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Schilf, Schilfrohr, Phragmites

Schilf (Schilfrohr) – Pflanzen, Pflege und Arten

Das Schilfrohr bzw. der Schilf (Phragmites) ist eine echte Legende unter den Süßgräsern. Allseits bekannt aus der altägyptischen Kultur gilt es als Inbegriff der vielseitigen Nutzungsmöglichkeiten von Gräsern und steht allen voran für die historische Entwicklung der Schriftkunst. Doch auch als Ziergras im Garten und hier insbesondere am Teichufer macht sich Schilf unwahrscheinlich gut.

 

Steckbrief zu Schilfrohr

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  • Wissenschaftlicher Name: Phragmites
  • Herkunft: weltweite Vorkommen
  • Wuchshöhe: 4 bis 6 m
  • Blütezeit: Juli bis September
  • Blüten: ährige Blütenrispen
  • Blätter: flache, lange Blattspreiten
  • Lichtzufuhr: sonnig oder schattig
  • Wasser: feucht
  • Boden: nährstoffreich, sumpfig
  • Boden-pH-Wert: sauer, leicht alkalisch
  • Winterhärte: bis -30 °C winterhart
  • Verwendung: Wasserpflanze, Uferbereich

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Schilf als Kultpflanze der Schriftgelehrten

Im alten Ägypten war Schilf bzw. das Schilfrohr auf mehr als nur eine Art und Weise von besonderer Bedeutung. Neben seiner mannigfaltigen Nutzung als Naturbaustoff kam der Sumpfpflanze vor allem als Hieroglyphensymbol eine wichtige Rolle zu.  Als solches gab Schilf zum einen die Buchstaben „j“ und „y“ (i) wieder.

Zum anderen symbolisierte Schilf in der ägyptischen Mythologie als Schreibwerkzeug der Schriftgelehrten auch Weisheit, Vielseitigkeit und kluge Anpassungsfähigkeit. Gerade letztere Eigenschaft ist der Grund, warum Phragmites inzwischen auch hierzulange immer beliebter wird. Das robuste Süßgras gilt als besonders kälteresistent und wird deshalb immer wieder gerne ganzjährige Teichbepflanzung verwendet.

 

Schilf, Schilfrohr, Phragmites
Der Vorgänger der Schreibfeder: der Schilfwedel

Nicht zu verwechseln ist das Schilfrohr mit dem Papyrus. Als Ausgangsstoff zur Herstellung früher Papierformate ist dieser zwar ebenfalls ein Kultsymbol der Schreibkunst, jedoch gehört Papyrus anders als Schilf nicht zu den Süßgräsern (Poaceae), sondern zu den Sauergräsern (Cyperaceae). Dessen ungeachtet sind beide Gewächse ein Paradebeispiel für die außergewöhnliche Bedeutung von Gräsern als Nutzpflanzen.

 

Mehr als nur ein Schreibgerät

Schilfrohr wurde bereits vor Jahrtausenden als pflanzlicher Rohstoff verwendet. Bekannt ist vor allem die Verwendung in Form von Hohlkanülen, Leitungsrohren, Schreibgriffeln und Reet auf den Dächern von Häusern in Küstennähe.

Eher unbekannt ist hingegen die Nutzung von Phragmites in der Küche. Hierbei werden entweder die Wurzeln der Pflanze getrocknet und danach zu Mehl verarbeitet oder aber die jungen Sprossen als Gemüsebeilage verwendet. Darüber hinaus enthalten die Wurzeln des Schilfs auch antibiotische Wirkstoffe, die der Gesundheit sehr dienlich sind.

 

Schilf, Schilfrohr, Phragmites, Reet
Wissenswertes: Schilf wird ähnlich wie Rohrkolben auch als Reet bezeichnet und unter anderem zur Errichtung der berühmten Reetdächer genutzt

Schilf pflanzen – Standort und Ablauf

Arten des Schilfrohrs sind mit Ausnahme der Antarktis weltweit verbreitet. Die Sommergrüne Pflanze fällt neben ihrem dicken, blättrigen Halm vor allem durch ihre elegant geschwungenen Blütenrispen auf, die bis zu 40 Zentimeter lang werden können und in der Antike gerne mit Federn assoziiert wurden.

Abgesehen von seinem Zierwert und seiner Funktion als Nutzpflanze ist Schilf zudem auch äußerst robust und übersteht selbst extreme Temperaturen von bis zu -30 °C problemlos. Ein spezieller Winterschutz wird daher nicht benötigt.

 

Der richtige Standort für Schilfrohr

In Bezug auf den Standort ist Schilf recht anspruchslos. Geeignet sind sowohl sonnige, als auch halbschattige oder schattige Plätze. Dabei bevorzugen Arten des Schilfrohrs als klassische Sumpf- und Wasserpflanzen grundsätzlich einen feuchten bis sumpfigen Boden in Gewässernähe.

Immerhin gehört Schilf, ebenso wie der Rohrkolben zur sogenannten Röhrichtbepflanzung, die charakteristisch für Flachwasserzonen am Gewässerufer ist. Zur Uferbegrünung am Teichrand ist Schilfrohr daher wie geschaffen. Der Sumpfboden ist dabei für die Bedürfnisse von Phragmites nährstoffreich zu wählen und sollte einen schwach sauren bis leicht alkalischen pH-Wert zwischen 5 und 8 Punkten besitzen.

Mit Blick auf Nachbarpflanzen ist zu bedenken, dass es sich bei Schilf eher um Einzelgänger handelt, der relativ schnell wuchern. Abgesehen von ähnlich wuchsfreudigen Sumpfpflanzen wie etwa dem Rohrkolben, der mit dem Schilf konkurrieren kann, ist eine Gemeinschaftspflanzung mit anderen Gewächsen daher eher ungünstig. Verschiedene Artgenossen können jedoch problemlos miteinander kombiniert werden.

Pflanztipp: Ein besonderer Tipp für die Kultur im Garten ist das Gemeine Schilfrohr (Phragmites australis / Phragmites communis). Dessen Unterarten gibt es in variablen Wuchshöhen, wobei sich größere Arten auch wunderbar als Sichtschutz machen.

Einzelheiten zum Standort für Schilfrohr:

  • sonniger oder schattiger Standort
  • feuchtes bis sumpfiges sowie nährstoffreiches Substrat
  • Boden-pH-Wert: sauer bis leicht alkalisch, von 5 bis 8
  • Gemeinschaftspflanzungen sind bei Schilf ungeeignet
  • stattdessen lieber mit Artgenossen kombinieren
  • großwüchsige Arten eignen sich als Sichtschutz

 

Schilf, Schilfrohr, Phragmites, Gewöhnliches Schilfrohr, Phragmites australis
Absolut Blickdicht: Großwüchsige Schilfarten wie Phragmites australis werden bis zu 6 m hoch und besitzen einen sehr kompakten Wuchs

Pflanzanleitung für Schilfrohr

1. Pflanzschritt – Pflanztermin wählen: Auch wenn Schilfrohr sehr robust ist, sollte man es am besten in einer frostfreien Periode auspflanzen. Der perfekte Pflanztermin hierfür liegt im Frühjahr nach den Eisheiligen, also Anfang bis Mitte Mai.

2. Pflanzschritt – Boden vorbereiten: Geeignete Standorte für Schilf sind aufgrund ihrer Nähe zu Gewässern und darin enthaltenen Nährstoffablagerungen normaler Weise nicht auf eine Düngung angewiesen. Die Bodenvorbereitung konzentriert sich deshalb eher darauf, eine allzu starke Wucherung des Schilfs zu vermeiden. Bringen Sie darum auf jeden Fall Wurzelsperren in den Boden ein oder Arbeiten sie mit Pflanzkörben für Sumpf- und Teichpflanzen.

3. Pflanzschritt . Schilf pflanzen: Pflanzkörbe sind auch eine wunderbare Möglichkeit, um zu knapp bemessenen Pflanzabständen vorzubeugen. Wählen Sie am besten Körbe aus, die etwa 1 ½ mal so groß wie der Wurzelballen der Schilfpflanzen sind und arrangieren Sie diese in ansprechender Weise. Für ein rasches Anwachsen sollte Standortboden nach der Pflanzung konstant feucht gehalten werden, was bei angemessener Bodenwahl jedoch kein Problem ist.

Kurzschritte zur Pflanzung im Überblick:

  • Pflanztermin für Schilf: Mai, nach den Eisheiligen
  • Schilf benötigt für gewöhnlich keine Grunddüngung
  • Wurzelsperren und Pflanzkörbe sind empfehlenswert
  • Größe des Pflanzkorbs: 1 ½ mal so groß wie Wurzelballen
  • Boden nach der Pflanzung gut feucht halten

 

Schilf, Schilfrohr, Phragmites
Wichtig: Die Wassertiefe darf bei Schilfrohr nicht mehr als 50 cm betragen

Schilfrohr gießen und düngen

Schilf gilt als äußerst pflegeleichte Teichpflanze. Entscheidend ist in erster Linie die Feuchtigkeit des Bodens, was sich mit der Standortwahl in Gewässernähe bzw. sumpfiger Umgebung jedoch eigentlich erübrigt. Lediglich an Standorten fernab von konstanter Wasserversorgung (z.B. bei Topfpflanzung) müssen Schilfpflanzen bei anhaltender Trockenheit regelmäßig gewässert werden.

In Sachen Nährstoffbedarf ist Phragmites ebenfalls unkompliziert. Gedüngt wird deshalb erst nach dem ersten Standjahr und ab da nur einmal jährlich mit etwas Kompost oder einem handelsüblichen Volldünger. Eine Überdüngung ist dagegen unter allen Umständen zu vermeiden, denn sie provoziert braun verfärbte Blätter und lässt die Schilfpflanze im schlimmsten Fall sogar absterben.

Kurztipps zum Gießen und Düngen:

  • bei richtiger Standortwahl keine Bewässerung nötig
  • an trockenen Standorten / im Topf aber regelmäßig gießen
  • Düngung ab dem 2. Standjahr einmal jährlich
  • am besten Kompost oder Volldünger nutzen

 

Schilf, Schilfrohr, Phragmites
Übrigens: Schilf besitzt auch im Herbst noch einen hohen Zierwert

Schilfrohr schneiden und vermehren

Bis zum Frühling sollte man die welken Pflanzenteile des Schilfs als leichten Winterschutz stehen lassen. Zu diesem Zweck werden die Halme der Pflanze zu Bündeln aufgebunden. Nach dem Winter benötigt die Teichpflanze dann jedoch dringend einen Rückschnitt, um Fäulnis und andere Pflanzenkrankheiten zu vermeiden. Schneiden Sie Ihr Schilf dann also bodennah zurück und entfernen sie alte Triebe, um dem jungen Neuaustrieb genügend Platz zu schaffen.

Vermehrung durch Wurzelteilung: Da die meisten Schilfsorten schnell wuchern und lange Wurzeln ausbilden, können diese bei Bedarf recht einfach geteilt und die Teichpflanze somit vermehrt werden. Hierbei muss in der Regel nicht einmal die gesamte Pflanze aus der Erde ausgegraben werden. Entfernen Sie mit einem Spaten oder scharfen Messer lediglich einen Teil der Wurzeln und graben diese an einer gewünschten Stelle wieder ein.

Kurztipps zum Schneiden und Vermehren:

  • verwelkte Pflanzenteile zum Winterschutz aufbinden
  • im Frühling Schilf dann bodennah einkürzen
  • alte Triebe sind sorgfältig zu entfernen
  • Vermehrung des Schilfrohrs erfolgt über Wurzelteilung

 

Chinaschilf, Miscanthus sinensis
Vorsicht, Verwechslungsgefahr: Chinaschilf gehört trotz Namensähnlichkeit nicht zu den Schilfarten

Interessante Arten der Gattung Phragmites

Mit nur 5 Arten ist die Gattung Phragmites nicht sonderlich groß. Allerdings gibt es gerade Phragmites australis in zahlreichen Varianten zu erstehen, die sich in ihrer Wuchshöhe und somit auch in ihren möglichen Verwendungszwecken unterscheiden.

So wächst die Sorte ‚Pseudodonax‘ beispielsweise bis zu 5 m hoch und gibt damit einen idealen Sichtschutz ab. Kleinere Sorten wie ‚Variegatus‘, die nur etwa 1,5 m hoch werden, sind dagegen wunderbar als dekorative Grünbepflanzung geeignet.

Darüber hinaus gib es einige Gräser, die das „Schilf“ zwar mit im Namen tragen, jedoch nicht zur Gattung Phragmites gehören. Einzelheiten zu verschiedenen Schilfarten finden Sie in der nachstehenden Übersicht:

ArtBeschreibung
Gewöhnliches Schilf
Australisches Schilfrohr
Phragmites communis > Phragmites australis
Blütezeit: August bis Oktober
Blütenfarbe: violette Blütenrispen
Wuchshöhe: 1,5 bis 6 m
Herkunft: Afrika, Amerika, Asien, Europa
Eignung für Kultivierung: sehr gut
Besonderheiten: bis -30 °C winterhart; es sind Sorten in verschiedenen Wuchshöhen und Blütenfarben erhältlich
gute Sorten: 'Aurea', 'Pseudodonax', 'Variegatus'
Weißes Schilf
Phragmites karka
Blütezeit: August
Blütenfarbe: weiße Blütenrispen
Wuchshöhe: 1 bis 2 m
Herkunft: Afrika, Asien
Eignung für Kultivierung: gut
Besonderheiten: bis -23 °C winterhart; diese Schilfart bevorzugt sonnige Standorte
gute Sorten: 'Candy Stripe'
Amurschilf
Silberfahnengras
Miscanthus sacchariflorus
Blütezeit: August
Blütenfarbe: silberweiße Blütenrispen
Wuchshöhe: 1 bis 2,5 m
Herkunft: China, Asien
Eignung für Kultivierung: gut
Besonderheiten: bis -18 °C winterhart; aufgrund ihrer leuchtend weißen "Blütenfahnen" besonders dekorativ
Chinaschilf
Miscanthus sinensis
Blütezeit: September bis Oktober
Blütenfarbe: rotbraune Blütenrispen
Wuchshöhe: 1 bis 2 m
Herkunft: China, Asien
Eignung für Kultivierung: sehr gut
Besonderheiten: bis -23 °C winterhart; benötigt Boden-pH-Werte zwischen 4,6 und 7,5; es sind weiß- und rosablühende Sorten erhältlich
gute Sorten: 'Cabaret', 'Dixieland', 'Ferner Osten', 'Flamingo', 'Flammenmeer', 'Gewitterwolke', 'Giraffe', 'Goldfeder', 'Graciella', 'Gäa'
Riesen-Chinaschilf
Miscanthus x giganteus
Blütezeit: September bis Oktober
Blütenfarbe: weißliche bis zartrosa Blütenrispen
Wuchshöhe: 2,5 bis 3,5 m
Herkunft: kultivar
Eignung für Kultivierung: sehr gut
Besonderheiten: bis -23 °C winterhart; Hybridkreuzung aus Miscanthus sacchariflorus und Mischanthus sinensis; beliebter Sicht- und Windschutz; erfährt wirtschaftliche Nutzung als natürlicher Brenn- und Rohstoff

 

Mögliche Krankheiten und Schädlinge

Schilfrohr gilt im Allgemeinen als relativ krankheitsresistent. Hin und wieder finden sich jedoch Schilfeulen auf den Pflanzenteilen des Süßgrases. Es handelt sich dabei um die Raupen einer bestimmten Schmetterlingsart, welche die hohlen Halme des Schilfrohrs fressen. Zwar kann der ein oder andere Halm dabei absterben, wirklich gefährlich ist der Schädling jedoch nicht.

Auch Blattläuse treten gelegentlich am Schilf auf. Das einfachste Mittel sie zu bekämpfen, ist das Abspülen mit einem scharfen Wasserstrahl oder Brennnesselsud. Alternativ können auch Nützlinge wie Schlupfwespen und Marienkäfer eingesetzt werden.

 

Fazit

Es ist nicht verwunderlich, dass Schilfrohr im Garten immer häufiger anzutreffen ist. Die pflegeleichte und winterharte Pflanze bietet mit ihrer Wuchshöhe einen optimalen Sichtschutz, wie auch eine wunderbare Zierbepflanzung für den Gewässerrand.

Problematisch ist lediglich das starke Wachstum des Schilfs, welches andere Pflanzenarten nur allzu schnell verdrängt und deshalb durch Wurzelsperren oder Pflanzkörbe konsequent eingedämmt werden muss. Ansonsten bereitet Phragmites seinem Besitzer aber kaum Aufwand.

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