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Rosenwurz, Rhodolia rosea

Rosenwurz – Wirkung, Anwendung und Kultur

4 Minuten Lesezeit

Die Rosenwurz (Rhodiola rosea) wird gerne mit ihrem Artverwandten der Hauswurz verwechselt. Einerseits handelt es sich bei beiden Pflanzen um alte Heilkräuter, die sich das „-wurz“ im Namen teilen. Andererseits gelten Haus- und Rosenwurz gleichermaßen als beliebte Sukkulenten fürs Freiland, deren niedrigwüchsige Blattrosetten äußerst ziervolle Bodendecker abgeben.

Allerdings erinnern nur die Rosetten der Rosenwurz namensgemäß auch wirklich an eine Rose. Im Gegensatz zur Hauswurz, deren Blattspreiten spitz zulaufen, sind die der Rosenwurz nämlich leicht löffelartig ausgeprägt. Durch die wechselständige Anordnung der Blätter entsteht so der Eindruck einer Rosenblüte.

Apropos Blüte, auch sie ist bei Rhodiola rosea etwas anders geartet als bei der Hauswurz und wachsen in dichten gelben Bündeln. Darüber hinaus gestaltet sich auch die Heilwirkung der Rosenwurz etwas unterschiedlich. Vorrangig ist hier eine antidepressive und stresslindernde Wirkung bekannt, wobei auch der leicht rosige Duft der zerriebenen Wurzel von Rhodiola rosea wirken soll.

 

Inhaltsstoffe und Wirkung der Rosenwurz

Als Heilkraut schriftlich erwähnt wurde die Rosenwurz erstmals von dem deutschen Mediziner und Botaniker Leonhart Fuchs. In seinem 1542 verfassten Werk New Kreüterbuch beschreibt er Rhodiola rosea als eine bis dato eher unbekannte Gartenpflanze, die „aber yetzund hey uns auch in gärten gepflanzt“ würde.

Tatsächlich ist Rhodiola rosea aber schon damals neben Asien und Amerika auch in Europa heimisch gewesen. Ihr Verbreitungsgebiet umfasst dabei den gesamten Raum der Nordhalbkugel inklusive der Arktis. Frühe Anwendungen als Heilkraut sind dabei unter anderem aus Sibirien bekannt, wo die Rosenwurz auch „Goldene Wurzel“ genannt und ihr Wurzelextrakt zur Stärkung der Konzentration sowie des Erinnerungsvermögens Anwendung findet. Der stressabbauende Effekt von Rhodiola rosea war wiederum bereits den Wikingern bekannt.

 

Rosenwurz, Rhodolia rosea
Rhodolia rosea ist ein pflanzliches Antidepressivum und belebt den Geist

Ein rosiges Kräutlein für Geist und Gemüt

Die positive Wirkung der Rosenwurz ist nicht allein auf Stressbehandlung und kognitive Leistungsfähigkeit beschränkt. Stattdessen umfasst sie die Funktion der Neurotransmitter im Allgemeinen, was neben der Gedächtnisfunktion auch Auswirkungen auf neuronale Prozesse wie den Schlaf-Wach-Rhythmus, die psychische Gesundheit und das Gemüt hat. Dementsprechend wird Rhodiola rosea zur ganzheitlichen Behandlung geistiger, seelischer und psychischer Beschwerden angewandt, darunter:

  • Angststörungen
  • Alzheimer
  • Burnout
  • chronische Müdigkeit
  • Demenz
  • Depressionen
  • Erschöpfung
  • Gedächtnisschwäche
  • Kopfschmerzen
  • Parkinson
  • Reizbarkeit
  • und Schlafstörungen

 

Als wichtigste Wirkstoffgruppe in der Rosenwurz gelten diesbezüglich phenolische Glykoside. Sie scheinen einen hormonähnlichen Einfluss auf die Ausschüttung von Serotonin und Dopamin im Gehirn zu haben. Dadurch werden zahlreiche neuronale Prozesse dahingehend reguliert, dass sich eine ausgeglichene und gestärkte Funktion der Neurotransmitter ergibt.

Die Phenole der Pflanze sind auch für ihren zarten Rosenduft verantwortlich, welcher sich beispielsweise zur beruhigenden Aromatherapie nutzen lässt. Darüber hinaus wird eine Hemmung von Stresshormonen durch die Inhaltsstoffe der Rhodiola rosea disktuiert. Eine Eigenschaft, die speziell für die Behandlung von Schlafstörungen, innerer Unruhe und Angstzuständen mit Rosenwurz bedeutsam ist. Das für Körper und Geist belebende Kraut im Kräutergarten anzusiedeln, kann also durchaus seine Vorteile haben.

 

Rosenwurz pflanzen – Standort und Boden

Wie die Hauswurz gehört auch die Rosenwurz zur Familie der Dickblattgewächse. Beide Freilandsukkulenten teilen sich ihre Vorliebe für trockene, karge und helle Standorte, weshalb sie vor allem im Alpin- und Steingarten gerne gepflanzt werden.

Allerdings bevorzugt Rhodiola rosea im Gegensatz zur Hauswurz eher kalkarme und saure Böden mit pH-Werten zwischen 5,5 und 6,5 Punkten. Zudem bildet die Sukkulente einen gut 5 cm dicken, unterirdischen Stamm sowie lange Pfahlwurzeln aus. Der Boden, welcher idealerweise kiesig-lehmig ist, sollte daher vor der Pflanzung tiefgründig aufgelockert und von Bodenhindernissen befreit werden.

Der unterirdische Strunk von Rhodiola rosea kann später wie ihre Blütentriebe zu Heilzwecken ausgegraben und zu einem Kräuterextrakt auf Wasser-, Alkohol- oder Ölbases weiterverarbeitet werden. Tipps zur Extraktion finden sie diesbezüglich in der Kräuterküche des Grünen Archivs.

Der richtige Standort für Rosenwurz:

  • heller, trockener und karger Standort
  • kalkfreien, kiesig-lehmigen Boden wählen
  • diesen vor der Pflanzung tiefgründig auflockern
  • pH-Wert des Bodens: sauer, zwischen 5,5 und 6,5

 

Rosenwurz, Rhodolia rosea
Blühende Rosenwurz auf Felsspalte

Kultur der Rosenwurz

Pflanzen Sie die Rosenwurz am besten im Frühjahr nach den Eisheiligen in frostfreien Boden. Lockern Sie den Boden wie erwähnt gut auf und mischen Sie anschließend ein lockeres Substrat aus reifer Komposterde und Kies. Danach setzen Sie dann die Horste der Sukkulente einfach auf das Substrat.

Halten Sie hierbei einen Pflanzabstand von ca. 25 cm ein, denn wie die Hauswurz entwickelt auch Rhodiola rosea weitläufige Horste, die sich wie ein Teppich ausbreiten. Für ein schnelleres Anwachsen im Boden können Sie das Standortsubstrat abschließend leicht befeuchten.

Besondere Pflege benötigt die Sukkulente nach der Pflanzung nicht mehr. Natürliche Niederschläge reichen zur Bewässerung der ohnehin trockenheitsliebenden Sukkulente aus und auch eine Düngung erübrigt sich im Falle der Rhodiola rosea, die am besten auf kalk- und nährstoffarmen Böden gedeiht. Ein spezieller Winterschutz ist ebenfals nicht nötig, da Rosenwurz bis -40 °C winterhart ist.

Kurztipps zur Kultur von Rosenwurz:

  • Pflanztermin: Frühling, nach den Eisheiligen
  • Boden für Rhodiola rosea gut auflockern
  • Substrat aus Komposterde und Kies mischen
  • Pflanze oberflächlich auf Erde setzen
  • Erde danach leicht anfeuchten
  • manuelle Bewässerung und Düngung nicht nötig
  • Rhodiola rosea ist bis -40 °C winterhart
  • auch Winterschutz erübrigt sich dadurch

 

Rhodiola rosea – Krankheiten und Schädlinge

Es sind keine besonderen Schadbilder für Rhodiola rosea bekannt.

 

Fazit

Die Rosenwurz ist eine robuste und vollständig winterharte Freilansukkulente, die ganz wie ihr Artverwandter Hauswurz heilfplanzliche Quaitäten besitzt. Insbesondere Stressbelastung, Gedächtnisprobleme und seelische Nöte sprechen gut auf eine Behandlung mit Rhodiola rosea an. Die Kultur der Pflanze ist daher nicht nur für Steingartenfans, sondern auch für Kräuterliebhaber interessant. Denn einmal gepflanzt, benötigt Rosenwurz kaum Aufmerksamkeit und spendet ohne großes Zutun des Gärtners viel Freude und Nutzen.


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