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Bonsai gestalten – Aufbautipps für Anfänger

Wer einen Bonsai gestalten möchte und sich schon mal ein bisschen mit dem Thema beschäftigt hat, der weiß, welch intensive Arbeit hinter dem belebten Baumkunstwerk steckt. Die Bonsaigestaltung selbst in die Hand zu nehmen, stellt eine gewisse Herausforderung dar, die ausgeprägte Kenntnisse zu den Wachstumsgesetzen von Pflanzen bedarf.

Zum anderen ist auch ästhetisches Talent gefragt, wenn es darum geht, ein Gewächs in das dreidimensionale Pflanzenkunstwerk eines Bonsai zu verwandeln. Hierfür gibt es zwei verschiedene Gestaltungsmethoden:

  • Aufbaumethode: Der Aufbau eines Bonsai eignet sich vor allem für junge, ungeformte Pflanzen. Sie werden zunächst als Prebonsai kultiviert und lassen bei der Gestaltung viel Freiheit. Darüber hinaus sind bei der sanften Aufbaumethode noch alle Wuchsformen offen, was Anfängern genügend Zeit gibt, sich mit grundlegenden Gestaltungsprinzipien vertraut zu machen.
  • Reduktionsmethode: Eine Reduktion ermöglicht bei älteren Pflanzen den sofortigen Einstieg in die Gestaltungsphase. Durch einen kräftigen Rückschnitt erhält man einen reiferen Prebonsai, als es beim Aufbau der Fall ist. Die umfangreichen Holzwunden bleiben nach einer Reduktion jedoch sehr lange sichtbar und setzen dem jungen Bonsai oftmals stark zu. Auch erfordert diese Methode bisweilen größere Wurzelschnitte, die von einem Anfänger leicht falsch ausgeführt werden können.

 

Es wird ersichtlich, dass die Aufbaumethode in der Gestaltung der deutlich bessere und für die Pflanze schonendere Weg zum Bonsai ist. Da der Prebonsai in den ersten Jahren eher im Wachstum gefördert denn durch Drahten und Schneiden geformt werden muss, lässt sich das Verhalten der Bonsais auf bestimmte Schnittvorgänge wunderbar beobachten.

Ferner können Sie zeitgleich zum Aufbau spätere Wuchsformen (z.B. Varianten des Mehrfachstamms oder der aufrechten Form) vorbereiten. Entsprechendes Abmoosen oder Verändern des Stammverlaufs gestaltet sich bei einem aufgebauten Bonsai nämlich deutlich leichter.

 

Vor dem Aufbau – Werkzeug zur Bonsaigestaltung

Um einen Bonsai gestalten und von Grund auf richtig formen zu können, bedarf es verschiedener Hilfsmittel. Je nach Alter Ihres Bonsai werden hierfür verschiedene Gerätschaften notwendig. Vieles davon können Sie nach und nach besorgen, wenn es an der Zeit ist. Einige Utensilien gehören dann aber doch zur Grundausstattung und spielen bereits beim Aufbau von Bonsais eine wichtige Rolle:

 

Gerätschaften zum Umtopfen

In jungen Jahren muss ein Bonsai noch sehr häufig umgetopft werden. Nur so können Sie gewährleisten, dass die Pflanze ausreichend Nährstoffe erhält, um schnellen Stamm- und Kronenzuwachs zu verzeichnen. Nicht zu vergessen ist diesbezüglich auch das regelmäßige Ordnen der Wurzeln. Geeignete Gerätschaften hierfür sind Messingbürsten zum Säubern von Stamm und Wurzelwerk, eine kleine Wurzelkralle für das Auskämmen der Wurzeln, sowie Einzelkralle und Sichel zum Lockern und Freischneiden des Wurzelballens.

 

Scheren für Bonsaibäume

Versierte Bonsaigärtner besitzen in ihrem Werkzeugsortiment bis zu sechs verschiedene Scheren. Für Anfänger empfehlen wir zumindest drei davon. Eine kräftige Schere zum Schneiden von dicken Ästen und Wurzeln, eine feine Schere für den Blattschnitt und eine kurze Schere für den Feinschnitt an Blättern und Geäst. Optional ist auch die Anschaffung einer langen Schere möglich, die für gezielte Schnitte bei sehr buschig wachsenden Bonsais verwendet wird.

 

Sägen und Zangen zur Bonsaigestaltung

Eigentlich benötigen Sie für den Aufbau eines Bonsai noch keinerlei große Sägewerkzeuge. Sie werden erst relevant, wenn der Bonsai bereits eine stattliche Größe erreicht hat und sein Holz nur noch schwer mit einer Schere zu bearbeiten ist. Kleine Astsägen sind für den Anfang darum völlig ausreichend. Ergänzend kann eine Rundkonkavzange die Schneidarbeit erleichtern, erzeugt sie doch nach innen gewölbte Wunden, welche leichter abheilen und vom Bonsai besser überwallt werden.

 

Wundverschlussmittel für den Bonsaibaum

Pflanzen wie der Bonsai, die sehr häufig beschnitten werden, benötigen oftmals eine besondere Wundbehandlung. Insbesondere großflächige Wunden mit mehr als 4 mm Durchmesser sollten Sie nach jedem Schnitt gut verschließen, um eine Austrocknung der Wunde, aber auch das Eindringen von Krankheiten und Schädlingen in den Bonsai zu verhindern. Verwenden können Sie hierfür beispielsweise Baumwachs oder spezielle Produkte zur Wundversiegelung bei Bonsais.

 

Tipp: Wer sich eine Einzelanschaffung bestimmter Werkzeuge ersparen möchte, für den gibt es in gut sortierten Bonsaishops inzwischen reich bestückte Werkzeugmappen und -koffer. Achten Sie in jedem Fall aber darauf, dass Ihre Gerätschaften zur Bonsaigestaltung stets sauber und gut geschliffen sind. Bei Rundzangen sollten Sie das Schärfen von einem Profi vornehmen lassen, denn hier bedarf es eines besonderen Schleifwinkels, damit die Zangen auch weiterhin präzise Schneiden.

 

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Das wichtigste Werkzeug des Bonsaigärtners: Die Bonsaimappe

Bonsai gestalten – Substrate und Düngemittel

Wer einen Bonsai selbst aufbaut, der sollte sich darauf einstellen, das Pflanzsubstrat häufig austauschen, aufbereiten und anreichern zu müssen. Nur die ausreichende Gabe von Nährstoffen, wie auch die richtige Substratmischung beschleunigen das Wachstum des im Aufbau befindlichen Bonsai so, dass er schon nach einigen Jahren als Basis für eine Wuchsform dienen kann. Benötigen werden Sie zu diesem Zweck folgende Düngemittel:

  • mineralischen Volldünger
  • organischen Dünger
  • Eisendünger
  • stickstoffarmen Kalium-Phosphat-Dünger

 

Besagte Nährstoffzusammensetzung spielt auch bei der Substratmischung für den Bonsai eine Rolle. Hierfür ist eine Kombination aus mineralischen und organischen Substraten von Nöten, die im Verhältnis von ca. 3:1 vermengt werden müssen.

Als organischer, wasserspeichernder Anteil dient meist eine torfhaltige Erdmischung (z.B. Blumen- oder Bonsaierde). Der mineralische und wasserdurchlässige Anteil besteht in der Regel aus einem Teil feinem Kies und zwei Teilen Tongranulat. Für letzteres nutzen Sie am besten japanische Spezialgranulate wie Akadama, Kiryu oder Kanuma. Das exakte Mischverhältnis richtet sich hierbei nach der Gehölzart, wie ein Mischbeispiel auf Akadamabasis zeigt:

Erdmischung für Laubgehölze:  Erdmischung für Nadelgehölze:
  • 50 % Akadama
  • 25 % Kies
  • 25 % Bonsaierde
  • 60 % Akadama
  • 30 % Kies
  • 10 % Bonsaierde

 

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essenziell in der Bonsaigestaltung: Akadama wird aus Vulkanaschelehm der Kantō-Region in Japan hergestellt

Bonsai gestalten mit Bonsaischale oder Teichtopf?

Das richtige Mischverhältnis des Substrats ist für einen Bonsai in der Aufbauphase ungemein wichtig. Auf die Bonsaischale können Sie in der ersten Zeit jedoch noch verzichten. Vielmehr schwören erfahrene Bonsaizüchter darauf, den Prebonsai in einem Teichtopf anzusetzen.

Der Vorteil hieran: Anders als Bonsaischalen sind Teichtöpfe lichtdurchlässig. Durch die kleinen Schlitze in ihren Tofpwänden können die Wurzeln der Bonsaibäume schnell gen Licht streben, und das in alle Richtungen. Ein ausgeprägtes Wurzelwerk für die Erstgestaltung zu erzielen, wird dadurch deutlich erleichtert.

Ist der junge Bonsai nach seiner anfänglichen Aufbauphase ausgereift, kann das Umtopfen in eine Bonsaischale erfolgen. Diese sollte etwa doppelt so lang sein wie die Gesamthöhe des Bonsaibaums und eine Tiefe von der Breite seines Stammes aufweisen. Abweichen kann diese Faustregel beispielsweise bei besonderen Wuchsformen wie der Kaskade oder der Halbkaskade, für die eine wesentlich tiefere und auch schmalere Bonsaischale benötigt wird.

In Sachen Farbe der Bonsaischale kommt es auf den persönlichen Geschmack an. Manche betonen durch farbliche Akzente der Schalenglasur gerne die Blattfarbe ihrer Bonsais. Andere wählen das Farbmuster von Bonsaischalen gemäß der Standortumgebung aus oder akzentuieren durch eine rechteckige Schalenformen die kantige Struktur mancher Bonsaigewächse.

Lassen Sie bei der Form- und Farbwahl einer geeigneten Bonsaischale also ruhig etwas Kreativität mitschwingen. Die richtige Schale könnte Sie bei der Bonsaigestaltung nämlich durchaus zu schönen Formgebungen inspirieren.

 

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größere Bonsai benötigen für ihre Wurzeln oft eine tiefere Bonsaischale

Die Wahl des geeigneten Prebonsais

Bonsaibäume gibt es in diversen Variationen. In Frage kommen dafür so gut wie alle Gehölze in Baum- oder Strauchform. Hierzulande gerne für den Aufbau einfacher Bonsaiformen genutzt werden heimische Laubgehölze. Insbesondere die Chinesische Feige und hier speziell die Sorte Ficus ‚Ginseng‘ ist wegen ihrer robusten Art und guten Schnittverträglichkeit sehr beliebt.

Dank ihres üppigen Jahreszuwachses, sowie ihrer guten Schnittverträglichkeit lassen sich Prebonsais dieser Art binnen weniger Jahre in einen authentischen Bonsai verwandeln. Hinzu kommt ihr meist buschiger Wuchs, der die Erstgestaltung einer Krone erleichtert, und auch die Winterhärte einheimischer Laubhölzer kommt angehenden Bonsaigärtnern sehr entgegen.

Alternativ können Sie auch traditionelle Bonsaipflanzen aus Asien nutzen, die meist ähnliche Winterhärten und Schnittverträglichkeiten aufweisen. Insgesamt empfehlen wir zwei- bis fünfjährige Sämlinge oder vier- bis sechsjährige Jungpflanzen folgender Gehölze für die Erstgestaltung Ihres Prebonsais:

 

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wegen seiner Schnittverträglichkeit und seiner Wuchsfreudigkeit als Bonsai sehr beliebt: Ficus ‚Ginseng‘

Der Bonsaiaufbau Schritt für Schritt

Auch wenn Ihr Bonsai in den ersten Jahren noch nicht sofort wie ein gelungenes Fertigexemplar aussieht, hilft es bei der Bonsaigestaltung grundsätzlich, die finale Wunschform im Hinterkopf zu behalten. Damit sich der Wandel vom Prebonsai zum Bonsai so schnell wie möglich vollzieht, benötigen Sie zum Aufbau folgende Hilfsmittel:

  • Bonsaidünger
  • Bonsaierdmischung
  • Teichtöpfe (von der Größe des aktuellen Wurzelballens)
  • Ankerstein (flach, rundlich oder kegelförmig)
  • Schere
  • Messingbürste, Wurzel- und Einzelkralle

 

Bonsai gestalten im 1. Aufbaujahr

Stammaufbau

Jeder, der nach der Aufbaumethode einen Bonsai gestalten möchte, realisiert schnell: Bonsaikultur ist eine Lebensaufgabe. Denn der Bonsaiaufbau alleine dauert schon ungefähr 12 Jahre. Während dieser Zeit bleiben viele der alljährlichen Gestaltungsmaßnahmen gleich. Eine gute Lehrzeit, die durchaus eine Kultivierung mehrere Bonsais erlaubt. Gehen Sie dabei stets nach folgenden Schritten vor:

 

1. Schritt: Boden vorbereiten

Beginnen Sie mit dem Aufbau Ihres Bonsai im Frühling, gegen Mitte April. Mischen Sie die Bonsaierde nach oben angegebenem Verhältnis zusammen und bringen sie eine geeignete Startdüngung mit in das Substrat ein. Die Nährstoffgabe sollte aus organischem Volldünger bestehen und verhilft dem Prebonsai zu einer guten Wachstumsgrundlage.

 

2. Schritt: Nebari vorbereiten

Heben Sie die ausgewählte Jungpflanze oder den Sämling vorsichtig aus seinem Pflanzcontainer. Lockern sie den Wurzelballen mit Ihren Krallenwerkzeugen vorsichtig auf und kämmen sie die Wurzeln anschließend vorsichtig mit der Messingbürste durch. Reduzieren Sie die Wurzeln um gut 50 % und schneiden Sie bevorzugt größere Wurzeln aus.

Für eine stabile Baumform muss der Stammfuß nach unten hin reich verzweigt sein, was nur gelingt, wenn kleinere Seitenwurzeln gestärkt und in ihrem Wachstum gefördert werden. Auf diese Weise entwickelt der Bonsai einen stattlichen Nebari. Das japanische Wort bedeutet ‚Wurzelansatz‘ und nimmt in der Bonsaikunst eine zentrale Bedeutung ein, sind gut entwickelte Wurzeln doch ausschlaggebend für das Erscheinungsbild von Bonsais.

 

3. Schritt: Ankerstein integrieren

Der Ankerstein steht in der Bonsaikunst symbolisch für das Element Wasser. Für das Baumwachstum essenziell, wird der Stein mittig unter dem Nebari platziert, wo er für schöne, flach wachsende Wurzeln sorgt. Ein derartiger Wurzelwuchs hat mehrere Vorteile.

Einerseits beruhen viele imposante Bonsaiformen auf kräftigen Flachwurzeln, die teils sogar aus dem Boden ragen. Andererseits ist flaches Wurzelwerk für den späteren Stand in einer Bonsaischale unerlässlich. Immerhin sind viele Bonsaischalen ebenfalls flach. Als kleine Orientierungshilfe für die Größe des Ankersteins gilt der: Je größer die Oberfläche des Ankersteins, desto flacher können sich die Wurzeln ausbilden.

 

4. Schritt: Bonsai pflanzen und Stamm aufbauen

Das Pflanzsubstrat für Ihren Bonsai sollte die Luftlöcher im Wurzelwerk zuverlässig schließen. Verteilen Sie die Erde deshalb sorgfältig im Teichtopf (beim Einarbeiten ins Wurzelwerk kann ein Essstäbchen helfen). Nachdem Sie den Prebonsai samt Ankerstein in den Teichtopf verpflanzt haben, geht es daran, den Stamm der Jungpflanze einzukürzen.

Dieser Schritt mag beim ersten Mal sehr radikal anmuten, da bis auf einen linken und einen rechten Seitenast sämtliche Triebe entfernt werden. Dies geschieht aus gutem Grund, denn je kürzer der Stamm zu Beginn des Aufbaus ist, desto schneller verdickt er sich zu einem authentischen Baumstamm. Nach diesem Part der Erstgestaltung können Sie Ihren Bonsai zum ersten mal angießen und einen geeigneten Standort auswählen.

 

5. Schritt: Bonsai düngen

Die Jahresdüngungen Ihres Bonsai erfolgen im ersten, wie auch in allen späteren Standjahren immer zur selben Zeit. Sie gehen mit einem Substrataustausch einher, bei dem der Boden mit neuen Nährstoffen, ggf. auch mit neuen Substratanteilen, angereichert wird. Von Mai bis Juni ist hierfür eine Kombination aus mineralischem und organischem Dünger in das Substrat mit einzubringen.

Zwischen Juli und August, wenn es sehr heiß ist, können Sie zwar mit den selben Präparaten etwas nachdüngen, dabei jedoch nur moderate Dosen verabreichen, damit Ihr Bonsai in der sonnenreichen Sommersaison keine Brennschäden durch Überdüngung erleidet. Die letzte Jahresdüngung steht dann zwischen September und Oktober an, wo Sie die Pflanze mit Eisendünger und stickstoffarmem Kalium-Phosphat-Dünger für den Winter stärken.

Kurzschritte im 1. Aufbaujahr:

  • Auspflanzung des Prebonsai gegen Mitte April
  • Bonsaierde in erforderlichem Verhältnis mischen
  • als Startdüngung organischen Volldünger hinzu geben
  • Wurzelballen gut lockern und durchkämmen
  • danach Wurzeln auf die Hälfte reduzieren
  • größere Wurzeln bevorzugt kürzen
  • Ankerstein unter dem Nebari platzieren
  • anschließend Prebonsai in Teichtopf setzen
  • Substrat gut ins Wurzelwerk einarbeiten
  • Geäst der Pflanze bis auf je einen Trieb links und rechts einkürzen
  • nach dem Schaffen von Wurzel- und Stammbasis Bonsai angießen
  • 1. Jahresdüngung des Prebonsai im Frühsommer
  • je 1 Teil mineralischen und 1 Teil organischen Dünger verwenden
  • von Juli bis August nur mäßig düngen
  • 2. Jahresdüngung im Herbst, zwischen September und Oktober
  • Eisendünger und stickstoffarmen Kalium-Phosphat-Dünger
  • Düngeintervalle vollziehen sich jedes Jahr gleich

 

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ab dem 2. Aufbaujahr sehr wichtig: richtige Formgebung durch gezielten Erziehungsschnitt fördern

Bonsai gestalten im 2. Aufbaujahr

Erste Formgebung

Sobald der Jungbonsai erste feste Verholzungen aufweist, kann man mit leichten Formgebungen beginnen. Die Betonung liegt auf leicht, denn junge Bonsais werden sich im Laufe der Jahre noch deutlich auswachsen. Gerade Windungen, die sich durch Drahten des Bonsais erzielen lassen, würden sich hier noch viel zu schnell auswachsen und verformen. Aus diesem Grund liegt der Fokus im 2. Aufbaujahr zunächst auf grundlegenden Formschnitten sowie der Erziehung eines kräftigen Wurzelwerks.

 

1. Schritt: Bonsai umtopfen

Das zweite Aufbaujahr beginnt Ende Mai bis Mitte Juni. Topfen Sie Ihren Bonsai zu diesem Zeitpunkt in einen etwa 2 bis 3 Zentimeter größeren Teichtopf um und vollziehen Sie bei dieser Gelegenheit auch gleich die erste Jahresdüngung. Wie im ersten Jahr besteht diese aus einem Teil organischem und einem Teil mineralischem Dünger, die in das neu aufbereitete Substrat eingearbeitet wird.

 

2. Schritt: Leitäste kürzen

Unbehandelt bleiben im 2. Jahr der Erstgestaltung die Wurzeln und der Nebari. Belassen Sie den Ankerstein während dem Umtopfen also an seinem angestammten Platz. Anstatt des Wurzelwerks beschneiden Sie nach der Verpflanzung die nun verzweigten Leitäste. Sie werden bis auf maximal drei Blätter eingekürzt. Achten Sie aber darauf, dass die Triebe bereits ausgehärtet sind, ehe Sie mit dem Schnitt beginnen.

 

3. Schritt: Jahresdüngung

Damit Wurzelbildung und Verzweigung weiter zügig voran schreiten, ist natürlich ein kontinuierliches Düngen gefragt. Gehen Sie hier wie gewohnt vor und düngen Sie zwischen Juli und August mäßig, zwischen September und Oktober dann mit stickstoffarmem Kalium-Phosphat und Eisen. Die erste Jahresdüngung wurde idealer Weise schon während dem Umtopfen vollzogen.

Kurzschritte im 2. Aufbaujahr:

  • Umtopfen des jungen Bonsai zwischen Ende Mai und Mitte Juni
  • 1. Jahresdüngung gleich mit ins neue Substrat einbringen
  • Wurzeln und Nebari im 2. Aufbaujahr nicht bearbeiten
  • stattdessen gezielt die Äste am Bonsai gestalten
  • verzweigte Leitäste auf max. 3 Blätter einkürzen
  • Triebe sollten vor dem Schnitt gut ausgehärtet sein
  • Sommer- und Herbstdüngung erfolgen wie gewohnt

 

Bonsai gestalten im 3. bis 12. Aufbaujahr

Verjüngung und Feinverzweigung

Ab dem 3. Aufbaujahr geht es allmählich an feinere Definitionen zur Formgebung. Nun kommt auch das Drahten des Bonsais ins Spiel, wobei man zu Beginn erst einmal den grundlegenden Verlauf des Stammes und der Leitäste berücksichtigen sollte.

 

1. Schritt: Formgebung und Verjüngung

Für bestimmte Formgebungen können Sie den Stamm des Bonsai ab dem dritten Aufbaujahr leicht schräg in den neuen Teichtopf setzen. Erforderlich ist dies zum Beispiel für die locker aufrechte Form, die von einem sanft geschwungenen Stammverlauf des Bonsai profitiert. Zudem fördert ein Rückschnitt auf zwei Drittel der Wuchshöhe die Verjüngung des Prebonsai, der allmählich schon die Konturen eines jungen Baumes aufweisen dürfte.

Beim Drahten ist zu bedenken, dass der Bonsaistamm von unten her in den Folgejahren noch nachwächst. Wer Verläufe zu nah am Boden drahtet, muss sich darauf einstellen, dass die Formgebung sich im Laufe der Zeit etwas weiter nach oben rückt. Im Bereich der Äste sollte man zunächst die Basis erster Verzweigungen drahten.

 

2. Schritt: Feinverzweigung und Feinarbeiten

Wird der Rückschnitt am Bonsai alljährlich wiederholt, so entwickelt sich bis zum siebten Standjahr bereits ein ansehnlicher Bonsai. Dessen Stammverlauf kann ab hier in seiner Wuchsrichtung problemlos korrigiert werden.

Auch die Feinverzweigung dürfen Sie durch gezielten Blattschnitt weiter ausformulieren. Mittels Abmoosen können Sie während dieser Zeit auch einen Doppelstamm ziehen. Sobald Ihr Bonsai schließlich zwölf Jahre alt ist, ist er bereit für spezifischere Schnitte und Drahtmaßnahmen zur Formvollendung.

Kurzschritte zum 3. bis 12. Aufbaujahr:

  • für Varianten wie locker aufrechte Form Stamm im 3. Jahr leicht schräg stellen
  • zur Verjüngung Bonsai zusätzlich bis auf zwei Drittel zurück schneiden
  • alljährliche Wiederholung des Rückschnitts unterstützt die Verzweigung
  • ab dem 7. Aufbaujahr Feinverzweigung fördern und ggf. Stammverlauf korrigieren
  • evtl. auch einen Zweitstamm abmoosen, z.B. für Varianten wie den Zwillingsstamm
  • nach dem 12. Aufbaujahr Bonsai in Bonsaischale umtopfen
  • Drahten und explizitere Formschnitte sind nun möglich

 

Fazit

Die Aufbaumethode ist wunderbar für Neulinge auf dem Gebiet der Bonsaigestaltung geeignet. Während dem Aufbau können Anfänger nämlich viel über ihren Bonsai lernen und werden durch routinierte Schneidarbeiten mit wichtigen Gestaltungsmaßnahmen der Bonsaikunst vertraut. Für den Erfolg wichtig sind hierbei zum einen die richtigen Arbeitswerkzeuge, welche stets sauber und scharf geschliffen sein sollten.

Zum anderen ist ein Vorrat an Bonsaisubstraten und geeigneten Düngemitteln ratsam. Denn wer mit der Aufbaumethode einen Bonsai gestalten möchte, muss sich auf insgesamt 12. Aufbaujahre einrichten, die mit häufigem Umtopfen und Düngen des Prebonsais einhergehen. Wer sich zu Beginn aber ausreichend mit Material eindeckt, der wird beim Hegen und Pflegen seiner jungen Bonsais garantiert viel Freude haben und mit ihnen vielleicht sogar die Basis für eine ganze Bonsailandschaft im eigenen Garten schaffen.

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