Vor einiger Zeit erreichte unsere Redaktion ein Leserbrief, der auf äußerst beeindruckendes Gärtnertalent schließen ließ. Das Grüne Archiv wurde um Hilfe bei der Fruchtbestimmung einer Gemüseart gebeten, deren Identität für den Adressaten nicht ganz eindeutig schien. Die Pflanzensamen wurden als Sorten des Kürbis gehandelt, wohingegen das Erscheinungsbild der Frucht eher an eine Zucchini oder Gurke erinnerte.
Wir haben uns diesem mysteriösen Fall angenommen und die Früchte als Cucuzza identifiziert. Die Gemüsespezialität aus Sizilien wird auch gerne als Riesenzucchini beschrieben. Allerdings ist ihre Zugehörigkeit zu den Zucchini doch eher zweifelhaft.
Vorsicht, Verwechslungsgefahr – Zucchini und Gurke
Dass Kürbis, Gurke und Zucchini enger miteinander verwandt sind, als es zunächst den Anschein hat, kommt nicht von Ungefähr. Zunächst einmal gehören alle drei Gemüsesorten zur Familie der Kürbisgewächse.
Der Kürbis (Cucurbita) ist hier unverkennbar die namensgebende Stammgattung, Von hier an wird es jedoch schwierig, denn optisch sind die Ähnlichkeiten verschiedener Kürbisgewächse geradezu fließend. Und auch in Sachen Artenzugehörigkeit lassen sich nicht immer eindeutige Grenzen ziehen.
Optisch kommt es insbesondere zwischen Gurken und Zucchini häufig zu Verwechslungen. Beide Kürbisgewächse sind in der Regel länglich und besitzen eine grüne Schale, wobei der Teufel wie so oft im Detail steckt. Denn die Gurke (Cucumis) unterscheidet sich in einigen Punkten signifikant von der Zucchini:
- So ist die Schale von Gurken beispielsweise gemeinhin unebener als die der glatten Zucchini und besitzt häufig kleinere Wülste und Warzen. Zwei sehr extreme Beispiele sind hier die Honigmelone (Cucumis melo) und die Horngurke oder Hornmelone (Cucumis metuliferus), die ebenfalls zur Gattung der Gurken gehören.
- Das Fruchtfleisch der Gurke ist in der Regel deutlich saftiger und wasserreicher als das der Zucchini, die sich durch ein eher schwammiges Fruchtfleisch auszeichnet.
- Charakteristisch für Zucchini ist wiederum, dass sie einen relativ wulstigen Strunkansatz besitzen, wohingegen der Strunk der Gurke vergleichsweise schlank ist.
- In Sachen Schalenfärbung weicht die durchgehend grüne, allenfalls mit hellgrünen Streifen durchzogene Schale Salatgurke von der grün-weiß gesprenkelten Schale der Zucchini ab.
Von Schlangenhaar und Luffa-Schwamm
Es gibt einige Gurken, die nicht zur Gattung Cucumis gehören. Namentlich für Verwechslungen sorgt hier unter anderem die Schlangenhaargurke (Trichosanthes cucumerina), denn auch längliche Sorten der Salatgurke werden gerne als Schlangengurken bezeichnet.
Im Unterschied zu diesen können Schlangenhaargurken mit einer Länge von bis zu 1,5 m beachtliche Größen erreichen. Außerdem fällt Trichosanthes cucumerina durch eine markante weiße Streifenzeichnung ihrer Schale sowie eine spitz zulaufende Form auf.
Auch der 80 bis 60 cm lange Schwammkürbis alias Luffa-Gurke (Luffa aegyptica bzw. Luffa cylindrica) wird gelegentlich mit der Salatgurke verwechselt. Es handelt sich hierbei in der Tat um die pflanzliche Bezugsquelle für Bade- und Spülschwämme. Dafür verwendet man das reife Gemüse, weil dessen Fruchtfleisch besonders faserig und schwammig ist. In Asien finden junge, weniger faserige Luffa-Gurken aber auch als Kochgemüse Verwendung.
Übrigens: Anders als die Hornmelone und Honigmelone gehört die Wassermelone nicht zur Gattung Cucumis, sondern zur Gattung Citrullus und stellt hier die Art Citrullus lanatus.
Kürbis und Zucchini – Mehr als nur artverwandt
Will man kleinlich sein, sind weder Kürbis noch Zucchini Gemüse im eigentlichen Sinne. Tatsächlich handelt es sich bei den Früchten der Kürbisgewächse nämlich um riesige Beeren, im Detail Panzerbeeren. Womit die Pflanzenfamilie die mit Abstand größten Beerenfrüchte der Welt ausbildet.
Dabei ist die Zucchini (Cucurbita pepo subsp. pepo convar. giromontiina) im Grunde ebenfalls eine Kürbisbeere. Genauer gesagt ist sie eine Variation des Gartenkürbisses, unterscheidet sich von dessen herkömmlichen Sorten aber durch ihre vergleichsweise zarte Schale und ihr besonders weiches Fruchtfleisch.
Zwei vermeintliche Unterscheidungsmerkmale
Auch ihre längliche Form unterscheidet die Zucchini vom üblicher Weise eher runden bis ovalen Gartenkürbis, wobei es aber durchaus ähnlich geformte Ziersorten des Kürbisses gibt. Weitere Arten der Gattung Cucurbita sind
- Feigenblatt-Kürbis (Cucurbita ficifolia)
- Hokkaido Kürbis (Cucurbita maxima)
- Moschus Kürbis (Cucurbita moschata)
- Silberkürbis (Cucurbita argyrosperma)
- Wilder Kürbis (Cucurbita foetidissima)
Die Größe einer klassischen Zucchini kann variieren. Geerntet wird sie von Juni bis Oktober meist in einer Länge von 10 bis 20 cm. Das Gemüse ist dann noch sehr weich und die Schale besonders dünn, weshalb sie sich ungeschält leicht verarbeiten lässt.
Allerdings können Zucchinis auch länger reifen und bilden dann eine Größe und Schalenhärte aus, die sich kaum von einem herkömmlichen Kürbis unterscheidet. In diesem Zustand kann man sie auch ähnlich lange lagern wie einen Kürbis, nämlich bis in den Winter hinein. Einzige Voraussetzung ist ein kühler und trockener Lagerort.
Wichtig: Vergewissern sie sich vor dem Verzehr, dass Kürbisse und Zucchini nicht bitter schmecken. Ist das der Fall, enthalten sie aus Gründen des Reifegrades oder kulturbedingt besonders große Mengen an Cucurbitacinen. Die Bitterstoffe kommen maßgeblich in Kürbisgewächsen vor und verursachen bei Überdosierung teils lebensgefährliche Vergiftungen. Besonders hoch ist der Cucurbitacingehalt in ungenießbaren Zierkürbissen sowie einigen Speisekürbis- und Zucchinisorten, die unkontrolliert mit Zier- und Wildkürbissen rückgekreuzt wurden.
Sonderfall Flaschenkürbis: Cucuzza oder Butternut?
In unserem Leserbrief ließ man uns Bilder von zwei verschiedenen Wuchsformen zukommen, die wir nach oben genannten Merkmalen von Gurken, Kürbissen und Zucchini zu analysieren versuchten. Auffällig war hierbei einerseits die gigantische Wuchsgröße der Früchte, andererseits die längliche bis birnenförmige Ausprägung der beiden Sorten sowie deren stark behaarte Schale.
Zumindest was die Birnenform der zweiten Sorte anbelangt, hätte man zunächst an eine Riesenvariante des Butternut denken können. Die Spezialsorte des Moschuskürbisses ist als Speisekürbis sehr beliebt, wächst aber eher kleinwüchsig und besitzt eine aprikosenfarbene Schale. Allerdings brachte uns gerade diese Form des Butternut auf eine andere Idee.
Butternut Kürbisse werden wegen ihrer Flaschenform auch gerne als Flaschenkürbisse bezeichnet. Was aus botanischer Sicht nicht ganz korrekt ist, denn der Flaschenkürbis (Lagenaria) stellt innerhalb der Kürbisgewächse eine ganz eigene Gattung.
Die Cucuzza – Ein Zucchini-Kürbis?
Ursprünglich aus Afrika stammend, ist der Flaschenkürbis als Baumaterial legendärer afrikanischer Instrumente, Aufbewahrungs- und Trinkgefäße wie der Kora oder Kalebasse bekannt. Unnötig zu erwähnen, dass reife Flaschenkürbisse von allen Kürbisgewächsen demnach eine der stabilsten und härtesten Schalen besitzen.
Junge Flaschenkürbisse zeichnen sich dagegen durch eine deutlich weichere und zudem auch stark behaarte Schale aus. Sie werden sowohl in Afrika als auch in Südeuropa und Asien traditionell als Gemüse verwendet, wobei eine ganz besondere Variation des Speise-Flaschenkürbisses in Sizilien als echte Spezialität gilt: Die Cucuzza. Sie wächst üblicher Weise als 1 bis 1,5 m lange Frucht, wobei zwei Varianten besonders beliebt sind:
- Cucuzza Longa: Auf Sizilien auch als Riesenzucchini bekannt, besitzt die Cucuzza Longa einen länglichen bis schlangenartig gekrümmten Wuchs.
- Cucuzza Genovese: Auch als sizilianische Zucchetta, wächst die Cucuzza Genovese auffallend birnen- oder keulenartig bis kellenartig.
Man könnte also sagen, dass es sich bei der Cucuzza um Riesenzucchini aus der Gattung der Flaschenkürbisse handelt. Da sie wie die Zucchini der Cucurbita-Gattung vor Aushärten ihrer Schale geerntet werden, sind sie zum Zeitpunkt der Verarbeitung der herkömmlichen Zucchini sehr ähnlich.
Auch besitzen sie ein gleichermaßen weiches Fruchtfleisch sowie eine verhältnismäßig weiche Schale. Letztere sollte aber dennoch geschält werden, da sie recht behaart und deswegen nicht besonders angenehm zu essen ist.
Cucuzza Spezialitäten aus Sizilien
Cucuzza sind wie die meisten Kürbisgewächse essbar, sofern ihr Cucurbitacingehalt nicht überschritten wird. Im Zweifelsfall hilft die Bitterprobe, jedoch gelten beide der genannten Cucuzza-Varianten als beliebtes sizilianisches Gemüse und ihr Verzehr damit generell als unbedenklich. Da unser Leser um passende Rezepte für seine Riesen-Kürbis-Zucchini gebeten hat, hier noch ein paar leckere Empfehlungen für die Zubereitung.
Rezept 1: Geschmorte Cucuzza
- Eine Dose geschälte Tomaten
- 1 kg Cucuzza Longa oder Genovese
- 1 kg Hackfleisch (Rind)
- 1 Zwiebel
- 1 Knoblauchzehe
- 1 EL Öl
- ½ EL Oregano
- ¼ TL rote Paprika
- ¼ TL Salz
Zubereitung:
Zwiebeln und Knoblauchzehe schälen und fein hacken. Öl in einer großen Pfanne erhitzen und gehackte Zwiebeln darin anbraten. Fleisch dazugeben und ebenfalls scharf anbraten. Danach mit Knoblauch, Salz, rotem Pfeffer und Oregano würzen.
Sobald das Fleisch gar ist, die Tomaten hinzugeben. Das Ganze nun etwa 10 Minuten köcheln lassen. Währenddessen Cucuzza schälen, würfeln und anschließend mit in die Pfanne geben. Das Ganze nun weitere 30 Minuten kochen, bis die Cucuzza Stücke schön weich sind.
Tipp: Die Cucuzza Pfanne am besten mit frischem Basilikum und Romano-Käse servieren. Als Beilage eignen sich Spaghetti oder Kartoffeln.
Rezept 2: Cucuzza Casserole mit Salsiccia
- 1 Cucuzza Genovese
- 1 Zwiebel
- 1 Jalapeño
- 3 mittelgroße Tomaten
- 4 Salsiccia Würste (gekocht)
- 2 Tassen geriebenen Mozzarella
- etwas Olivenöl
Zubereitung:
Tomaten, Jalapeño sowie geschälte Cucuzza und Zwiebel würfeln, die Salsiccia in dünne Scheiben schneiden. Als nächstes etwas Öl in einer Pfanne erhitzen und darin Zwiebeln und Cucuzza für etwa 10 Minuten anbraten.
Das weich gekochte Gemüse nun in eine Auflaufform geben und mit Tomaten, Wurst und einer Tasse geriebenen Mozzarella vermengen. Ist das getan, den Auflauf abschließend mit einer weiteren Tasse Mozzarella bestreuen. Die Casserole muss nun bei etwa 20 bis 250 Grad für 15 bis 20 Minuten backen bis der Käse schön golden ist.
Rezept 3: Sizilianische Kürbissuppe mit Cucuzza
- 1 große Cucuzza Longa
- 1 Dose gewürfelter Tomaten
- 250 g Pasta
- 25 bis 30 junge Spinatblätter
- 8 Tassen Wasser
- 1 l Marinara Sauce
- 1 Knoblauchzehe
- ½ TL Salz
- ¼ TL Pfeffer
- ½ Tasse gewürfelter Romano-Käse
Zubereitung:
In einem großen Suppentopf 8 Tassen Wasser zum Kochen bringen. Währenddessen die Spinatblätter waschen, Knoblauch schälen und beides fein hacken. Danach zusammen mit dem Salz in das kochende Wasser geben und für ca. 20 Minuten kochen. Währenddessen die Cucuzza schälen und in längliche, mundgerechte Stücke schneiden.
Nun die Cucuzza Stücke, Pfeffer und Knoblauch in den Topf geben und kurz aufkochen lassen. Anschließend die Marinara Sauce und die Tomatenwürfel hinzufügen und die Suppe für etwa 30 bis 40 Minuten köcheln lassen. Sobald die Cucuzza schön weich und glasig gekocht ist, die Pasta hinzugeben und in der Suppe kochen. Abschließend vor dem Servieren die Käsestücke einrühren.
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