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Myrrhestrauch, Commiphora myrrha

Familien der Pflanzenwelt: Balsambaumgewächse

Hinter der Familie der Balsambaumgewächse (Burseraceae) verbirgt sich die legendäre Gemeinschaft der Duftharzbäume. Zwar gibt es noch andere Pflanzenfamilien mit Gehölzen, die ein duftendes Harz produzieren, doch keine davon ist historisch derart von Bedeutung gewesen wie die Burseraceae. Dabei lassen sich die etwa 18 Gattungen der Balsambaumgewächse in drei verschiedene Tribus-Gruppen einteilen.

  • Tribus Bursereae
    umfasst 7 Gattungen der Burseraceae
  • Tribus Canarieae
    umfasst 8 Gattungen der Burseraceae
  • Tribus Protieae
    umfasst 3 Gattungen der Burseraceae

 

Herkunft der Burseraceae

Die Familie der Burseraceae besteht ausschließlich aus Laubgehölzen. Diese fallen neben einem intensiven Harzfluss auch durch ihre Fiederblätter auf, die in der Regel unpaarig an den Trieben wachsen. Blüten- und Fruchtstände sind häufig rispig bis traubig angeordnet. Die Blütenform ist zumeist radiärsymmetrisch. Als Früchte werden von den Burseraceae überwiegend Steinfrüchte ausgebildet.

Balsambaumgewächse haben viel mit mediterranen Kräutersträuchern gemeinsam. Einige von ihnen stammen sogar aus dem Mittelmeerraum oder zumindest aus angrenzenden Nachbarregionen des Mediterraneums. Andere nennen die trockenen bis wechselfeuchten Tropen Afrikas, Asiens, Amerikas oder Polynesiens ihre Heimat. An ihren sonnigen und warmen Standorten bilden sich ätherische Öle und Harze besonders reichhaltig aus.

Eine Kultur der meisten Burseraceae ist in gemäßigten Regionen der Welt nicht möglich. Ein Mitgrund dafür, weshalb die wohlriechenden Harze dieser Pflanzen schon in der Antike von weit her importiert wurden. Da viele Arten dieser Pflanzenfamilie endemisch wachsen, sind die Bezugsquellen zudem oft stark eingeschränkt, was den Preis für kostbare Räucherharze schon im Altertum stark in die Höhe trieb.

Eine der berühmtesten Handelswege für das Baumharz von Balsambaumgewächsen war diesbezüglich schon zu antiken Zeiten die sogenannte Weihrauchstraße. Sie verlief entlang der traditionellen Kulturstandorte von Weihrauch und Myrrhe zwischen Süd- und Südostafrika und der Arabischen Halbinsel.

Dabei wurden allerdings auch andere Harze auf der Weihrauchstraße gehandelt, die nicht zu den Balsambaumgewächsen gehören. Zu nennen wären hier insbesondere Styrax und Drachenblut.

 

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Ein klassischer Standort für Balsambaumgewächse am Beispiel Weihrauch: trocken und sonnig | © Mauro Raffaelli

Inhaltsstoffe und Wirkung der Balsambaumgewächse

Charakteristisch für Gehölze der Burseraceae ist ein hoher Gehalt an ätherischen Ölen und Terpenen, die neben dem Geruch der Baumharze auch eine besondere Heilwirkung mitgestalten. Typisch sind antioxidative, antimikrobielle und entzündungshemmende Inhaltsstoffe wie:

  • Boswelliensäure
  • Campher
  • Cymol
  • Limonen
  • Mycren
  • Pinen

 

Daneben enthalten Burseraceae auch oft einen hohen Gehalt an Schleimstoffen, die ebenfalls entzündungshemmend sowie reiz- und schmerzlindernd wirken. Sie spielen für die Harzkonsistenz eine besondere Rolle.

Nicht zu verwechseln sind die Balsambaumgewächse mit dem Balsambaum (Myroxylon). Dieser wird zwar ebenfalls zur Gewinnung von zähflüssigem Pflanzensekret (v.a. Perubalsam) verwendet, ist trotz Namensähnlichkeit aber nicht weiter mit den Balsambaumgewächsen verwandt. Stattdessen gehört er zur Familie der Hülsenfrüchtler und ist somit ein enger Verwandter von Erbsen und Bohnen.

 

Weihrauch, Boswellia, Boswellienharz, Wirkung, Balsambaumgewächse
Das Wohl legendärste Räucherharz unter den Balsambaumgewächsen: Weihrauch

Das rituelle Räucherwerk der Balsambaumgewächse

Die Burseraceae, ebenso wie der Tribus Bursereae verdanken ihren Namen dem als Bursera bekannten Palo Santo Baum. Unter den rituellen Räucherhölzern eine wahre Legende, wurde sein wohlriechendes Holz doch bereits von den indigenen Völkern Amerikas zur Geistheilung und Vertreibung böser Geister eingesetzt.

Ähnliche rituelle Bedeutung besitzen aber noch ganz andere Balsambaumgewächse. Da wäre zunächst einmal der Weihrauch, dessen Harz schon in der Bibel als heiliges Räucherwerk genannt wird. Ähnlich sieht es mit Myrrhe aus, deren sagenhafte Heilkräfte unter anderem die Wunden und Schmerzen Jesu Christi am Kreuz gelindert haben sollen. Und genau an dieser Stelle kommt der medizinische Nutzen der Burseraceae-Räucherharze ins Spiel.

 

Wirkung der Burseraceae-Harze

Für ihre antimikrobielle Wirkung bekannt, wurden speziell Myrrhe und Weihrauch schon im antiken Ägypten zur Einbalsamierung von Mumien genutzt. Denn die Baumharze hielten erfolgreich Leichenkeime fern und sorgten so für eine ausgezeichnete Konservierung der Leichen. Später wurde die antimikrobielle Wirkung der beiden Balsambaumgewächse auch dazu genutzt, um Krankenzimmer zu desinfizieren. Dazu räucherte man die Räume gerne mit den Harzen aus.

Mit Blick auf die schmerzstillende und wundheilende Wirkung von Burseraceae spielen antioxidative Wirkstoffe ebenso eine Rolle, wie beruhigende Eigenschaften. Letztere können auch Angstzustände lösen. Aus diesem Grund werden Holz und Harz der Stammgattung der Burseraceae, Bursera alias Palo Santo, traditionell gerne in Ritualen eingesetzt, die böse Geister abwehren und die Furcht vor ihnen reduzieren sollen.

 

Palo Santo, Bursera graveolens
Rituelle Anwendung von Palo Santo Holz zur Reinigung und Abwehr böser Geister

Wichtige Balsambaumgewächse im Überblick

Die bekanntesten Räucherharze der Welt entstammen allesamt dem Tribus Bursereae. Es gibt jedoch auch unter den Canarieae einige namhafte Vertreter. Diese sind zwar eher in ihren Herkunftsländern wohlbekannt, werden hier aber schon seit Jahrhunderten zur Harzgewinnung genutzt.

Bestes Beispiel hierfür ist die namensgebende Gattung der Canarieae, der auch als Manilaelemibaum bekannte Pilinussbaum (Canarium). Er kommt überwiegend endemisch auf den Philippinen vor und wird hier recht umfangreich als Nutzpflanze verwendet. Neben seinem Räucherharz dienen die Pilinüsse als Snack oder werden in Honig geröstet als Süßigkeiten verzehrt. Aus den Samen des Pilinussbaums stellt man außerdem Pilinussöl her.

Ebenfalls zu den Canarieae gehört der Butterbusch-Baum alias Afrikanische Pflaume (Dacryodes). In West- und Zentralafrika beheimatet, werden seine den Pflaumen ähnlichen Früchte als Obst genutzt. Das Harz von Dacryodes, ebenso wie seine Rinde und Blätter sind traditionelle Heilkräuter der afrikanischen Volksmedizin.

 

Myrrhe, Myrrheharz
Übrigens: Auch Myrrhe stammt ursprünglich aus Afrika | © Das Grüne Archiv

Es gibt unter den Balsambaumgewächsen also noch deutlich mehr interessante Räuchergehölze und Nutzpflanzen zu entdecken als die gängigen Klassiker. Hier noch einmal die wichtigsten Vertreter der Burseraceae im Überblick:

  • Palo Santo (Bursera graveolens)
  • Myrrhe (Commiphora myrrha)
  • Weihrauch (Boswellia)
  • Afrikanische Pflaume (Dacryodes edulis)
  • Manilaelemibaum (Canarium luzonicum)
  • Pilinussbaum (Canarium ovatum)

 

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