Beim auch als Kren bekannten Meerrettich (Armoracia rusticana) handelt es sich um eine alte Kultur- und Heilpflanze, die nur allzu gerne mit den eigentlichen Rettichen verwechselt wird. Das liegt nicht nur am relativ ähnlichen Geschmack, sondern auch an weitestgehend ähnlichen Kulturbedingungen. Allerdings zeigt sich speziell der Meerrettich in Sachen Heilwirkung deutlich kraftvoller. Und auch seine Größe unterscheidet ihn signifikant von dem herkömmlicher Rettiche.
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ToggleMeerrettich in der Küche und Medizin
Im Volksglauben werden Kren schon lange magische Kräfte nachgesagt. Als Schutzamulett vor Krankheit und bösem Zauber war im Altertum eine Halskette aus Meerrettichscheiben gebräuchlich, das man insbesondere Kindern häufig anlegte, um sie bei ihren Streifzügen durch die Umgebung vor Schaden zu bewahren.
Auch die Anwendung des Meerrettichs als Heilpflanze reicht bis in die Antike zurück. Das Wurzelkraut ist vor allem für seine gute Wirkung gegen Harnwegsinfekte und Atemwegserkrankungen wie Erkältungen, Grippe oder Husten bekannt, kann jedoch auch bei rheumatischen Beschwerden, Gicht und Verdauungsbeschwerden eine gute Hilfe sein.
Wissenswertes: Meerrettich wird als natürliches Antibiotikum für Pferde verwendet. Im Englischen ist er darum auch als Horseradish (Pferderettich) bekannt.
Kulturgeschichte des Meerrettichs
Der Beiname des Meerrettichs „Kren“ stammt ursprünglich aus dem slawischen Sprachraum. Hier bedeutet kren oder chren schlichtweg „Wurzel“ und verweist auf die historische Nutzung von Meerrettich als Wurzelgemüse. Gerichte wie Krenfleisch oder Apfelkren sind neben Bayern und Österreich deshalb vor allem in osteuropäischen Ländern wie Tschechien, der Slowakei, Ukraine und Russland fester Bestandteil der Nationalküche.
Trotz seiner regen Nutzung in der Küche findet man bei uns im Handel oft nur den fertigen Sahnemeerrettich. Dieser ähnelt in seinem Geschmack stark dem scharfen Senf oder Wasabi, was abermals auf den gemeinsamen Anteil an Senfölglykosiden der drei Kräuter zurückzuführen ist. Allenfalls zur Erntezeit im Herbst und Frühwinter ist in ausgewählten Feinkostläden auch roher Meerrettich erhältlich. Grund genug, um sich im eigenen Garten einen kleinen Privatbestand des Kren anzulegen.
Vorsicht, Verwechslungsgefahr: Optisch erinnert die Meerrettichwurzel stark an weiße Möhren oder Petersilienwurzel. Allerdings ist Kren im Vergleich zu diesen meist deutlich länger, härter, an der Schale derber gekerbt bis verwachsen und weist einen bei Weitem schärferen Geschmack auf.
Meerrettich – Inhaltsstoffe und Wirkung
Für die Heilwirkung von Meerrettich verantwortlich sind dabei sogenannte Senfölglykoside, die dem Wurzelkraut einen ähnlich scharfen Geschmack verleihen wie dem namensgebenden Senf selbst. Sie sind für ihre entzündungshemmende, antibiotische und antivirale Wirkung bekannt. Des Weiteren enthält Kren eine Vielzahl an Vitaminen und Mineralstoffen, darunter
- Calcium,
- Eisen,
- Kalium,
- Magnesium,
- Phosphor,
- Vitamin B1, B2 und B6
- sowie Vitamin C.
Meerrettich pflanzen – Standort und Anbau
Der Meerrettich gehört zur Familie der Kreuzblütengewächse und ist daher eng verwandt mit Kohlgemüse, Rettich, Senf und Kresse. Zur Herkunft von Kren scheiden sich dabei die Geister. Einige vermuten seinen Ursprung in Übersee und sehen Hinweise hierzu im Namen des Meerrettichs. Dieser soll laut dem deutschen Botaniker Heinrich Marzell „der über das Meer zu uns gekommene Rettich“ bedeuten.
Tatsächlich liegt das europäische Hauptverbreitungsgebiet von Armoracia rusticana heute in Südosteuropa und somit im Mittelmeerraum. Es besteht also durchaus die Möglichkeit, dass Kren aus afrikanischen oder arabischen Ursprungsgebieten über das Mittelmeer nach Europa kam.
Der richtige Boden für Kren
Wintergemüse mit Biss: trotz seiner wärmeliebenden Art ist Meerrettich bis -29 °C winterhart
Herkunftsbedingt ist es nicht verwunderlich, dass sich Kren für ein gesundes Wachstum sonnenreiche und warme Standorte wünscht. Des Weiteren benötigt sie ein gut durchlässiges, leichtes und sandig-lehmiges Substrat, in dem sich die Wurzel gut entwickeln kann. Der Boden pH-Wert sollte mit 6 bis 7 Punkten im neutralen Bereich liegen.
Einzelheiten zum Standort für Meerrettich:
- sonnigen und warmen Standort wählen
- Boden sollte locker, durchlässig und sandig-lehmig sein
- Boden-pH-Wert: neutral bei 6 bis 7 Punkten
- nur alle 2 bis 3 Jahre am selben Standort anbauen
Pflanzanleitung für Meerrettich
1. Schritt – Grunddüngung: Vor der Kultur des nährstoffliebenden Meerrettichs steht eine gute Grunddüngung. Diese sollte allerdings etwa ein halbes Jahr vor dem eigentlichen Anbau erfolgen, damit der Boden zum Zeitpunkt der Kultur nicht zu übersättigt ist. Bereiten sie den Boden daher am besten schon im Herbst vor der Pflanzung vor und reichern sie ihn mit Stallmisst, Kompost oder einem guten Gemüsedünger für Wurzelgemüse an.
2. Schritt – Bodenvorbereitung: Die eigentliche Pflanzung des Meerrettichs erfolgt gegen Ende März. Lockern Sie vorab den Boden gut auf und bringen Sie bei Bedarf etwas Sand in das Substrat ein. Steine und störende Bodenhindernisse sind für eine optimale Wurzelentwicklung zu entfernen.
3. Schritt – Vorbereitung der Fechser: Zum Anbau von Meerrettich werden gut entwickelte Seitenwurzeln, sogenannte Fechser verwendet. Diese sind im Spezialhandel für Wurzelgemüse erhältlich und sollten für die Pflanzung in 30 bis 60 cm lange Stücke geschnitten werden.
4. Schritt – Vorbereitung des Pflanzloches: Es ist wichtig, Kren in einem schrägen Winkel in den Boden einzubringen. Werden sie zu senkrecht oder zu waagrecht in das Substrat gesteckt, büßen sie an Dickenwachstum und entwickeln zu viel Kraut. Ein guter Tipp ist es, für das Stecken der Meerrettich Fechser ein spezielles Pflanzholz, den sogenannten Krenstecher zu verwenden.
5. Schritt – Fechser stecken: Bringen Sie die Meerrettichwurzel so in den Boden ein, dass der Kopf ca. 2 bis 3 cm über dem Boden liegt. Der Reihenabstand im Beet beträgt 50 bis 60 cm. Nach dem Stecken sollte der standorttreue Kren dann nicht mehr umgesetzt werden.
Kurzschritte zur Pflanzung im Überblick:
- Vordüngung im Herbst mit Stallmist, Kompost o.ä.
- Pflanztermin: Ende März bis April
- Beet vorab gut auflockern und optimieren
- zum Anbau Fechser verwenden
- diese leicht schräg ins Pflanzloch einbringen
- Kopf der Fechser muss 2 bis 3 cm über Boden liegen
- Pflanzabstand: 50 bis 60 cm
- nach dem Stecken nicht mehr umsetzen
Meerrettich gießen und düngen
Wurzelgemüse ist gemeinhin sehr wasserhungrig und ohne konstant feuchten Boden verholzen die Wurzeln leicht. Beim Meerrettich ist das nicht anders. Wenngleich er während der Wachstumsphase aber ein- bis zweimal wöchentlich bewässert werden muss, ist Staunässe im Beet strikt zu vermeiden. Ansonsten könnte es zu Wurzelfäule oder einer schleckten Wurzelentwicklung kommen. Kontrollieren Sie vor einer erneuten Bewässerung daher immer, ob der Boden ausreichend abgetrocknet ist.
Gedüngt wird Kren während der Wachstumsphase zweimal mit einem phosphorreichen, aber stickstoffarmen Gemüse- oder Kräuterdünger. Die erste Düngung erfolgt zwischen Mai und Juni, wenn die Hauptwachstumsphase beginnt. Zwischen Juli und August darf dann eine weitere Düngung erfolgen.
Kurztipps zum Gießen und Düngen:
- zweimal pro Woche gießen
- Staunässe aber dennoch vermeiden
- erste Düngung zwischen Mai und Juni
- zweite Düngung zwischen Juli und August
- zur Düngung stickstoffarmen Phosphordünger nutzen
Meerrettich ernten
Meerrettich lässt sich durchgehend von September bis April ernten. Für eine besonders ertragreiche Ernte legen viele Gärtner und Landwirte die Wurzelstöcke des Kren während der Hauptwachstumsphase frei, entfernen die Seitenwurzeln und heben die Pflanze etwas an. Auf diese Weise lässt sich das Wachstum gezielt in die Hauptwurzel lenken, wodurch sich kräftige und große Krenexemplare entwickeln.
Die entfernten Seitenwurzeln lassen sich später für eine neue Meerrettich Kultur verwenden. Meerrettichwurzeln, die bei der Ernte noch zu klein sind, können Sie wieder eingraben und etwas länger im Beet belassen. Die Lagerung von Kren erfolgt traditionellerweise in Holzkisten auf leicht feuchtem Sand. Hier halten sich die frischen Wurzeln ganze Wochen bis Monate. Alternativ dazu kann man Armoracia rusticana auch für einige Wochen im kühlen Gemüsefach lagern oder direkt frisch weiterverarbeiten.
Alternativen zu Armoracia rusticana
Armoracia rusticana stellt eine von nur zwei bis drei bekannten Arten der Gattung Armoracia und hier die einzige Kulturart. Allerdings gibt es mit dem als Wasabi bekannten Japanischen Meerrettich (Eutrema japonicum) eine interessante Alternative zum heimischen Kren. Zwar gehört er innerhalb der Familie der Kreuzblütengewächse zu einer anderen Gattung und stammt aus Asien, dennoch lässt sich der scharfe Wasabi auch bei uns problemlos kultivieren.
Wichtig für die Kultur von Japanischem Meerrettich ist, dass er anders als heimischer Kren eher halbschattige und kühle Standorte bevorzugt. Dafür gelingt die Kultivierung aber sogar im Topf, ist Eutrema japonicum im Gegensatz zur bis zu 100 cm langen Pfahlwurzel der Pflanzes doch maximal 30 cm lang. Im Winter ist allerdings Vorsicht geboten, denn Wasabi verträgt lediglich Temperaturen bis -12 °C und sollte daher vor dem ersten Frost einen Zimmerstandort bekommen.
Krankheiten und Schädlinge
Die scharfen und antibiotischen sowie antiviralen Inhaltsstoffe von Kren halten Schädlinge und Krankheitserreger meist zuverlässig fern. Gegen Plagegeister wie Erdflöhe und den Kohlweißling helfen Beipflanzungen von Thymian, das Besprühen mit ätherischen Ölen aus Lavendel oder Pfefferminze oder das Mulchen mit Rainfarn und Pfefferminze. Auch Nützlinge wie Schlupfwespen können den Schädlingen den Garaus machen.
Deutlich schwieriger lässt sich die sogenannte Meerrettichschwärze behandeln. Sie sorgt an der Gemüsepflanze für faulende oder vertrocknete Wurzeln und welke Blätter. Die Krankheit entsteht, wenn Stallmist unmittelbar vor der Pflanzung des Kren im Beet ausgebracht wird. Es ist daher unbedingt erforderlich, der Grunddüngung mit Mist eine gewisse Vorlaufzeit zu geben.
Fazit
Meerrettich ist bei guter Pflege eine wenig anspruchsvolle Gemüse- und Kräuterpflanze, die jedoch eine sehr fokussierte und zeitlich gut geplante Düngung benötigt. Düngefehler können sonst leicht zu Pflanzenkrankheiten und einer schlechten Wurzelentwicklung führen.
Wer die Düngeintervalle aber einhält und zusätzlich ein lockeres, sandig-lehmiges Pflanzsubstrat und eine gute Bewässerung gewährleistet, der gewinnt mit dem Meerrettich nicht nur ein leckeres Traditionsgemüse, sondern auch eine alte Heilpflanze, die erwiesenermaßen gegen Entzündungen, Infektionen und rheumatische Erkrankungen wirkt.
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