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Myrte, Brautmyrte, Gemeine Myrte, Myrtus, Myrtus communis

Myrte pflanzen – Wirkung, Kultur, Überwintern

Die Myrte (Myrtus) war und ist ein bedeutsames Heilkraut. Heute kultiviert man Myrten allerdings eher als ziervolle Kübel- oder Zimmerpflanzen Denn aufgrund ihrer mangelnden Winterhärte sind die immergrünen Sträucher kaum für den Kräutergarten geeignet. Daneben gilt Myrtus als äußerst pflegeintensiv und ist somit nur etwas für Liebhaber. Nichtsdestotrotz, nachstehend ein paar Kulturtipps.

 

Myrte in der Küche und Medizin

Als Gewürzkraut war die süßlich-scharfe Myrte früher ein beliebter Pfefferersatz in mediterranen Gebieten. Verwendet wurden hierfür die schwarzen Beeren der Pflanze, welche im Herbst aus der bereits aromatisch duftenden Blüte der Pflanze entstehen. In Mitteleuropa kultiviert man

Doch nicht nur als Gewürzstrauch fand Myrte in der Vergangenheit Verwendung. Die Pflanze war gemäß der griechischen Mythologie der Göttin Aphrodite geweiht und galt deshalb als kostbares Aphrodisiakum, Schmuck- und Schutzkraut in diversen Bräuchen.

Der aus dem Strauch gewundene Myrtenkranz ist in Griechenland zum Beispiel bis heute Teil der Hochzeitsriten, wo er als Schutzpflanze der Liebenden das Eheglück befördern soll. Getragen wird der Myrtenkranz von den zu verheiratenden Bräuten, weshalb die auch als Griechische Myrte bekannte Gemeine Myrte (Myrtus communis) auch als Brautmyrte bekannt ist.

 

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Blühender Brautschmuck: Weil Myrtenkränze in mediterranen Ländern wie Griechenland gerne von Bräuten getragen werden, ist die Gemeine Myrte auch als Brautmyrte bekannt

Inhaltsstoffe und Wirkung der Myrte

Das ätherische Öl der Myrte ist reich an medizinischen Wirkstoffen und wird weltweit sehr umfangreich zu therapeutischen Zwecken genutzt. Wichtige Inhaltsstoffe sind unter anderem:

  • Cineol
  • Limonen
  • Linalool
  • Myrcen
  • Myrtenyl Azetat
  • Myrtucommulone
  • Pinen
  • Polyphenole
  • Terpinolen

 

Der Wirkstoffmix besitzt eine sekretfördernde, antibiotische, antioxidative und antiseptische Wirkung, weshalb insbesondere die Gemeine Myrte als Heilkraut auch zur Wundbehandlung oder bei Atemwegserkrankungen wie Erkältung oder Grippe eingesetzt wird. Und auch gegen Appetitlosigkeit, Verdauungsbeschwerden und Hämorrhoiden findet die Myrte Anwendung.

Darüber hinaus haben Forscher sogar krebshemmende Eigenschaften an der Myrte entdeckt. Bedeutsamste Wirkstoffgruppe sind diesbezüglich Myrtucommulone, die offenbar zytotoxisch auf Krebszellen wirken.

 

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Die Blätter der Gemeinen Myrte stecken voller heilsamer Wirkstoffe

Myrte pflanzen – Standort und Ablauf

Die Myrte ist mitunter die einzige Pflanze aus der Familie der gleichnamigen Myrtengewächse, die auch in Europa heimisch ist. Im Detail ist es die bereits erwähnte und als Brautmyrte bekannte Gemeine Myrte, die im europäischen Mittelmeerraum heimisch ist.

Neben der Nutzung als Heil- und Gewürzkraut oder Blütenschmuck kultivierte man Myrte dort auch als Zierpflanze, die sowohl prunkvolle Schlösser als auch schlichte Wohnhäuser schmückte. In unseren Breitengraden ist es dagegen nicht ganz leicht, den weißen Blütenzauber der Myrten zu entfesseln.

 

Der richtige Standort für Myrten

Wählerisch zeigen sich Myrten bereits bei den Licht- und Luftverhältnissen am Standort. Zu wenig Sonne führt bei Myrten nämlich schnell zu einem sparrigen Wuchs, der nicht mehr viel vom schmuckvollen Erscheinungsbild der zierenden Pflanze übriglässt.

Allerdings mag es der Blüten-, Heil- und Gewürzstrauch nicht nur sonnig, sondern auch warm und luftig. Im Sommer werden Myrten darum weniger als Zimmerpflanzen, sondern eher als Terrassen- oder Balkonpflanzen gehalten.

Wer es auf einen Freilandversuch ankommen lassen möchte, der sollte anstatt Brautmyrte lieber Argentinische Myrte (Myrtus nummularia) pflanzen. Der Strauch gilt als erste winterharte Myrte überhaupt und könnte bei ausreichender Lichtzufuhr selbst im Garten bestehen.

Eine weitere Alternative fürs Freiland bildet zudem die Kräuselmyrte (Lagerstroemia). Zwar handelt es sich bei Lagerströmien nicht um echte Myrten, dafür sind sie aber besser winterhart und faszinieren durch gekräuselte, rosarote Blüten. Eines sehr beliebte Art ist diesbezüglich die Indische Kreppmyrte (Lagersroemia indica), welche bis -13 °C winterhart ist.

 

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Die Kreppmyrte gehört zwar nicht zu den Myrtengewächsen, ist aber eine wunderbare Pflanzalternative fürs Freiland

Der richtige Boden für Myrten

Als Standortboden wird häufig Azaleen- oder Rhododendron-Erde empfohlen. Allerdings ist der pH-Wert dieser Spezialsubstrate oftmals zu sauer. Denn Myrtus schätzt zwar moderate pH-Werte, bevorzugt jedoch ein eher schwach saures bis neutrales Substrat mit Werten zwischen 6 und 7 Punkten.

Wer den Sonderwünschen der Aphrodite unter den Blütensträuchern gerecht werden möchte, mischt das Standortsubstrat deshalb lieber selbst. Einzelheiten hierzu finden Sie im Abschnitt zur Pflanzung.

Einzelheiten zum Standort für Myrte:

  • sonniger, warmer und luftigen Standort
  • im Sommer besser auf Balkon oder Terrasse halten
  • im Winter Myrten als Zimmerpflanzen überwintern
  • Bodenansprüche ähneln Rhododendron und Azaleen
  • pH-Wert von Rhododendronerde jedoch oft zu niedrig
  • Boden-pH-Wert: schwach sauer bis neutral, zwischen 6 und 7
  • Brautmyrte ist nicht winterhart
  • im Freiland lieber Kreppmyrte oder Argentinische Myrte pflanzen

 

Pflanzanleitung für Myrte

1. Schritt – Wahl des Pflanztermins: Damit sich die Myrte in ihrem neuen Zuhause gleich richtig wohl fühlt, sollte man sie im Frühling nach den Eisheiligen pflanzen. Nach einer kurzen Akklimatisierung, die vor allem eine schrittweise Gewöhnung an das Sonnenlicht beinhaltet, können Sie die Pflanze dann in den ersten Standmonaten auf der Veranda bzw. dem Balkon ihre Fühler ausstrecken lassen.

2. Schritt – Bodenvorbereitung: Das ideale Bodensubstrat für Myrtensträucher ist locker, luftig und torfig bzw. torfähnlich. Bei Topfpflanzung mischen Sie hierfür 4 Teile hochwertige Blumenerde mit 4 Teilen Kokohum, 1 Teil Seramis-Granulat und 1 Teil Perliten. Im Freiland kann man auf Komposterde zurückgreifen und diese mit einem Drittel Lauberde oder Torf anreichern.

3. Schritt – Myrte pflanzen: Sofern Myrten als Zimmerpflanzen gehalten werden, sollte der Pflanzkübel stets eineinhalb Mal so breit wie der Wurzelballen sein. Steht die Pflanze im Freiland, ist ein Pflanzloch mit ähnlichen Ausmaßen auszuheben. Was die Pflanztiefe anbelangt, so darf Myrtus aber auf keinen Fall tiefer gesetzt werden als zuvor. Nach der Pflanzung wir die Erde dann gut angedrückt und der Myrtenstrauch erstbewässert.

Kurzschritte zur Pflanzung im Überblick:

  • Pflanztermin: Frühjahr, nach den Eisheiligen
  • für Zimmerpflanzen: 4 Teile Blumenerde, 1 Teil Granulat, 1 Teil Perlit
  • für Freilandpflanzen: 2 Drittel Komposterde, 1 Drittel Lauberde bzw. Torf
  • für Topfkultur Gefäß von 1 ½ Breite des Wurzelballens wählen
  • Pflanzloch für Freilandmyrten muss ebenfalls 1 ½ so breit sein 
  • Myrte niemals tiefer als im mitgelieferten Containter setzen
  • nach der Pflanzung Erde gut andrücken und Pflanze bewässern

 

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Blüte der Myrte

Myrte gießen und düngen

Wenngleich die Myrte oder zumindest die Brautmyrte ganzjährig warme Standortverhältnisse braucht, so mag sie doch keine Trockenheit. Sie muss deshalb stets leicht feucht stehen, ohne dabei Staunässe zu provozieren.

Auch muss man die Blätter der Pflanze hin und wieder besprühen, da Myrtus eine etwas höhere Luftfeuchtigkeit schätzt. Diese ist gerade im Sommer oft Mangelware, weshalb manueller Sprühregen zu dieser Zeit besonders wichtig ist. Verwenden Sie für sämtliche Feuchtigkeitsgaben aber bitte nur weiches und kalkfreies Gießwasser.

Wer seine Myrte frisch umgetopft hat, sollte zunächst für ca. 3 Monate auf das Düngen verzichten. Danach erfolgt die Düngung aber regelmäßig alle zwei Wochen, von Frühling bis Herbst. Düngen Sie am besten mit herkömmlichem Flüssigdünger für Blütensträucher.

Wichtig: Im Falle einer Nutzung von Myrtus als Heilkraut oder Gewürzstrauch dürfen nur organische Düngemittel wie Hornspäne, Kompost oder Vogelguano genutzt werden. Ferner sind Mineralien wie Eisen, Zink und Magnesium für die Myrte sehr wichtig.

Kurztipps zum Gießen und Düngen:

  • Myrte benötigt viel Wasser
  • dennoch nicht übergießen
  • zusätzlich die Blätter regelmäßig besprühen
  • gute Feuchtigkeitsversorgung vor allem im Sommer
  • nur kalkfreies Wasser nutzen
  • nach Umtopfen die ersten 3 Monate nicht düngen
  • danach von Frühling bis Herbst alle 14 Tage
  • bei Zierpflanzenkultur Flüssigdünger ausgeben
  • bei Kräuterkultur nur organischen Dünger nutzen
  • auch Mineraldünger ist wichtig

 

Myrte schneiden und vermehren

Wie in allen Belangen ist auch beim Schnitt der Myrte Fingerspitzengefühl gefragt. Unansehnliche, einjährige Seitentriebe dürfen vereinzelt jeder Zeit gekürzt werden. Bei alten und verholzten Trieben schneiden Sie dagegen nur die Triebspitzen.

Bei zu extremem Rückschnitt büßen Myrten nämlich nicht nur ihren kompakten Wuchs, sondern auch ihre Blühfreude ein. Man lasse die divenhafte Pflanzenschönheit daher am besten so weit wie möglich uneingeschränkt wachsen, ohne ihr dabei größere Vorgaben zu persönlichen Formvorstellungen aufzuzwingen.

 

Vermehrung durch Stecklinge

Für die Vermehrung der Myrte eignet sich am besten ein halb verholzter Trieb. Setzen Sie diesen in ein Anzuchtsubstrat, das zu gleichen Teilen aus Torf und Sand besteht. Unter Folie muss der Anzuchttopf dann etwa 6 bis 10 Wochen an einem lichtreichen Ort bei Temperaturen zwischen 15 und 16 °C gehalten werden.

Die Folie wird hin und wieder belüftet, am besten dann, wenn Sie die Erde frisch befeuchten. Sobald der Steckling ausreichend bewurzelt ist, kann er dann in ein geeignetes Pflanzgefäß umgetopft werden.

Kurztipps zum Schneiden und Vermehren:

  • einjährige Triebe der Myrte vereinzelt kürzen
  • bei verholzten Alttrieben nur Triebspitzen schneiden
  • radikale Rückschnitte sind nicht empfehlenswert
  • für Vermehrung halb verholzten Trieb abschneiden
  • 6 – 10 Wochen in Sand-Torf-Gemisch stecken
  • Anzuchtgefäß mit Folie überstülpen
  • Substrat mäßig feucht halten
  • die Folie ab und zu entlüften
  • Temperaturen für die Anzucht: 15 – 16 °C
  • nach der Bewurzelung den Steckling umtopfen

 

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blühender Myrtenstrauch

Myrte überwintern

Winterharte Myrte begnügt sich im Freiland mit einer leichten Reisig-Abdeckung. Als Topf- bzw. Zimmerpflanzen benötigen Myrten in Sachen Winterschutz aber eine sorgfältigere Behandlung. Die Vegetationspause der Sträucher erstreckt sich von November bis März, wobei die Raumtemperaturen während dieser Zeit zwischen 5 und 10 °C liegen sollten.

Das Düngen ist hier vollständig einzustellen. Und auch gegossen wird nur, um den Pflanzballen vor der Austrocknung zu schützen. Warten Sie auf jeden Fall ab, bis der Oberboden gut abgetrocknet ist, bevor sie Wasser nachgießen. Am Lichthunger der Myrte ändert sich im Winter hingegen nichts. Geben Sie der Pflanze darum den hellsten Standort, der im Haus zu finden ist.

Ab Mitte März darf man den Strauch dann sachte wieder kräftiger gießen und düngen. Schrittweise sollte dann gegen Anfang Sommer auch die Gewöhnung an stärkere Sonneneinstrahlung erfolgen, denn ein radikaler Wechsel könnte den Myrtenblättern starke Verbrennungen bescheren.

Lassen Sie die Pflanze darum in den ersten zwei lichtreichen Sommerwochen nur morgens und abends von der Sonne küssen. Danach dürfen Sie Ihre Myrte an ihren angestammten Platz auf dem sonnigen Balkon oder der Terrasse verfrachten.

 

Interessante Arten der Gattung Myrtus

Je nach Autor werden zur Gattung Myrtus mehr oder weniger Arten gezählt. Auch tragen die Arten manch anderer Myrtengewächse, darunter der als Myrtenheide bekannte Teebaum und die Südseemyrte das Wort „Myrte“ im Namen, was nicht selten zu Verwechslungen führt.

Im Bereich der echten Myrten sind allerdings nur zwei Arten für eine Kultur relevant, nämlich die als Brautmyrte bekannte Gemeine Myrte sowie die winterharte Argentinische Myrte. Letztere wurde lange Zeit zur Gattung Myrteola gezählt, gehört heute jedoch ebenfalls zu den echten Myrten. Einzelheiten zu beiden Myrtenarten finden Sie in der nachstehenden Übersicht:

ArtBeschreibung
Gemeine Myrte
Brautmyrte
Myrtus communis
Blütezeit: Mai bis August
Blütenfarbe: weiße Blüten
Wuchshöhe: 1 bis 5 m
Herkunft: Griechenland, Mittelmeerraum
Eignung für Kultivierung: schlecht
Besonderheiten: Heil- und Gewürzpflanze; Exemplare der Brautmyrte werden als Zimmerpflanzen gehalten
Argentinische Myrte
Myrteola nummularia > Myrtus nummularia
Blütezeit: April bis Juli
Blütenfarbe: weiße Blüten
Wuchshöhe: 0,5 bis 1 m
Herkunft: Argentinien, Südamerika
Eignung für Kultivierung: sehr gut
Besonderheiten: Argentinische Myrte ist winterhart. Sie wird gerne als Gewürz- und Sichtschutzpflanze eingesetzt

 

Myrte – Mögliche Krankheiten und Schädlinge

Zu den wenigen Schadbildern, die der Myrte gefährlich werden können, zählen vor allem Schildläuse und die Weiße Fliege. Beide ernähren sich vom Pflanzensaft des Strauches und können ihn so stark schwächen. Allerdings lassen sich die Schädlinge durch Sprühungen mit Brennnesselsud sowie den Einsatz von Nützlingen (z.B. Marienkäfer, Schlupfwespen oder Florfliegen) gut in Schach halten.

 

Fazit

Die Myrte ist nicht nur der Göttin Aphrodite geweiht, sie stellt auch ähnlich göttliche Ansprüche an ihren Standort. Dieser sollte soweit möglich gut durchlüftet, warm und mit einem eigens für den Myrtenstrauch komponierten Bodensubstrat ausgestattet sein. Ende Frühling möchte die Pflanze dann sanft an die Sommersonne gewöhnt, bei deren Genuss im Hochsommer aber nicht gestört werden.

Hat man Fräulein Myrte frisch umgetopft, darf man sie ferner für die ersten Wochen nicht düngen, weil das zarte Sträuchlein sich erst einmal an die neue Erde gewöhnen muss. In Sachen Bewässerung ist saisonabhängig ebenfalls höchstes Feingefühl gefragt, denn während der Myrtenstrauch im Sommer reichlich gegossen und durch sanften Sprühregen befeuchtet werden will, sollte man im Winter eher sparsam mit Wassergaben umgehen.

Eine echte Diva, diese Myrte, will man meinen. Doch die duftende weiße Blütenpracht, wie auch ihre heilpflanzlichen Qualitäten entschädigen den Besitzer für so manche Mühen.

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