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Gamander, Teucrium

Gamander pflanzen – Wirkung, Arten und Kultur

5 Minuten Lesezeit

Der Gamander (Teucrium) ist als alte Heilpflanze vor allem für seine wundstillende und desinfizierende Wirkung bekannt. Darüber hinaus sind viele seiner Arten auch äußerst dekorativ, weshalb eine Kultur auch ohne heilpflanzliche Nutzung interessant ist. Mehr noch, sind manche Teucrium-Arten inzwischen stark gefährdet, weshalb es beim Artenschutz auf die Hilfe beherzter Kräutergärtner ankommt. Gamander pflanzen sollte man also auch aus ökologischen Gründen.

 

Wirkung von Gamander

Der Name von Gamander erscheint vielen etwas ungewöhnlich, lässt sich aber leicht erklären. Der Begriff leitet sich von dem altgriechischen Wort chamaldrys für „niedrige Eiche“ ab. Er nimmt Bezug auf die den Eichenblättern ähnliche Blattform verschiedener Gamander-Arten.

Als Artenzusatz findet sich das Wort heute noch im fachbotanischen Namen von Edel-Gamander (Teucrium chamaedrys) wieder, dessen eichenähnliche Blätter besonders markant sind. Der Blütenabschnitt von Teucrium chamaedrys erinnert wiederum stark an die Taubnessel, mit der Teucrium-Arten auch direkt verwandt sind. Ebenfalls zu Verwechslungen führt Gamander außerdem mit dem Gamander-Ehrenpreis sowie dem Gamander-Spierstrauch.

 

Ein altes Wund- und Pestkraut

Während Gamander als Heilkraut heute fast völlig in Vergessenheit geraten ist, kannte man ihn im Altertum und noch bis ins 17. Jahrhundert als hochwirksames Wundkraut und Pestilenzmittel. Beispielsweise stellte er eine wichtige Zutat in mittelalterlichem Theriak, der als Allheilmittel gegen allerlei Gesundheitsbeschwerden helfen sollte.

Eine wahre Legende war Gamander im Mittelalter als eine der wirksamsten Heilpflanzen gegen die Pest. Ein wichtiger Bestandteil war das Kraut hier um das 14. Jahrhundert im Pestmittel Diascordium. Und auch bei kleineren Pestepidemien wie jener von Basel im Jahr 1668 wurde Teucrium auf Anraten des Schweizer Arztes Bernhard Verzascha zur Behandlung und Prävention einer weiteren Ausbreitung der tödlichen Infektionskrankheit eingesetzt.

Zur Wundbehandlung wurde Teucrium früher auf Wundflächen aufgelegt. Schon Dioskurides beschreibt in seiner „Materia Medica“ Umschläge sowie Salben und Pasten aus Gamander und Honig zur Desinfizierung von Wunden. Ebenso lobt er das Kraut als Antidot gegen giftige Tierbisse und gibt an, dass es bei Harnwegsbeschwerden, Wassersucht und Menstruationsstörungen eine ausleitende Wirkung besitzt.

 

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Ein Kraut gegen die Pest: Teucrium war bis ins 17. Jahrhundert gegen den Schwarzen Tod im Einsatz.

Inhaltsstoffe von Gamander

Die Heilwirkung von Gamander ist sehr umfangreich. Sowohl Atemwegserkrankungen wie Husten, grippale Infekte, Bronchitis oder Asthma, als auch Verdauungsbeschwerden wie Blähungen, Durchfall oder Reizdarm sprechen gut auf eine Behandlung an. Zusätzlich beschleunigt das Kraut die Wundheilung und lindert Entzündungen.

Unter den Inhaltsstoffen von Gamander tummeln sich einige klassische medizinische Wirkstoffe, die sich unter anderem auch in antibakteriellen Baumharzen wie Weihrauch und Myrrhe wiederfinden. Hierzu gehört allen voran die Benzoesäure im ätherischen Öl von Teucrium. Dem Phenol wird eine desinfizierende und wundstillende Wirkung nachgesagt, die sowohl gegen Bakterien als auch Pilze etwas auszurichten vermag.

Auch antimikrobielle, antioxidative und verdauungsfördernde Gerbstoffe, Bitterstoffe und Flavonoide stecken reichlich in Teucrium, wobei der Berg-Gamander (Teucrium montanum) als medizinisch besonders wertvolle Heilpflanze bekannt ist. Insgesamt lassen sich für Gamander folgende Wirkstoffe festhalten:

  • Benzoesäure
  • Bitterstoffe
  • Cumarinsäure
  • Catechol
  • Flavonoide
  • Gerbstoffe
  • Irioidglycoside
  • Polyphenole
  • Terpene

 

Wichtig: In Arten wie Teucrium chamaedrys sind neben vielen heilsamen Wirkstoffen auch Furano-neo-Clerodane enthalten, die bei Überdosierung leberschädigend wirken. Präparate aus Teuchrium sollten daher nur wohldosiert und bei konkreten Beschwerden zum Einsatz kommen. Vor der Einnahme wird eine Absprache mit dem behandelnden Arzt empfohlen.

 

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Übrigens: Gamander macht sich im Garten auch hervorragend als Bienenweide.

Gamander pflanzen – Standort und Ablauf

Gamander gehört zur Familie der Lippenblütler und ist vor allem im mediterranen Raum weit verbreitet. Doch auch in Mitteleuropa und Asien gibt es weitläufige Naturstandorte. Mit einer guten Winterhärte von bis zu -23 °C lassen sich dabei viele Teucrium-Arten auch in gemäßigten Breitengraden problemlos mehrjährig im Garten kultivieren.

 

Der richtige Standort für Gamander

Trotz Verbreitungsschwerpunkt im Mittelmeerraum wünscht sich Gamander einen halbschattigen Standort. In voller Sonne sollte die Heilpflanze daher nicht stehen.

Als Standortboden empfehlen sich frisch-feuchte sowie sandig-lehmige oder kiesig-lehmige Substrate. Auch sollte der Boden gut durchlässige, nährstoffreich und leicht kalkhaltig sein. Der optimale pH-Wert des Bodens liegt für Gamander mit 5,5 bis 7,5 Punkten im sauren bis leicht alkalischen Bereich.

Pflanztipp: Da es sich bei Gamander um einen kleinen Halbstrauch handelt, eignet er sich auch für niedrige Heckenpflanzungen.

Einzelheiten zum Standort von Teucrium:

  • halbschattige Standorte
  • durchlässiges, nährstoffreiches, leicht kalkhaltiges Substrat
  • sandig-lehmiger oder kiesig-lehmiger Boden
  • Boden-pH-Wert: sauer bis alkalisch, zwischen 5,5 und 7,5
  • Gamander ist bis -23 °C winterhart

 

Pflanzanleitung für Teucrium

Die beste Pflanzzeit für Teucrium liegt im Frühling. Lockern Sie das Standortsubstrat vorab gut auf und bringen Sie eine leichte Kiesdrainage ins Pflanzloch ein, um einen guten Wasserablauf zu garantieren. Wer möchte, kann das Substrat ergänzend mit einer Grunddüngung aus Komposterde oder Kräuterdünger anreichern.

Gamander erreicht je nach Art eine Wuchshöhe von 15 bis 35 cm. Achten Sie bei der Pflanzung daher auf einen gebührenden Pflanzabstand von 35 cm. Bei Heckenpflanzungen genügen 25 cm.

 

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Knoblauch-Gamander (Teucrium scordium)

Gamander gießen und düngen

Teucrium ist im Grunde völlig pflegeleicht. Bedingt durch ihre mediterranen Naturstandorte sind viele Arten vorübergehende Bodentrockenheit gut gewöhnt. Sie benötigen daher nur in seltenen Fällen eine manuelle Bewässerung.

Auch eine Düngung ist meist nicht notwendig. Es reicht aus, im Herbst etwas Laub als leichten Winterschutz aufzutragen, das dann verrottet und im Folgejahr die nötigen Nährstoffe für einen üppigen Neuaustrieb bereitstellt.

 

Gamander schneiden und vermehren

Ein Rückschnitt ist an Gamander nicht nötig. Allenfalls vertrocknete und blühfaule Triebe müssen bei Bedarf entfernt werden. Zur Vermehrung werden von Teucrium gut entwickelte Ableger genommen. Alternativ können Sie den Halbstrauch im Herbst auch durch Wurzelteilung vermehren.

Nehmen Sie hierfür ein scharfes Messer zur Hand, graben Sie die Pflanze aus und teilen Sie den Wurzelballen in zwei gleich große Teile. Diese können Sie anschließend direkt zurück ins Erdreich verpflanzen.

 

Wichtige Arten der Gattung Teucrium

Von der Gattung Teucrium existieren in etwa 250 Arten. Laut IUCN gilt vor allem der Knoblauch-Gamander als stark gefährdet. Ihm im heimischen Garten sichere Zuflucht zu bieten, ist demnach im Sinne des Artenschutzes wärmstens empfohlen. Der Name dieser Teucrium-Art kommt nicht von ungefähr, riecht die Pflanze doch markant nach Knoblauch.

Einen an Salbei erinnernden Duft hat wiederum der Salbei-Gamander, was aufzeigt, dass Teucrium auch als Duftpflanze verwendet werden kann. Hier eine Auswahl an interessanten Arten für die Kultur:

  • Berg-Gamander (Teucrium montanum)weiße bis pastellgelbe Blüten
  • Edel-Gamander (Teucrium chamaedrys): weiße bis rosarote Blüten
  • Knoblauch-Gamander (Teucrium scordium): rosa-violette Blüten
  • Salbei-Gamander (Teucrium scorodonia): grünlich-gelbe Blüten
  • Trauben-Gamander (Teucrium botrys): rosa Blüten

 

Mögliche Krankheiten und Schädlinge

Gamander ist äußerst schadbildresistent. Besondere Krankheiten oder Schädlinge sind für diese Pflanze nicht bekannt.


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