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Erdrauch, Fumaria, Gewöhnlicher Erdrauch, Fumaria officinalis

Erdrauch pflanzen – Wirkung und Kultur

Die Legende besagt, dass Erdrauch (Fumaria) bevorzugt dort wächst, wo Rauch aus der Erde aufsteigt. Gemeint waren damit höchstwahrscheinlich Nebel befördernde Felsschluchten, denn Fumaria wächst selbst in Gebirgsregionen wie den Alpen noch bis in eine Höhe von 1850 m. Eine äußerst robuste Pflanze also, die als alte Kräuterpflanze aber leider fast völlig in Vergessenheit geraten ist.

 

Erdrauch als Duftpflanze und Heilkraut

Während Fumaria heute nur noch wenigen ein Begriff ist, war er in der Antike und noch bis ins Mittelalter eine bewährte Heilpflanze gegen Verdauungsbeschwerden. Darüber hinaus wurde er als rituelles Räucherwerk hochgeschätzt. Das gilt vor allem für den Gewöhnlichen Erdrauch (Fumaria officinalis), der seinerzeit bevorzugt zu medizinischen und rituellen Zwecken zum Einsatz kam.

 

Eine alte Zauberpflanze mit rauchigem Biss

Der Duft von Fumaria wird gerne als krautig-warm bezeichnet, kann nach allgemeiner Erfahrung aber auch schnell bissig und streng werden. Ähnliches berichtet Dioskurides auch über den Saft der Pflanze und schreibt:

„Ihr Saft ist beissend, er schärft das Gesicht und reizt zu Thränen, wodurch er seinen Namen erhalten hat.“

Ebenso sehen die Blüten des Erdrauchs wie kleine, ausgerauchte Schlote aus. Der wissenschaftliche Name von für die Duftpflanze Fumaria, welcher sich von dem lateinischen Wort fumus für „Rauch“ ableitet, erklärt sich also von selbst. Denn auch Rauch beißt in den Augen und reizt sie. Beim Erdrauch soll der „bissige Charakter“ aber noch weiter gegangen sein und laut Volksglauben sogar böse Geister und Dämonen in die Flucht geschlagen haben.

Für die Menschen des Altertums Grund genug, um ihn als effiziente Zauberpflanze gegen böse Mächte einzusetzen. Bekannt ist, dass das Kraut im Mittelalter zur Teufelsaustreibung sowie für Bannzauber und als Räucherwerk zur Reinigung von Räumen genutzt wurde.

Hexen sollen die Pflanze wiederum für Unsichtbarkeitszauber und schützende Zaubertränke verwendet haben. Dabei reicht speziell die Verwendung der Pflanze als Räucherwerk aber noch deutlich weiter zurück.

Tatsächlich handelt es sich bei Erdrauch nämlich um ein altes Räuchermittel der Kelten und Germanen. Sie nutzten die Kräuterpflanze, um mit ihren Ahnen, aber auch mit Naturgeistern und Wesen aus der Anderswelt in Kontakt zu treten.

Zu diesem Zweck wurden heilige Kultstätten mit dem Kraut geräuchert, um die Pforten zwischen Diesseits und Jenseits zu öffnen. Gleichwohl sollte der reinigende Rauch geistige Klarheit bringen und Illusionen aufdecken. Allerdings stecken in Erdrauch noch ganz andere Kräfte.

 

Erdrauch, Fumaria, Rankender Erdrauch, Fumaria capreolata
Die charakteristischen, „rauchenden“ dunkelroten bis schwarzen Blütenköpfe am Beispiel des Rankenden Erdrauchs

Inhaltsstoffe und Wirkung von Erdrauch

Schon Dioskurides schrieb Fumaria als Heilpflanze die Kraft zu, den Gallenfluss anzuregen. Die verdauungsfördernden Eigenschaften der Kräuterpflanze wurden später noch umfangreicher genutzt und zum Beispiel gegen Leberbeschwerden, Gallenschwäche, Verstopfung und Magen-Darm-Krämpfe eingesetzt. Dazu wurde ein Tee aus Erdrauch hergestellt, der gleichzeitig auch harnfördernde Wirkung besitzt.

Ebenfalls bekannt ist die Anwendung gegen Hautbeschwerden. Bereits die medizinische Schule von Salerno kannte das Kraut zwischen dem 10. und 11. Jahrhundert als Heilmittel gegen Hauterkrankungen. Die moderne Schulmedizin übernahm besagte Ansätze später und setzte Auszüge von Fumaria gezielt gegen Schuppenflechte sowie als Spasmolytikum in der Therapie gegen Magen-Darm- und Gallenkrämpfe ein.

Ein wichtiger Hauptwirkstoff von Fumaria ist hierbei die pflanzeneigene Carbonsäure Fumarsäure. Sie gilt als wertvoller Wirkstoff gegen Psoriasis und Multiple Sklerose. Andere Pflanzensäuren wie Kaffeesäure, Rosmarinsäure und Apigenin haben in Studien gute Wirkung gegen Ekzeme gezeigt. Insgesamt wird das Wirkprofil von Erdrauch von Experten als antimikrobiell, antioxidativ, blutreinigend, entzündungshemmend, krampflösend und verdauungsfördernd beschrieben. Hier ein Überblick zu den wichtigsten Inhaltsstoffen:

  • Apigenin
  • Flavonoide
  • Fumaricin
  • Fumarinsäure
  • Kaffeesäure
  • Protopin (Fumarin)
  • Rosmarinsäure
  • Saponine
  • Terpenoide

 

Fumaria officinalis
Erdrauch ist eine Zierpflanze, Duftpflanze und Heilpflanze zugleich.

Ist Erdrauch giftig? – Infos zur Anwendung und Dosierung

Neben medizinisch wertvollen Inhaltsstoffen enthält Fumaria auch einige giftige Alkaloide, zu denen teils auch die heilsamen Wirkstoffe der Pflanze gehören. Das gilt unter anderem für Fumarin und Protopin.

Medizinische Studien haben jedoch gezeigt, dass diese bei ausreichendem Trocknen und Erhitzten der verwendeten Pflanzenteile zumindest beim Menschen keine schweren Vergiftungen auslösen. Lediglich Bauchschmerzen könnten in einigen Fällen nach dem Verzehr von Erdrauch-Tee auftreten. Schwangere und Kinder sollten aber vorsichtshalber dennoch auf eine Anwendung verzichten.

Um bei der Anwendung auf der sicheren Seite zu sein, sollte man sich an der allgemein gültigen Tagesdosis von 6 g orientieren. Das sind etwa 1 ½ TL pro Tag. Mehr als ein bis zwei Tassen pro Tag sollte man also nicht trinken.

 

Erdrauch pflanzen – Standort und Aussaat

Erdrauch gehört zur Familie der Mohngewächse und ist daher eng verwandt mit der Mohnblume. Seine Arten sind in ganz Europa, sowie in Asien und sogar in Ostafrika heimisch. In Mitteleuropa wurde die alte Heilpflanze bereits in mittelalterlichen Klostergärten angebaut. Dabei ist speziell Fumaria officinalis bis -25 °C gut winterhart. Einer Kultur im Kräutergarten steht also nichts im Wege.

 

Der richtige Standort für Erdrauch

Wählen Sie für Fumaria einen sonnigen bis halbschattigen Standort. Der Standortboden sollte durchlässig sowie humos und nährstoffreich sein. Ein trockener bis maximal frisch-feuchter Boden ist empfehlenswert. Der Boden-pH-Wert sollte im schwach sauren bis neutralen Bereich, zwischen 6,5 und 7,5 Punkten liegen.

Erdrauch wächst an seinen Naturstandorten gerne in steinigen Gebirgsregionen oder zumindest auf lockeren Böden. Ein sandig-lehmiges oder sandig-kiesiges Substrat ist daher die beste Wahl. Besonders gut macht sich die Pflanze mit ihren nektarreichen Blüten auf der Bienenweide, im Naturgarten oder im Steingarten bzw. Alpingarten. Doch auch auf dem Balkon kann man die Pflanze gerne kultivieren, wenn sie hier genügend Licht abbekommt.

Einzelheiten zum Standort für Fumaria:

  • sonniger bis halbschattiger Sandort
  • trockenes bis frisch-feuchtes Substrat
  • durchlässiger, nährstoffreicher, humoser Boden
  • sandig-lehmige oder kiesig-lehmige Substrate wählen
  • Boden-pH-Wert: schwach sauer bis neutral, von 6,5 bis 7,5
  • Erdrauch ist bis -25 °C winterhart

 

Erdrauch, Fumaria, Gewöhnlicher Erdrauch, Fumaria officinalis
An einem sonnigen und nicht zu feuchten Plätzchen fühlt sich Fumaria am wohlsten.

Aussaat von Erdrauchsamen

Wer Saatgut von Fumaria erstanden hat, kann dieses im Frühjahr direkt ins Freiland säen. Ein geeigneter Aussaattermin findet sich von April bis Mai, wenn die Außentemperaturen konstant über 10 °C liegen.

Säen Sie die Samen direkt ins Beet, achten Sie dabei aber auf eine Saattiefe von ca. 3 bis 5 cm. Denn Erdrauch ist ein Dunkelkeimer, weshalb seine Samen für eine erfolgreiche Keimung gut vor Sonnenlicht geschützt sein müssen. Die Keimdauer beträgt dann zwischen 20 und 30 Tagen. Gelegentlich kann es aber auch bis ins Folgejahr dauern, bevor die Samen keimen.

 

Direktpflanzung und Pikieren vorgezogener Pflanzen

Sobald die Keimlinge eine Größe von etwa 10 cm erreicht haben, kann man sie pikieren. Alternativ ist im Frühling natürlich auch die Direktpflanzung vorgezogener Exemplare aus dem Handel möglich.

Achten Sie hier auf einen Pflanzabstand von etwa 20 bis 30 cm, denn Erdrauch erreicht eine Wuchshöhe von bis zu 50 cm und eine Wuchsbreite von bis zu 35 cm.

 

Fumaria
Blütenaustrieb am Erdrauch

Erdrauch gießen und düngen

Einmal am Standort etabliert, versorgt sich Fumaria weitestgehend selbst mit Wasser. Mit kurzfristigen Trockenperioden kommt die Pflanze besser zurecht als mit Staunässe. Gegossen werden muss deshalb allenfalls bei großer Hitze und anhaltenden Trockenperioden im Sommer.

Die Blütezeit von Erdrauch reicht von April bis Juni. Um eine reiche Blüte zu erzielen, können Sie jährlich vor der Blütezeit etwas Komposterde ins Standortsubstrat einbringen. Weitere Düngemaßnahmen sind aber nicht erforderlich.

 

Erdrauch schneiden und vermehren

Da es sich bei Erdrauch um eine einjährige Pflanze handelt, muss sie in der Regel nicht geschnitten werden. Die Vermehrung des Gewächses erfolgt entweder durch Selbstaussaat oder gezielte Aussaat von Samen, die zwischen Spätsommer und Herbst nach der Samenreife von der Pflanze abgesammelt werden.

Interessante Arten der Gattung Fumaria

Zur Gattung Fumaria gehören ca. 50 verschiedene Arten, von denen viele auch in Europa heimisch sind. Ihre Blütenfarbe variiert je nach Art zwischen Weiß, Rosa und Purpurrot. Außerdem kann die Blütezeit bei manchen Arten variieren. Hier ein paar schöne Empfehlungen für die Kultur im Garten.

  • Blasser Erdrauch (Fumaria vaillnantii): blassrosa Blüten; bevorzugt kalkreiche Böden
  • Dunkler Erdrauch (Fumaria schleicheri): dunkel-purpurrote Blüten; späte Blütezeit von Juni bis September
  • Gewöhnlicher Erdrauch (Fumaria officinalis): purpurrote Blüten; heilpflanzlich genutzte Art
  • Kleinblütiger Erdrauch (Fumaria parviflora): zierliche, weißlich-rote Blüten; späte Blütezeit zwischen Juni und September
  • Ranken-Erdrauch (Fumaria capreolata): weiße Blüten; gefährdete Art

 

Mögliche Krankheiten und Schädlinge

Aufgrund seiner antimikrobiellen Alkaloide ist Fumaria kaum anfällig für Schädlinge oder Pflanzenkrankheiten. Gelegentlich können Falscher Mehltau und Blattläuse auftreten, was dann aber meist Pflegefehlern (z.B. einem zu schattig gewählten Standort) geschuldet ist.

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