Als Rindenkräuter lassen sich einerseits direkte Rindenstücke verschiedener Kräuterpflanzen bezeichnen. Andererseits steckt in der Rinde diverser Gehölze aber auch so manches wertvolle Pflanzenextrakt. Man denke nur an die kostbaren Baumharze, die gerne als Räucherwerk oder zur Herstellung von Duftöl und Räucherstäbchen verwendet werden. Und auch der Baumsaft, der sich mancher Rinde entlocken lässt, hat bisweilen medizinischen Wert.
Da nur Gehölze eine Rinde ausbilden, stammen Rindenkräuter folglich von Kräutersträuchern oder Bäumen. Bestens bekannt dürfte hier die Zimtrinde sein, die bereits von den aromatischen Eigenschaften dieser Kräuterart kündet. Ähnlich sieht es mit den wohlriechenden Rinden von Nadelgehölzen wie der Pinie, Fichte oder Tanne aus, die zwar nicht als Gewürzkräuter, dafür aber als Duftkräuter und Heilkräuter in Gebrauch sind.
Mit Blick auf Heilkräuter wären hier auch die Rindenkräuter der Birke, Eiche und Kastanie zu erwähnen. Wertvolle Baumharze und Baumsäfte entstammen neben der Birke auch denen von Balsambaumgewächsen wie dem Myrrhestrauch, der Boswellia (Weihrauch) oder dem Storaxbaum (Styrax). Ebenfalls nicht zu vergessen ist der Ahornsirup als Erzeugnis aus Rindenextrakten des als Kanadischer Ahorn bekannten Zuckerahorns.
Charakteristisch für Rindenkräuter und Rindenextrakte ist in den meisten Fällen ein hoher Gehalt an ätherischen Ölen. Diese wirken in der Regel antimikrobiell und desinfizierend. Baumharze wie Weihrauch und Myrrhe wurden deshalb bereits im alten Ägypten für die Zubereitung desinfizierenden Leichenbalsams verwendet, der im Zuge der Mumifizierung eine übergeordnete Rolle spielt. Daran wird auch die Bedeutung dieser Kräuterart als Ritualkräuter deutlich. Später dienten Weihrauchräucherung dem Desinfizieren der Raumluft in Patientenzimmern sowie zur Herstellung desinfizierender Wundsalben.
Betrachtet man die Extrakte von Birkenrinde, Eichenrinde und Ahornrinde, so fällt auch ein hoher Gehalt an Antioxidantien, Mineralstoffen und Vitaminen auf. Als Stärkungsmittel für Immunsystem und Stoffwechsel sind die Säfte mancher Baumrinden also ebenfalls ideal. Zur Gewinnung wird die Rinde der Gehölze eingekerbt und / oder mit einem Schlauch angezapft. Somit bleibt das Gehölz größtenteils unbeschadet und muss für die Gewinnung der Rindenkräuter nicht gefällt werden.