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Kirschkuchen, Cherry Pie, Linzer Torte

Rezept: Kirschkuchen – Von Linzer Torte und Cherry Pie

Kirschkuchen gibt es in zahlreichen Ausführungen. Häufig ähnelt die Rezeptur aber den amerikanischen Pie-Rezepten. Diese sind, entgegen weitläufiger Meinung, aber gar nicht so amerikanisch, wie man denken mag. Gerade am Kirschkuchen zeigt sich, dass Pies zumeist mehr als europäische Kuchenvorfahren haben.

 

Was Linzer Torte und Cherry Pie gemeinsam haben

Wer den Kirschkuchen wirklich erfunden hat, darüber streiten sich bisweilen diverse Nationen. Fest steht, dass die Urform aller Pies, Kuchen und im Übrigen auch der Lebkuchen ein mit Honig gefüllter Kuchen aus dem alten Ägypten war. Abgebildet an den Grabwänden von Pharao Ramses II. lässt sich dieser frühe Honigkuchen auf das 13. Jahrhundert v. Chr. datieren. Noch früher gab es lediglich eine Art Hähnchen Pie, als dessen erste schriftliche Erwähnung eine Schrifttafel der Sumerer aus der Zeit um 2000 v. Chr. gilt.

Sowohl mit Fleisch gefüllte Pies als auch solche mit Fruchtfüllung erfreuten sich später auch im antiken Griechenland sowie im römischen Reich großer Beliebtheit. Wahrscheinlich mit den Römern gelangten speziell Pies mit Fleischfüllung schließlich auch nach Großbritannien, wo sie bis ins 15. Jahrhundert die Hauptvariante des Pies blieben.

 

Kirschkuchen als erster Obstkuchen

Der früheste Beleg für einen Pie mit Fruchtfüllung in der Neuzeit stammt aus dem späten 16. Jahrhundert. Aufzeichnungen zufolge wurde Königin Elisabeth I. seiner Zeit Cherry Pie, also Kirschkuchen serviert. Kurz darauf entstand im 17. Jahrhundert in Wien die sogenannte Linzer Torte. Der Vorläufer der Spitzbuben bestand aus einem Mürbeteig und war mit roter Marmelade gefüllt, bei der es sich meist um Rote Johannisbeermarmelade (österreichisch: Ribiselmarmelade) oder Kirschmarmelade handelte.

Wenngleich sich die Linzer Torte in ihrem Aufbau stark von modernen Torten mit Belag aus Sahnecreme unterscheidet, stellt sie doch das älteste belegte Tortenrezept der Welt. Gemeinsam mit den britischen Pies und den französischen Tartes gelangten Mürbeteigkuchen dieser Art im Zuge der Kolonialzeit auch nach Amerika, wo sich dann unter Verwendung regionaler Zutaten Kultrezepte wie der American Pie, Cranberry Pie, Pumpkin Pie oder Sweet Potato Pie entwickelten. Doch auch ein paar Klassiker aus der alten Welt, darunter der Apple Pie, Mince Pie und Blueberry Pie, blieben erhalten.

 

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Pie-Klassiker wie der Blueberry Pie sind eng mit dem Kirschkuchen alias Cherry Pie verwandt

Varianten des Kirschkuchens

Charakteristisch für den Kirschkuchen, wie auch viele Pie Rezepte und die Linzer Torte, ist ein Mürbeteigboden, der mit Früchten oder Fruchtmarmelade gefüllt und mit einer Teigdecke bzw. einem Teiggitter abgedeckt wird. Bei der Linzer Torte gibt es zudem zwei Mürbeteig-Varianten:

  • Brauner Linzer Teig: Der Mürbeteig wird mit gemahlenen Mandeln oder Nüssen sowie Zimt und Gewürznelken verfeinert
  • Weißer Linzer Teig: Ein schlichter Mürbeteig, der lediglich mit Zitronenabrieb verfeinert wird

Für die Füllung des Kirschkuchens kann man entweder frische Kirschen, eingelegte Sauerkirschen bzw. Schattenmorellen oder aber Kirschmarmelade verwenden. Auch eine Mischung aus mehreren Komponenten ist denkbar, was sich gerade bei Verwendung frischer Kirschen anbietet.

 

Kirschkuchen, Cherry Pie, Linzer Torte
Darf auf dem Kirschkuchen nicht fehlen: das klassische Pie-Gitter | © Das Grüne Archiv

Kirschkuchen zubereiten

Das nachstehende Rezept für Kirschkuchen ist eine Kombination aus Linzer Torte und Cherry Pie. Als Kuchenform kann man entweder eine Springform oder Pie-Form verwenden. Für den hohen Kuchenrand der klassischen Linzer Torte sollte man eine Springform verwenden.

 

Zutaten:

  • 750 g frische Kirschen oder eingelegte Schattenmorellen
  • 500 g Mehl
  • 400 g weiche Butter
  • 250 g rote Marmelade (Kirsche oder Johannisbeere)
  • 150 g Zucker
  • 1 Ei
  • ½ TL Zimt
  • 1 Prise Nelkenpulver
  • 1 Prise Salz

 

Zubereitung:

Bereitet aus Mehl, Butter und Zucker einen Mürbeteig zu. Falls der Teig noch etwas bröselig ist, könnt Ihr ihn mit etwas Milch oder Wasser geschmeidiger machen. Knetet diesen gründlich durch und formt ihn zu einer Teigkugel, ehe Ihr ihn in Frischhaltefolie gewickelt für ca. 30 Minuten zum Ruhen in den Kühlschrank gebt.

Nach der Ruhezeit nehmt Ihr den Teig aus der Frischhaltefolie und teilt etwa ein Drittel ab und gebt es zurück in den Kühlschrank. Die anderen zwei Drittel werden erneut zu einer Kugel geformt und zu einem flachen Teigfladen ausgerollt.

Bettet den Teigfladen nun in eine gefettete Pie-Form oder Springform. Der Teigboden wird anschließend im vorgeheizten Backofen bei etwa 180 °C für 10 bis 15 Minuten blindgebacken.

Unterdes entkernt Ihr die frischen Kirschen. Wer eingelegte Schattenmorellen verwendet, sollte diese vorab gut abtropfen. Kocht die Marmelade mit Zimt und Nelken in einem Topf sprudelnd auf. Sobald sie etwas abgekühlt ist, vermengt Ihr sie mit den Kirschen und lasst das Ganze für 10 Minuten gut durchziehen.

 

Kirschkuchen, Cherry Pie, Linzer Torte
Für eine schöne, goldbraune Kruste bestreicht man den Kirschkuchen einfach mit Eigelb. Ergänzend kann man den Rand noch mit der Gabel eindrücken, um ein ziervolles Muster zu erhalten | © Das Grüne Archiv

Nehmt den vorgebackenen Teigboden aus dem Ofen und befüllt ihn mit der Kirschfüllung. Auf den Kuchen kommt jetzt noch das Teiggitter. Dafür nehmt Ihr das verbliebene Teigdrittel aus dem Kühlschrank, walzt es dünn aus und schneidet mit dem Messer schmale Streifen daraus. Ihr könnt damit nun wie bei der klassischen Linzer Torte ein Rautenförmiges Teiggitter legen oder ein schlichtes quadratisches Gitternetz.

Ist dies getan, bestreicht Ihr das Gitter noch mit einem Eigelb, bevor der Kuchen erneut bei 180 °C für etwa 30 Minuten im Ofen fertigbacken darf. Besonders lecker schmeckt der Kirschkuchen dann mit Schlagsahne.

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