Ob als Räucherstäbchen, ätherische Öle oder Räucherharze – Duftkräuter erfahren heutzutage eine vielseitige Verarbeitung und Anwendung. Dabei faszinieren die wohlriechenden Kräuterpflanzen oftmals nicht nur durch einen angenehmen Duft sondern auch eine beeindruckende Heilwirkung.
Die mystische Welt der Duftkräuter
Der signifikanteste Unterschied zwischen Duftkräutern und herkömmlichen Heilkräutern ist, dass Duftkräuter nicht nur den Körper sondern auch den Geist beleben. Ihre stimulierenden Gerüche erfüllen ganze Räumlichkeiten und verleihen ihnen eine einzigartige Atmosphäre. Auf Basis dieses Effektes stellt man heute gerne sogar individuelle Aromakompositionen zusammen, die beispielsweise an den Geruch von Süßgebäck, Meeresbrise oder Regenwald erinnern.
Das Ambiente, das Duftkräuter zu kreieren imstande sind, entging auch unseren Vorfahren nicht. Quer durch alle Kulturen wurden wohlriechende Kräuterpflanzen seit jeher nicht nur als Küchenkräuter, sondern auch für besondere Anlässe und sogar magische Rituale verwendet. Die Schamanen der Indianer nutzten Palo Santo Holz für ihre Geistreisen und Salbei um böse Energien fern zu halten. Letzterer wird noch heute in Form von Räucherbündeln, den sogenannten Smudge Sticks verkauft, um im Rahmen von Räucherritualen Räume oder auch Personen zu reinigen.
Einen ähnlichen Zweck besaßen Kräuter wie Erdrauch, Weihrauch, Myrrhe oder Beifuß bei den Kelten und Germanen. Im christlich geprägten Volksglauben Europas hat sich diesbezüglich insbesondere der Weihrauch als Mittel zur Teufelsaustreibung etabliert. Mit der als Engelwurz bekannten Angelikawurzel rief man hingegen die Schutzengel an und erbat den Segen Gottes.

Duftkräuter und Spiritualität
Sehr ausgeprägt ist die Tradition von Duftkräutern als Räucherwerk in Asien. Das Anzünden von Räucherstäbchen in asiatischen Tempelanlagen, vor dem Gebet oder während einer Meditation ist ein weltweit bekannter Brauch. Auch werden Räucherstäbchen häufig in Asien hergestellt, wo auch einige der kostbarsten Duftkräuter wie zum Beispiel Lotus, Patchouli oder Ylang-Ylang heimisch sind.
Anhand fernöstlicher Glaubenskonzepte lässt sich auch die Annahme erklären, dass Duftkräuter spirituelle Qualitäten besäßen. Gemäß asiatischer Philosophie stellen Düfte und duftender Rauch nämlich eine nicht greifbare, über den Geruchssinn jedoch wohl wahrnehmbare Verbindung zwischen der materiellen Welt und der abstrakten Welt dar. Sie repräsentieren somit den Energiefluss des Qi, der uns umgibt, uns durchdringt und vitalisiert.
Im westlichen Volksglauben gibt es vergleichbare Konzepte. So gibt es zum Beispiel vielerorts Geschichten, die von der plötzlichen Wahrnehmung bestimmter Düfte als Anzeichen für die Präsenz eines Geistes oder astralen Wesens erzählen. So sollen sich Engelpräsenzen beispielsweise durch einen süßlichen Duft, der an Vanille oder Sandelholz erinnert ankündigen. Bei geliebten verstorbenen Personen kann es auch einfach das frühere Lieblingsparfum oder der Duft einer Lieblingsblume sein, die einem urplötzlich in die Nase steigt.

Von rituellen Räucherungen zur arzneilichen Aromatherapie
Es überrascht nicht, dass Duftkräutern wegen ihrem mystischen Duft häufig auch magische Fähigkeiten zugeschrieben wurden. Da anregende Düfte eine belebende Wirkung auf die Psyche haben, helfen sie häufig gegen Schwermut, betrübende Gedanken und stärken das Wohlbefinden. Heute weiß man, dass für derartige Effekte in der Regel konkrete Inhaltsstoffe der Kräuter verantwortlich sind.
Früher aber konnte man die medizinisch relevante Duftwirkung häufig nicht wissenschaftlich erklären. Dementsprechend ging man davon aus, dass Duftkräuter mit einem Zauber belegt sind, der dazu imstande war, gute Mächte anzuziehen, Böses fernzuhalten oder einen anderweitig magischen Effekt zu erzielen. Als Zutat für Zaubertränke waren sie deshalb unerlässlich.
Gut veranschaulichen lässt sich dies unter anderem Am Beispiel aphrodisierender Düfte wie Vanille oder Zimt, die als wichtige Ingredienz für Liebeszauber galten. Gerade mit Blick auf Aphrodisiaka überschneiden sich Duftkräuter auch häufig mit Gewürzkräutern, weshalb man sie quasi als „Zauberstaub“ in Rezepte mit einband, die eine geliebte Person empfänglich für die eigene Zuneigung machen sollten.

Aphrodisierend, stimmungsaufhellend und antibiotisch
Die gleichen Aromen, die bei Kräutern wie Zimt für den unverkennbaren, aphrodisierenden Geruch verantwortlich sind, verleihen besagten Pflanzen meist auch eine interessante Heilwirkung. Diese reicht weit über eine Wirkung als Aphrodisiakum hinaus. Beispielsweise ist Zimt als blutzuckersenkendes Mittel bekannt. Das betörende ätherische Öl der Ylang-Ylang beruhigt, ebenso wie Lavendel, das Gemüt und wirkt effektiv gegen Angstzustände, Stress und Schlafstörungen.
Bei Duftkräutern wie Weihrauch oder Myrrhe lässt sich wiederum eine desinfizierende Wirkung feststellen. Die Räucherharze wurden darum im Altertum standardmäßig als medizinische Räucherung in Krankenhäusern sowie in den Schlafgemächern von Patienten verwendet.
Im alten Ägypten nutzte man Weihrauch, Myrrhe und Thymian zudem sehr umfangreich während der rituellen Balsamierung von Mumien. Die Duftkräuter dienten hier einerseits als aromatisches Geleit in die Totenwelt, andererseits waren sie wegen ihrer konservierenden und desinfizierenden Wirkung gegen Leichenkeime unerlässliche Zutaten für den Leichenbalsam.

Arten und Inhaltsstoffe der Duftkräuter
Duftkräuter lassen sich grob in aromatische Blumenkräuter, Kräuterstauden, Kräutersträucher, Baumharze und Räucherhölzer unterscheiden. Daneben ist auch die Einteilung nach ihren Pflanzenteilen denkbar. Denn während einige Duftkräuter wohlriechende Blüten oder Blätter besitzen, sind es bei anderen Duftpflanzen die Wurzeln, Rinde oder das Rindenharz, die aromatische Eigenschaften besitzen.
Unterscheidung nach aromatischen Pflanzenteilen
Bei den Duftstauden und Duftsträuchern werden häufig die wohlriechenden Blätter und Blüten, gelegentlich aber auch duftende Früchte und Wurzeln als Duftkräuter verwendet. Einige Bäume liefern neben aromatischen Früchten und Blattern zudem auch Harze, Hölzer und Baumrinden mit unvergleichlichem Duft. Nachstehend ein paar der wichtigsten Duftkräuter-Arten im Überblick:
- Duftblüten: z.B. Erdrauch, Holunder, Jasmin, Königskerze, Lavendel, Lotus, Rose, Verbene, Ylang-Ylang
- Duftblätter: z.B. Fichte, Mädesüß, Minze, Patchouli, Pinie, Rosmarin, Salbei, Tanne, Thymian
- Duftfrüchte: z.B. Bergamotte, Kardamom, Orange, Tonkabohne, Vanille, Wacholder, Zitrone
- Räucherharze: z.B. Benzoe, Copal, Drachenblut, Kampfer, Myrrhe, Styrax, Weihrauch
- Räucherhölzer: z.B. Eichenrinde, Palo Santo, Sandelholz, Zedernholz, Zimtrinde, Zirbenholz
- Räucherwurzeln: z.B. Alant, Baldrian, Kalmus, Veilchenwurzel
Inhaltsstoffe von Duftkräutern
Das charakteristische Inhaltsstoffprofil der Duftkräuter lässt sich gerade an Räucherharzen sehr gut aufzeigen. Die frischen Baumharze bestehen aus einer zähflüssigen, klebrigen Masse, die einen hohen Gehalt ätherischer Öle aufweist. Diese setzen sich in der Regel aus mehreren Vertretern folgender Stoffgruppen zusammen:
- Phenole: z.B. Carvacrol, Eugenol, Tannin, Thymol oder Vanillin
- Phenylpropanoide: z.B. Anethol, Estragol oder Zimtaldehyd
- Terpene: z.B. Campher, Cineol, Limonen, Menthol oder Pinen
Die genannten Stoffe sind in Duftkräutern nicht nur sehr hoch konzentriert, sondern besitzen neben ihren aromatischen Eigenschaften auch eine medizinisch relevante Wirkung. Aus diesem Grund sind die meisten Duftkräuter auch Heilkräuter und lassen sich insbesondere zur Aromatherapie hervorragend anwenden.

Duftkräuter als Parfümstoffe und Räucherwerk
Um den Duft von Kräutern im Raum zu verströmen, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Einerseits kann man die Düfte durch chemische Verfahren isolieren und dann zum Beispiel als Zusätze von Parfüms und Kosmetika nutzen. Auch die Verwendung der Kräuter als Zutat für Kräuterkissen, Duftsteine oder Potpourri sind schöne Ideen zur Nutzung der Duftkräuter.
Traditioneller ist aber die Nutzung der getrockneten Duftkräuter als Räucherwerk, wobei der Begriff bereits die Duftverteilung durch Rauch vorgibt. Besagter Rauch oder auch Dampf entsteht durch das verbrennen der Kräuter beziehungsweise das Erhitzen ihrer ätherischen Öle. Die aromatischen Inhaltsstoffe der Duftkräuter gehen um Zuge der Hitzezufuhr in den gasförmigen Zustand über und verteilen sich anschließend im Raum.
Gegebenenfalls ist für die Verwendung von Räucherwerk dabei eine weitere Trägersubstanz oder ein Brennmittel notwendig. Denn nicht jedes Duftkraut entfaltet seinen Geruch ohne geeignete Zubereitung so zuverlässig wie etwa Lavendel.

Duftöle und ätherische Öle
Die ölhaltige Essenz der Duftkräuter. Ätherische Öle bzw. Räucheröle oder Duftöle zeichnen sich durch sehr hohe Konzentration von Duftstoffen aus, weshalb man meist nur ein paar Tropfen benötigt, um einen ganzen Raum mit ihrem Aroma zu erfüllen.
Zu diesem Zweck gibt man das ätherische Öl in einen Duftölständer. Er setzt sich aus einer Halterung für ein Teelicht und einer aus Ton oder feuerfestem Glas gefertigten Duftölschale zusammen. Letztere wird anschließend mit Wasser gefüllt und durch das Teelicht von unten erhitzt, wodurch sich das Öl in Kombination mit dem entstehenden Wasserdampf im Raum verteilt. Zu den wichtigsten Duftkräutern, deren ätherische Öle und Aromen zur Herstellung von Duftöl verwendet werden, gehören hier
Duftöle gibt es heutzutage nicht nur als reine ätherische Öle, sondern auch in einer Vielzahl von aromatischen Duftölmischungen. Ähnlich wie bei Parfüm wird hier viel mit neuen Duftkompositionen experimentiert, wodurch solch atmosphärische Aromen wie Bratapfel, Glühwein, Lebkuchen oder Blütenzauber zustande kommen. Speziell für die Aromatherapie konzipiert sind zudem Duftöle mit Namen wie „Anthi-Stress“, „Klarer Geist“, „Meditation“ oder „Sanfter Schlaf“. Hier sind ganz gezielt die ätherischen Öle beruhigender Duftkräuter wie Lavendel oder Baldrian verarbeitet.

Räucherharze
Die natürlichste Variante von Räucherwerk. Es handelt sich hierbei um duftende Baumharze wie Weihrauch, Myrrhe oder Styrax. Sie werden zum Räuchern entweder auf einem Stück glühender Aktivkohle oder aber wie ätherische Öle in einem mit Wasser gefüllten Duftölständer erhitzt.
Für das Verbrennen von Räucherharz auf Aktivkohle gibt es in der Regel ebenfalls spezielle Räucheröfen oder Räucherfässer. Diese besitzen meist einen abnehmbaren Deckel, der kleinere Öffnungen aufweist, durch die der duftende Rauch entweichen kann. Bestes Beispiel für diese Art der Räucherung ist der in Kirchen genutzte Weihrauchschwenker.
Räucherstäbchen und Räucherkegel
Eine Mischung aus Holzpulver, duftenden Kräuterpartikeln und ätherischen Ölen wird in Form von Paste auf einen dünnen Holzstab aufgestrichen oder zu einem kleinen Kegel geformt. Dieser wird anschließend als Räucherwerk direkt mit Feuer entzündet, sodass eine langsam verbrennende Glut entsteht, die die Duftstoffe freisetzt.
Das Verbrennen von Räucherstäbchen zu spirituellen und meditativen Zwecken hat vor allem in Asien lange Tradition. Dementsprechend stammen einige der beliebtesten Räucherstäbchenarten auch aus Indien, Thailand, China oder Japan. Weltberühmt sind diesbezüglich Nag Champa Räucherstäbchen. Die hierfür verwendet Duftkräuter-Mischung besteht in der Regel aus den Blütenkräutern des Ceylon-Eisenholzes, Sandelholz und dem Harz des Götterbaums.

Wichtige Duftkräuter im Überblick
Zu den Duftkräutern zählen sowohl aromatische Kräuterpflanzen, als auch Baumkräuter wie Baumrinden, Baumharze oder Baumnadeln, die reich an ätherischen Ölen sind. Außerdem verwendet man gerade für Duftöle auch gerne die Aromen wohlriechender Früchte. Hier eine Übersicht zu den wichtigsten Duftkräutern.
Klassische Duftkräuter | Aromatische Früchte | Räucherharz und Räucherhölzer |
---|---|---|
Alant Baldrian Basilikum Engelwurz Erdrauch Eukalyptus Fichte Jasmin Kalmus Kardamom Lavendel Lotus Mädesüß Magnolie Majoran Melisse Minze Nelke Patchouli Pinie Rose Rosmarin Salbei Sandelholz Tanne Teebaum Thymian Tonkabohne Vanille Veilchenwurzel Verbene Wacholder Ylang-Ylang Zitronengras | Apfel Bergamotte Birne Erdbeere Kirsche Kokosnuss Mandarine Mandel Orange Pfirsich Zitrone | Benzoe Ceylon-Eisenholz Copal Dammar Drachenblut Eichenholz Elemi Fichtenharz Götterbaum Gurujunbalsam Hojari Huichol Kampfer Kiefernharz Mastix Myrrhe Olibanum Palo Santo Perubalsam Sandelholz Sal Styrax Zedernholz Zimtrinde Weihrauch Zirbenholz |
2 thoughts on “Duftkräuter: Die Ursprünge Aromatherapie”
Hallo! Manchmal wünsche ich mir mehr solcher Artikel. Vielen Dank. Grüße
Hallo Gena,
Das ist super, dass Ihnen der Artikel gefällt. Und ja, über Kräuter kann man gar nicht genug berichten. Insbesondere, wenn sie so angenehm riechen.