Wenn es einen Traditionsbeerenstrauch in Deutschland gibt, dann ist es gewiss die Johannisbeere (Ribes). Ihre Beeren werden vor allem zur Herstellung von Marmelade, Kuchen und Fruchtdesserts verwendet. Doch auch die Johannisbeerblätter lassen sich verzehren und sind in Form von Teekräutern vor allem wegen ihrer immunstärkenden, sowie harn- und schweißtreibenden Wirkung bekannt. Der Anbau von Johannisbeeren ist dabei nicht sonderlich schwer, wenn man einige grundlegende Dinge beachtet.
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ToggleDie Johannisbeere in der Küche und Medizin
Johannisbeeren und Stachelbeeren werden in Europa spätestens seit dem 16. Jahrhundert kultiviert. Dabei gibt es neben roten und schwarzen Johannisbeeren auch weiße Johannisbeeren sowie rote, grüne und gelbe Stachelbeeren. Eine äußerst farbenfrohe Beerengattung also, die in der Küche vielseitige Verwendungsmöglichkeiten bietet.
Vor allem Gebäck, Säfte, Marmeladen und Desserts aus Johannisbeeren und Stachelbeeren gelten als echte Delikatesse. Dies unter anderem auch, weil sich gerade die zierlichen Johannisbeeren nur mit großem Aufwand und viel Fingerspitzengefühl von ihren Fruchttrieben lösen lassen. Der Einsatz lohnt sich aber, denn der einmalige Geschmack der perlengroßen Beeren ist ein ganz besonderer. Darüber hinaus sind Johannisbeeren und Stachelbeeren auch gesundheitlich von Bedeutung.
Inhaltsstoffe und Wirkung der Johannisbeere
Während rote Johannisbeeren ebenso wie Stachelbeeren maßgeblich in der Küche Verwendung finden, ist die Schwarze Johannisbeere auch in der Naturheilkunde keine Unbekannte. Neben ihrem reichen Gehalt an Vitaminen und Mineralstoffen, der übrigens allen Ribesarten gemeinsam ist, besitzt sie unverkennbar auch eine ganze Menge dunkler Farbstoffe, namentlich Anthocyane. Diese sind auch in anderen dunklen Beerenfrüchten wie der Heidelbeere oder Brombeere enthalten und für ihre antioxidative Wirkung bekannt.
Sowohl freie Radikale, als auch andere schädliche Stoffe (z.B. Bakterien) reagieren äußerst allergisch auf die Anwesenheit besagter Antioxidantien im Körper. In Kombination mit der harntreibenden Wirkung von Schwarzer Johannisbeere, der maßgeblich auf Inhaltsstoffe wie Zitronensäure zurück geht, macht sich dies insbesondere bei Blasenerkrankungen bezahlt, werden die Erreger von Harnwegsinfekten so doch zuverlässig ausgeleitet. Und auch chronische Erkrankungen wie Gicht oder Diabetes, die mit einer vermehrten Ansammlung von Stoffwechselabbauprodukten im Körper einher gehen, ist Schwarze Johannisbeere nützlich.
Auch die herz- und gefäßstärkenden Eigenschaften von Schwarzen Johannisbeeren sind der Medizin bestens bekannt und lassen sich auf die Anthocyane der Beere zurückführen. Ebenso stecken die Beeren voller immunstärkender Inhaltsstoffe, darunter das für unser Immunsystem besonders wertvolle Vitamin C. Viele verwenden Johannisbeeren wegen ihres hohen Vitamingehalts darum gerne für gesunde Smoothies oder Joghurts. Zur Behandlung von Krankheiten wie Infektionen oder Entzündungen empfehlen sich darüber hinaus Johannisbeersaft und Tees aus getrockneten Schwarzen Johannisbeeren.
Johannisbeeren pflanzen – Standort und Ablauf
Ribes-Arten sind mit Ausnahme von Ozeanien weltweit verbreitet und stellen die einzige Gattung Stachelbeergewächse. Diesbezüglich sei erwähnt, dass auch Arten der Stachelbeere zur Gattung Ribes zählen und hier speziell der Untergattung Grossularia zugeordnet werden. Schwarze Johannisbeeren, ebenso wie die Rote Johannisbeeren und ihre weiße Farbvarianten rechnet man hingegen der Untergattung Ribes zu.
Ungeachtet ihrer Zuordnung folgen Stachel- und Johannisbeeren aber den selben Kulturanforderungen und werden daher auch gerne gemeinsam gepflanzt. Ideal für den Anbau sind dabei sonnige bis halbschattige Standorte, die ausreichend vor Wind geschützt sind. Als Bodensubstrat sollten Sie feuchte, humose und nährstoffreiche Lehmböden mit ausreichender Durchlässigkeit wählen. Der Boden-pH-Wert ist mit schwach sauren bis neutralen Werten von 5,5 bis 7,5 gut bemessen. Gute Pflanzpartner sind andere Obststräucher wie Brombeeren oder Himbeeren.
Einzelheiten zum Standort für Ribes:
- Ribes-Arten mögen sonnige bis halbschattige Standorte
- auch sollte der Standort ausreichend windgeschützt sein
- lockere, feuchte, humose und nährstoffreiche Lehmböden wählen
- Boden-pH-Wert: schwach sauer bis neutral, zwischen 5,5 und 7,5
- Mischkultur aus verschiedenen Sorten steigert den Ertrag
- Wermut als Pflanzpartner schützt vor Säulenrost
Pflanzanleitung für Johannisbeeren
1. Schritt – Pflanztermin wählen: Obststräucher wie die Johannisbeere werden am besten im Herbst, etwa gegen Oktober gepflanzt. Warten Sie ab, bis die Johannisbeerblätter vollständig abgefallen sind und kürzen Sie vor der Pflanzung 5 bis 6 kräftige Triebe um die Hälfte ein. Der Rest der Triebe wird vollständig entfernt. Auf diese Weise verlieren die Sträucher keine unnötige Energie und wachsen schneller im Boden an.
2. Schritt – Boden vorbereiten: Ein tiefgründiges Auflockern des Bodens ist bei Arten der Gattung Ribes nicht zwingend erforderlich. Sowohl Johannisbeeren als auch Stachelbeeren sind Flachwurzler, was bedeutet, dass sich ihre Wurzelbildung auf den Oberboden beschränkt. Allerdings ist eine Grunddüngung mit Kompost sinnvoll, um den Obststräuchern von Beginn an eine gute Nährstoffversorgung zu garantieren. Ergänzen können Sie eine Mulchschicht in den Boden einbringen, um die Grundfeuchte des Substrats zu verbessern und die Sträucher so vor Austrocknung zu schützen.
3. Schritt – Ribes pflanzen: Das Pflanzloch für Ribessträucher sollte etwa den doppelten Umfang des Wurzelballens haben. Achten Sie auch auf einen Pflanzabstand von mindestens 1 bis 2 m, damit die flachwurzelnden Obstgehölze ausreichend Platz zur Entfaltung haben. Nach der Pflanzung müssen Stachel- und Johannisbeeren dann ausreichend gewässert werden.
Kurzschritte zur Pflanzung im Überblick:
- Pflanzzeit für Ribesgehölze: Herbst, gegen Oktober
- vor der Pflanzung Triebe zu Gunsten der Energieeinsparung stutzen
- hierzu 5 – 5 kräftige Triebe um die Hälfte einkürzen
- alle anderen Triebe vollständig abschneiden
- Standortboden wird mit Kompost und Mulchschicht versehen
- Pflanzloch muss doppelt so groß wie der Wurzelballen sein
- Pflanzabstand für die Obststräucher: 1 -2 m
- nach Pflanzung Sträucher gut wässern
Johannisbeeren richtig gießen und düngen
Eine regelmäßige Bewässerung ist für Stachel- und Johannisbeeren besonders wichtig. Insbesondere während der Blütezeit und Fruchtbildung muss Trockenheit unter allen Umständen vermieden werden, da ansonsten der Ertrag stark nachlässt. Gießen Sie deshalb immer nach, sobald der Oberboden trocken erscheint. Zusätzlich sollten Sie eine Schicht Rindenmulch auftragen, um die Austrocknung zu verhindern.
Die erste Jahresdüngung der Johannisbeeren erfolgt im Frühjahr mit Kompost, Humus oder geeignetem Mineraldünger. Im Fachhandel sind auch spezielle Beerendünger erhältlich. Ein zweites Mal werden die Obststräucher dann nach der Ernte gedüngt.
Kurztipps zum Gießen und Düngen:
- Ribessträucher von Blütezeit bis zur Fruchtreife gut bewässern
- grundsätzlich immer nachgießen, wenn Oberboden aufgetrocknet ist
- Mulchschicht im Wurzelbereich schützt vor Austrocknung
- Düngun mit Kompost, Humus und Mineraldünger für Beerensträucher
- erste Düngung erfolgt im Frühling, die Zweitdüngung nach der Ernte
Schnitt und Ernte der Johannisbeere
Nach dem ersten Schnitt vor der Pflanzung sind weitere Schnittmaßnahmen an den Johannisbeeren nur noch selten notwendig. Neue Triebe werden jährlich im Frühling um ein Drittel gekürzt und vierjähriges Altholz zu Verjüngungszwecken im Winter bodennah abgeschnitten.
Zusätzlich kann bei Bedarf Totholz entfernt und zu dicht wachsendes Holz ausgelichtet werden. Wer Johannisbeeren am Hochstamm kultiviert, der sollte etwa 6 bis 8 Leitäste ziehen. Sie werden einmal im Jahr auf fünf Augen, ihre Seitentriebe auf zwei bis drei Augen gekürzt.
Die Ernte ist bei Ribesgehölzen von Juni bis Juli möglich. Im Falle der Stachelbeeren und Schwarzen Johannisbeeren können Sie die Beeren einzeln vom Strauch abzupfen. Die Früchte der Roten und Weißen Johannisbeere sind hingegen deutlich druckempfindlicher weshalb am besten die ganze Beerenrispe geerntet wird. Frische Johannisbeerblätter lassen sich zur Teeherstellung während der Beerenernte mit abnehmen. Sie werden anschließend getrocknet.
Kurztipps zum Schneiden und Ernten:
- für Formschnitt im Frühling neue Triebe um ein Drittel einkürzen
- für Verjüngungsschnitt vierjähriges Altholz bodennah abschneiden
- ergänzend totes und zu dicht wachsendes Holz auslichten
- bei Hochstammkultivierung 6 – 8 Leittriebe ziehen
- diese 1 x pro Jahr auf 5 Augen, Seitentriebe auf 2 – 3 Augen kürzen
- Ernte der Obststräucher erfolgt von Juni bis Juli
- Stachelbeere und Schwarze Johannisbeere einzeln pflücken
- bei Roter und Weißer Johannisbeere die Beerenrispen ernten
- auch Johannisbeerblätter kann man ernten
Interessante Arten und Sorten der Gattung Ribes
Die Gattung Ribes umfasst etwa 160 Arten. Dabei sind sowohl die Arten der Stachelbeere als auch die verschiedenen Varianten der Johannisbeere inzwischen in zahlreichen Sorten erhältlich. Es gibt sogar eine Hybridart namens Jostabeere, die eine Kreuzung aus Johannisbeere und Stachelbeere stellt. Einzelheiten zu dieser, sowie zu weiteren wichtigen Gartenarten der Gattung Ribes entnehmen Sie bitte der folgenden Übersicht:
Sorte | Beschreibung |
---|---|
Alpen-Johannisbeere Ribes alpinum | Blütezeit: April bis Mai Blüte und Frucht: grünlich-gelbe Blüten, scharlachrote Beeren Wuchshöhe: 2 bis 2,5 m Herkunft: Asien, Europa Eignung für Kultivierung: sehr gut Besonderheiten: verträgt Abgase und wird deshalb vor allem in Industriegebieten gerne gepflanzt; die Beeren der Alpen-Johannisbeere sind allerdings wenig geschmacksintensiv |
Dornenbeere Ribes divaricartum | Blütezeit: April bis Mai Blüte und Frucht: grünlich-rote Blüte, schwarzrote Beeren Wuchshöhe: 1 bis 3 m Herkunft: Oregon, Amerika Eignung für Kultivierung: sehr gut Besonderheiten: selten kultivierte Stachelbeerart; Elternart der Jostabeere; wird aufgrund ihrer Herkunft auch Oregon-Stachelbeere genannt |
Felsen-Johannisbeere Ribes petraeum | Blütezeit: April bis Mai Blüte und Frucht: grünlich-gelbe Blüten, rote Beeren Wuchshöhe: 1 bis 3 m Herkunft: Asien, Europa, Nordafrika Eignung für Kultivierung: sehr gut Besonderheiten: beliebte Kreuzungskomponente für Sorten der Roten Johannisbeere |
Gold-Johannisbeere Ribes aureum | Blütezeit: April bis Mai Blüte und Frucht: goldgelbe Blüten, rotbraune Beeren Wuchshöhe: 2 bis 3 m Herkunft: Kanada, USA Eignung für Kultivierung: sehr gut Besonderheiten: dient als Unterlage zur Veredelung von Stachelbeere und Johannisbeeren; ihr Geschmack ist fruchtig-säuerlich |
Jostabeere Ribes x nidigrolaria | Blütezeit: April bis Mai Blüte und Frucht: rote Blüten, tiefschwarze Beeren Wuchshöhe: 1 bis 2 m Herkunft: kultivar Eignung für Kultivierung: sehr gut Besonderheiten: Kreuzung aus Schwarzer Johannisbeere und Dornenbeere gute Sorten: 'Josta', 'Jocheline', 'Jogranda', 'Jostine', 'Rikö' |
Rote Johannisbeere Ribes rubrum | Blütezeit: April bis Mai Blüte und Frucht: rötlich-gelbe Blüten, rote, rosa oder weiße Beeren Wuchshöhe: 1 bis 2 m Herkunft: Europa Eignung für Kultivierung: sehr gut Besonderheiten: beliebte Kulturjohannisbeere, die sowohl rote als auch weiße Sorten aufweist gute Sorten: rot - 'Detvan', 'Heinemanns Rote Spätlese', 'Jonkheer van Tets', 'Junifer', 'Makosta', 'Red Lake', 'Rolan', 'Rondom', 'Rovada', 'Telake', 'Traubenwunder' rosa - 'Rosa Sport' weiß - 'Blanka', 'Champagner', 'Werdavia', 'Weiße Versailler', 'White Pearl', 'Vit Jätte' |
Schwarze Johannisbeere (Cassis) Ribes nigrum | Blütezeit: April bis Mai Blüte und Frucht: grünlich-gelbe Blüten, schwarze Beeren Wuchshöhe: 1 bis 2 m Herkunft: Asien, Europa Eignung für Kultivierung: sehr gut Besonderheiten: Elternart der Jostabeere; besonders reich an Terpenen, Anthocyanen, Flavonoiden und Vitamin C gute Sorten: 'Bona', 'ECM', 'KieRoyal', 'Kristin', 'Neva', 'Ometa', 'Titania', 'Tsema', 'Silvergieters Schwarze' |
Stachelbeere Ribes grossularia | Blütezeit: April bis Mai Blüte und Frucht: grünlich-rote Blüten, grüne, gelbe oder rote Beeren Wuchshöhe: 1 bis 1,5 m Herkunft: Asien, Europa, Nordwestafrika Eignung für Kultivierung: sehr gut Besonderheiten: wichtige Basis für Kultursorten der Stachelbeere gute Sorten: 'Achilles', 'Grüne Kugel', 'Hinnomaeki', 'Invicta', 'Pax', 'Remarka', 'Reverta', 'Rokula', 'Rolonda', 'Xenia' |
Zartblütige Stachelbeere Ribes leptanthum | Blütezeit: April bis Juni Blüte und Frucht: weiß-rosa Blüten, dunkelrote oder schwarze Beeren Wuchshöhe: 1 bis 2 m Herkunft: Colorado, Amerika Eignung für Kultivierung: sehr gut Besonderheiten: sehr selten kultivierte Stachelbeere; wird aufgrund ihrer Herkunft auch Colorado-Stachelbeere genannt |
Ribes – Mögliche Krankheiten und Schädlinge
Neben üblichen Schadbildern wie Läusen, Milben oder Mehltau macht den Ribessträuchern vor allem die Rotpustelkrankheit und die Blattfallkrankheit zu schaffen.
Die genannten Krankheiten sind anhand von Verfärbungen oder Verformungen der Johannisbeerblätter zu erkennen. Die Rotpustelkrankheit im Speziellen sorgt neben orangeroten Punkten an den Blättern auch für Verfärbungen an den Zweigen. Sie lässt sich jedoch durch beherzte Rückschnitte gut bekämpfen
Anders sieht es bei der Blattfallkrankheit aus. Sie wird durch einen Pilz verursacht, der an Stachel- und Johannisbeeren für einen vorzeitigen Laubabfall sorgt. Hier hilft nur noch das entsorgen des betroffenen Strauchs im Restmüll, bevor die Pilzerreger auch auf andere Gartenpflanzen übergreifen.
Fazit
Johannisbeeren und Stachelbeeren sind nicht nur äußerst eng miteinander verwandt, sie lassen sich auch wunderbar nebeneinander pflanzen. Die Standortbedingungen sind eigentlich identisch und auch bei der Pflege gibt es kaum Unterschiede. In beiden Fällen ist eine vor allem eine stete Bodenfeuchte enorm wichtig, denn zur Ausbildung ihrer leckeren Beerenfrüchte brauchen Johannisbeere und Stachelbeere gleichermaßen viel Wasser. Ansonsten sind die Obststräucher aber unglaublich pflegeleicht und bereiten Gärtnern kaum größeren Aufwand.
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