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Salben herstellen, Beinwellsalbe

Beinwellsalbe zur Wundbehandlung – Wirkung und Rezept

Die Beinwellsalbe gilt als eine der besten Wund- und Heilsalben überhaupt. Man sagt, dass sie sogar Knochenbrüche heilen kann. Ob an dieser gewagten Aussage etwas dran ist und wie man ganz einfach zu Hause selbstgemachte Beinwellsalbe herstellen kann, verrät der nachstehende Guide.

 

Beinwellsalbe als Wund- und Heilsalbe

Die Anwendung von Beinwell zur Wundbehandlung reicht bis in die Antike zurück. Ihre Blütezeit als Wund- und Heilsalbe erlebte die Beinwellsalbe dabei schon im Mittelalter. Der berühmte Arzt und Naturforscher Adam Lonitzer, besser bekannt als Lonicerus schrieb im 16. Jahrhundert über den damals auch Beinwurz oder Wallwurz bekannten Beinwell:

„Zu allen Wunden / rissen und brüchen / aussen und innen ein gar heilsame Wurtzel […]. Ein jeder Wundartzt / soll ihme Wallwurtz zielen / die ist zu allen Wunden / Beinbrüchen und Schäden sehr heilsam und bequem.“

Die Wortsilben „-well“ in Beinwell und „Wall-“ in Wallwurz leiten sich im Übrigen vom althochdeutschen wallen ab. Sie nehmen Bezug auf nachwachsendes Knochengewebe, den Kallus, der im Zuge einer Bruchheilung entsteht. Der Vorgang wird auch als Kallusbildung bezeichnet und beschreibt das „Nachwallen“ der Knochensubstanz. Dabei sind Knochenbrüche aber nicht das einzige Anwendungsgebiet von Salben aus Beinwell.

 

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Der heilsame Beinwell | © Das Grüne Archiv

Anwendung von Beinwellsalbe

Bekannt ist seit dem Altertum die Anwendung von Beinwellsalbe gegen Entzündungen, stumpfe Verletzungen (z.B. Prellungen) und Knochenbrüche. Auch entzündliche Gelenkerkrankungen wie Arthritis und schmerzhafte Muskelbeschwerden sollen gut auf Wundsalbe aus Beinwell ansprechen.

Einen positiven Effekt hat die Salbe außerdem auf chronische Hauterkrankungen wie Neurodermitis und Schuppenflechte, die häufig mit wunden oder irritierten Hautstellen einhergehen. Ebenso kann Beinwellsalbe die Durchblutung fördern und so bei Venenleiden, Herz- und Gefäßerkrankungen (z.B. Arteriosklerose) helfen.

In der Naturkosmetik wird Beinwellsalbe ebenfalls gerne genutzt, etwa um Juckreiz, Sonnenbrand oder trockene bzw. sensible Haut zu behandeln. Speziell entzündliche Formen von Akne sind diesbezüglich ein weiteres Anwendungsgebiet der Salbe.

 

Inhaltsstoffe und Wirkung der Beinwellsalbe

Die wundheilende Wirkung von Beinwell wurde in der Vergangenheit mehrfach untersucht. Eine Studie berichtet sogar von einer 2,97 Tage schnelleren Abheilungsphase dank Beinwellsalbe. Bei Knochenbrüchen bewirkt die Salbe eine beschleunigte Neubildung von Knochengewebe, weil sie die Mineralisation der Knochen enorm verbessert.

Ein wichtiger Hauptwirkstoff in Beinwell, der zu diesem regenerativen Effekt auf die Haut- und Knochenzellen beiträgt, ist Allantoin. Der Inhaltsstoff ist dem Harnstoff alias Urea sehr ähnlich und wird wie dieser in der Behandlung von entzündlichen Hauterkrankungen wie Neurodermitis und Schuppenflechte hoch geschätzt.

Doch Beinwell enthält noch mehr Inhaltsstoffe, die insbesondere für die Hautpflege interessant sind. Die in der Heilpflanze vorkommende Hydroxybenzoesäure wirkt erfolgreich gegen Hautpilz und riecht dabei auch noch sehr angenehm. Die Gerbstoffe des Beinwells haben wiederum zusammenziehende (adstringierende) Eigenschaften auf das Hautgewebe und verhindern so, dass Keime in die Hautporen einwandern. Ergänzend wirken die Schleimstoffe der Pflanze beruhigend, schmerzlindernd und feuchtigkeitsspendend auf die Haut.

 

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Ein paar Tropfen Beinwellextrakt verleihen hautpflegenden Salben entzündungshemmende, zellregenerative und feuchtigkeitsspendende Wirkung

Vorsicht bei der Artenwahl

Bei all den heilsamen und hautpflegenden Inhaltsstoffen in Beinwell gibt es aber auch einen Wermutstropfen. Denn in vielen Beinwell-Arten finden sich daneben auch giftige Pyrrolizidinalkaloide. Sie sind typisch für Raublattgewächse und machen neben Beinwell auch bei Gewürzkräutern wie dem Borretsch eine maßvolle Dosierung notwendig.

Selbst der traditionell als medizinischer Beinwell genutzte Echte Beinwell ist nicht gänzlich frei von Pyrrolizidinalkaloiden. Gerade dann, wenn Beinwellsalbe zur täglichen Hautpflege gedacht ist, sollte man daher ausschließlich die einzige alkaloidfreie Beinwell-Art nutzen: den Futter-Beinwell.

Es handelt sich hierbei um eine Kreuzung aus Echtem Beinwell und Rauem Beinwell, die einst von dem Gärtner Joseph Busch gezüchtet wurde. Der Hofgärtner von Katharina der Großen unterhielt um 1800 in ihrem Palast in St. Petersburg weitläufige Beinwellbeete.

Exemplare seines ungiftigen Hybrid-Beinwells fanden später ihren Weg in europäische Apothekergärten, wo sie für die medizinische Anwendung optimiert wurden. Und auch für die Herstellung von selbstgemachter Beinwellsalbe ist Futter-Beinwell vorzuziehen, um Vergiftungsrisiken vorzubeugen. Anwenden kann man die Salbe dann täglich.

 

 

Rezept für Beinwellsalbe

Wir bereiten die Wund- und Heilsalbe aus Beinwell mit einer geeigneten Tinktur zu. Der Alkoholgehalt der Tinktur verleiht der Salbe einen zusätzlichen, desinfizierenden Effekt. Eine Anleitung zur Tinkturenherstellung gibt es hier. Alternativ kann man natürlich auch einen Ölauszug des Beinwells verwenden.

Die Salbenbasis kann dann entweder aus Wollwachs (Lanolin) oder Sheabutter bestehen. Letztere ist für eine zur Hautpflege gedachte Salbe besonders gut geeignet und verleiht dieser auch gleich einen angenehmen Geruch.

 

Zutaten:

  • 40 ml Beinwelltinktur
  • 45 g Sheabutter
  • 10 g Bienenwachs

 

Zubereitung:

Bereitet zunächst eine Fettphase aus Sheabutter und Bienenwachs zu. Gebt die beiden Zutaten in eine hitzebeständige Glasschüssel und erwärmt das Ganze bei schwacher Hitze im Wasserbad.

Sobald die Zutaten geschmolzen sind, nehmt Ihr die Schüssel vom Herd und gebt unter stetigem Rühren die Beinwelltinktur hinzu. Rührt so lange weiter, bis die Salbe anfängt, schön fest zu werden. Danach gebt ihr sie in einen Salbentiegel und bewahrt sie kühl und dunkel auf.

Wichtig: Die heilsamen Wirkstoffe in Beinwellsalbe sind empfindlich gegenüber Metallen. Nutzt daher lieber einen Glastiegel zur Aufbewahrung der Salbe.

 

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