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Muskat, Muskatnuss, Muskatnussbaum, Myristica fragrans

Muskatnuss – Inhaltsstoffe, Wirkung und Anwendung

6 Minuten Lesezeit

Obwohl er der Gewinnung eines der kostbarsten Gewürze der Welt dient, steht der Muskatnussbaum (Myristica fragrans) heute auf der Roten Liste der gefährdeten Arten. Ungewöhnlich, wenn man bedenkt, dass manche Nationen einst blutige Kriege um das Handelsmonopol für Muskatnuss führten. Und das nicht ohne Grund, denn in Muskat stecken neben aromatischen Inhaltsstoffen auch so manche medizinische und sogar berauschende Wirkstoffe.

 

Die düstere Geschichte des Muskathandels

Wie lange Muskat bereits als Gewürz genutzt wird, ist ungewiss. Es gibt Spekulationen darüber, dass die Muskatnuss bereits den alten Ägyptern bekannt gewesen sei. Auch beschrieben namhafte Kräuterkundige wie Theophrast und Plinius der Ältere eine Gewürznuss, bei der es sich eventuell um die Nussfrüchte der Muskatbäume handelte.

Sicher belegt ist die Nutzung von Muskat als Gewürzkraut jedoch erst ab dem 6. Jahrhundert durch schriftliche Aufzeichnungen aus dem Byzantinischen Reich sowie aus China. Um 1000 n. Chr. dokumentierten dann unter anderem der persische Gelehrte Ibn Sina und der geistliche Medizinforscher Konstantin von Afrika eine „Nuss aus Banda“, wobei erste Exemplare der Muskatnüsse höchstwahrscheinlich mit den Kreuzfahrern nach Europa kamen.

Die zu Indonesien gehörenden Banda-Inseln sind Teil der südlichen Molukken. Im Altertum auch als Gewürzinseln bekannt, waren diese seinerzeit der einzige bekannte Ort der Welt, an dem Muskatnussbäume wuchsen. Dementsprechend teuer waren die Handelspreise in Europa, welche den ursprünglichen Einkaufspreis der Gewürzinseln oftmals um das 300-fache überstiegen. Die Muskatnuss galt deshalb im 16. Jahrhundert auch als Gold Ostindiens, für das europäische Seefahrer wie Einheimische der Banda-Inseln nicht selten mit dem eigenen Leben bezahlten.

 

Schlacht um die Gewürzinseln

Erste Unternehmungen zur Schaffung eines Handelsmonopols auf Muskat erfolgten durch die Portugiesen. Der portugiesische Seefahrer Afonso de Albuquerque versuchte 1511 zunächst noch, den Sultan von Malakka durch Gastgeschenke dazu zu bewegen, ihm die Kontrolle über die Straße von Malakka als einzigen Seeweg zu den Gewürzinseln zu gewähren. Bei der Geschenkübergabe während der Audienz mit dem Sultan leistete sich Albuquerque jedoch einen folgenschweren Fauxpas.

Unwissend über die Gepflogenheiten der muslimischen Kultur versuchte der Seefahrer, dem Sultan eine als Gastgeschenk bestimmte Kette mit der linken Hand um den Hals zu hängen. Diese gilt bei Muslimen als unrein, weshalb der Sultan im Zuge der beabsichtigen Handlung Albuqerques entsetzt zurückwich. Eine Kooperation lehnte der Sultan in Folge dessen entschieden ab. Die Szene ist heute noch auf einem Wandgemälde im Museum von Malakka festgehalten.

Albuquerque ließ sich davon jedoch nicht beeindrucken und nahm Malakka im August 1511 mit einer Flotte von 16 Schiffen gewaltsam ein. Allerdings sollten die Portugiesen nicht die einzigen Eroberer bleiben. Die Engländer beanspruchten bis 1620 die Banda-Insel Run, wurden ab dann jedoch aufgrund hartnäckiger Belagerung durch die Niederländer vertrieben. Die Niederländische Ostindien-Kompanie wütete ab 1621 unbarmherzig auf den Gewürzinseln und tötete an die 15.000 Einheimische, um sie durch eigene Sklaven für die Muskatplantagen zu ersetzen.

 

Auslagerung des Muskatanbaus

Der Krieg um den Muskatnussbaum flaute nur schleichend ab. Die Seltenheit des Muskatgewürzes wurde zwischenzeitlich sogar zur Preistreiberei ausgenutzt. Beispielsweise verbrannten die Niederländer 1753 mutwillig 570 Tonnen Muskatnüsse, um den Marktpreis zu manipulieren und künstlich in die Höhe zu treiben.

Die Lage entspannte sich erst, als es Händlern wie dem französische Statthalter von Mauritius, Pierre Poivre Mitte des 18. Jahrhunderts gelang, einige Lebendexemplare des Muskatnussbaums aus dem von Niederländern besetzen Teil Ostindiens heraus zu schmuggeln und so die Grundlage für den Muskatanbau in anderen Ländern zu schaffen. Etwa zur selben Zeit unternahmen die Engländer erneut Eroberungsversuche auf den Gewürzinseln, diesmal erfolgreich, indem sie die Molukken mitsamt den Banda-Inseln einnahmen.

Unter englischer Kontrolle wurde der Muskatnuss-Anbau ab dem 19. Jahrhundert schließlich vermehrt in andere Länder Ost- und Südostasiens ausgelagert, darunter Singapur, Sri Lanka, Sumatra und die westindischen Inseln. Heute gelten neben Indonesien vor allem Indien, Guatemala, Nepal und Sri Lanka als Hauptexporteure für Muskatnuss.

 

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Ein Gewürz das Kriege entfachte: die Muskatnuss | © Das Grüne Archiv

Muskatnuss als Küchengewürz

Der Muskatnussbaum ist die Stammgattung der Muskatnussgewächse (Myristicaceae) und wie erwähnt eine endemische Pflanzenart, die ursprünglich nur auf den Gewürzinseln heimisch war. In der Küche wird Muskat darum schon wegen seiner Seltenheit sehr sparsam eingesetzt. Üblich ist das Reiben weniger frischer Krümel von der Muskatnuss.

 

Die Macis der Muskatnuss

Daneben findet auch die sogenannte Macis als Küchengewürz Verwendung. Es handelt sich hierbei um den getrockneten Samenmantel der Muskatnüsse. Er erscheint im frischen Zustand karminrot, wechselt im Rahmen des Trocknungsprozesses jedoch zu einer gelb-orangen bis bräunlich gelben Farbe.

Früher hielt man den durch Trocknung kunstvoll gekräuselten Samenmantel der Muskatnüsse oft fälschlicherweise für die Blüten der Muskatbäume. Bis heute trägt Macis deshalb Beinamen wie Muskatblüte oder Muskatblume.

Wissenswertes: Speziell in Bayern ist Macis außerdem eine wichtige Grundzutat für Fleischspezialitäten wie Weißwurst und Leberkäse.

 

Verwendung ganzer Muskatnuss in der Küche

Der Geschmack der Muskatnuss, ebenso wie von Macis, lässt sich als leicht erdig und süßlich-scharf beschreiben. Er passt einerseits sehr gut zu deftigen Gemüsegerichten wie Eintöpfen, Gemüsesuppen oder Gemüsebeilagen und auch Fleischgerichte harmonieren ausgezeichnet mit Muskat.

Tipp: Empfehlenswert ist es, die Muskatnuss mit einer Muskatreibe oder Muskatmühle frisch zu Pulver zu mahlen. Denn vorgemahlenes Gewürzpulver raucht leicht aus und besitzt zudem nicht so einen vollen Geschmack wie frisch gemahlener Muskat.

Gerade die süßliche Note von Muskat prädestiniert das Gewürz auch für hochwertige Süßspeisen. Bestens bekannt ist es als Bestandteil von Gewürzmischungen wie Lebkuchengewürz, Spekulatiusgewürz oder Pumpkin Spice. Und auch in so manchem Plätzchen- und Kuchenrezept darf Muskatnuss nicht fehlen.

Ebenfalls eine wichtige Rolle spielt Muskat im Bereich der indischen Ayurveda Kräuter, wo es nicht nur als erlesene Gewürzzutat, sondern auch als bedeutsames Heilmittel gilt.

 

 

Muskatnuss – Heilwirkung und Inhaltsstoffe

Das ätherische Öl der Muskatnuss setzt sich überwiegend aus Terpenen und Phenylpropanoiden zusammen. Außerdem enthält die Nussfrucht einen hohen Anteil an Fett, das maßgeblich aus Myristinsäure besteht. Besagtes Pflanzenfett ist auch als Muskatbutter bekannt und lässt sich durch Auspressen der Muskatnüsse gewinnen. Insgesamt lassen sich folgende wichtigen Inhaltsstoffe für die Muskatnuss festhalten:

  • Borneol
  • Eugenol
  • Elemicin
  • Limonen
  • Myristicin
  • Myristinsäure
  • Pinen
  • Sabinen
  • Safrol
  • Terpineol

 

Da die Inhaltsstoffe von Muskat größtenteils zu den wohlriechenden Duftstoffen gehören, werden Bestandteile des Gewürzes auch in der Parfümerie und in Kosmetika wie Zahnpasta gerne als Aromastoffe eingesetzt. Selten ist Muskat zudem als Räucherwerk in Gebrauch.

 

Muskat als natürliches Antibiotikum

Diverse Inhaltsstoffe der Muskatnüsse sind der Medizin als als antibiotische Wirkstoffe bekannt. Wissenschaftliche Untersuchungen hierzu ergaben, dass die antibakterielle Wirkung von Muskatnuss bisweilen so stark ist, dass sie selbst gegen multiresistente Keime etwas ausrichten kann. Die zuständigen Forscher halten eine zukünftige Behandlung bakterieller Infektionen mit Muskat für durchaus denkbar.

Auch Pilzinfektionen scheinen gut auf eine Behandlung mit Muskatnuss anzusprechen. Eine indische Studie stellte hierzu insbesondere eine gute Wirkung von Muskat gegen Candida-Pilze fest, die bekanntlich für einen Großteil an Infektionen im Mund- und Rachenraum sowie im weiblichen Intimbereich verantwortlich sind.

 

Muskatnuss als Stimulanz und Beruhigungsmittel

Bereits 2009 zeigte eine indische Studie das vielfältige medizinische Wirkstoffprofil der Muskatnuss auf. Im Studienbericht enthalten sind auch Details zur stimulierenden Wirkung des Gewürzkrautes. Im Vordergrund stand unter anderem die Nutzung von Muskat als Aphrodisiaka, die einer er ältesten belegten Anwendungsbereiche darstellt. Insbesondere die Ayurveda Medizin verabreicht Muskat zudem auch als Potenzmittel und vitalisierendes Stoffwechseltonikum.

Weitere Forschungsergebnisse der Studie thematisieren die Funktion von Muskat als Antidepressivum. Tatsächlich sind Inhaltsstoffe des Gewürzes wie Myristicin, Safrol und Elemicin psychoaktive Wirkstoffe, die mitunter sogar als Schmerzmittel oder Sedativum dienen können.

In diesem Zusammenhang gilt Muskatnuss übrigens auch als Betäubungsmittel, das in der Vergangenheit gelegentlich als Rauschdroge zum Einsatz kam. Allerdings muss Muskat hierfür in sehr hohen Dosen eingenommen werden, was zu unangenehmen Nebenwirkungen führen kann.

 

Muskatnuss – Nebenwirkungen und Dosierung

Dass sich Muskat langfristig nicht als Rauschdroge durchsetzen konnte, liegt vor allem an den unerwünschten Nebenwirkungen, die bei einer Überdosis auftreten können. Das hochdosiert sehr intensive Aroma der Muskatnüsse wirkt nämlich brechreizerregend. Neben Übelkeit und Erbrechen kann es nach der Einnahme größerer Mengen Muskat außerdem zu Kopfschmerzen, Herzrasen, Durchfall und unerwünschten psychischen Effekten wie Angstzuständen oder Paranoia kommen.

Der herkömmliche, sehr moderate Gebrauch von Muskatnuss in der Küche ist allerdings unbedenklich. Man müsste täglich schon 1 bis 2 Muskatnüsse verspeisen, um bedenkliche Gesundheitsreaktionen hervorzurufen. Nichtsdestotrotz ist die empfohlene Tagesdosis vorsichtshalber bei maximal 3 g Muskat anzusetzen.


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