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Sandelholz – Wirkung, Anwendung und Geschichte

Der Duft von Sandelholz gehört in Sachen Räucherwerk gewiss zu den beliebtesten Düften. Mehr noch, ist sein Öl auch eines der teuersten. Laut dem Memento zu einem Vortrag im Women in Flavour & Fragrances Commerce (WFFC) aus dem Jahr 2007 beträgt der Kilopreis für Sandelholzöl rund 1.600 US-Dollar.

Das sagt bereits alles, was man zum Handelswert des Duftholzes wissen muss. Kostbar ist dieses aber nicht nur wegen seines einzigartigen Dufts, sondern auch wegen seiner Seltenheit und den Heilkräften, die dem Holz innewohnen.

Geschichte von Sandelholz

Als Bezugsquelle für echtes Sandelholz dient der Sandelbaum oder Sandelholzbaum (Santalum). Dessen Name leitet sich aus dem Sanskrit ab, wo candráh so viel wie „leuchtend“ bedeutet. Gemeint ist hiermit die helle Färbung des Santalum-Holzes, das sein markantes Aroma erst in einem Alter von 25 bis 30 Jahren ausbildet.

So lange dauert es auch, bis aus der Stammgattung der Sandelholzgewächse (Santalaceae) , zu denen im Übrigen auch die Mistel gehört, ätherische Öle und Dufthölzer gewonnen werden können. Unnötig zu erwähnen, dass echtes Santalum aufgrund der langen Kulturzeit äußerst kostenintensiv ist.

 

Ein südostasiatisches Duft- und Heilkraut

Es gibt wohl kaum einen Händler für Räucherstäbchen und Duftöle, der Sandelholz nicht mit im Sortiment hat. Wirklich neu ist das Duftgehölz als Exportschlager unter den Duftpflanzen aber nicht.

Am längsten findet Santalum wohl als Ayurveda-Kraut in der indischen Heilkunst Verwendung. Hier wird der Rauch des Duftholzes zur Beruhigung der Nerven eingesetzt.

Allerdings sollen auch die alten Ägypter bereits mit Santalum vertraut gewesen sein. Verwunderlich ist das nicht, wird das Holz doch bereits seit gut 3.000 Jahren gehandelt und gelangte dabei weit über die Grenzen seiner pazifischen Heimat hinaus.

Die ersten, die hier außerhalb der asiatisch-polynesischen Herkunftsgebiete medizinisch Gebrauch von Santalum machten, waren persische und arabische Ärzte. Durch sie gelangten das Duftholz sowie dessen ätherische Öle im Mittelalter auch nach Europa.

Zunächst vor allem in italienischen Apotheken erhältlich, kamen zwischen dem 15. und 16. Jahrhundert schließlich auch mitteleuropäische Ärzte wie Lonicerus sprichwörtlich auf den Riecher. Unter ihnen der berühmte deutsche Arzt und Naturkundler Adam Lonitzer, besser bekannt als Lonicerus. Er entdeckte Santalum als wertvolles Heilmittel gegen Herzbeschwerden, Magenprobleme und Leberschwäche.

Wissenswertes: Bis ins 19. Jahrhundert wurde Santalum album noch zur medizinischen Behandlung von Gonorrhoe eingesetzt.

 

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Die ätherischen Öle von Santalum album wurden bereits im Mittelalter medizinisch genutzt.

Gefährdung des Sandelbaums

Der Weiße Sandelbaum ist inzwischen stark gefährdet. Schuld daran waren nicht zuletzt historische Territorialstreitigkeiten um die heute in Teilen zu Indonesien gehörende Insel Timor. Die Insel galt während der Kolonialzeit als wichtigste Bezugsquelle für Santalum, jedoch wurden ihre Sandelbestände im Zuge der indonesischen Besatzung fast vollständig vernichtet.

Es mag sich ungewöhnlich anhören, doch der Handel mit Santalum aus kontrolliertem Anbau ist mittlerweile ein wichtiger Eckpfeiler des Arterhalts geworden. Gemäß seiner natürlichen Standorte, die von südostasiatischen Ländern wie Indien und Indonesien über China und Polynesien bis nach Australien reichen, erfolgt der Anbau maßgeblich in der Pazifikregion und wird teilweise sehr streng kontrolliert.

In Indien geht der Artenschutz sogar so weit, dass jeder einzelne Sandelbaum automatisch Eigentum der Regierung ist. Keiner der im indischen Volksmund als „königliche Bäume“ bekannten Gehölze darf ohne staatliche Genehmigung geschlagen oder bearbeitet werden. Eine echte Chance für den Sandelbaum, was allerdings nicht über die vielfältigen Fälschungen und alternativen Ölvarianten hinwegtäuschen sollte, die nach wie vor in Umlauf sind.

 

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Weißer Sandelbaum (Santalum album)

Arten von Sandelholz

Echtes Santalum ist so kostbar und selten, dass es als das meist gefälschte Duftholz der Welt gilt. Wer Santalum-Holz, Räucherstäbchen oder das ätherische Öl der Sandelhölzer kaufen möchte, sollte sich daher einen Überblick über die jeweiligen Varianten verschaffen. Ein paar Orientierungshilfen.

 

Echtes Sandelholz

Echte Sandelhölzer werden ausschließlich von Santalum-Arten gewonnen. Primär ist hier der Weiße Sandelholzbaum (Santalum album) in Kultur, dessen Öl auch als Ostindisches Sandelholzöl verkauft wird. Daneben gibt es noch einige regionale Arten, deren natürliche Herkunftsgebiete in Asien und im Pazifik liegen. Hier die wichtigsten Varianten im Überblick:

  • Australisches Sandelholz (Santalum spicatum)
  • Australisches Wüsten-Quandong (Santalum acuminatum)
  • Fidji-Sandel (Santalum yasi)
  • Hawaiianisches Sandelholz (Santalum freyxcineatianum)
  • Küsten-Sandel (Santalum ellipticum)
  • Nordaustralisches Sandelholz (Santalum lanceolatum)
  • Polynesisches Sandelholz (Santalum insulare)

 

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Die Klassiker unter den Räucherstäbchen: Sandelholzräucherstäbchen

Afrikanisches Sandelholz

Im afrikanischen Raum sind verschiedene Duftgehölze als afrikanische oder ost-afrikanische Sandelhölzer bekannt. Verwendete Arten der Gattung Osyris, namentlich Osyris lanceolate und Osyris tenuifolia, sind hier zumindest mit echten Sandelhölzern verwandt, gehören sie doch ebenfalls zur Familie der Santalaceae.

Anders sieht es dagegen mit Baphia nitida und Brachyleana huillensis aus, die in Afrika ebenfalls als Sandelhölzer gehandelt werden. Sie sind nicht näher mit den Santalaceae verwandt.

 

Brasilianische Sandelhölzer

Diese Bezeichnung umfasst eine Vielzahl an Duftgehölzen, die in Brasilien heimisch sind. Zu nennen wären hier vor allem folgende Gehölzarten:

  • Agonandra brasiliensis
  • Aptandra tubicina
  • Minquartia guianensis
  • Olax guianensis

 

Rotes Sandelholz

Das Rote Sandelholz (Pterocarpus santalinus) ist eine endemisch in Indien vorkommende Baumart, die aber nicht näher mit echten Santalum-Arten verwandt. Stattdessen besteht eine Verwandtschaft zu Pterocarpus officinalis, aus dessen Rinde Drachenblutharz gewonnen wird.

Das Holz von Pterocarpus santalinus ist im Unterschied zum hellen Santalum-Holz kräftig rot gefärbt. Gelegentlich dient es als Textilfarbstoff, Möbelholz und Instrumentenholz für Streichinstrumente wie Geigen oder die japanische Shamisen. Allerdings ist Rot-Sandel wie echter Sandel inzwischen stark gefährdet, weshalb Bäume dieser Pflanzenart nur unter strengen Auflagen gefällt werden dürfen.

 

Westindisches Sandelholz

Bezeichnet das Duftholz und Öl von Venezuela-Sandelholz (Amyris balsamifera). Trotz Ähnlichkeiten im wissenschaftlichen Namen gehört dieses Gehölz nicht wie Weihrauch, Myrrhe oder Styrax zu den Balsambaumgewächsen, sondern zu den Rautengewächsen. Es ist also eng verwandt mit Zitrusfrüchten und besitzt wie diese eine leicht zitrusartige Note.

 

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Es gibt viele Sandelhölzer, aber nur Santalum-Hölzer sind die echten

Inhaltsstoffe und Wirkung von Sandelholzöl

Die ätherischen Öle der echten Sandelbäume zeichnen sich durch einen harzig-süßlichen Duft mit erdig-holziger Note aus. Das Aroma wird von vielen als entspannend und inspirierend empfunden, besitzt aber auch heilsame Eigenschaften.

Beispielsweise ist eine Anwendung gegen Stress, Gereiztheit und innerer Unruhe bekannt. Es soll die Ausschüttung von Stresshormonen reduzieren und insgesamt einen regulierenden Einfluss auf den Hormonhaushalt ausüben. In diesem Zusammenhang gilt Sandel auch als wertvolles Mittel zur Aromatherapie gegen Menstruations- und Wechseljahrsbeschwerden.

Ebenfalls bekannt ist eine antiseptische, antimikrobielle, blutdrucksenkende, entzündungshemmende, hautreinigende und krampflösende Wirkung von Santalum. Entsprechende Anwendungsgebiete sind darum auch Harnwegsinfekte, Hautprobleme wie Akne, Unterleibsschmerzen, Magen-Darm-Krämpfe und Bluthochdruck.

In einer argentinischen Studie des Department of Biological Chemistry an der University of Buenos Aires konnte sogar eine gute Wirkung des ätherischen Öls von Santalum gegen Herpesviren nachgewiesen werden.1F Benencia, M C Courrèges: Antiviral activity of sandalwood oil against herpes simplex viruses-1 and -2; in: Phytomedicine, Volume 6, Issue 2, 1999; PMID: 10374251 PubMed Zu den wichtigsten Wirkstoffen von Santalum gehören dabei vor allem:

  • Bisabolol
  • Bergamotol
  • Campherenol
  • Farnesol
  • Gerbstoffe
  • Santalol
  • Santalen

 

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Sandelholz eignet sich hervorragend zur Aromatherapie

Anwendung von Santalum

Am beliebtesten ist Sandelholz gewiss in Form von Räucherstäbchen und ätherischem Duftöl. Nur selten ersteht man das Räucherholz auch unverarbeitet, womit es sich klar von Palo Santo unterscheidet.

Zur Anwendung kann man entweder die Räucherstäbchen bzw. das Räucherholz von Santalum anzünden, oder aber das Sandelöl in eine Duftlampe oder einen Diffuser geben. Hervorragend durchführen lässt sich so eine Raumräucherung oder aber eine private Aromatherapie zur Entspannung.

Übrigens: Es gibt inzwischen auch so manche Pflegeprodukte für Haut und Haare, die auf Sandelholz als erlesene Zutat setzen.

 

FAQ – Häufige Fragen zu Sandelholz

Was ist Sandelholz?

Sandelholz ist ein aromatisches Holz, das aus Bäumen der Gattung Santalum stammt, besonders Santalum album. Es wird wegen seines charakteristischen Duftes geschätzt.

Wie wird Sandelholz verwendet?

Das Holz des Sandelbaums wird für die Herstellung von ätherischem Öl, Räucherwerk, Parfüm und Kosmetika wie Shampoo oder Duschgel genutzt. Es wird auch in der traditionellen Medizin und spirituellen Praktiken verwendet.

Welche Vorteile hat Sandelholz?

Sandelholzöl ist wegen seiner beruhigenden und entzündungshemmenden Eigenschaften medizinisch wertvoll. Es kann bei der Hautpflege und Haarpflege hilfreich sein und wird in der Aromatherapie zur Stressreduktion eingesetzt.

Ist Sandelholz nachhaltig?

Aufgrund der Übernutzung ist Santalum gefährdet. Es gibt Bestrebungen, den Anbau nachhaltig zu gestalten und den illegalen Handel zu bekämpfen.

Woher stammt Sandelholz?

Santalum stammt ursprünglich aus Indien, Australien, Neukaledonien, Sri Lanka und anderen tropischen Regionen. Es wird heute weltweit angebaut, aber die Qualität kann je nach Herkunft variieren.

Studienbelege:

  • 1
    F Benencia, M C Courrèges: Antiviral activity of sandalwood oil against herpes simplex viruses-1 and -2; in: Phytomedicine, Volume 6, Issue 2, 1999; PMID: 10374251 PubMed

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