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Baumschnitt, Bäume schneiden, Rückschnitt

Der Baumschnitt – Bäume richtig schneiden

9 Minuten Lesezeit

Der richtige Baumschnitt erfordert fundiertes Wissen um die individuellen Wuchsbesonderheiten von Bäumen. Während manche Baumgehölze einen Schnitt durchaus gut vertragen und auch brauchen, können sich zu umfangreiche Schnittmaßnahmen bei anderen Bäumen äußerst schädlich auf das Wachstum auswirken. Wichtige Infos und Empfehlungen dazu, wie sie Bäume am besten schneiden, bietet der nachstehende Ratgeber.

 

Warum Bäume schneiden?

Bäume haben mit Blick auf den Schnitt sehr individuelle Bedürfnisse. Manche vertragen einen Schnitt sehr gut oder sind aus Wachstums- und Formgründen sogar darauf angewiesen. Andere reagieren auf Schnittmaßnahmen eher empfindlich und erholen sich nur schwer davon. Um die Hartgesottenen und Sensibelchen unter den Bäumen in Sachen Schnitt besser auseinanderhalten zu können, hier ein paar Orientierungshilfen.

 

Die Schneidintensiven: Obstbäume

Relativ stark schnittbedürftig sind Obstbäume wie der Apfelbaum, Kirschbaum oder Walnussbaum. Ihre fruchttragenden Äste und Triebe werden nach einigen Jahren oft blühfaul und bilden dann nicht mehr so üppige Fruchtstände aus wie früher, was den Ernteertrag schmälert. Ein regelmäßiger Rückschnitt sorgt hier dafür, dass neue, blühfreudige Jungtriebe besser gefördert und schwache Alttriebe abgetragen werden.

Auch für das Veredeln von Obstbäumen ist ein Schnitt wichtig. Neben einer Steigerung des Ernteertrags lassen sich durch den Veredelungsschnitt auch spezielle Obstsorten züchten oder die Obstbäume erfolgreich vermehren. Hinzu kommt, dass man viele Obstbäume durch gezielten Schnitt auch in eine Strauch- oder Heckenform überführen kann. Nennenswert sind hier unter anderem Spindelbüsche, Spalierobst und Säulenobst. Dazu müssen schon in jungen Jahren mehrere Leittriebe ausgewählt werden, die dann den einheitlichen Baumstamm ersetzen.

 

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Für eine gute Ernte: Um langjährig einen guten Ertrag zu gewährleisten, muss man Obstbäume regelmäßig schneiden

Die Formbedürftigen: Zierbäume

Es gibt eine Vielzahl an Baumkulturen mit hohem Zierwert. Gute Beispiele hierfür sind Alleebäume oder Bonsaibäume. Bei Baumalleen ist ein Schnitt oft wichtig, um für ein gleichmäßiges Erscheinungsbild der Bäume zu sorgen und sicherzustellen, dass ihre ausladenden Kronen nicht miteinander konkurrieren. Ebenso gibt es ein paar interessante Kronenformen wie z.B. die Kugelform, die sich nur durch gezielte Schnittmaßnahmen realisieren lassen.

Besagte Kronengestaltung spielt in sehr ausgeprägter Form auch in der Bonsaigestaltung eine wichtige Rolle. Bonsaibäume werden von klein auf gedrahtet und geschnitten, um ihnen ein ganz spezielles Aussehen zu verleihen. Das mit sehr viel Fingerspitzengefühl und Liebe zum Detail.

Ähnlich wie Obstbäume lassen sich auch viele Zierbäume durch gekonnten Schnitt in Sträucher oder Hecken verwandeln. Ein weiterer möglicher Grund für intensive Baumschnitte. Auswählen sollte man hier aber nur schnittverträgliche Bäume.

 

Bonsai, Penjing, Landschafts-Penjing, Formschnitt
Der Formschnitt an Bonsaibäumen erfordert besonders gezieltes Arbeiten.

Die Wuchsfreudigen: Großbäume

Viele Gärtner sind der Überzeugung, dass es den natürlichen Wuchs von Bäumen beeinträchtigt, wenn nicht sogar entstellt, wenn man sie zu stark oder zu oft schneidet. Es kann jedoch vorkommen, dass ein Baum im Laufe der Zeit zu groß wird und dadurch zu weitläufige Flächen und damit auch viele kleineren Gartenpflanzen beschattet. Das ist vor allem bei Großbäumen der Fall.

Bei einer Pflanzung im Garten können ihre Kronen (und auch Wurzeln) Hauswänden und Zäunen im Laufe der Zeit zu nahe kommen. Starke Äste, die zu brechen drohen, können außerdem eine Gefahr für Sie oder für Fußgänger darstellen, wenn der Baum an der Grundstücksgrenze oder an öffentlichen Plätzen steht. Hier hilft in der Regel nur ein Baumschnitt, um wieder für Ordnung und mehr Sicherheit zu sorgen.

 

Die Wuchernden: Ungleichmäßig wachsende Bäume

Gehölze neigen oftmals dazu, krumm wachsende Triebe auszubilden. Bei Bäumen kann das langfristig für enorme Wachstumsstörungen sorgen. Vor allem die Lichtzufuhr im Inneren der Baumkrone wird durch Querschläger im Geäst stark beeinträchtigt. Dadurch verkahlt die Krone zunehmend.

Bäume, die unkontrolliert in alle Seiten ausschlagen, verursachen zudem ähnlich wie Großbäume häufig Platzprobleme. Ihr Kronenwuchs muss deshalb hin und wieder eingedämmt werden. Das kommt auch kleineren Gartenpflanzen zugute, die nach dem Baumschnitt wieder mehr Licht abbekommen.

 

Baumkrone, Baumwipfel, Rückschnitt
Ein Rückschnitt ist insbesondere bei schnellwüchsigen und ausladend wachsenden Bäumen wichtig, die ansonsten kleineren Gartenpflanzen das Licht nehmen.

Die Schwächelnden: Kranke und alte Bäume

Denkbare Folgen eines ungleichmäßigen oder zu üppigen Wuchses können neben Verkahlung der Baumkrone auch verminderte Blüten- und Fruchtbildung sowie eine erhöhte Schadbildanfälligkeit sein. Viele Schädlinge und Krankheiten nisten sich mit Vorliebe an schlecht belichteten Pflanzenteilen ein. Betroffene Bäume schneiden muss man in solchen Fällen häufig, um kranke Triebe zu entfernen und die Lichtzufuhr zu verbessern.

Ein guter Baumschnitt kann Bäume auch verjüngen und ihre natürliche Lebensdauer verlängern. Viele alte Bäume treiben nach einem guten Schnitt wieder besser aus und sind insgesamt kräftiger und gesünder.

Übrigens: Durch kleinere Schnitte hier und da kann man auch Jungbäume zum schnelleren Wachstum anregen, wodurch sie schneller widerstandsfähig werden. 

 

Baum, Bäume, Eichenbaum, Verjüngungsschnitt
Alte Bäume leben länger und wirken imposanter, wenn man ihrem Wuchs durch Korrektur- und Verjüngungsschnitte mehr Kontur verleiht und sie dadurch austriebsfreudiger macht.

Wichtige Schnittmaßnahmen im Überblick

Schnittmaßnahmen unterscheiden sich sowohl in der Art ihrer Ausführung als auch in ihrer Zielsetzung. Je nachdem, wo am Baum der Schnitt angesetzt wird, lassen sich unterschiedliche Ergebnisse erwarten. Hier ein Überblick zu den wichtigsten Schnittmaßnahmen.

 

Rückschnitt

Der Rückschnitt ist in der Regel zum Einkürzen von Trieben und Ästen gedacht. Er soll das Volumen der Pflanzen reduzieren und den Neuaustrieb motivieren. Rückschnitte können mehr oder weniger umfangreich sein. Meist werden nur Teile der Triebe eingekürzt, manchmal aber auch ganze Äste abgetragen.

 

Formschnitt und Korrekturschnitt

Der Formschnitt hat filigranere Änderungen in der Formgebung des Baumes im Sinn. Er wird durchgeführt, um kleinere Korrekturen am Erscheinungsbild der Bäume vorzunehmen. Mal sind es krumm wachsende Äste, mal zu lang geratene Triebe, die den Baum aus der Form bringen. Dabei ist es wichtig, die finale Form des Baumes vorab gut zu visualisieren, um nicht zu viel abzuschneiden.

 

Erziehungsschnitt

Sind spezielle Wuchsformen wie Baumhecken oder Strauchformen gewünscht, sollten gezielte Schnittmaßnahmen am Baum schon in jungen Jahren regelmäßig stattfinden. Wer Bonsaibäume gestalten möchte, ist hierauf ebenfalls angewiesen. Denn Bonsaiformen lassen sich nur realisieren, wenn der Baum von Beginn an zum richtigen Wuchs erzogen wird.

 

Verjüngungsschnitt und Auslichtungsschnitt

Pflanzen durch die richtigen Schnittmaßnahmen zu verjügen, macht sie langlebiger und widerstandsfähiger. Der Verjüngungsschnitt ähnelt in gewisser Weise dem generellen Rückschnitt, werden hier doch oft größere Mengen an Ästen und Trieben entfernt.

Ergänzend dazu ist es auch möglich, Bäume durch gezielte Auslichtungsschnitte zu verjüngen und zu stärken. Hier werden vorangig krumm wachsende und blühfaule Äste abgetragen, um die Lichtzufuhr im Inneren der Baumkrone zu erhöhen und den Austrieb zu verbessern.

 

Pappel, Pappeln, Populus, Pappelblätter
Frühling, Sommer, Herbst oder Winter? Die richtige Zeit für einen Baumschnitt kann von Baum zu Baum variieren.

Bäume schneiden – Der richtige Zeitpunkt

Bäume sollte man ebenso wie Sträucher nur schneiden, wenn sie nicht mehr im Saft stehen und weder austreiben, noch blühen oder Früchte ausbilden. Der Herbst gilt deshalb als Hauptsaison für den Baumschnitt. Bei einigen Bäumen bietet sich außerdem der Winter an, wenn alle Blätter abgefallen sind und man einen guten Blick auf das Geäst hat. Allerdings ist in den Wintermonaten darauf zu achten, dass in den ersten Tagen nach dem Schnitt kein Frost oder nasskalte Witterung droht. Dies könnte nämlich für Frostschäden am Baum und eine erhöhte Krankheitsanfälligkeit an den Schnittwunden sorgen.

 

Gesetzliche Verbotszeiten für den Baumschnitt

Ein starker Rückschnitt von Gehölzen oder gar das Fällen von Bäumen ist gemäß § 39 des Bundesnaturschutzgesetzes (BNatSchG) in den Monaten von März bis einschließlich September verboten. Auf diese Weise sollen Vögel, die darin ihre Nester gebaut haben, geschützt werden.

Der genaue Zeitraum, für den diese Regelung gilt, wird von den einzelnen Kommunen festgelegt, bei Fragen hilft Ihnen daher die Gemeindeverwaltung an Ihrem Wohnort weiter. Einen leichten Rückschnitt Ihrer Bäume, Sträucher und Hecken dürfen Sie jedoch auch in den Sommermonaten vornehmen und so Ihren Garten wieder ein wenig verschönern.

 

Vorsicht bei Bäumen, die leicht ausbluten

Bei einigen Bäumen ist der Druck, mit dem sie im Frühling den Pflanzensaft bis in die Krone pumpen, sehr hoch. Ein Rückschnitt in dieser Zeit kann daher dazu führen, dass der Pflanzensaft aus den Schnittstellen tropft und kaum noch zu stoppen ist. Gärtner bezeichnen diesen Vorgang, der für den Baum schädigend sein kann, als ausbluten.

Gleichwohl sind Bäume, die leicht ausbluten, nach einem Schnitt auch oft sehr geschwächt. Gerade in den Herbst- und Wintermonaten, wenn der Nährstoffwechsel dieser Bäume herunterfährt und sich gen Wurzeln konzentriert, verursachen umfangreiche Schnittmaßnahmen oft eine verlangsamte Wundheilung. Bäume, die zum Ausbluten neigen, schneiden Sie daher am besten im Sommer und dann nur mit viel Augenmaß. Zu besagten Bäumen gehören:

 

japanischer Ahorn, Acer palmatum
Das Sensibelchen Nummer eins in Sachen Baumschnitt: Der japanische Ahorn verträgt umfangreiche Schnittmaßnahmen nicht besonders gut.

Der richtige Baumschnitt – Hilfsmittel und Ablauf

Durch Quetschungen an Zweigen und Ästen entstehen nach dem Baumschnitt leicht Baumkrankheiten. Etwaige Krankheitserreger ziehen bevorzugt über offene Schnittwunden ein. Aus diesem Grund sollten Sie für den Rückschnitt nur eine scharfe Astschere oder bei besonders dicken Ästen eine scharfe Astsäge verwenden. Zusätzlich sind eine große Schubkarre für die Sammlung abgeschnittener Äste, sowie Baumharz zum Verschluss größerer Wunden sinnvoll. Für den Schnitt selbst gibt es dann folgende Orientierungshilfen:

  • Schneiden Sie einen Ast immer möglichst nah am Stamm bzw. am Hauptast ab. Über die Aststummel dringen sonst leicht Pilze oder schädigende Insekten in das Holz ein. Aus dem gleichen Grund empfiehlt es sich, größere Schnittstellen mit einem Wundverschluss zu bestreichen.
  • Wenn Sie einen Baum auslichten möchten, weil die Krone inzwischen zu dicht geworden ist, entfernen Sie am besten zunächst alle Zweige und Äste, die nach innen wachsen. Als nächstes nehmen Sie sich die Äste vor, die parallel und sehr nah beieinander wachsen und entfernen jeweils einen von ihnen. So sorgen Sie für einen schönen und kompakten Wuchs, bei dem alle Teile des Baums genügend Licht bekommen.
  • Sollte die Krone danach immer noch zu dicht sein, können Sie weitere Äste entfernen. Unabhängig davon, um welche Baumart es sich handelt, dürfen Sie tote Zweige und Äste jederzeit entfernen.

 

Bäume schneiden, Baumschnitt, Gartenschere
Die Gartenschere reicht für den Baumschnitt nicht immer aus. Gerade bei dickeren Ästen muss es manchmal schon eine Säge sein.

Nützliche Tipps zum Rückschnit an Bäumen

Abschließend finden Sie hier noch ein paar Empfehlungen zur Durchführung von Schnittmaßnahmen an Bäumen:

 

Der Rückschnitt von Laubbäumen

Bevor ein Baum im Herbst sein Laub verliert, entzieht er den Blättern die Nährstoffe und lagert diese für den Winter und das kommende Frühjahr ein. Wenn Sie einen Laubbaum schon schneiden, bevor er sein Laub abgeworfen hat, nehmen Sie ihm diese Möglichkeit. Dadurch kann es zu einem schlechten Wuchs und einer Anfälligkeit für Krankheiten kommen. Laubbäume schneiden Sie daher am besten in der Zeit vom Herbst bis zum beginnenden Frühling. Der Schnitt sollte jedoch in einem Zeitraum erfolgen, in dem es nicht friert. Durch die offenen Schnittstellen könnte sonst die Kälte eindringen und würde den Baum schädigen.

 

Das Schneiden von Nadelbäumen

Auch beim Rückschnitt von Nadelbäumen gibt es große Unterschiede. Einige lassen sich gut zurückschneiden und werden daher gerne als kunstvolle Solitäre, Hecken oder auch als Bonsai genutzt. Hierzu gehören zum Beispiel die Tanne, Lärche und Zypresse. Andere Nadelgehölze wie die Arten der Kiefer vertragen einen Rückschnitt dagegen eher schlecht bis gar nicht. Außerdem unterscheiden sich die einzelnen Arten durch den richtigen Zeitpunkt für den Rückschnitt. Wenn Sie einen Nadelbaum kürzen oder auslichten möchten, sollten Sie sich daher vorab über die entsprechende Koniferneart informieren.

 

Baumschnitt bei Obstbäumen

Obstbäume sollten aus nur wenigen Hauptästen bestehen, damit alle Früchte genügend Licht bekommen und gut ausreifen. Bei den Obstbäumen ist es daher vor allem in den ersten Jahren wichtig, durch einen regelmäßigen Erziehungsschnitt Einfluss auf ihren Wuchs zu nehmen.

Zu beachten ist beim Schnitt von Obstbäumen, dass es je nach Obstsorte sowohl bei der Wahl des richtigen Zeitpunkts als auch bei der Art und Weise des Schnitts individuelle Unterschiede gibt. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, Obstbäume durch gezielten Schnitt in verschiedene Wuchsformen zu überführen und so beispielsweise Säulen- oder Spalierobst heranzuziehen.


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