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Kampfer, Kampferöl

Kampfer & Kampferöl – Inhaltsstoffe und Wirkung

7 Minuten Lesezeit

Kampfer bezeichnet einerseits den Kampferbaum (Cinnamomum camphora), andererseits auch den Wirkstoff Campher, der im Kampferöl zum Tragen kommt. Es handelt sich hier um eines der stärksten medizinischen Kräuteröle überhaupt. Mit eindrucksvoller Wirkung.

Von Zimt und Lorbeer

Der Kampferbaum ist ein immergrüner Laubbaum aus Ostasien und gehört zur Familie der Lorbeergewächse (Lauraceae). Er ist also eng mit dem Lorbeer verwandt, was man seinen ledrigen, elliptisch geformten Blättern auch sofort ansieht.

Verwunderlich ist es daher nicht, dass das Gehölz auch als Kampferlorbeer bezeichnet wird. Allerdings ist Lorbeer nicht der einzige namhafte Artverwandte des Duftgehölzes.

 

Kampfer, Kampferbaum, Blätter
Dem Lorbeer zum Verwechseln ähnlich: die Blätter des Kampferbaums

Der scharfe Bruder des Zimts

Bereits anhand seines Namens lässt sich erahnen, dass Cinnamomum camphora zur selben Gattung wie der Zimt gehört. Im Unterschied zu diesem sind die Inhaltsstoffe des Kampferbaums aber deutlich schärfer.

Zwar besitzt auch der Zimtbaum mit Eugenol einen Scharfstoff, insgesamt überwiegt bei dem beliebten Gewürz aber ein süßlich-herbes Aroma. Nicht so beim Kampfer. Sein gleichnamiger Wirkstoff Campher gilt als einer der schärfsten Aromastoffe überhaupt und spielt medizinisch eine bedeutende Rolle.

Eine Gemeinsamkeit haben Zimt und Kampfer aber dennoch: In beiden Fällen wird das  jeweilige Kräuteröl aus dem Stamm der aromatischen Cinnamomum-Bäume gewonnen.

 

Nachzügler in der Zimtgattung

Wie der Zimt war auch Kampfer in der Antike ein begehrtes Handelsgut, das über die Seidenstraße zunächst in den Nahen Osten und später auch nach Europa gelangte. Taxonomisch korrekt zugeordnet wurde Cinnamomum camphora im Westen jedoch erst relativ spät.

Der deutsche Botaniker Carl Ludwig Blume gilt hier als wissenschaftlicher Erstbeschreiber, der das Gehölz 1822 erstmals systematisch klassifizierte. Zuvor hatten Naturforscher und Reisende wie Engelbert Kaempfer (1651 – 1716) lediglich Berichte über die Pflanze und ihre Nutzung verfasst.

 

Kampfer, Kampferbaum
Kampferbaum an einem Naturstandort in Ostasien

Anwendung von Kampfer

Kampfer findet bis heute vielseitige Anwendung in der Medizin. Traditionell dient das Heilkraut zur Behandlung von Verspannungen, Muskel- und Gelenkschmerzen. Das sind aber nicht die einzigen Anwendungsgebiete von Cinnamomum camphora.

 

Ein Heilkraut der asiatischen Medizin

Die Nutzung von Cinnamomum camphora lässt sich bis ins antike China zurückverfolgen. Schon damals wurde Kampfer in der Traditionellen Chinesischen Medizin für seine antiseptischen, kühlenden und beruhigenden Eigenschaften geschätzt.

Allerdings ist das Heilkraut nicht nur ein TCM-Kraut. Auch die indische Heilkunde kennt Cinnamomum camphora schon seit Jahrhunderten als Ayurveda Kraut. Und selbst in Taiwan, Japan und Korea ist die Heilpflanze keine Unbekannte.

Häufig angewendet wird dabei das Kampferöl (Campheröl), in dem der Wirkstoff Campher in hoch konzentrierter Form vorliegt. Das Öl hilft neben Muskel- und Gelenkbeschwerden auch bei Kopfschmerzen und Erkältungssymptomen.

Von Asien aus gelangte Campheröl zunächst nach Arabien und in den Mittelmeerraum. Im alten Ägypten soll es ein Zusatz für Mumienbalsam gewesen sein. Außerdem gibt es Berichte, die auf eine Verwendung als desinfizierender Balsam und Räucherwerk während der Zeit des Schwarzen Todes zum Einsatz kam.

 

Kräuteröl des Lichts

Kampfer hat seinen namentlichen Ursprung im Sanskrit-Wort karpūra, das wörtlich „weiß“ oder leuchtend bedeutet. Der Begriff bezieht sich auf die charakteristische weiße, kristalline Erscheinung von Kampferöl, das aus dem Holz des Kampferbaums oder durch Destillation gewonnen wird.

Im Arabischen wurde aus karpūra später das Wort kāfūr, welches bereits im Mittelalter für die duftende Substanz des Kampferbaums verwendet wurde. Das Wort gelangte über den Handel mit arabischen Kaufleuten nach Europa und wurde hier als camphora ins Lateinische übernommen.

Die Assoziation mit Begriffen wie Reinheit und Licht verweist auf die zeremonielle Verwendung von Kampfer als Ritual- und Zauberpflanze in vielen Kulturen. Das gilt insbesondere für Indien, wo das duftende Holz von Cinnamomum camphora bei religiösen Zeremonien als Opfergabe verbrannt wurde.

Sein heller, intensiver Rauch symbolisierte dabei Reinigung und spirituelle Erhebung. Dieser Symbolik entspricht bis heute auch die Verwendung von ätherischem Campheröl als inspirierendes und edles Duftöl in hochwertigen Parfüms.

 

Kampfer, Campher, Kampferöl, Campheröl
Vom Licht gesegnet: Kampferöl gilt in Asien als heiliges Räucherwerk und göttliches Heilmittel

Campher als medizinischer Wirkstoff

Campherhaltiges Öl wird bevorzugt als Bestandteil für heilsame Salben verwendet. Ein legendäres Salbenrezept ist diesbezüglich der Tiger Balm, dem das ätherische Öl seinen scharfen Geruch verleiht. Außerdem trägt der Wirkstoff in hohem Maße zur schmerzlindernden, entspannenden und atemwegsbefreienden Wirkung des Tiger Balms bei.

Weitere Anwendungsgebiete von Kampferöl in der Medizin umfassen die Verarbeitung in Massageöl und die Herstellung von Seife. Dabei sorgt das Öl für ein angenehmes Wärmegefühl auf der Haut, das Verspannungen löst und die Durchblutung fördert.

In der Aromatherapie wird das Öl von Cinnamomum camphora zudem als Duftpflanze für seine belebenden und klärenden Eigenschaften geschätzt. Als Hausmittel gegen Erkältung eignet es sich als Zutat für ein Inhalationsbad

 

Inhaltsstoffe und Wirkung von Kampferöl

Kampferöl wird aus dem Holz von Cinnamomum camphora gewonnen. Die Gewinnung erfolgt durch Wasserdampfdestillation des Holzes, wobei das ätherische Öl mit seinem charakteristischen, intensiven Duft extrahiert wird.

Das Öl zeichnet sich durch eine komplexe Mischung aus verschiedenen Terpenen aus, die seine therapeutischen Eigenschaften begründen. Das Terpen-Derivat Campher macht dabei bis zu 60 Prozent des ätherischen Öls aus. Hier die wichtigsten Inhaltsstoffe im Überblick:

  • Borneol
  • Campher
  • Cineol
  • Limonen
  • Linalool
  • Pinen
  • Safrol
  • Terpineol

 

Wissenschaftliche Studien zur Wirkung von Cinnamomum camphora haben inzwischen teils bahnbrechende Erkenntnisse geliefert. Beispielsweise entdeckte eine russische Studie der Novosibirsk State University 2015 neuartige Camphora-Derivate mit antiviraler Wirkung.1Anastasiya S Sokolova, Olga I Yarovaya, Andrey V Shernyukov, Yuriy V Gatilov, Yuliya V Razumova, Vladimir V Zarubaev, Tatiana S Tretiak, Andrey G Pokrovsky, Oleg I Kiselev, Nariman F Salakhutdinov: Discovery of a new class of antiviral compounds: camphor imine derivatives; in: European Journal of Medicinal Chemistry; Volume 105, 2015; PMID: 26498572 Science Direct

Zu besagten Viren, gegen die Campher helfen soll, gehören laut Studienergebnissen auch Influenza-Viren, was seine gute Wirkung gegen Erkältung erklärt.

Ebenfalls interessant ist eine japanische Studie der Asahikawa Medical University auf Hokkaido zu Cinnamomum camphora. Demnach wirkt Campher durchblutungsfördernd und erwärmend auf das Muskelgewebe.2Tomohiko Kotaka, Shoji Kimura, Makoto Kashiwayanagi, Jun Iwamoto: Camphor induces cold and warm sensations with increases in skin and muscle blood flow in human; in: Biological and Pharmaceutical Bulleting; Volume 37, Issue 12, 2014; PMID: 25451841 PubMed Dank dieser Wirkung lassen sich Verspannungen und Durchblutungsstörungen erfolgreich beheben.

 

Kampfer, Kampferbaum
Aufgrund mangelnder Winterhärte kann man Cinnamomum camphora bei uns leider nicht kultivieren. Was die private Herstellung von Campheröl anbelangt, kommt es stark darauf an, woher man den Wirkstoff Campher bezieht.

Kann man Kampferöl selber machen?

Hoch konzentriertes Campheröl lässt sich zwar nur aus Cinnamomum camphora gewinnen, der Wirkstoff selbst kommt in schwacher Konzentration aber auch in anderen Heilpflanzen vor. Zu nennen wären hier vor allem Eukalyptus, Lavendel, Rosmarin, Salbei sowie die Artemisia-Arten Wermut und Beifuß.

Es fällt auf, dass manche Öle dieser Kräuter, zum Beispiel Eukalyptusöl, Lavendelöl oder Rosmarinöl, teils ähnliche Heilwirkungen wie vollwertiges Kampferöl besitzen. Eine milde Ölvariante mit Campher kann man dabei durchaus auch selbst herstellen:

 

Zutaten

  • 80 ml Basisöl (Jojobaöl oder Mandelöl)
  • 5 Tropfen ätherisches Eukalyptusöl
  • 5 Tropfen ätherisches Lavendelöl
  • 3 Tropfen ätherisches Rosmarinöl
  • 2 Tropfen ätherisches Salbeiöl

 

Zubereitung

Füllt das Basisöl in eine saubere, dunkle Glasflasche, um das Öl vor Licht zu schützen. Gebt die ätherischen Öle sorgfältig hinzu, beginnend mit dem Eukalyptusöl und Lavendelöl, gefolgt von Rosmarinöl und Salbeiöl.

Schüttelt die Flasche gut, damit sich die Öle gleichmäßig vermischen. Lasst das Öl vor der ersten Verwendung 24 Stunden ruhen, damit sich die Aromen entfalten können.

 

Anwendung

Massiert das Öl bei Bedarf sanft auf die betroffene Hautpartie. Es kann helfen, Muskelschmerzen zu lindern, die Durchblutung zu fördern oder die Atemwege bei Erkältung zu unterstützen, wenn es auf Brust und Rücken aufgetragen wird. Achtet darauf, dass das Öl nicht in offene Wunden oder in die Augen gelangt.

Dieses milde Kampferöl ist angenehm wohlriechend und wohltuend, ohne dabei zu stark zu wirken. Die enthaltenen ätherischen Öle ergänzen sich durch ihre beruhigenden, wärmenden und erfrischenden Eigenschaften.

 

Rosmarinöl, Rosmarin
Wissenswertes: Von allen campherhaltigen Kräutern ist der Wirkstoff nach Cinnamomum camphora in Rosmarin am höchsten dosiert.

Anwendung und Dosierung

Campheröl sollte niemals pur angewendet oder eingenommen werden, da es in konzentrierter Form toxisch sowie haut- und schleimhautreizend sein kann. Für die äußere Anwendung wird es stark verdünnt in Trägerölen wie Mandelöl oder Jojobaöl gelöst.

Als schwach dosierte Zutat eignet sich das Öl aber für Einreibungen, Bäder oder Inhalationen. Besonders in der kalten Jahreszeit ist es ein beliebtes Mittel, um die Atemwege zu befreien.

Zur äußeren Anwendung genügen wenige Tropfen Kampferöl, die in mindestens 10 ml eines Trägeröls verdünnt werden. In der Aromatherapie reicht es aus, ein Tropfen des Öls in einen Diffusor zu geben, um Räume zu erfrischen und die Konzentration zu fördern.

Achtung: Wegen seiner intensiven Wirkung sollte Campheröl nicht bei Schwangeren, stillenden Müttern oder kleinen Kindern angewendet werden. Vor der ersten Anwendung ist ein Hautverträglichkeitstest ratsam.

 

FAQs zu Kampferöl

Wie wirkt Kampferöl auf den Körper?

Kampferöl wirkt durchblutungsfördernd, entzündungshemmend und schleimlösend. Es hilft bei Muskel- und Gelenkschmerzen, regt die Durchblutung an und löst Verspannungen. In der Aromatherapie unterstützt der Duft die Atmung und sorgt für ein Gefühl von Vitalität.

Kann Kampferöl bei Erkältungen helfen?

Ja, Kampferöl eignet sich gut zur Linderung von Erkältungssymptomen. Inhalationen oder Einreibungen im Brustbereich fördern die Schleimlösung und erleichtern das Durchatmen. Durch die anregenden Eigenschaften des Öls wird zudem das allgemeine Wohlbefinden gesteigert.

Ist Kampferöl für Kinder sicher?

Für kleine Kinder ist Kampferöl nicht geeignet, da die starken ätherischen Öle Reizungen oder Atemprobleme auslösen können. Bei älteren Kindern sollte es nur verdünnt und unter ärztlicher Rücksprache angewendet werden.

Hilft Kampferöl bei Hautproblemen?

Kampferöl kann leichte Hautirritationen lindern und die Heilung fördern. Es wird oft in geringer Konzentration bei Akne oder kleinen Entzündungen eingesetzt, da es antibakterielle und beruhigende Eigenschaften besitzt.

Welche Vorsichtsmaßnahmen sollte man bei der Anwendung beachten?

Kampferöl ist sehr konzentriert und darf nur sparsam sowie in verdünnter Form verwendet werden. Eine Überdosierung oder der Einsatz auf offenen Wunden kann zu Reizungen führen. Schwangere und stillende Frauen sollten Kampferöl meiden, um Risiken zu vermeiden.

Studienbelege:

  • 1
    Anastasiya S Sokolova, Olga I Yarovaya, Andrey V Shernyukov, Yuriy V Gatilov, Yuliya V Razumova, Vladimir V Zarubaev, Tatiana S Tretiak, Andrey G Pokrovsky, Oleg I Kiselev, Nariman F Salakhutdinov: Discovery of a new class of antiviral compounds: camphor imine derivatives; in: European Journal of Medicinal Chemistry; Volume 105, 2015; PMID: 26498572 Science Direct
  • 2
    Tomohiko Kotaka, Shoji Kimura, Makoto Kashiwayanagi, Jun Iwamoto: Camphor induces cold and warm sensations with increases in skin and muscle blood flow in human; in: Biological and Pharmaceutical Bulleting; Volume 37, Issue 12, 2014; PMID: 25451841 PubMed

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