Der Steinbrech (Saxifraga) trägt seinen Namen nicht umsonst. Denn man findet diese beeindruckend anpassungs- und wandlungsfähige Pflanze insbesondere in Gebirgsregionen relativ häufig. Dort durchdringt er wahrhaftig selbst das härteste Gestein. Selbst die kleinsten Felsspalten gereichen der Sukkulente als spartanischer Wuchsgrund.
Und auch in Sachen Extremtemperaturen zeigt sich Saxifraga als namesgetreu hartnäckig. Ein ideales Pflanzexemplar für den Steingarten also, wo es sich wunderbar als Bepflanzung für Steinmauern und Bettnischen im Steingartenbeet macht. Dabei beeindruckt Saxifraga nicht nur durch seine vielseitigen Wuchsformen, sondern auch durch seine Heilwirkung.
Inhaltsverzeichnis
ToggleEin unzerstörbares Heilpflänzchen
Der Steinbrech macht seinem Namen alle Ehre, denn bereits mit Blick auf seine Standorteigenschaften ist er fürwahr härter als so mancher Stein. Zahlreiche Arten zeigen sich weder durch extreme Minusgrade noch durch unwirtliche Standorteigenschaften beeindruckt.
Das gilt vor allem für den als Violetter Steinbrech oder Berg-Steinbrech bekannten Gegenblättrigen Steinbrech (Saxifraga oppositifolia), dem nachgesagt wird, die härteste Pflanze der Welt zu sein. Als Teil der sogenannten Nivalflora wächst Saxifraga oppositifolia traditionell in den verschneiten und eisigen Weiten der Polarregion und ist von der Antarktis und Grönland über die Faröoer Inseln und dem schottischen Hochland bis zu den Alpen und Gebirgslandschaften Sibiriens in so manch unwirtlicher Landschaft zu finden.
Die Winterhärte dieser Art ist dabei mehr als beachtlich. In einem während den 1980er Jahren durchgeführten Experiment überlebte Saxifraga oppositifolia das Eintauchen in -196 °C kaltes, flüssiges Nitrogen. An ihren Naturstandorten überlebt die Pflanze dauerhaft zumindest Tiefsttemperaturen zwischen -50 °C und -90 °C. Kein Wunder ist es da, dass die Saxifraga oppositifolia sogar die letzte Eiszeit überstanden hat.
Vorsicht, Verwechslungsgefahr
Der Steinbrech wird nur allzu gerne mit dem Steinkraut verwechselt. Beide Gewächse sind traditionelle Steingartenpflanzen mit bodendeckendem Wuchs und besitzen gleichermaßen weiß, gelb und purpur bis violett blühende Arten. Damit hat es sich dann aber auch schon, was die Gemeinsamkeiten angeht.
Beispielsweise gehört das Steinkraut zu den Kreuzblütengewächsen, wohingegen Saxifraga die Stammgattung in der gleichnamigen Familie der Steinbrechgewächse sind. Zu diesen gehören noch ganz andere beliebte Gartenpflanzen, so etwa das Purpurglöckchen, die Bergenie, Prachtspiere und die Schaumblüte.
Weitere Unterschiede zum Steinkraut finden sich in der Wuchsform von Saxifraga. Denn bei den Arten des Steinkrauts handelt es sich oft um Zwergsträucher, wohingegen zahlreiche Steinbrech-Arten Sukkulenten sind. Damit ähneln sie sehr dem Mauerpfeffer sowie der Hauswurz und Rosenwurz, mit denen Saxifraga gerne gemeinsam im Steingarten gepflanzt wird.
Gerade beim auch als Fetthenne bekannten Mauerpfeffer kommt es ebenfalls gerne zu Verwechslungen. Das gilt vor allem für den gelb blühenden Fetthennen-Steinbrech (Saxifraga aizoides). Darüber hinaus verbindet die beiden Sukkulenten auch ihr Status als alte Heilpflanzen.
Wirkung von Saxifraga
Der Name des Steinbrechs rührt nicht nur daher, dass er mit seinem Wuchs durch so manche Gebirgsfelsspalte bricht. In der alten Volksheilkunde ist er nämlich auch dafür bekannt, Nierensteine „zu brechen“. Dabei wurde Saxifraga (von lateinisch saxum für „Felsen“ oder „Stein“ und frangere für „brechen“) schon im Mittelalter gegen etwaige Steinleiden eingesetzt.
Sowohl Hildegard von Bingen als auch Paracelsus und Lonicerus empfahlen das Kraut gegen Nieren- und Harnsteine sowie Nierengrieß. In Dänemark war des Weiteren eine Anwendung bei Milz- und Leberleiden wie der Gelbsucht oder bei Verdauungsbeschwerden wie Durchfall üblich. In Osteuropa nutzte man Saxifraga darüber hinaus auch gegen Ohrenschmerzen und als Fiebermittel.
Wissenschaftlich belegt ist mittlerweile die antioxidative Wirkung des Steinbrechs. Sie macht das Kraut zu einem exzellenten Radikalfänger, der Stoffwechselabbauprodukte aus dem Körper schleust, bevor sie sich in den Nieren und Harnwegen ansetzen und dort zu Steinen kristallisieren können.
Eine ebenfalls erstaunliche Wirkung scheint Saxifraga gegen Infektionskeime zu haben. Studien förderten hier sogar einen medizinischen Effekt gegen gefährliche Viren wie SARS-CoV-2 (Coronavirus) zutage.
Steinbrech pflanzen – Standort und Ablauf
Wie bereits aufgezeigt, handelt es sich bei Steinbrech-Arten um echte Überlebenskünstler. Sie gedeihen bis in Höhen von 4000 m über dem Meeresspiegel und sind dementsprechend gerade in Gebirgsregionen wie den schottischen Highlands, Alpen, den Bergregionen Sibiriens und auch im Kashmir heimisch. Im Steingarten und Alpingarten ist Saxifraga also praktisch Pflicht und die Standortbedingungen für Saxifraga gestalten sich dementsprechend.
Der richtige Standort für Steinbrech
Wenngleich sich Saxifraga von Minusgraden, Eis und Schnee relativ unbeeindruckt zeigt, ist ein sonniger bis halbschattiger Standort ratsam. Ansonsten zeigt sich das härteste Pflänzchen der Welt in seiner Kultur aber recht genügsam.
Da es sich bei Steinbrech-Arten um klassische Schuttsiedler bzw. Felspflanzen handelt, ist der Boden nicht zu nährstoffreich zu wählen. Ein karges, kiesig-lehmiges bis sandig-lehmiges Substrat ist daher genau das Richtige. Der pH-Wert des Bodens sollte leicht sauer sein und zwischen 4,5 und 6 Punkten liegen.
Einzelheiten zum Standort für Saxifraga:
- Winterhärte reicht je nach Art von -23 °C bis -50 °C
- dennoch sonnige bis halbschattige Standorte wählen
- nährstoffarmer und humusarmer, eher karger Boden
- kiesig-lehmige und sandig-lehmige Böden sind ideal
- pH-Wert des Bodens: schwach sauer, von 4,5 bis 6
- Pflichtpflanze im Steingarten
- Pflanzung auf Steinmauern ebenfalls denkbar
Pflanzanleitung für Steinbrech
1. Schritt – Pflanztermin wählen: Obschon Saxifraga völlig winterhart ist, sollte man die Felspflanze im Frühjahr, zwischen April und Mai pflanzen. So kann sie sich vor dem ersten Winter ausreichend am Standort etablieren und gut anwachsen.
2. Schritt – Boden vorbereiten: Lockern Sie das Pflanzsubstrat vorab gut auf und reichern sie es bei Bedarf mit Kies und / oder Sand an. Grobe Steine im Boden sind für Saxifraga kein Problem. Im Gegenteil, kann man ihn auch auf Steinmauern ansiedeln. Hierfür gibt man nur etwas Substrat in die Felsspalten, um dem Pflänzchen guten Halt zu bieten.
3. Schritt – Steinbrech pflanzen: Als bodendeckende Sukkulente muss Saxifraga ähnlich wie Hauswurz oder Mauerpfeffer nicht aufwändig eingegraben werden. Stattdessen setzt man die Pflanze einfach auf das Erdreich, drückt sie nur leicht an und häufelt allenfalls etwas Substrat um den Wurzelbereich.
Steinbrech gießen und düngen
Nach der Pflanzung einmal gut angegossen, ist es dem Steinbrech eigentlich am liebsten, wenn man ihn ungestört sich selbst überlässt. Er kommt mit gelegentlichen Trockenperioden problemlos zurecht, weshalb er im Grunde nicht manuell bewässert werden muss.
Da Saxifraga außerdem lieber karg und nährstoffarm steht, erübrigt sich auch die Düngung der Pflanze. Viel Pflegeaufwand haben sie mit dem zähen Gebirgspflänzchen also nicht.
Steinbrech schneiden und vermehren
Zu Heilzwecken können Sie regelmäßig ein paar junge Steinbrechtriebe ernten. Das hilft auch gleich bei der Eindämmung der Wuchsfreude, denn die ist bei Saxifraga wie bei vielen anderen Steingartensukkulenten auch ziemlich ausgeprägt. Ansonsten genügt es, abgeblühte Blütentriebe zu entfernen.
Die Vermehrung von Saxifraga gelingt umkompliziert über Wurzelteilung oder Tochterrosetten. Letztere lassen sich für gewöhnlich einfach abzwicken und dann anderer Orts wieder einpflanzen.
Interessante Arten der Gattung Saxifraga
Die Gattung Saxifraga umfasst stolze 450 bis 560 verschiedene Arten. Allein 40 davon sind in den Alpen heimisch. Hauptsächlich medizinisch genutzt werden diesbezüglich der Körnchen-Steinbrech (Saxifraga granulata).
Aktuell sehr häufig auf ihre Heilwirkungen erforscht werden außerdem der aus der Traditionellen Tibetanischen Medizin bekannte A Zhong Cha Bao (Saxifraga atrata) und eine Saxifraga-Art namens Saxifraga spinulosa, bei der es sich laut wissenschaftlichen Angaben um den Matten-Steinbrech alias Lungen-Steinbrech (Saxifraga bronchialis) handelt.
Für den Garten wiederum bieten sich je nach Gartenart andere Saxifraga-Arten an. Hier ein paar schöne Empfehlungen:
- Felsen-Steinbrech (Saxifraga petraea): weiße Blüten mit schlankem Wuchs der Blütentriebe; gut fürs Steingartenbeet
- Fetthennen-Steinbrech (Saxifraga aizoides): gelb blühende Art für den Steingarten und hier insbesondere Trockenmauern; auch als Warzenkraut bekannt, da früher gelegentlich zur Behandlung von Warzen verwendet
- Gegenblättriger Steinbrech (Saxifraga oppositifolia): seltene, rosa-violette Blüten; niedrigwüchsiger Bodendecker und Polsterstaude für Steingartenbeete und Trockenmauern
- Host-Steinbrech (Saxifraga hostii): weiße Blüten; klassische Steingartenpflanze; besondere Unterart ist der Rätische Steinbrech
- Moos-Steinbrech (Saxifraga bryoides): blassgelb blühende Saxifraga-Art; bildet einen moosartigen Teppich aus und ist als Bodendecker und Polsterpflanze im Steingarten sehr beliebt
- Moor-Steinbrech (Saxifraga hirculus): kräftig gelbe Blütenfarbe und erinnert an Sumpfdotterblume; bevorzugt feuchtere Böden und ist daher ideal für Moorbeete, Sumpfgärten und feuchte Uferzonen
- Rauhaar-Steinbrech (Saxifraga hirsuta): weiße Blüten an auffällig roten Trieben und neckische, gezähnte Blätter; bildet im Blumenbeet besonders schöne Kontraste
- Rispen-Steinbrech (Saxifraga paniculata): weiße Blütenrispen; kommt insbesondere in den Alpen sehr üppig vor und ist daher wie geschaffen für den Alpingarten
- Stern-Steinbrech (Saxifraga stellaris): äußerst winterharte Saxifraga-Art für den Steingarten; die einzigartigen weißen Sternblüten besitzen eine gelbe Zeichnung und bilden gemeinsam mit den kräftig rot gefärbten Staubblättern ein zauberhaftes Farbspiel
- Zweiblütiger Steinbrech (Saxifraga biflora): rote Blüten; beliebt im Alpingarten
Mögliche Krankheiten und Schädlinge
Seine Widerstandsfähigkeit beweist Saxifraga nicht nur in Sachen Winterhärte, sondern auch mit Blick auf Schadbilder. Denn die Pflanze ist weitestgehend resistent gegen Krankheiten und Schädlinge.
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