Mit etwa 53 Gattungen ist die Familie der Ingwergewächse (Zingiberaceae) zwar relativ klein, doch die Wirkung ihrer Arten ist dafür umso größer. Einige der legendärsten asiatischen Gewürz- und Heilkräuter gehören zu dieser Pflanzenfamilie, die sich in vier Unterfamilien aufteilt:
- Unterfamilie der Alpinioideae
enthält etwa 23 Gattungen der Zingiberaceae
- Unterfamilie der Siphonochiloideae
enthält die Gattung Siphonochilus
- Unterfamilie der Tamijioideae
enthält die monotypische Gattung Tamijia
- Unterfamilie der Zingiberoideae
enthält etwa 28 Gattungen der Zingiberaceae
Inhaltsverzeichnis
ToggleBesonderheiten der Ingwergewächse
Es ist kein Geheimnis, dass Ingwergewächse in der asiatischen Heilkunde schon seit Jahrtausenden eine bedeutende Rolle spielen. Gerade die Verwendung des namensgebenden Ingwers als Stammgattung der Ingwergewächse zeichnet dabei einen eindrucksvollen historischen Werdegang von einem asiatischen Heilkraut hin zu einem weltweit hochgeschätzten medizinischen Wirkstoff.
Der Ingwer und seine heilsamen Artverwandten
Die erste schriftliche Erwähnung von Ingwer lässt sich bis in das antike China zurückverfolgen. Hier wurde Ingwer in chinesischen Schriften bereits im 4. Jahrhundert v. Chr. dokumentiert. Das berühmte chinesische Werk „Shennong Ben Cao Jing“ (Shennong’s Kräuterklassiker) aus dem 3. Jahrhundert v. Chr. erwähnt Ingwer als Heilpflanze und betont seine positiven Auswirkungen auf die Verdauung. Seitdem gilt Ingwer als Kultkraut im Bereich der TCM-Kräuter und wird inzwischen zur Behandlung von weitaus mehr Gesundheitsbeschwerden als nur Verdauungsproblemen eingesetzt.
Etwas jüngeren Datums sind die ersten schriftlichen Aufzeichnungen zur Kurkumawurzel, die gerne als kleine Schwester des Ingwers bezeichnet wird. Sie fand erstmals in den „Rigveda“ Erwähnung, einer Sammlung heiliger vedischer Hymnen, die um 1.500 v. Chr. in Indien entstanden. Als wertvoller Schatz der Ayurveda-Kräuterkunde ist Kurkuma bis heute ein bedeutsames Heilmittel und gesundes Gewürz zur Verfeinerung asiatischer Rezepte.
Auch die Verwendung von Ingwer breitete sich von China in andere Teile Asiens aus, darunter Indien, wo er wie Kurkuma in der Heilkunst des Ayurveda eine wichtige Rolle spielt. Von Vorderasien aus zogen Ingwergewächse wie Ingwer, Kurkuma und Galgant dann zwischen Antike und Mittelalter schließlich ihren heilkundlichen Siegeszug um die Welt an und sind seither sowohl in arabischen und afrikanischen als auch in europäischen Ländern wertvolle Kräuterwurzeln.
Von Gewürzen zu Heilpflanzen
Charakteristisch für die Familie der Ingwergewächse ist ein hoher Gehalt an ätherischen Ölen, Gingerolen und Shogaolen. Diese Verbindungen verleihen den Gewürzpflanzen der Zingiberaceae nicht nur ihre heilsamen Eigenschaften, sondern auch ihren markanten Geschmack.
Dass sich aus diesen aromatischen Kräutern die ganzheitlichen Behandlungskonzepte asiatischer Heilkunde ableiten, kommt also nicht von ungefähr. Eine gesunde Ernährung bildet sowohl in der Traditionellen Chinesischen Medizin als auch in der indischen Ayurveda-Heilkunst einen essenziellen Grundpfeiler zur Prävention und Therapie von Krankheiten. Und heilsame Gewürze wie Ingwer und Kurkuma sind daran nicht ganz unbeteiligt.
Ingwergewächse der Alpinioideae
Die Alpinioideae bilden eine bedeutende und auch eine der größten Unterfamilien innerhalb der Ingwergewächse. Unter diesen Zingiberaceae finden sich einige der bekanntesten Ingwergewächse der Welt, darunter der namensgebende Galgant und der erlesene Kardamom.
Alpinoideae bevorzugen gemeinhin tropische Klimabedingungen mit hohen Temperaturen und hoher Luftfeuchtigkeit. Sie lassen sich daher in gemäßigten Breitengraden nur sehr schwer kultivieren. So erklärt sich auch der hohe Preis für Galgant und Kardamom zu Zeiten der Antike, ließen sich die edlen und heilsamen Gewürze doch nur über lange Handelsrouten aufwändig nach Europa einführen.
Es sei darauf hingewiesen, dass es speziell mit Blick auf Kardamom gelegentlich zu Verwechslungen kommt. Denn tatsächlich gibt es unter den Alpinioideae zwei Gattungen, die mit dem Namen Kardamom belegt sind. Während der Grüne Kardamom zur Gattung Elettaria gehört, stammt der Schwarze Kardamom aus der Gattung Amomum. Allerdings wird der Begriff Amomum gerade in älteren Schriften fast ausschließlich für den Grünen Kardamom verwendet, was leicht irreführend sein kann. Hier noch einmal die wichtigsten Gewürze aus der Unterfamilie der Alpinioideae im Überblick:
- Galgant (Alpinia)
- Grüner Kardamom (Elettaria cardamomum)
- Paradieskörner / Guineapfeffer (Aframomum melegueta)
- Schwarzer Kardamom (Amomum subulatum)
Unterfamilie der Zingiberoideae
Die Zingiberoideae enthalten neben den beiden asiatischen Gewürzklassikern Ingwer und Kurkuma noch einige weitere Vertreter, die zumindest in Asien ebenfalls als Gewürze genutzt werden. Dabei sind es vor allem die aromatischen Wurzeln bevorzugt als Würzmittel verwendet.
In den Wurzeln schlummern die geschmacklich wie medizinisch intensiven Wirkstoffe der Pflanzen, zu denen neben Gingerol und Shogaol auch Cineol, Borneol, Limonen und Cucurmin gehören. Letzteres ist neben seiner heilsamen Wirkung auch für seine gelb färbenden Eigenschaften bekannt, deretwegen speziell Kurkuma auch als Safranwurzel bekannt ist. Allerdings gehört der Safran selbst nicht zu den Ingwergewächsen, sondern stellt eine Krokusart aus der Familie der Schwertliliengewächse dar.
Zingiberoideae schätzen als Kulturstandorte tropische Bedingungen mit hohen Temperaturen, hoher Luftfeuchtigkeit und gut durchlässigen Böden. Im Gegensatz zu Alpinioideae kann man sie aber zumindest indoor in Töpfen kultivieren. Bekannte Vertreter der Zingiberoideae sind:
- Ingwer (Zingiber)
- Kurkuma (Curcuma)
- Gewürzlilie (Kaempferia)
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