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Spierstrauch, Spiraea, Kanton-Spierstrauch, Spiraea cantoniensis

Spierstrauch pflanzen – Kultur und Arten

6 Minuten Lesezeit

Der Spierstrauch (Spiraea) ist hierzulande ein beliebter Zierstrauch, dessen weiße bis rosarote Blütenrispen zwischen Mai und Juni schmuckvolle Akzente in den Garten zaubern. Die Blüten sorgen dabei aber gerne für Verwechslungen mit anderen Pflanzenarten. Und auch der Name von Spiraea stiftet immer wieder Verwirrung. Ein Aufklärungsversuch sowie nützliche Tipps zur Kultur von Spiersträuchern.

 

Von Spieren, Blattspitzen und Aspirin

Spiraea stellt die namensgebende Gattung in der zu den Rosengewächsen gehörenden Unterfamilie der Spiraeoideae dar. Zu dieser gehören neben verschiedenen Spierengattungen nach neueren Molekularuntersuchungen auch die Kernobst- und Steinobstgewächse. Eng verwandt sind Spiersträucher also mit Äpfeln, Birnen und Prunus-Arten wie Kirsche, Aprikose, Pflaume und Pfirsich.

Das Wort „Spiere“ leitet sich dabei vom urgermanischen spiraz ab, das sowohl „Spitze“ als auch „Stiel“ oder „Blattspitze“ bedeutet. Aus diesem Begriff entwickelten sich später auch Wörter wie das englische spear für „Speer“ oder das deutsche sprießen als Synonym für das Keimen oder Austreiben von Pflanzen. In der Tat besitzen Spiraeoideae auch allesamt eine recht markante Blattspitze. Die Blätter der Spiraeoideae sind am Rand zudem in der Regel auffällig gezähnt.

 

Spierstrauch, Spiere, Spieren, Spiraea
Die charakteristischen Blütenspiere der Spiersträucher

Vorsicht, Verwechslungsgefahr

Namentlich häufig mit Spiersträuchern verwechselt wird die Prachtspiere. Wenngleich auch sie charakteristische, gezähnte Blätter ausbildet, gehört die Pflanze aber nicht zu den Rosengewächsen, sondern zu den Steinbrechgewächsen. Darüber hinaus handelt es sich bei Prachtspieren auch nicht um Ziergehölze, sondern um Zierstauden.

Erschwert wird die Unterscheidung zu echten Prachtspieren durch die Tatsache, dass es mit der Pracht-Spiere (Spiraea x vanhouttei) eine namentlich ähnliche Zuchtform der Spiersträucher gibt. Diese wurde im 19. Jahrhundert in der französischen Gärtnerei Billard durch Kreuzung von Kanton-Spierstrauch (Spiraea cantoniensis) und Weißer Zwergspiere (Spiraea trilobata) gezüchtet.

Weitere Verwechslungsgefahr besteht zwischen Spiersträuchern und Artverwandten, die ebenfalls die „Spiere“ mit im Namen tragen. Hierzu gehören:

  • Blauspiere (Sibiraea)
  • Fiederspiere (Sorbaria)
  • Schaumspiere (Holodiscus)
  • Traubenspiere (Neillia)

 

Speziell der Gamander-Spierstrauch (Spiraea chamaedryfolia) erinnert vom Namen her an den echten Gamander. Seine Blüten wiederum werden gerne mit denen der Myrte verwechselt.

Des Weiteren werden die Arten von Mädesüß (veraltet: Spiraea ulmaria) oft noch als Spiraea bezeichnet, da die Pflanze nach der Taxonomie Carl von Linnés bis ins 19. Jahrhundert noch zu den Spiersträuchern gezählt wurde. Erst der russische Botaniker Carl Johann Maximowicz ordnete Mädesüß 1879 folgerichtig in eine eigenständige Gattung namens Filipendula ein.

 

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Die myrtenähnlichen Blüten des Gamander-Spierstrauchs | © Das Grüne Archiv

Der Namenspatron von Aspirin

Als Mädesüß noch als Spiraea ulmaria bekannt war, galt es als Hauptbezugsquelle für das entzündungshemmende und schmerzlindernde Salicylaldehyd. Dieses bildete früher unter dem Namen Spiraeasäure die Naturvariante der heute synthetisch gewonnenen Acetylsalicylsäure. Hinter dem Wirkstoff verbirgt sich das handelsübliche Aspirin, das folglich seinen Namen den Spiersträuchern zu verdanken hat.

In diesem Zusammenhang sei auch der Weidenblättrige Spierstrauch (Spiraea salicifolia) genannt. Sein Artenzusatz leitet sich von der wissenschaftlichen Bezeichnung für den Weidenbaum, Salix, ab. Er kann als eigentlicher Wortursprung der Salicylsäure genannt werden, wobei auch Spiraea salicifolia reich an diesem medizinisch wertvollen Wirkstoff ist. Eine heilpflanzliche Anwendung von Spiersträuchern ist mit Ausnahme des ehemals als Spiraea ulmaria bekannten Mädesüß bislang aber nicht gebräuchlich.

 

Mädesüß, Echtes Mädesüß, Filipendula ulmaria
Früher eine Spiere, heute eine eigenständige Gattung: das Gewürz- und Heilkraut Mädesüß

Spierstrauch pflanzen – Standort und Ablauf

Spiersträucher sind in weiten Teilen der Nordhalbkugel und somit auch in Europa heimisch. Mit einer hervorragenden Winterhärte bis -35 °C kann man sie problemlos mehrjährig im Garten pflanzen. An den Standort stellen die Spieren dabei keine großartigen Ansprüche.

 

Standort für Spiersträucher

Arten von Spiraea fühlen sich an halbschattigen bis sonnigen Standorten wohl, wobei die Blüte bei sonniger Lage etwas üppiger ausfällt. Der Boden sollte stets leicht feucht sein, aber dennoch einen guten Wasserablauf garantieren. Durchlässige, sandig-lehmige oder kiesig-lehmige Böden sind deshalb am besten geeignet. Eine Kultur am Gewässerrand ist denkbar.

Außerdem ist für Spieren ein nährstoffreiches Substrat zu empfehlen. Der passende pH-Wert des Bodens liegt für Spierstrauch im sauren bis leicht alkalischen Bereich, zwischen 5,5 und 7,5 Punkten. Da die Pflanze kalktolerant ist, macht ihr ein leichter Kalkgehalt im Boden nichts aus.

 

Pflanzanleitung für Spieren

1. Schritt – Pflanztermin wählen: Wie für viele Gehölze liegt auch für Spiersträucher die ideale Pflanzzeit im Herbst. Achten Sie aber darauf, dass in den ersten Tagen nach der Pflanzung keine Fröste drohen. Empfehlenswert ist diesbezüglich eine Pflanzung von September bis Mitte Oktober.

2. Schritt – Boden vorbereiten: Lockern Sie den Standortboden tiefgründig auf und reichern Sie zu schwere Böden bei Bedarf mit etwas Sand oder Kies an. Eine Kiesdrainage im Pflanzloch ist ratsam.

3. Schritt – Spierstrauch pflanzen: Heben Sie ein Pflanzloch aus, das in etwa dem doppelten Durchmesser des Wurzelballens entspricht. Anschließend stellen Sie die Spiere aufrecht in das Pflanzloch und füllen es mit Erdaushub auf. Drücken Sie das Substrat nach der Pflanzung gut fest und wässern Sie den Zierstrauch abschließend.

 

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Üppig blühende Frühlingsspiere

Spierstrauch gießen und düngen

Wie erwähnt, sind Spiersträucher sehr feuchtigkeitsliebend. Stellen Sie daher sicher, dass der Standortboden niemals vollständig austrocknet. Gleichzeitig ist aber Staunässe zu verhindern. Kalkhaltiges Leitungswasser darf zur Bewässerung verwendet werden.

Eine Düngung ist am Spierstrauch kaum notwendig. Wohl aber kann es helfen, eine Mulchschicht im Wurzelbereich auszubringen, um das Substrat vor übermäßigem Feuchtigkeitsverlust zu schützen. Der Mulch gibt dann auch nach und nach grundlegende Nährstoffe an die Pflanze ab. Wer Rindenmulch der Pinie oder eines anderen Nadelgehölzes verwendet, sichert damit zudem einen konstant sauren pH-Wert des Bodens.

 

Spierstrauch schneiden und vermehren

Ein gelegentlicher Formschnitt kann die Blühfreudigkeit der Spieren anregen. Schneiden Sie zu Korrekturzwecken am besten zeitig im Frühjahr und tragen Sie vorrangig blühfaule, alte und krumm wachsende Triebe um bis zu ein Drittel zurück. Durchführen können Sie den Schnitt im Abstand von zwei bis drei Jahren.

Die Vermehrung erfolgt beim Spierstrauch über Stecklinge. Diese werden ebenfalls im Frühling geschnitten. Verwenden Sie hierfür nur halb verholzte Triebe und schneiden Sie diese in einer Länge von ca. 15 bis 20 cm ab. Die Stecklinge können für eine beschleunigte Wurzelbildung für einige Tage in Weidenwasser gestellt werden. Sobald sich erste Wurzeln zeigen, wird der Steckling in geeignetes Anzuchtsubstrat gepflanzt. Eine Auspflanzung ins Freiland sollte dann schon im folgenden Herbst möglich sein.

 

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Die rosaroten Blüten der Japanischen Sommerspiere

Interessante Arten der Gattung Spiraea

Die Gattung Spiraea umfasst etwa 80 Arten, von denen viele auch in Europa heimisch sind. Auch gibt es zahlreiche Zucht- und Naturhybride, die ebenfalls gerne gepflanzt werden. Bei manchen Arten wird zwischen Frühlingsspieren und Sommerspieren unterschieden, je nachdem, ob ihre Hauptblütezeit im Mai oder Juni bis Juli liegt.

Die Frühlingsspiere sind dabei meist weißblütig, wohingegen Sommerspieren rosa bis purpurfarbene Blüten aufweisen. Ebenso bilden manche Arten eher Blütendolden aus, andere dagegen Blütenspiere. Hier eine Auswahl schöner Arten für die Zierpflanzenkultur:

  • Aschgraue Spiere (Spiraea x cinerea): grauweiße Blüten
  • Birkenblättriger Spierstrauch (Spiraea betulifolia): weiße Blüten
  • Braut-Spierstrauch (Spirea x arguta): reinweiße Blüten
  • Frühlingsspiere (Spiraea thunbergii): weiße Blüten
  • Gamander-Spierstrauch (Spiraea chamaedryfolia): weiße Blüten
  • Japanische Sommerspiere (Spiraea japonica / fritschiana): rosa Blüten
  • Kanton-Spierstrauch (Spiraea cantoniensis): weiße Blüten
  • Karpaten-Spierstrauch (Spiraea media): weiße Blüten
  • Kolbenspiere (Spiraea billardii): rosa Blüten
  • Pracht-Spiere (Spiraea x vanhouttei): weiße Blüten
  • Rote Sommerspiere Spiere (Spiraea x bumalda): rosarote Blüten
  • Weidenblättriger Spierstrauch (Spiraea salicifolia): rosa Blüten
  • Weiße Zwergspiere (Spiraea trilobata): weiße Blüten

 

Mögliche Krankheiten und Schädlinge

Spieren sind im Allgemeinen sehr krankheits- und schädlingsresistent. Dementsprechend sind keine besonderen Schadbilder für den Zierstrauch bekannt.


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