Die Taubnessel (Lamium) wird häufig für eine Art der Brennnessel gehalten. Allerdings stellt die Nesselpflanze eine eigenständige Gattung. Gemeinsam haben Taubnesseln und Brennnesseln dennoch viel. Das nicht nur mit Blick auf ihre Standortvorlieben, sondern auch in Bezug auf ihre Heilwirkung. Ein Anwendungs- und Kulturratgeber für Wildkräuterliebhaber, die gerne Taubnessel pflanzen möchten.
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Anders als die Brennnessel gehört die Taubnessel nicht zu den Brennnesselgewächsen, sondern zu den Lippenblütlern. Mehr noch, stellt die Nesselart hier sogar die Stammgattung der als Lamiaceae bekannten Pflanzenfamilie. In dieser finden sich noch ganz andere Größen aus dem Bereich der Heilpflanzen, so zum Beispiel Thymian, Salbei, Rosmarin, Lavendel und Minze.
Ähnlich wie ihre Artverwandten wird auch die Taubnessel nicht nur heilpflanzlich genutzt. Als Blattgemüse oder Zutat für Wildkräutersalat dienen die jungen Blätter und Blüten der Pflanze. Ebenso kann man sie als Teekraut verwenden. Dabei sind gerade die Blätter von Lamium reich an Vitamin A.
Das heilsame Kraut der Lamien
Die botanische Fachbezeichnung der Taubnessel, Lamium, leitet sich vom altgriechischen Wort lamós für „Schlund“ oder „Rachen“ ab. Sie nimmt ganz klar Bezug auf die schlundförmigen Blüten von Lamium, die für alle Lippenblütler charakteristisch sind.
Gleichwohl steht der wissenschaftliche Name Lamium auch mit den Lamien in Verbindung. Nach griechischer Mythologie handelt es sich bei diesem um weibliche Sagengestalten, die später als Vorbild für Vampirmythen dienten. Mit ihrem Schlund sollen die Lamien nämlich begierig das Blut ihrer, meist jungen und männlichen Opfer verschlungen haben.
Ungeachtet dieser schaurigen, etymologischen Assoziation ist die Taubnessel aber alles andere als gefährlich. Tatsächlich kann sie nicht einmal „vampirisch beißen“, wie etwa die Brennnessel. Dennoch steht Lamium ihrem berühmten Namensvetter in Sachen Heilwirkung in nichts nach und lässt sich in vielerlei Hinsicht sogar umfangreicher einsetzen.
Inhaltsstoffe und Wirkung der Taubnessel
Die Taubnessel ist für ihre antioxidative, entzündungshemmende und sekretfördernde Wirkung bekannt. Neben Gesundheitsbeschwerden wie Atemwegsinfekten, Diabetes, Haut- und Schleimhautentzündungen sowie Herz- und Gefäßkrankheiten kommt die Heilpflanze dabei auch gerne als harnförderndes Diuretikum und Hausmittel gegen Harnwegserkrankungen zum Einsatz. Ein Anwendungsbereich, den sich die Nesselart mit der Brennnessel teilt.
Bevorzugt als heilpflanzliche Art verwendet werden diesbezüglich die Weiße Taubnessel (Lamium album) und die Purpurrote Taubnessel (Lamium purpureum). Letztere ist zudem als blutstillendes Heilmittel zur Behandlung von Geschwüren im Einsatz.
Die Inhaltsstoffe der Taubnessel vereinen klassische medizinische Wirkstoffe von Heilpflanzen in sich. Zu nennen wären hier unter anderem die antimikrobiellen und antioxidativen Anthocyane und Gerbstoffe im ätherischen Öl der Pflanze. Für die entzündungshemmende Wirkung von Lamium sind außerdem die pflanzeneigenen Schleimstoffe von Bedeutung. Irioidglykoside gelten wiederum als herz- und gefäßstärkend. Hier ein Überblick zu den wichtigsten Inhaltsstoffen:
- Anthocyane
- Betaine
- Cholin
- Flavonoide
- Gerbstoffe
- Irioidglykoside
- Saponine
- Schleimstoffe
- Terpene
Taubnessel pflanzen – Standort und Ablauf
Lamium-Arten sind sowohl in Europa als auch in Asien und Afrika heimisch. Während das Hauptverbreitungsgebiet zahlreicher Arten dabei im Mittelmeerraum liegt, sind viele von ihnen bis -30 °C sehr gut winterhart.
Einer mehrjährigen Kultur steht somit nichts im Wege. Und diese wird insbesondere Bienenschützern wärmstens empfohlen. Wegen ihrer nektarreichen Lippenblüten ist Lamium nämlich eine ausgezeichnete Bepflanzung für die Bienenweide und bietet Bienen wie Hummeln hier ein wahres Festbankett.
Der richtige Standort für Lamium
Lamium kommt mit Sonne und Halbschatten am Standort gleichermaßen gut zurecht. Der Boden sollte aber stets frisch-feucht sein. Ähnlich wie die Brennnessel schätzt die Taubnessel dabei sandig-lehmige Substrate und einen neutralen pH-Wert des Bodens zwischen 6,5 und 7,5 Punkten.
Auch gut durchlässig, humos und nährstoffreich sollte der Boden für die Bedürfnisse von Lamium sein. Diesbezüglich sei darauf hingewiesen, dass Taubnessel wie Brennnessel bei guten Standortbedingungen recht unkrautartig wächst. Topfkulturen sind hier eine gute Empfehlung für alle, die der Wuchsfreudigkeit von Lamium Einhalt gebieten möchten.
Einzelheiten zum Standort für Lamium:
- sonniger bis halbschattiger Standort
- durchlässiger, nährstoffreicher und humoser Boden
- am besten sandig-lehmiges Substrat wählen
- pH-Wert des Bodens: neutral, von 6,5 bis 7,5
- Topfkulturen sind möglich
- Taubnessel ist bis -30 °C winterhart
Taubnessel säen oder pflanzen
Eine Aussaat von Samen der Taubnessel ist bereits im zeitigen Frühjahr ab März bis in den Sommer hinein möglich. Säen Sie die Samen direkt ins Beet, denken Sie aber daran, dass es sich bei Lamium um einen Lichtkeimer handelt. Bedecken Sie das Saatgut daher nur sehr dünn mit Erde und halten Sie die Anzucht bis zur Keimung stets leicht feucht.
Eine Direktpflanzung oder ein Pikieren der ausgesäten Jungpflanzen ist dann ab Mitte Mai möglich. Da Taubnesseln artabhängig zwischen 40 und 95 cm hoch werden und zudem recht lange Ausläufer von bis zu 1 m Länge entwickeln, ist auf einen gebührenden Pflanzabstand zu Nachbarpflanzen zu achten. Dieser beträgt im Beet 25 bis 45 cm. Auf der Blumenwiese oder Futterwiese sollten pro m² nicht mehr als 16 Stück der Kräuterpflanzen stehen
Taubnessel gießen und düngen
Lamium versorgt sich im Freiland weitestgehend selbst mit Wasser, wobei ihr ihre langen Ausläufer eine gute Hilfe sind. Allenfalls in sehr trockenen Sommermonaten könnte eine manuelle Bewässerung notwendig werden. Öfter gießen muss man die Pflanze dagegen bei einer Kultur im Topf. Ganz austrocknen sollte der Standortboden jedenfalls nie.
Zur Düngung reicht es aus, die Taubnessel einmal jährlich während der Blütezeit zwischen April und September mit Komposterde zu versorgen. Ein Nährstoffmangel kommt selten vor, wird aber durch Kümmerwuchs der Blätter und Blüten ersichtlich. Ist dies der Fall, können Sie die Düngung während der Wachstumsphase alle drei bis vier Wochen wiederholen.
Taubnessel ernten und schneiden
Rückschnitte an Lamium sind nicht zwingend erforderlich, können aber im Frühjahr durchgeführt werden, um einen kräftigen Austrieb zu fördernd. Schneiden Sie die Pflanze dann bodennah zurück.
Ergänzend kann man eine unkontrollierte Selbstaussaat der vermehrungsfreudigen Pflanze unterbinden, indem man im Herbst vor der Samenreife die vertrockneten Blütenstände abschneidet.
Die Ernte von frischen Blüten und Blättern der Taubnessel ist zwischen Mai und September dauerhaft möglich. Beides lässt sich frisch für leckere Salate, Gemüsebeilagen oder Tee verwenden. Getrocknete Kräuter sind für die Teezubereitung ebenfalls denkbar.
Interessante Arten der Gattung Lamium
Zur Gattung Lamium gehören etwa 30 verschiedene Arten. Diese unterscheiden sich einerseits in ihren Blütenfarben, andererseits in ihrem Blattmuster. Darüber hinaus werden zur Gattung je nach Autor manchmal auch die 10 Arten der Goldnessel gezählt. Hier ein Überblick zu besonders schönen Arten.
- Gefleckte Taubnessel (Lamoum maculatum): rosa Blüten mit weiß-rosa gefleckter Unterlippe; graugrüne Blätter mit weiß-grauem Mittelstreifen
- Gewöhnliche Goldnessel (Lamium galeobdolon): gelbe Blüten
- Purpurrote Taubnessel (Lamium purpureum): purpurrote Blüten; rotgrünes Laub
- Riesen-Taubnessel / Nesselkönig (Lamium orvala): rotbraune Blüten, Wuchshöhe von 1 m
- Silber-Goldnessel (Lamium argentatum): gelbe Blüten; grüne Blätter mit silberner Blattzeichnung
- Stängelumfassende Taubnessel (Lamium amplexicaule): rosarote Blüten; stängelumfassende Blattkränze
- Weiße Taubnessel (Lamium album): weiße Blüten
Mögliche Krankheiten und Schädlinge
Wenngleich Taubnesseln insgesamt als recht widerstandsfähig gelten. Machen sich von Zeit zu Zeit Blattläuse und Grauschimmel an den Pflanzen zu schaffen. Eine ordentliche Dusche mit Brennnesselsud oder der Einsatz von Marienkäfern als natürliche Fressfeinde kann gegen Blattläuse helfen.
Speziell Brennnesselsud und Brennnesseljauche sorgen dank einer Extraportion Stickstoff zu einer guten Grauschimmelprävention. Behandeln lässt sich die Pflanzenkrankheit, als deren Verursacher der Grauschimmelpilz Botrytis cinerea gilt, leider nicht. Befallene Pflanzen müssen daher isoliert im Restmüll entsorgt werden, um einer weiteren Ausbreitung vorzubeugen.
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