scheiden sich die fachbotanischen Geister. Einige Botaniker rechnen ihm nur ein Ölbaumgewächs, nämlich die Forsythie zu. Andere differenzieren zwischen „echter“ Forsythie und Schneeforsythie, die in manchen Büchern eine eigene Gattung namens Abeliophyllum darstellt.

Ungeachtet der Klassifizierung besitzen Forsythieae jedoch allesamt einen hohen Zierwert. Dieser entsteht nicht nur durch den zarten Duft ihrer Blüten, sondern auch durch ihre kräftig gelb, im Falle der Schneeforsythie weiß bis blasspink gefärbten Blüten. Außerdem nimmt das immergrüne Laub mancher Forsythieae im Herbst eine attraktive lila-rote Färbung an, was selbst die Blätter zu schmuckvollen Pflanzenteilen macht.

Ein Vorteil gegenüber manch anderem Ölbaumgewächs entsteht bei Forsythieae durch ihre beachtliche Winterhärte sowie ihre Genügsamkeit in Sachen Standortbedingungen. Die Ziersträucher vertragen sowohl schattige als auch sonnige Standorte und geben sich für gewöhnlich mit normaler Gartenerde als Bodensubstrat zufrieden.

Allerdings sollten die Gehölze von Zeit zu Zeit geschnitten werden, damit ihre Blütenpracht auch nach mehreren Standjahren noch kräftig austreibt. Wählen können Sie dabei zwischen folgenden Varianten der Forsythieae:

  • Europäische Forsythie (Forsythia europaea)
  • Garten-Forsythie (Forsythia x intermedia)
  • Grüne Forsythie (Forsythia viridissima)
  • Hänge-Forsythie (Forsythia suspensa)
  • Koreanische Forsythie (Forsythia ovata)
  • Schneeforsythie / Weiße Forsythie (Abeliophyllum distichum)

 

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Auch sie ist mit dem Ölbaum verwandt: die Forsythie | © Das Grüne Archiv

Ölbaumgewächse des Tribus Jasmineae

Besonders umfangreich ist auch der Tribus der Jasmineae nicht. Er enthält neben der namensgebenden Gattung des Jasmins nur ein weiteres Gewächs namens Menodora. Jedoch ist der Artenreichtum beider Gattungen immens und so auch das Farbspektrum der duftenden Blüten.

Neben dem traditionellen Gelb der Forsythie warten vor allem Jasminarten mit weiteren Blütenfarben wie weiß, rosa oder rot auf. Ferner kann die Form der Blütenblätter zwischen schmal- und breitblütig variieren. Selbst gefüllte Blüten sind gelegentlich erhältlich.

Jasmin gehört nicht zu den frostresistentesten Gattungen der Ölbaumgewächse. Im Gegensatz zur Forsythie benötigt der Duftstrauch unbedingt einen lichtreichen, warmen, sowie windgeschützten Standort.

Auch beim Bodensubstrat sind Jasmineae deutlich wählerischer und wünschen sich eine eher torfige Erdmischung, die ausreichend Nährstoffe bietet. Mit Blick auf die mangelnde Winterhärte empfehlen wir, zumindest auf halbwegs robuste Arten auszuweichen. Hierzu zählen:

  • Gelber Jasmin / Winterjasmin (Jasminum nudiflorum)
  • Rosa Jasmin / Beesian’scher Jasmin (Jasminum beesianum)
  • Weißer Jasmin / Echter Jasmin (Jasminum officinale)
  • Zwergjasmin (Jasminum parkeri)
  • Raue Menodora (Menodora scabra)
  • Prächtige Menodora (Menodora longiflora)

 

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Eine ziervolle Duftpflanze unter den Ölbaumgewächsen: Jasmin

Ölbaumgewächse des Tribus Oleeae

Die meisten Gattungen der Ölbaumgewächse tummeln sich im Tribus der Oleeae. Hier findet man neben dem Namenspatron der Pflanzenfamilie, dem Ölbaum, auch berühmte Zier- und Heckenpflanzen wie Liguster oder Flieder. Und selbst die Esche, ihres Zeichens Weltenbaum der nordischen Mythologie, ist ein Ölbaumgewächs dieses Tribus.

Nun sind die Nutzungsmöglichkeiten der Oleeae gemäß ihrer Artenvielfalt natürlich sehr groß. Setzt man den Fokus allerdings auf Gehölze, die bei uns problemlos im Freien bestehen, fällt zumindest der Ölbaum als Nutzpflanze schon einmal aus.

Um seine leckeren Oliven zu entwickeln, benötigt der Baum nämlich ein gehöriges Maß an Sonne, das er in Mitteleuropa kaum vorfindet. Aus diesem Grund wird der Ölbaum bei uns normalerweise lediglich als Zierpflanze im Kübel kultiviert.

Deutlich bessere Überlebenschancen im Freiland haben hierzulande heimische Oleeae, wie Flieder oder Liguster. Auch die mächtige Esche wächst bei uns ohne Komplikationen. Des Weiteren kommen nordamerikanische und asiatische Arten der Duftblüte, des Schneebaums und der Adelie für eine Freilandkultur in Betracht. Zur besseren Übersicht hier noch einmal die wichtigsten Oleeae auf einen Blick:

  • Adelie (Forestiera)
  • Duftblüte (Osmanthus)
  • Esche (Fraxinus)
  • Flieder (Syringa)
  • Liguster (Ligustrum)
  • Ölbaum / Olivenbaum (Olea)
  • Schneebaum (Chionanthus)

 

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Die Namenspatronen der Ölbaumgewächse: Ölbäume alias Olivenbäume | © Das Grüne Archiv

Fazit

Der Ölbaum mag als Oliven- und Öllieferant namensgebend für die Ölbaumgewächse sein, jedoch sind die meisten Mitglieder dieser Pflanzenfamilie nicht als Nutzpflanzen, sondern als Zier- und Duftpflanzen in Gebrauch. Überprüfen Sie darum dringend die Winterhärte individueller Arten, denn Gattungen wie der Jasmin sind von Haus aus eher frostempfindlich.

Robuster zeigen sich hingegen heimische Oleaceae wie Flieder, Forsythien, Liguster und der Eschenbaum. Hier können meist alle Arten bedenkenlos im Garten gepflanzt werden. Wer dennoch nicht auf ein exotischeres Ölbaumgewächs verzichten möchte, der kann alternativ auch eine Pflanzung im Kübel vornehmen und das Gehölz im Winter ins Haus verfrachten.

 

FAQ – Häufige Fragen zu Ölbaumgewächsen

Was sind Ölbaumgewächse?

Ölbaumgewächse, oder Oleaceae, umfassen eine Vielzahl von Gehölzen, sowie einige wenige krautige Pflanzen. Zu den bekanntesten gehören der Olivenbaum, Jasmin und Liguster. Diese Pflanzen zeichnen sich durch ihre oft aromatischen Blüten und ihr vielfältiges Nutzungspotential aus, von Ölproduktion bis zur dekorativen Gestaltung von Gärten. Sie sind in verschiedenen Klimazonen heimisch, besonders in den Mittelmeerregionen und subtropischen Gebieten.

Wie pflege ich einen Olivenbaum?

Olivenbäume benötigen viel Sonne und gut durchlässigen Boden. Sorgen Sie für regelmäßiges, aber nicht übermäßiges Gießen, da Staunässe Wurzelfäule verursachen kann. Ein leichter Rückschnitt im Frühjahr fördert die Gesundheit und Form des Baumes. Olivenbäume sind relativ frostempfindlich, daher empfiehlt sich ein Schutz bei niedrigen Temperaturen, insbesondere in weniger milden Klimazonen.

Sind Ölbaumgewächse anfällig für Schädlinge?

Ja, Ölbaumgewächse können von verschiedenen Schädlingen betroffen sein. Olivenbäume sind anfällig für Olivenfliegen, die die Früchte befallen, sowie für verschiedene Blattläuse und Spinnmilben. Jasmin kann von Weißen Fliegen und Mehltau betroffen sein, während Liguster unter Blattläusen und Schuppeninsekten leiden kann. Regelmäßige Kontrollen und gezielte Maßnahmen wie biologische Bekämpfung oder geeignete Pflanzenschutzmittel helfen, Schädlinge in Schach zu halten.

Wo sind Ölbaumgewächse hauptsächlich heimisch?

Ölbaumgewächse sind überwiegend in gemäßigten und subtropischen Klimazonen heimisch. Sie finden sich häufig im Mittelmeerraum, in Teilen von Asien, Nordamerika und Südamerika. Einige Arten, wie der Olivenbaum, sind speziell an die Bedingungen der Mittelmeerregion angepasst, während andere wie Jasmin auch in tropischeren Klimazonen gedeihen.

Welche ökologischen Vorteile bieten Ölbaumgewächse?

Ölbaumgewächse tragen zur Biodiversität bei, indem sie Lebensräume für verschiedene Insekten und Vögel schaffen. Zudem helfen sie, die Bodenqualität zu verbessern, indem sie Erosionsschutz bieten und Nährstoffe im Boden halten. Viele Arten der Familie sind auch wichtig für die Luftreinigung und können in städtischen Gebieten zur Verbesserung des Mikroklimas beitragen.


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