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Myrte, Brautmyrte, Gemeine Myrte, Myrtus, Myrtus communis

Familien der Pflanzenwelt: Myrtengewächse

6 Minuten Lesezeit

Wenn es um aromatische Kräuter und Duftpflanzen geht, so wird man in der Familie der Myrtengewächse (Myrtaceae) gewiss fündig. Von der namensgebenden Myrte über die Gewürznelke bis hin zum Eukalyptus gehört dieser Pflanzenfamilie so manches interessante Kraut an. Dabei riechen die Myrtengewächse nicht nur sehr prägnant, sondern besitzen oftmals auch eine heilsame Wirkung. Insgesamt umfassen die Myrtaceae etwa 131 Gattungen, die sich in zwei Unterfamilien einteilen lassen:

  • Unterfamilie der Psiloxyloideae
    enthält 2 Gattungen der Myrtaceae
  • Unterfamilie der Myrtoideae
    enthält etwa 129 Gattungen der Myrtaceae

 

Besonderheiten der Myrtaceae

Myrtaceae wachsen maßgeblich in den Tropen und Subtropen, wo viele von ihnen mit Vorliebe in rauem, unwegsamen Gelände gedeihen. Ein hitziges bis unwirtliches Klima sind die Hardliner unter den exotischen Kräutern und Gehölzen also durchaus gewöhnt. Das zeigt sich nicht nur an einem ihrer Hauptverbreitungsgebiete, Australien, sondern auch an ihrem Erscheinungsbild.

Denn optisch erinnern Myrtaceae stark an Ölbaumgewächse, die ebenfalls gerne in rauen Gegenden der tropischen und subtropischen Klimazone heimisch sind. Beide Pflanzenfamilien zeichnen sich zudem durch einen verholzenden Wuchs sowie ihre ledrigen Laubblätter aus.

 

Myrte, Brautmyrte, Gemeine Myrte, Myrtus, Myrtus communis
die ledrigen Blätter der Myrtengewächse sind denen der Ölbaumgewächse sehr ähnlich

Aromatische und heilsame Inhaltsstoffe

Ähnlich den Ölbaumgewächsen enthalten auch die Blätter der Myrtengewächse eine Vielzahl an ätherischen Ölen. Im Falle vieler der Myrtaceae sind diese neben einem äußerst intensiven Geruch auch für eine besonders starke Heilwirkung verantwortlich. Als wertvolle Aroma- und Wirkstoffe gelten dabei vor allem antibakterielle sowie entzündungshemmende Terpene wie:

  • Campher
  • Cineol
  • Cymol
  • Eugenol
  • Limonen
  • Myrcen
  • Phellandren
  • Pinen

 

Als Hauptverbreitungsgebiete der Myrtengewächse gelten Ozeanien und Polynesien. Vor allem in Australien und Neuseeland werden heilsame Kräuter der Pflanzenfamilie, wie zum Beispiel Eukalyptus, der Teebaum oder die als Manuka bekannte Südseemyrte schon seit Jahrtausenden heilpflanzlich genutzt. Sowohl die australischen Aborigines als auch die Māori Neuseelands kennen den Teebaum und die Südseemyrte als wertvolle Heilkräuter gegen Erkältung, Entzündungen, Wunden und Hautbeschwerden.

Und auch im Rest der Welt sind alte ozeanische Heilpflanzen aus der Familie der Myrtaceae längst keine Unbekannte mehr. Gerade Eukalyptus hat sich weltweit als wichtiges Erkältungskraut etabliert. Das kostbare Teebaumöl gegen Hautbeschwerden wie Nagelpilz, Fußpilz oder gereizte Kopfhaut ist ebenfalls international bekannt. Nicht zu vergessen ist außerdem die Gewürznelke als wichtiges Gewürzkraut in der Küche.

 

Nelke, Nelken, Gewürznelke, Gewürznelkenbaum, Nelkenbaum, Syzygium aromatica
Als eines der wichigsten Gewürzkräuter in der Küche gehört die Gewürznelke zu den Myrtengewächsen

Vielseitige Blatt- und Blütenformen  

In Bezug auf ihre Blattform kann bei Myrtengewächsen keine einheitliche Aussage getroffen werden. Hier kommen sowohl ovale, gefiederte also auch nadelartige Blätter vor. Auch die Blütenpracht der Myrtaceae ist sehr variabel.

Ob Radblüten, Kopfblüten, ährige Blütenstände oder Blüten mit feinen Flaumhärchen – der Blütenvielfalt, wie auch den Blütenfarben sind in dieser Pflanzenfamilie keine Grenzen gesetzt- Aus diesem Grund geben Myrtengewächse nicht nur aromatische Nutz- sondern gleichzeitig auch sehr schöne Zierpflanzen ab.

Dabei sollte man aber bedenken, dass Myrtengewächse gemeinhin wenig bis gar nicht winterhart sind. In gemäßigten Breitengraden kann man sie deshalb lediglich als Zimmerpflanzen oder Topfkulturen halten, die im Haus überwintern.

 

Eukalyptus, Roter Eukalyptus, Eukalyptus camaldulensis, Corymbia,
Eine unter den Myrtengewächsen sehr häufige Blütenform: unscheinbare Blütenblätter, dafür üppige Staubblätter, hier an Rotem Eukalyptus

Myrtengewächse der Psiloxyloideae

Diese Unterfamilie ist mit nur zwei Gattungen relativ klein, zeigt aber bereits, dass kaum ein Myrtengewächs für einen Gartenstandort geeignet ist. Sowohl die Gattung Heteropyxis als auch die Namenspatin der Unterfamilie, Psiloxylum, stammen nämlich aus Südafrika und sind bei uns allenfalls als Zimmerpflanzen kultivierbar. Zu diesem Zweck sind gelegentlich sogar Samen der exotischen Zier- und Duftsträucher erhältlich.

Psiloxyloideae benötigen Standarttemperaturen von mindestens 15 – 20 °C. Auch im Winter sollten die Temperaturen über dem Gefrierpunkt liegen und auf keinen Fall unter 5 bis 10 °C fallen. Ein lichtreicher Standort ist für die Exoten ebenfalls wichtig. Bei den Bodenansprüchen ist gemäß ihrer Herkunft ein mäßig feuchtes, eher sandiges Substrat zu wählen.

Gegossen werden Psiloxyloideae dann nur, um den Boden nicht austrocknen zu lassen. Wer hier auf eine gute Pflege achtet, der hat mit den südafrikanischen Myrtaceae aber sehr originelle Duftpflanzen, die sowohl durch ihr ätherisches Aroma als auch ihre weißlich gelben Blütendolden jeden Raum bereichern. Empfehlenswerte Arten sind:

  • Lavendelbaum (Heteropyxis natalensis)
  • Mauritanische Psiloxylum (Psiloxylum mauritianum)

 

Myrte, Brautmyrte, Gemeine Myrte, Myrtus, Myrtus communis, Myrtengewächse
Der Namenspatron der Myrtengewächse: Die Myrte

Myrtengewächse der Myrtoideae

Die zweite der beiden Unterfamilien innerhalb der Myrtengewächse offenbart die wahre Vielfalt dieser Pflanzenfamilie. Mit den Psiloxyloideae haben sie aber dennoch eines gemeinsam. Sie sind bei uns nicht winterhart. Zwar vertragen einige Pflanzen noch Temperaturen bis -5 °C, für das Überleben im Freiland bei mitteleuropäischen Winterklima reicht das aber nicht. Bei der Wahl des Standortes muss man diesbezüglich ebenfalls vorsichtig sein. Als Faustregel gilt:

  • kalkfreie sowie sandige bis steinige Substrate
  • Licht und Wärme – ja
  • erbarmungslose Vollsonne – nein
  • Boden frisch-feucht, aber keinesfalls zu nass halten
  • Minderaldünger mit vielen Spurenelementen ist wichtig

 

Die Kultur von Myrtoideae kann trotz mangelnder Winterhärte aber durchaus lohnen. Da wäre zunächst der Nutzfaktor klassischer Aroma – und Heilpflanzen der Myrtoidae zu nennen. Die ätherischen Öle der Pflanzen setzen sich maßgeblich aus schleimlösenden und desinfizierenden Pflanzenstoffen wie Eugenol, Cineol und Terpenen zusammen und sind als Mischdestillat auch unter dem Namen Myrtol bekannt. Dieses wird in der Medizin zur Behandlung von Erkältungen, Verschleimungen, Entzündungen und Schmerzen genutzt.

Neben berühmten Vertretern wie der Myrte, Gewürznelke, dem Teebaum oder Eukalyptus gibt es dabei auch einige Heilpflanzen, die bei uns noch weniger bekannt sind. Erwähnenswert ist hier vor allem die Südseemyrte, aus welcher der berühmte Manuka-Honig gewonnen wird.

 

Manuka, Südseemyrte, Leucospermum, Leucospermum scoparium
Als Bezugsquelle für Manuka-Honig äußerst wertvoll: Die Südseemyrte

Fernab der Heilkräuter tummelt sich bei den Myrtoideae auch so manche leckere Südseefrucht. Beispiele hierfür sind die Guave und die Kirschmyrte. Ihre Steinfrüchte sind in den tropischen bis subtropischen Herkunftsländern begehrte Delikatessen, lassen sich bei uns ob des Sonnenmangels aber nur schwer im Haus züchten.

Einfacher ist es da schon, Duftpflanzen wie der Darwinie oder der Chamelaucium ihre schmuckvollen Blüten zu entlocken. Und auch Guave und Co. können trotz mangelnder Fruchtbildung in gemäßigten Breitengraden sehr ziervolle Zimmerpflanzen sein. Abschließend eine Übersicht zu den Klassikern sowie zu interessanten Empfehlungen unter den Myrtoideae:

  • Blutbaum (Corymbia)
    • Zitroneneukalyptus (Corymbia citriodora)
  • Chamelaucium (Chamelaucium)
    • Hakige Chamelaucium (Chamelaucium uncinatum)
  • Darwinie (Darwinia)
  • Eukalyptus (Eucalyptus)
    • Blauer Eukalyptus (Eucalyptus globulus)
    • Pfefferminz-Eukalyptus (Eucalyptus radiata)
  • Gewürznelke (Syzygium)
    • Gewürznelken-Baum (Syzygium aromaticum)
  • Guave (Psidium)
  • Heidenmyrte (Micromyrtus)
  • Kirschmyrte (Eugenia)
  • Myrte (Myrtus)
    • Gemeine Myrte (Myrtus communis)
  • Myrtenheide (Melaleuca)
    • Australischer Teebaum (Melaleuca alternifolia)
  • Südseemyrte (Leptospermum)
    • Manuka (Leptospermum scoparium)
    • Zitronenmyrte (Leptospermum petersonii)
  • Zylinderputzer (Callistemon)

 

Teebaum, Melaleuca, Melaleuca squarrosa, Myrtenheide
Die Blüte des Teebaums

Kulturtipps für Myrtengewächse

Fasziniert zeigte sich von der Vielseitigkeit der Myrtengewächse bereits Johann Wolfgang von Goethe. Er kultivierte sie gemeinsam mit anderen Tropenpflanzen wie der Orange, Zitrone und dem Lorbeer auf der Terrasse. Lorbeer und Myrte sollen dabei laut Aussagen des Dichters die beiden Zitrusfrüchte umrahmen.

Das „Goethe-Arrangement“ ist auch heute noch ein Geheimtipp für Liebhaber der exotischen Gewächse. Die von Goethe gepriesene Topfhaltung auf dem Balkon ist zudem ein wunderbares Pflanzkonzept für Myrtengewächse. Im Sommer können die Pflanzen so auch im Freiland verweilen.

 

Fazit

Myrtengewächse mögen nicht winterhart sein, sind aufgrund ihres vielseitigen Nutz- und Zieraspekts aber auf jeden Fall eine Überlegung wert. Neben Klassikern wie der Myrte oder der Gewürznelke kann man es diesbezüglich auch gerne einmal mit unbekannten Größen wie der Südseemyrte oder der Chamelaucium versuchen.

Wichtig ist aber ein lichtreicher und durchgehend warmer Standort sowie eine gute Mineraldüngung. Der Boden für Martengewächse sollte gemäß ihrer Herkunft eher sandig oder steinig sowie mäßig feucht bis trocken sein.


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