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Familien der Pflanzenwelt: Steinbrechgewächse

Die Familie der Steinbrechgewächse (Saxifragaceae) ist mit insgesamt nur 37 Gattungen nicht die größte und besitzt im Unterschied zu den meisten anderen Pflanzenfamilien nicht einmal verschiedene Unterarten. Dafür gehören zu den Saxifragaceae aber ein paar echte Klassiker aus dem Ziergarten und Steingarten. Und sogar ein paar Heilkräuter sind unter den Saxifragaceae zu finden.

 

Besonderheiten der Saxifragaceae

Die Taxonomie der Steinbrechgewächse erfuhr seit ihrer Aufstellung durch den französischen Botaniker Antoine Lauren de Jussieu im Jahre 1789 zahlreiche Änderungen. Viele Pflanzen, die früher zu dieser Pflanzenfamilie gehörten, wurden zwischenzeitlich in andere Familien eingeordnet, weshalb die Saxifragaceae heute nur noch einen Bruchteil ihrer einstigen Gattungen umfassten.

Dabei kann es mitunter auch leicht zu Verwechslungen mit Pflanzen aus anderen Familien kommen. Das gilt insbesondere für die Stammgattung der Steinbrechgewächse, den namensgebenden Steinbrech. Er wird oft fälschlicherweise für eine Art der Hauswurz, Rosenwurz oder des Mönchspfeffers gehalten, und das nicht ohne Grund. Denn wie diese Pflanzen ist auch der Steinbrech eine Felsenpflanze und traditionelle Steingartensukkulente.

Dagegen weichen andere Steinbrechgewächse in Sachen Erscheinungsbild und Wuchsform mitunter stark von der Stammgattung Steinbrech ab. Nur selten handelt es sich um Blattsukkulente mit vergleichsweise niedrigem Wuchs. Viel häufiger sind in der Pflanzenfamilie nämlich hoch wachsende Zierstauden anzutreffen.

 

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Eines der ziervollsten Steinbreachgewächse überhaupt: die Schaumblüte | © Das Grüne Archiv

Steinbrechgewächse für den Steingarten

Obwohl es der Name anders vermuten lässt, bieten sich unter den Steinbrechgewächsen eigentlich nur zwei bis drei Pflanzen auch wirklich für den Steingarten an. Gemeint sind Steinbrech, Bergenie und Milzkraut, die neben ihrer Vorliebe für steinige Standorte auch eine weitere Besonderheit miteinander teilen.

Es handelt sich nämlich bei beiden Saxifragaceae um alte Heilkräuter aus der Volksheilkunde. Der Steinbrech war diesbezüglich schon im Altertum als Heilkraut gegen Nierensteine, Harnsteine und Verdauungsbeschwerden in Verwendung. Das Milzkraut hingegen verdankt seinen Namen und auch seine medizinische Anwendung gegen Milzerkrankungen der Signaturenlehre.

Gemäß dieser Lehre kann die Blüten-, Blatt- oder Wurzelform einer Pflanze etwas über den medizinischen Wirkungsbereich im Körper aussagen. Beim Milzkraut sind das die milzförmig ausgebildeten Blätter, die eine Verwendung gegen Milzbeschwerden nahelegte.

Es kann sich also durchaus anbieten, Steinkraut und Milzkraut neben dem Steingarten auch als Pflanzung für den heimischen Kräutergarten zu erwägen. Dabei sei aber darauf hingewiesen, dass medizinische Heilwirkung aktuell nur für das Steinkraut ausreichend wissenschaftlich belegt ist.

 

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Zierstaude und Steingartenpflanze in einem: die Bergenie | © Das Grüne Archiv

Steinbrechgewächse für den Ziergarten

Als Zierpflanzen beschreibt man in der Regel Gewächse, die entweder durch einen dekorativen Blattschmuck oder ziervollen Blütenschmuck auffallen und deshalb bevorzugt im Ziergarten gepflanzt werden. Unter den Steinbrechgewächsen ist meist letzteres der Fall. Dabei handelt es sich bei den Saxifragaceae hauptsächlich um radiärsymmetrische, also strahlenförmige Blüten.

Diese gibt es unter den Steinbrechgewächsen in allen nur erdenklichen Variationen und Farben. Dominant sind allerdings die Blütenfarben Weiß, Rosa und Violett. Außerdem weisen ziervolle Saxifragaceae wie die Bergenie, Schaumblüte, Prachtspiere oder das Purpurglöckchen gerne einen rispigen Blütenstand auf, weshalb großflächige Kulturen oft einem wahren Meer aus buschigen Blütenrispen gleichen.

Apropos Kultur: Im Unterschied zur Stammgattung Steinbrech, die bevorzugt auf kargem, trockenen und steinigen Untergrund wächst, bevorzugen Zierstauden aus der Familie der Steinbrechgewächse einen eher frisch-feuchten, sandig-lehmigen, humus- und nährstoffreichen. Dank relativ ähnlicher Standortansprüche kann man sie auch problemlos nebeneinander Pflanzen. Zu den beliebtesten Zierstauden der Saxifragaceae gehören diesbezüglich:

  • Bergenie (Bergenia)
  • Bischofskappe (Mitella)
  • Boykinie (Boykinia)
  • Lebendblatt (Tolmiea)
  • Prachtspiere (Astilbe)
  • Purpurglöckchen (Heuchera)
  • Schaublatt (Rodgersia)
  • Schaumblüte (Tiarella)
  • Schildblatt (Damera)
  • Tafelblatt (Astilboides)

 

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Im Ziergarten eine echte Kultpflanze: das Purpurglöckchen| © Das Grüne Archiv

Fazit

Der Familienname der Steinbrechgewächse ist eigentlich etwas irreführend. Er lässt annehmen, dass es sich hier ausnahmslos um Pflanzen handelt, die in irgendeiner Form in Felsspalten oder zumindest auf steinigem und kargem Untergrund wachsen. Das trifft in Wahrheit aber nur auf das Steinkraut selbst sowie einige Arten des Milzkrautes zu. Bei den übrigen Saxifragaceae handelt es sich eher um Zierstauden, die einen nährstoff- und humusreichen Boden bevorzugen.

Dessen ungeachtet sind Steinbrechgewächse allesamt sehr ziervoll und bereichern sowohl den Ziergarten als auch den Steingarten mit ihrer einzigartigen Blütenpracht. Dabei stehen Gärtnern sowohl hochwachsende als auch bodendeckende Gewächse zur Auswahl, weshalb sich die Einsatzmöglichkeiten von Saxifragaceae im Garten sehr vielseitig gestalten.

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