Spa-Einrichtungen, und Sauna-Wellness sind der Inbegriff moderner Kurelemente rund ums feuchte Element Wasser. Allerdings reicht die Geschichte der Wasserkur (Hydrotherapie) bis in die Antike zurück. Legendär sind Kleopatras Milchbäder zur Förderung schöner Haut.
Das heilsame Salzwasser des Toten Meeres wurde neben den alten Ägyptern auch von den Griechen, Persern und Babyloniern hochgeschätzt. Und die Römer sind für ihre historischen Thermalbäder bekannt, die sie weit über die Grenzen Roms hinaus bis zur Nordseeküste errichteten.
Dabei hat Hydrotherapie weit mehr als nur eine heilsame Wirkung auf die Haut. Sowohl verschiedene Infektionskrankheiten als auch Stoffwechselbeschwerden, Herz- und Gefäßerkrankungen sprechen gut auf eine Wasserkur an. Allerdings muss diesbezüglich zwischen verschiedenen hydrotherapeutischen Behandlungsformen unterschieden werden.
Thalasso – Eine Wohltat nicht für geplagte Haut
Eine der ältesten Formen der Wasserkur ist die Behandlung mit Salzwasser. Sowohl die heilenden Wasser mit Totes-Meer-Salz als auch herkömmliches Meerwasser zeichnen sich durch einen hohen Salzgehalt aus. Das Meersalz ist ähnlich wie Himalayasalz mit Mineralstoffen angereichert und regt den Hautstoffwechsel an. Dadurch werden Giftstoffe, freie Radikale und Hautschlacken erfolgreich ausgeleitet.
Indikationen für Thalassotherapie
Eine besondere Bedeutung haben Behandlungen mit Meerwasser für Atemwegserkrankungen und chronische Hautkrankheiten. So ist das Tote Meer zum Beispiel ein Mekka für Patienten mit Neurodermitis und Schuppenflechte. Krankheitssymptome können nach einem Aufenthalt am Toten Meer bis zu ein Jahr lang gelindert werden.
Das Inhalieren von salziger Meeresluft und heißem Wasserdampf aus Meerwasser verspricht wiederum Patienten mit Asthma und chronischer Lungenentzündung große Hilfe. Daneben wird Thalasso bei Rheuma, Rückenproblemen, Stressbelastung (z.B. Burnout) und Durchblutungsstörungen empfohlen.
Therapieelemente von Thalasso
Während bereits die Menschen der Antike gesundheitsfördernde Aufenthalte am Meer zu schätzen wussten, entwickelte sich die Behandlung mit Meerwasser als eigenständige Therapieform erst deutlich später. Basierend auf einer Doktorarbeit des englischen Arztes Richard Russel entstand die Thalassotherapie (vom altgriechischen thálassa für „Meer“) um 1750. Gut 43 Jahre später, im Jahre 1793 entstand an der Ostseeküste in Heiligendamm das erste Seeheilbad.
Inzwischen hat Thalasso sowohl in Kureinrichtungen der Ost- und Nordsee als auch an der Küste Südfrankreichs, Tunesiens sowie in den Nachbarländern des Toten Meeres, Israel und Jordanien, lange Tradition. Dabei gibt es folgende Behandlungsformen der Thalassotherapie:
- Algenwickel und Beauty-Behandlungen mit Algenprodukten
- Baden in Meerwasser
- Behandlungen mit Meeressedimenten wie Kieselsäure oder Kreide
- Inhalation von Meeresluft oder Meerwasserdämpfen
- Klimakur durch Aufenthalt am Meer
- Schlammpackungen und Schlammbäder mit Schlick
- Wassergymnastik in Meerwasser
Hydrotherapie durch Thermen und Heilbäder
Neben Thalasso-Einrichtungen sind auch Thermalbäder und Heilbäder beliebte Destinationen für einen Kururlaub. Dabei nutzten schon die Kelten, Germanen und alten Griechen die heilsamen Quellen ihrer Heimatregionen als Bade- und Kultstätten gleichermaßen. Bei ihnen begann einst die Geschichte der ersten Thermen, welche später mehrfach von den Römern zu Heilbädern ausgebaut.
Insbesondere in Deutschland entwickelte sich aus dem Badekult im Laufe der Zeit ein komplexes Netzwerk aus Kurorten. Ortschaften, die gemäß deutschem Kurortrecht das Wort „Bad“ im Namen tragen, sind demnach anerkannte Wasserkurorte. Dabei gibt es viele verschiedene Bäderformen:
- Eisenbad: Auch als Schlackenbad bekannt, führen Eisenbäder durch Metallverhüttung mit Mineralstoffen angereichertes Prozesswasser
- Mineralheilbad: Natürliche Quellen für Mineralwasser, das sowohl als Trinkwasser als auch zur therapeutischen Behandlung genutzt wird
- Moorheilbad: Mit Torf angereichertes Wasser, das für heilsame Moorbäder bzw. Schlammbäder genutzt wird
- Soleheilbad: Das Heilbadewasser enthält wertvolle Salze in einem Verhältnis von mindestens 14 g Sole pro 1 l Wasser
- Thermalheilbad: Thermen werden durch unterirdische Heißwasservorkommen gespeist, die häufig vulkanischen Ursprungs sind und deren Thermalwasser heilsame Mineralstoffe wie Kieselsäure oder Schwefel enthalten
Kneippheilbäder und Kneipp-Kuren
Neben den oben genannten, auf die Zusammensetzung des Wassers bezogenen Formen des Heilbads gibt es auch Heilbäder, deren Bäderstatus auf speziellen Behandlungsformen der Wasserkur beruht. Beispielsweise bieten Schrothheilbäder Anwendungen der Schrothkur an.
Benannt nach ihrem Erfinder Johann Schroth, der im 19. Jahrhundert das Konzept der Wasserkur aufgriff, beinhaltet die Schrothkur neben einer Spezialdiät und dem Entschlacken mit Wasser und Weißwein auch Schrothsche Packungen bestehend aus Dunstwickeln.
Felkeheilbäder orientieren sich wiederum am Naturheilkonzept von Emanuel Felke, der sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts um wasserheilkundliche Methoden wie dem Sitzbad, Lehmbad und Erdschlafen verdient gemacht hat.
Der bekannteste Hydrotherapeut der Heilbadgeschichte dürfte allerdings Sebastian Kneipp sein. Er entwickelte seine berühmte Kneipp-Kur um 1850 und verhalf vor allem zahlreichen bayerischen Heilbädern zu ihrem Status als Kneippheilbäder. Klassische Elemente der Kneipp-Kur sind dabei:
- Kneipgüsse
- Kneipsche Packungen
- Kneipsche Wickel
- Wassertreten
- Wechselduschen
Die Kneipp-Kur ist ein Paradebeispiel für die vielseitige Heilwirkung einer Wasserkur. So hilft Kneipp-Medizin beispielsweise bei Durchblutungsstörungen, Venenleiden, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Knochen- und Gelenkbeschwerden, Immunschwächen und neurologischen Krankheiten. In Kombination mit Hydrotherapie nutzt die Kneipp-Kur dabei auch heilpflanzliche Maßnahmen und Ernährungstherapie zur Behandlung.
Die Bäderstraßen Deutschlands
Sebastian Kneipp entwickelte seine Kneipp-Kur während seiner Tätigkeit als Beichtvater und Hausgeistlicher im Kloster von Bad Wörishofen. Die dort befindliche Quelle gilt dementsprechend als Ur-Kneippheilbad und ist Teil der sogenannten Schwäbischen Bäderstraße. Diese erstreckt sich als Ferienstraße vom Bodensee bis nach Württemberg und ins Allgäu und verbindet auf ihrem Verlauf knapp 10 Heilbäder Süddeutschlands miteinander.
Ebenfalls in Süddeutschland gelegen ist die Schwarzwald-Bäderstraße, auf deren Verlauf einige der schönsten Thermen Baden-Württembergs liegen.
Im äußersten Westen von Nordrhein-Westfalen rund um Aachen finden sich wiederum die Wasserreiche des keltischen Wassergottes Grannus mit zahlreichen Thermen, Moorheilbädern und Heilquellen. Entlang der Ost- und Nordseeküste Deutschlands regieren dagegen die Seeheilbäder, die neben Thalasso auch so manche Kneipp-Kur anbieten.
Entwässerungskur – Hydrotherapie von innen
Eine Wasserkur lässt sich nicht nur äußerlich anwenden. Das Trinken von Heilwasser zur Behandlung von Krankheiten und Stärkung der Gesundheit ist schon seit dem Mittelalter bekannt. Neueren Datums ist dagegen die sogenannte Entwässerungskur. Dabei wird durch gezieltes Wassertrinken eine Entschlackung und Entgiftung des Körpers motiviert.
Ein Detox-Programm mit Entwässerungskur kann verschiedene Elemente besitzen. Denkbar ist zum Beispiel die Anwendung von Kochsalzlösung oder Solewasser als sanftes Abführmittel während einer Detox-Kur. Doch auch herkömmliches Mineralwasser, Tee, Brühe und Suppen kommen als wässrige Lösungen im Rahmen einer Entwässerung zum Einsatz.
Der Stoffwechsel reagiert auf etwaige Anwendungen äußerst positiv und gerade bei Vorliegen von Stoffwechselerkrankungen wie Gicht oder Diabetes, die zu vermehrten Stoffwechselschlacken führen, profitieren von der innerlichen Hydrotherapie.
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