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Kerbel pflanzen – Inhaltsstoffe, Wirkung und Kultur

6 Minuten Lesezeit

Der Kerbel (Anthriscus) ist eine heimische Kräuterpflanze, die schon seit Jahrhunderten als Gewürzkraut in der Küche bekannt ist. Während seine Blätter denen der Petersilie ähneln, erinnern seine weißen Doldenblüten an die von Kümmel und wilder Möhre. Den pflegeleichten Kerbel pflanzen kann man dabei ganz unkompliziert.

Vorsicht, Verwechslungsgefahr: Kerbel wird nicht nur gerne mit anderen Gewürzkräutern verwechselt. Auch zum hochgiftigen Schierling (Conium maculatum) bestehen optische Ähnlichkeiten. Laien ist daher dringend vom Sammeln wilder Exemplare abzuraten.

 

Kerbel als Küchenkraut

Geht es um traditionelle Gewürzkräuter, fällt der Name Kerbel häufig zu aller erst. Bereits seit 400 Jahren wird das Kraut mit dem markanten Aroma in der Volksküche verwendet.

 

Ein feines Aroma aus der alten Volksküche

Speziell der Wiesenkerbel (Anthriscus sylvestris) ist diesbezüglich auch in Mitteleuropa heimisch. Der auch als Gartenkerbel bekannte Echte Kerbel (Anthriscus cerefolium) stammt hingegen ursprünglich aus dem Mittelmeerraum sowie dem Balkan. Von hier aus kam das Küchenkraut höchstwahrscheinlich durch die Römer nach Mitteleuropa.

Sowohl Echter Kerbel als auch Wiesenkerbel besitzen ein feines ätherisches Aroma, das sich als eine Mischung aus Fenchel, Anis und Petersilie beschreiben lässt. Als Würzkraut passt er somit wunderbar zu herzhaften Suppen, Soßen, Gemüsebeilagen sowie deftigen Fisch- und Fleischgerichten. Und auch als Salatpflanze wird Anthriscus gerne genutzt. Ein wichtiger Bestandteil ist der Kerbel außerdem in der Frankfurter Grünen Soße, die als echte Kräuterspezialität zu Ostern gilt.

 

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Wiesenkerbel (Anthriscus sylvestris)

Inhaltsstoffe und Wirkung von Kerbel

Die Anwendung von Kerbel muss sich nicht allein auf die Küche beschränken. Tatsächlich stecken in dem Kraut nämlich auch so manche heilsamen Inhaltsstoffe. Zu verdanken hat Kerbel seinen Geschmack einem hohen Anteil an ätherischen Ölen. Dieses besteht zu etwa 60 Prozent aus Estragol, das für den anisähnlichen Geschmack des Gewürzkrautes verantwortlich ist.

Ebenso wird Estragol eine entzündungshemmende, beruhigende, gefäßerweiternde und antioxidative Wirkung nachgesagt. Sie erklärt die heilpflanzliche Anwendung von Kerbel als durchblutungs- und harnförderndes Hausmittel bzw. Mittel gegen Augenentzündungen, auch wenn er nicht explizit zu den Heilpflanzen gezählt wird.

Weitere Inhaltsstoffe in Echtem Kerbel sind Bitterstoffe und Glykoside. Darüber hinaus besitzt das Kraut auch größere Mengen an Vitamin C, Carotin, Eisen und Magnesium, was den Gesundheitswert von Anthriscus weiter erhöht.

 

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Der Petersilie zum Verwechseln ähnlich: die Blätter des Echten Kerbels (Anthriscus cerefolium)

Kerbel pflanzen – Standort und Aussaat

Wie die ihm optisch bzw. aromatisch sehr ähnlichen Pflanzen Petersilie, Anis, Fenchel und Möhre gehört der Kerbel zur Familie der Doldenblütler. Unter diesen gilt er als besonders pflegeleichter Schwachzehrer, der selbst mit halbschattigen Standorten ohne Mittagssonne zurecht kommt. Mehr noch, schadet zu viel Sonne dem Aroma seiner Blätter und verkürzt deren Erntezeit durch eine viel zu frühe Blüte, die den Blättern das Aroma raubt.

Pflanztipp: Wenn Sie in Ihrem Garten häufig mit Schnecken zu kämpfen haben, setzen Sie den Kerbel in die Nähe betroffener Pflanzen, Denn der anisähnliche Duft des Kerbels vertreibt die Weichtiere zuverlässig. 

Mit Blick auf den richtigen Boden für Kerbel genügt ein frisch-feuchtes, humusreiches und lockeres Substrat. Herkömmliche Gartenerde mit neutralem pH-Wert zwischen 6,5 und 7,5 Punkten ist daher völlig ausreichend. Alternativ zur Kultur im Freiland ist zudem eine Topfkultur des Kerbels möglich.

Einzelheiten zum Standort für Kerbel:

  • für Anthriscus halbschattigen Standort wählen
  • zu viel Sonne beeinträchtigt Aroma und Erntezeit
  • frisch-feuchtes, humoses und lockeres Substrat
  • normale Gartenerde ist ausreichend
  • pH-Wert des Bodens: neutral, von 6,5 bis 7,5

 

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üppig blühende Kerbelkultur

Pflanzanleitung für Kerbel

1. Schritt – Pflanztermin wählen: Wenn Sie Kerbel im Garten anbauen möchten, können Sie etwa ab Mitte März mit der Aussaat ins Freiland beginnen. Die Vorzucht unter Glas ist noch früher möglich und kann bereits im Februar erfolgen. Am besten verwenden Sie für die erste Aussaat nur einen Teil der Samen und säen im Abstand von zwei Wochen immer wieder nach.

2. Schritt – Boden vorbereiten: Lockern Sie den Gartenboden tiefgründig auf und befreien Sie ihn von störenden Bodenhindernissen wie Steinen, Wurzelresten und Erdklumpen. Bei Bedarf lässt sich für Neusaaten etwas nährstoffreiche Kräutererde oder Humus ins Substrat einarbeiten.

3. Schritt – Kerbel säen: Streuen die Samen dünn auf dem vorbereiteten Substrat aus und bedecken Sie das Saatgut nur ganz leicht mit Erde. Der richtige Reihenabstand für Kerbel beträgt ca. 15 cm.  Achten Sie darauf, dass Ihr Beet in der folgenden Zeit nicht austrocknet, damit die Samen keimen können.

 

Kerbel gießen und düngen

Nach seiner Keimung ist Kerbel ausgesprochen pflegeleicht. Abgesehen von einer eventuell nötigen zusätzlichen Bewässerung in Zeiten ohne Niederschlag haben Sie mit dieser Pflanze kaum Arbeit, was das Gießen betrifft.

Auch in Sachen Düngung zeigt sich Anthriscus relativ genügsam. Einzig eine gute Kaliumversorgung ist wichtig, die sich aber problemlos durch speziellen Kaliumdünger (z.B. Tomatendünger) decken lässt. Alternativ kommt auch humusreicher Kompost in Frage.

 

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Kerbelkräuter sind klassische Doldenblütler

Kerbel ernten und vermehren

Kerbelkräuter benötigen rund acht Wochen, bis man sie kann. Durch regelmäßiges Nachsäen sind Sie aber von Frühling bis Herbst dauerhaft mit frischem Kraut versorgt. Der letztmögliche Termin für eine Aussaat ist Ende Juli.

Anthriscus blüht je nach Aussaattermin in der Zeit von Mai bis August und bildet dabei Dolden mit kleinen weißen Blüten. Frische Kerbelblätter für die Küche können Sie bis zur Blütezeit ernten, denn während der Blüte verlieren sie ihren Geschmack. Allerdings lassen sich die ersten Blütenstiele zu Beginn der Blütezeit abschneiden, um die Ernte zu verlängern und so noch etwas länger frische Blätter aus dem Garten zu ernten.

Als Vorrat für den Winter können Sie die restlichen Blätter vor Beginn der Blüte abernten. Diese frieren Sie am besten ein, denn getrocknet hat der Kerbel kaum noch Aroma. Frische oder tiefgefrorene Kerbelblätter sollten Sie immer erst kurz vor dem Servieren in die Speisen geben oder gehackt über die fertigen Gerichte streuen, denn beim Kochen verlieren sie ebenfalls an Geschmack.

 

Vermehrung durch Aussaat

Anthriscus ist eine einjährige Kräuterpflanze und muss daher in jedem Frühjahr neu ausgesät werden. Sofern Sie eine Selbstaussaat des Kerbels beabsichtigen, müssen Sie einige Blütenstände stehen lassen. In ihnen reift dann bis zum Herbst das Saatgut für das Folgejahr heran und sät sich bis zum nächsten Frühling selbst aus.

 

Interessante Sorten von Anthriscus

Schöne Kultursorten für den Garten bietet vor allem der Gartenkerbel alias Anthriscus cerefolium. Sie unterscheiden sich maßgeblich durch ihre Wuchsform, Geschmack und Robustheit. Sehr empfehlenswert sind diesbezüglich folgende Sorten:

  • ‚Brussels Winter‘: äußerst kälteresistent; gut für Frühkultur
  • ‚Fijne Krul‘: sehr robust; krause Blätter; ideal fürs Frühbeet
  • ‚Massa‘: kompakter Wuchs; glatte Blätter; gut für Vorzucht auf der Fensterbank
  • ‚Simple‘: sehr anpassungsfähig; Aroma erinnert an Süßholz
  • ‚Vertissimo‘: besonders ertragreich; glatte Blätter; intensives Anis-Aroma

Eine besondere Sorte des Wiesenkerbels stellt weiterhin der Purpur-Wiesenkerbel ‚Ravenswing‘. Sie fasziniert durch purpurrote Stängel und harmoniert als Zier-Kerbel wunderbar mit Purpurglöckchen.

 

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Purpur-Wiesenkerbel ‚Ravenswing*‘

Kerbel – Mögliche Krankheiten und Schädlinge

Schadbilder treten an Kerbelpflanzen maßgeblich bei falscher Pflege auf. So sorgt Staunässe zum Beispiel häufig für Wurzelfäule. Trotz Feuchtigkeitsliebe von Anthriscus ist daher stets mit Augenmaß zu bewässern.

Steht das Kraut zu trocken, tritt wiederum häufig Echter Mehltau auf. Die Pilzerkrankung lässt sich durch einen mehlig-weißen Belag auf der Blattoberseite sowie den Trieben der Pflanze erkennen.

Eine Plage auf vielen schmackhaften Kräuterpflanzen sind zudem Blattläuse. Gegen Sie kann ein Besprühen der Pflanzen mit Brennnesselsud oder aber der Einsatz von Nützlingen wie Marienkäfern oder Florfliegen helfen.

Bei Pilzkrankheiten wie Mehltau oder auch Rostpilz und Verticillium-Welke ist die Bekämpfung mit Fungiziden hingegen wenig rentabel. Immerhin handelt es sich bei Arten des Kerbels um einjährige Kräuterpflanzen. Das Entsorgen befallener Gewächse im Restmüll ist daher die einfachere Option, um einer Ausbreitung der Pilzerreger im Kräuterbeet zuvorzukommen.

 

Fazit

Kerbel ist eine alte Gewürzpflanze mit langer Tradition. Seine anspruchslose Art prädestiniert ihn zudem als Kräuterkultur für Anfänger. Denn weder benötigte das Kraut eine aufwändige Düngung noch stellt Anthriscus besondere Ansprüche an den Standortboden. Mit schattigen Standorten kommt die Pflanze ebenfalls wunderbar zurecht und weiß diese oftmals sogar mehr zu schätzen als ein Übermaß an Sonne.


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