Das Maiglöckchen (Convallaria majalis) ist die Charakterpflanze des Monats Mai. Mit seinen strahlend traubigen, weißen Glockenblüten ziert die Wildblume so manche Böden lichter Laubwälder. Und auch im Ziergarten ist die dekorative Pflanze häufig anzutreffen.
Doch Vorsicht: Wenngleich Convallaria majalis einen außergewöhnlichen Zierwert besitzt, ist die Pflanze doch ausgesprochen giftig. Darüber darf auch ihr Jahrhunderte langer Einsatz als vermeintliche Heilpflanze in der Volksheilkunde nicht hinwegtäuschen.
Inhaltsverzeichnis
ToggleSteckbrief zum Maiglöckchen
- Wissenschaftlicher Name: Convallaria majalis
- Herkunft: Europa
- Wuchshöhe: 30 cm
- Blütezeit: Mai bis Juni
- Blüten: weiße Glockenblüten
- Blätter: ganzrandige Blattspreiten
- Lichtzufuhr: sonnig bis halbschattig
- Wasserbedarf: mäßig
- Boden: lehmig
- Boden-pH-Wert: schwach sauer bis neutral
- Winterhärte: bis -40 °C winterhart
- Verwendung: Ziergarten
- Giftigkeit: giftig
Vorsicht, Verwechslungsgefahr
Convallaria majalis gehört zur Familie der Spargelgewächse. Die Pflanze ist daher eng verwandt mit anderen Frühlingsblumen aus dieser Pflanzenfamilie, wie etwa der Hyazinthe, Traubenhyazinthe oder Sternhyazinthe. Zu Verwechslungen kommt es aber in der Regel mit ganz anderen Gewächsen.
Es geht das Gerücht um, dass Maiglöckchen gerne mit dem Märzenbecher oder Bärlauch verwechselt werden. Grund dafür sind die breiten, ganzrandigen Blattspreiten der Pflanzen, die nahezu identisch aussehen.
Eine Verwechslung ist hier insbesondere mit dem Bärlauch sehr fatal, denn während die Lauchart ein essbares Gewürzkraut ist, handelt es sich beim Maiglöckchen, ebenso wie beim Märzenbecher, um eine Giftpflanze, die auf keinen Fall verzehrt werden darf.
Unterscheiden kann man die Gewächse aber zuverlässig an ihren Blüten. Diese bestehen beim Bärlauch aus zierlichen Radblüten, die kugelförmig am Blütenstiel angeordnet sind. Die glockenförmigen Blüten des Maiglöckchens erinnern dagegen an die der Prachtglocke oder Traubenheide.
Maiglöckchen als „heilsame“ Giftpflanze
Es ist schon erstaunlich, dass diverse Giftpflanzen einst heilpflanzlich genutzt wurden. Die heilkundliche Anwendung von Convallaria majalis reicht diesbezüglich bis mindestens ins 14. Jahrhundert zurück. Damals wurde die Pflanze als Heilkraut in dem Kurztraktat „Von den gebrannten Wässern“ genannt.
Die Abhandlung wurde unter dem Autorennamen Gabriel von Lebenstein veröffentlicht, wobei sich diesem Namen heute keine reale Person mehr zuordnen lässt. Ebenso finden sich Erwähnungen zu der Pflanze bei den Vätern der Botanik sowie im Kleinen Destillierbuch von Hieronymus Brunschwig.
Herzglykoside aus Maiglöckchen gegen Herzmuskelschwäche
Lebenstein beschrieb unter anderem eine heilsame Wirkung von Convallaria majalis auf das Herz und die Organe. Die Pflanze solle außerdem bei Menstruationsbeschwerden, Wassersucht, Lähmungserscheinungen und Anfallsleiden, sowie Harnwegsinfekten und Entzündungen helfen. Zumindest, was die Wirkung von Maiglöckchen auf das Herz anbelangt, sollte er recht behalten.
Laut einer Studie der Association for the Advancement of Restorative Medicine (AARM) aus dem Jahr 2012 enthält Convallaria majalis tatsächlich herzwirksame Glycoside wie Convallatoxin und Convallosid, die noch heute zur klinischen Behandlung von Herzmuskelschwäche eingesetzt werden.1Jill Stansbury, Paul Saunders, David Winston, Eugene R. Zampieron: The Use of Convallaria and Crataegus in the Treatment of Cardiac Dysfunction; in: Journal of Restorative Medicine, Volume 1, Number 1, 2012 restorativemedicine.org
Damit ähnelt Convallaria majalis dem Fingerhut – einer weiteren Giftpflanze, deren Herzglykoside aber dennoch in der Herztherapie Anwendung finden. Doch der Einsatz von herzwirksamen Glycosiden aus Giftkräutern ist eine zweischneidige Sache und darf nur unter ärztlicher Aufsicht erfolgen.
Die Dosis macht das Gift
Die Extraktion von Herzglykosiden aus Giftkräutern ist nur pharmakologischen Experten vorbehalten. Entsprechende Medikamente sind verschreibungspflichtig und dürfen nur nach Absprache mit dem Facharzt sowie nach konkreter Dosierungsanweisung eingenommen werden.
Privat ist von Anwendungsexperimenten mit Maiglöckchen dringend abzuraten. Convallaria majalis ist in allen Pflanzenteilen hochgiftig und kann zu lebensgefährlichen Vergiftungserscheinungen führen.
Eine in vitro Studie der Nara Medical University in Japan gelangte diesbezüglich 2021 auch zu neuen Erkenntnissen über den Vergiftungsmechanismus bei einer Intoxikation mit Convallaria majalis. Den Studienergebnissen zufolge verursacht das Herzglycosid Convallatoxin bei Überdosis eine Hyperkoagulabilität.2Mami Morimoto, Kohei Tatsumi, Katsuya Yuui, Ikuko Terazawa, Risa Kudo, Shogo Kasuda: Convallatoxin, the primary cardiac glycoside in lily of the valley (Convallaria majalis), induces tissue factor expression in endothelial cells; in: Veterinary Medicine and Science, Volume 7, Issue 6, November 2021; PMID: 34469053 onlinelibrary.wiley.com
Darunter versteht man eine erhöhte Blutgerinnung, die unter anderem durch erhöhte Proteinwerte im Blut entsteht. In Folge kommt es zu einer vermehrten Thrombenbildung in den Blutgefäßen. Damit einher geht eine Unterversorgung insbesondere das Gehirn versorgender Blutgefäße, was eine Reihe tödlichen Vergiftungserscheinungen mit sich bringt.
Neben klassischen Symptomen einer Vergiftung wie Übelkeit, Durchfall und Schwindel drohen vor allem lebensbedrohliche Herzrhythmusstörungen, die im schlimmsten Fall einen Herzstillstand verursachen. Auch eine verlangsamte Atmung bis hin zum Atemstillstand ist denkbar.
Maiglöckchen pflanzen – Standort und Ablauf
Deutlich besser als in der privaten Hausapotheke ist das Maiglöckchen im Garten aufgehoben. Hier macht sich die mehrjährige Blume wunderbar als Vordergrundbepflanzung im Ziergartenbeet. Auch am Gehölzrand kommt die Zierstaude wunderbar zur Geltung. Eine Pflanzung im Topf ist ebenfalls möglich.
Der richtige Standort für Convallaria majaris
Maiglöckchen sind bis -40 °C winterhart und somit völlig frostresistent. Dennoch wünscht sich die Pflanze aber einen Standort in der Sonne oder zumindest im hellen Halbschatten. Darüber hinaus sollte trotz guter Winterhärte jährlich eine frostfreie Periode von ca. 19 Wochen gewährleistet sein.
Das Standortsubstrat ist für die Bedürfnisse von Convallaria majalis ausreichend feucht und humos zu wählen. Etwas schwerere Lehmböden bzw. lehmig-tonige oder sandig-lehmige Substrate sind hier ideal. Der pH-Wert des Bodens sollte sich im schwach sauren bis neutralen Bereich, zwischen 5,5 und 7 Punkten bewegen.
Einzelheiten zum Standort für Maiglöckchen:
- heller bis halbschattiger Standort
- humusreicher, feuchter Boden
- sandig-lehmiges Substrat
- Boden-pH-Wert: schwach sauer bis neutral, von 5,5 bis 7
- Convallaria majalis ist bis -40 °C winterhart
- ideal für den Gehölzrand oder das Zierstaudenbeet
- alternativ im Topf pflanzen
Pflanzanleitung für Maiglöckchen
Tragen Sie beim Einpflanzen ebenso wie bei Pflegearbeiten an Convallaria majalis unbedingt Schutzhandschuhe. Außerdem ist darauf zu achten, dass das Gewächs nach dem Einpflanzen vor dem Zugriff durch Kinder und Haustiere geschützt ist. Bei der Pflanzung gehen Sie dann folgendermaßen vor:
1. Schritt – Pflanztermin wählen: Die beste Pflanzzeit für Maiglöckchen ist das zeitige Frühjahr. Wer nicht erst im März pflanzen möchte, kann die Zierstaude auch bereits im Herbst, etwa im September ausbringen.
2. Schritt – Boden vorbereiten: Die Wurzeln von Convallaria majalis reichen bis zu 50 cm tief in die Erde. Befreien Sie den Boden daher vorab von Bodenhindernissen wie groben Erdbrocken oder größeren Steinen. Für einen ausreichenden Humusgehalt können Sie etwas Komposterde in das Substrat einarbeiten.
3. Schritt – Maiglöckchen pflanzen: Achten Sie bei der Pflanzung auf eine Oberbodendicke von etwa 25 cm. Nur, wenn die Pflanze ausreichend tief eingepflanzt ist, kann sie sich wirklich gut entwickeln. Der Pflanzabstand zu Nachbarpflanzen sollte ca. 20 cm betragen.
Maiglöckchen gießen und düngen
Als pflegeleichtes Blümchen benötigt das Maiglöckchen nicht viel Pflege. Lediglich ein frisch-feuchter Boden sollte gewährleistet sein. Dabei ist darauf zu achten, dass nach Möglichkeit kalkfreies Wasser benutzt wird. Zwar toleriert die Pflanze schwach kalkhaltige Böden, doch ein Übermaß an Kalk ist zu vermeiden.
Zur Düngung genügt es, hin und wieder etwas Kompost auszugeben. Alternativ dazu kann eine leichte Schicht aus feinem Mulch zur Düngung verwendet werden.
Maiglöckchen schneiden und vermehren
Ein Rückschnitt an Convallaria majalis ist nicht empfehlenswert, da die Pflanze intensive Schnittmaßnahmen nicht sonderlich gut verträgt. Allerdings darf man während der Blütezeit zwischen Mai und Juni gerne ein paar Blütentriebe entnehmen.
Besonders schön kommen die Blütenstängel als Schnittblumen im Blumenstrauß zum Muttertag zur Geltung, der passenderweise in die Blütezeit des Maiglöckchens fällt.
Eine Vermehrung lässt sich im Herbst durch Wurzelteilung durchführen. Graben Sie die Pflanze hierzu nach der Blüte im Juli aus und teilen Sie den Wurzelballen mit einem scharfen Messer in zwei gleich große Teile.
Schöne Sorten von Convallaria majalis
Die Wildform von Convallaria majalis blüht zwar weiß, es gibt aber auch einige Sorten mit seltenen rosa Blüten. Andere Sorten besitzen gefüllte oder duftende Blüten oder fallen durch ziervolle Blätter auf. Hier ein Überblick zu den schönsten Sorten:
- ‚Grandiflora‘ – besonders große, duftende Blüten
- ‚Hofheim‘ – weiße Blüten, gelb-weiße Blattränder
- ‚Plena‘ – gefüllte, weiß-rosa Blüten
- ‚Prilificans‘ – gefüllte, weiße Blüten
- ‚Rosea‘ – kleine, rosa Blüten
- ‚Silberconfolis‘ – weiße Blüten, silbriger Blattrand
Mögliche Krankheiten und Schädlinge
Im Großen und Ganzen ist Convallaria majalis recht robust. Allerdings macht der Blume gelegentlich der Rostpilz zu schaffen. Er wird durch den Pilz Puccinia sessilis verursacht und muss sehr früh im Anfangsstadium der Pilzerkrankung bekämpft werden.
Zu diesem Zweck schneiden Sie frühzeitig befallene Pflanzenteile von der Pflanze ab. Diese sind anschließend separat im Restmüll zu entsorgen. Eine Entsorgung auf dem Kompost würde ansonsten zu einer weiteren Ausbreitung des Pilzes im Garten beitragen.
Unter den Schädlingen macht sich gerne das Lilienhähnchen am Maiglöckchen breit. Es lässt sich aber sehr zuverlässig mit ökologischen Pflanzenschutzmitteln wie Kaffeesatz oder durch gehöriges abduschen der Pflanze mit dem Gartenschlauch vertreiben.
Studienbelege:
- 1Jill Stansbury, Paul Saunders, David Winston, Eugene R. Zampieron: The Use of Convallaria and Crataegus in the Treatment of Cardiac Dysfunction; in: Journal of Restorative Medicine, Volume 1, Number 1, 2012 restorativemedicine.org
- 2Mami Morimoto, Kohei Tatsumi, Katsuya Yuui, Ikuko Terazawa, Risa Kudo, Shogo Kasuda: Convallatoxin, the primary cardiac glycoside in lily of the valley (Convallaria majalis), induces tissue factor expression in endothelial cells; in: Veterinary Medicine and Science, Volume 7, Issue 6, November 2021; PMID: 34469053 onlinelibrary.wiley.com
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